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Art Spiegelman
Art Spiegelman (* 15. Februar 1948 in Stockholm) ist ein vielfach ausgezeichneter amerikanischer Cartoonist und Comicautor. Er erhielt unter anderem als erster Comic-Autor einen Pulitzer-Preis für seine Graphic Novel Maus – Die Geschichte eines Überlebenden sowie den Siegfried Unseld Preis für sein Lebenswerk.[1]
Leben
Spiegelman ist der Sohn von Władysław „Władek“ Spiegelman und Andzia Spiegelman, geborene Zylberberg. Beide Eltern haben das Konzentrationslager in Auschwitz und weitere Konzentrationslager überlebt, während ihr erster Sohn Rysio und der Großteil ihrer Angehörigen und Freunde ermordet wurden. Familie Spiegelman wanderte 1951 in die USA aus und ließ sich in New York nieder, wo es Władysław Spiegelman, nun William Spiegelman, als Diamantenhändler zu Wohlstand brachte.
Im Alter von sieben Jahren entdeckte Art den Bilderwitz der Comic-Zeitschrift Mad. Mit zwölf Jahren begann er, sich für die EC Comics (Entertaining Comics) zu interessieren und diese nachzuzeichnen. Im Laufe der Zeit verwirklichte er dann eigene Ideen, die bald in einer Schülerzeitung abgedruckt wurden.
Mit 15 Jahren zeichnete Spiegelman für die Long Island Post Cartoons, bevor er 1965 sein Studium auf der High School of Art and Design begann. Zwei Jahre später lernte er Wallace Wood kennen. Spiegelman brach sein Studium ab, arbeitete für Woods Magazin Witzend, wenig später für die Erotik-Zeitschriften Cavalier, Dude, Gent und Nugget.
Im Mai 1968 beging seine Mutter Suizid, ohne einen Abschiedsbrief zu hinterlassen. Spiegelman verarbeitete das Geschehen in der vierseitigen Story Prisoner on the Hell Planet („Gefangener auf dem Höllenplaneten“).[2]
1976 lernte er seine spätere Frau, die französische Architekturstudentin Françoise Mouly, kennen, mit der er von 1980 bis 1991 das schon bald vielgelobte großformatige Comic Avantgarde-Magazin RAW herausbrachte. In dem Magazin veröffentlichten sie neben ausländischen Zeichnern und neuen amerikanischen Talenten wie Charles Burns und Gary Panter auch Spiegelmans erste große Arbeit Maus – Die Geschichte eines Überlebenden von der zweiten Nummer an kapitelweise, seine Erzählung der Erinnerungen seines Vaters an die Shoa.
Kurze Zeit nach den Anschlägen am 11. September 2001 kündigte er beim berühmten The New Yorker, für die er einige aufsehenerregende Titelbilder gezeichnet hatte, aus Protest gegen den Opportunismus der amerikanischen Medien für den sogenannten „War on Terror“ der Bush-Regierung:
„Well, the press is a fearful creature here. It's not that brave.“
„Na ja, hier ist die Presse ein furchtsames Wesen. Sie ist nicht sehr tapfer.“[3]
2002 veröffentlichte die deutsche Wochenzeitung Die Zeit seine zehnteilige Comic-Serie In the Shadow of No Towers („Im Schatten keiner Türme“).[4] Die Serie beschreibt Spiegelmans Verarbeitung des 11. September und lässt das Trauma erahnen, das der Anschlag bei Spiegelman hinterlassen hat. Die zehn Folgen der Serie, die jeweils aus einer großformatigen Seite bestehen und voller Anspielungen auf Comic-Strips aus der Frühzeit des Mediums sind, erschienen in der Zeit von 2002 bis 2003. 2004 wurde die Serie auch als Buch veröffentlicht.
Im Juni 2006 befasste er sich in einer Cover-Story des Harper’s Magazine mit der Kontroverse um die Karikatur Das Gesicht Mohammeds. Art Spiegelman veröffentlichte im März 2012 zusammen mit John Pound die Comic-Card Reihe „Garbage Pail Kids“.[5]
Spiegelman ist seit 1977 mit Françoise Mouly verheiratet, die heute als Art Director bei der Wochenzeitschrift The New Yorker arbeitet, und hat mit ihr die Kinder Nadja Rachel (* 1987) und Dashiell Alan (* 1992).[6]
Heute arbeitet Spiegelmann als unabhängiger Zeichner und Autor und lebt seit 1977 in SoHo, Manhattan, New York.
Auszeichnungen (Auswahl)
- Für Maus erhielt Spiegelman 1992 den Pulitzer-Preis (Sonderpreis).[7]
- 2005 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.[8]
- 2012 wurde Spiegelman mit dem Siegfried Unseld Preis ausgezeichnet.[9]
- 2015 wurde er in die American Academy of Arts and Letters gewählt.[10]
Ausstellungen
- Art Spiegelman. Co-Mix. Eine Retrospektive von Comics, Zeichnungen und übrigem Gekritzel, 22. September 2012 bis 6. Januar 2013 im Museum Ludwig (Köln), zuvor im Centre Pompidou (Paris).[11]
Filme
- Comix. Art Spiegelman – Der Spiegel der Geschichte. Dokumentation, Frankreich, 2004, 26 Min., Regie: Benoît Peeters, Erstsendung: 15. Januar 2005, Inhaltsangabe von arte.
- Art Spiegelman – Comic-Zeichner. Dokumentarfilm, Frankreich, 2009, 44 Min., Buch und Regie: Clara Kuperberg, Joëlle Oosterlinck, Produktion: arte, Inhaltsangabe von arte.
- Art Spiegelman – Von Katzen und Mäusen. Dokumentation, ZDF 1987, 45 Min., personen beschreibung – ein Film von Georg Stefan Troller,[12] Kamera: Karl F. Hutterer, Michael Fischer,
Werke (Auswahl)
- Breakdowns. Gesammelte Comic strips. Stroemfeld Verlag, Frankfurt 1980, ISBN 978-3-87877-971-1 (im Schuber mit Bruch, einem Beiheft von Martin Langbein und Klaus Theweleit).
- Das Wilde Fest. Zeichnungen von Art Spiegelman, Text von Joseph Moncure March. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-498-06290-5.
- Little Lit – Märchen und Sagen. Herausgegeben von Art Spiegelman und Francoise Mouly. Carlsen, Hamburg 2001, ISBN 3-551-74999-X.
- Little Lit – Seltsame Geschichten. Herausgegeben von Art Spiegelman und Francoise Mouly Carlsen, Hamburg 2002, ISBN 3-551-75000-9.
- Küsse aus New York. Titelbilder und Zeichnungen für den New Yorker. Vorwort von Paul Auster. Zweitausendeins, Frankfurt 2003, ISBN 978-3-86150-607-2.
- Breakdowns. Porträt des Künstlers als %@*! Fischer, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-10-076805-6.
- Die vollständige Maus – Die Geschichte eines Überlebenden. Fischer, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-596-18094-3.
- Im Schatten keiner Türme. Atrium, Hamburg 2011, ISBN 978-3-85535-710-9. (Original: In the Shadow of no Towers, 2004.)
- MetaMaus. Fischer, Frankfurt 2012, ISBN 978-3-10-076806-3.
Literatur
- Ole Frahm: Genealogie des Holocaust: Art Spiegelmans Maus – A Survivor's Tale. Wilhelm Fink Verlag, München 2006.
Weblinks
- Literatur von und über Art Spiegelman im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Rezensionen zu Werken von Art Spiegelman bei perlentaucher.de
- Art Spiegelman Kurzbiografie bei seinem Literaturagent (englisch)
- Art Spiegelman in der Internet Movie Database (englisch)
- „Art Spiegelman: Breakdowns“, FAZ, 2. Dezember 2008, mehrteilige Themenseite mit Beiträgen von Volker Reiche, Ralf König, Flix u. a.
- „Der Spiegel der Geschichte“, arte
- Animation, arte (französisch)
- Maus Questions and Resources (englisch)
- Rezension zur aktuellen dt. Veröffentlichung Im Schatten keiner Türme
- LCCN: n85267111: seine Frau Françoise Mouly
Einzelnachweise
- ↑ Art Spiegelman: Aus die Maus Zeit Online, aufgerufen am 13. Oktober 2021
- ↑ „Prisoner on the Planet Hell“ in: Short Order Comix #1 1972 (Head Press) bzw. Spiegelman, A.: „Maus“, Reinbek 1989, S. 100 ff.
- ↑ „Maus und Maske. Der amerikanische Comic-Autor Art Spiegelman“ (RTF; 217 kB), S. 37 bzw.
- ↑ Besprechung von Im Schatten keiner Türme: „Im Schatten gezeichnet“, Deutsche Welle, 6. September 2002
- ↑ Archivierte Version von Fangoria (Memento vom 15. April 2012 im Internet Archive) Author talks “GARBAGE PAIL KIDS” book, abgerufen am 28. März 2021
- ↑ Great Lives from History: Jewish Americans. Art Spiegelman (engl.) Salem Press, aufgerufen am 13. Oktober 2021
- ↑ pulitzer.org: Special Awards and Citations
- ↑ Book of Members 1780–present, Chapter S. (PDF; 1,7 MB) In: American Academy of Arts and Sciences (amacad.org). Abgerufen am 22. Januar 2019 (english).
- ↑ boersenblatt.net vom 11. Juni 2012 (Memento vom 3. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ 2015 Newly Elected Members – American Academy of Arts and Letters. Abgerufen am 28. Dezember 2018 (en-US).
- ↑ Im Kreuzfeuer der Weltreligionen in FAZ vom 25. September 2012, Seite 29
- ↑ Art Spiegelman: Von Katzen und Mäusen. Abgerufen am 17. Dezember 2021.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Spiegelman, Art |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Cartoonist, Comicautor und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 15. Februar 1948 |
GEBURTSORT | Stockholm |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Art Spiegelman aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |