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Arterielle Hypotonie

Aus Jewiki
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Dieser Artikel erläutert arterielle Hypotonie; zu anderen Bedeutungen siehe Hypotonie (Begriffsklärung).
Klassifikation nach ICD-10
I95 Hypotonie
I95.0 Idiopathische Hypotonie
I95.1 Orthostatische Hypotonie
I95.2 Hypotonie durch Arzneimittel
I95.8 Sonstige Hypotonie
I95.9 Hypotonie, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2013)

Arterielle Hypotonie (griechisch ἀρτηρία arteria ‚Schlag-, Pulsader‘ und griech. ὑπό hypo ‚unter‘ und griech. τείνειν teinein ‚spannen‘)[1] beschreibt einen Blutdruck unterhalb einer definierten Normgrenze. In Deutschland bezieht man sich üblicherweise auf einen systolischen Blutdruck kleiner 110 mmHg, das National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI in USA) gibt 90/60 mmHg als Grenzwert an.[2][3]

Pathophysiologie und Einteilung

Ursächlich für eine arterielle Hypotonie ist ein Missverhältnis von Gefäßvolumen und zirkulierendem Blutvolumen.[4] Dieses Missverhältnis kann durch einen verminderten Gefäßwiderstand, zu geringes absolutes Blutvolumen, zu geringen Blutrückstrom zum Herzen oder durch reduzierte Pumpfunktion des Herzens entstehen. In Abhängigkeit von der Ursache unterscheidet man drei Formen der arteriellen Hypotonie.

Symptomatische Hypotonie

Als symptomatische Hypotension bezeichnet man einen niedrigen Blutdruck, der auf eine klar definierbare Ursache, z. B. eine Erkrankung oder Medikamenteneinnahme, zurückzuführen ist (siehe Tabelle).[2][4]

Pathophysiologie Ursache (Beispiele)
verringerter Gefäßwiderstand Anaphylaktischer oder spinaler Schock
reduziertes absolutes Blutvolumen geringe Trinkmenge, Blutverlust, Diarrhoe oder Erbrechen, Nebennierenrindeninsuffizienz
verminderter Blutrückstrom zum Herzen Krampfadern, Medikamenteneinnahme, z. B. Nitroglycerin, Vena-cava-Kompressionssyndrom, Lungenembolie
reduzierte Pumpfunktion des Herzens Herzinsuffizienz, (hochgradige) Aortenstenose, Perikarderguss

Einen insbesondere bei älteren Menschen vorkommenden Blutdruckabfall nach dem Essen bezeichnet man als postprandiale Hypotonie.

Orthostatische Hypotonie

Die orthostatische Hypotonie (Synonyme: Orthostase-Syndrom, orthostatische Dysregulation) ist eine bei Wechsel in die aufrechte Körperlage auftretende Regulationsstörung des Blutdrucks.

Physiologie

Im Normalfall steuert der Organismus dem durch die Orthostase entstehenden Blutdruckabfall mit der Orthostase-Reaktion entgegen. Eine orthostatische Hypotonie entsteht, wenn diese Gegenregulation des Körpers nicht richtig abläuft.

Formen

Drei Formen der Regulationsstörung sind zu unterscheiden:

  • Sympathikotone orthostatische Hypotonie: Die sympathische Gegenregulation ist übermäßig stark. Es kommt zu einem Anstieg des diastolischen Blutdrucks und der Herzfrequenz (mindestens 16 /min mehr) bei gleichzeitig spiegelbildlich starkem Abfall des systolischen Blutdrucks.
  • Asympathikotone orthostatische Hypotonie: Die sympathische Gegenregulation fällt zu schwach aus. Es kommt bei gleich bleibender oder sogar fallender Herzfrequenz zum verhältnismäßig starken Abfall des systolischen und diastolischen Blutdrucks.
  • Posturales orthostatisches Tachykardiesyndrom (synonym Orthostase-Intoleranz): Eine Hypotonie bleibt aus, jedoch kommt es zu einem verhältnismäßig starken Anstieg der Herzfrequenz (> 130 /min).

Essentielle Hypotonie

Die häufigste Form ist die essentielle Hypotonie (wesenseigene Hypotonie, Syn. idiopathische Hypotonie). Ihre Ursache ist unklar. Man geht davon aus, dass ihr eine Sollwertverstellung zugrunde liegt. Sie liegt vermehrt bei jungen, schlanken Frauen vor und hat häufig keinen Krankheitswert.[2]

Symptome

  • Blässe, kalte Hände und Füße
  • Zittern
  • rasche Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwäche
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Tachykardie
  • Kollapsneigung, Synkopen

Von größter Relevanz ist das Auftreten von kurzen Ohnmachtsanfällen (Synkopen). Durch den – im Vergleich zum Idealwert (120/80 mmHg)[5] – niedrigen Blutdruck kommt es zu einer Minderversorgung des Gehirns mit sauerstoffreichem Blut und dadurch zur Bewusstlosigkeit. Diese führt häufig zu Stürzen und damit verbundenen Verletzungen.

Arterielle Hypotonie tritt häufig bei schlanken oder untergewichtigen Menschen im Teenager-Alter auf.

Diagnostik

Eine länger bestehende Hypotonie sollte ärztlich abgeklärt werden. Wichtigstes Ziel der Diagnostik ist es, eine symptomatische Hypotonie zu identifizieren bzw. auszuschließen, da sie Ausdruck einer unter Umständen lebensbedrohlichen Erkrankung sein kann. Dazu sind neben Anamnese und klinischer Untersuchung apparative Verfahren wie die Echokardiographie oder eine Langzeit-Blutdruck-Messung und eine Blutuntersuchung von Bedeutung. In der Diagnostik der orthostatischen Hypotonie spielen Schellong-Test und Kipptischuntersuchung eine entscheidende Rolle.

Therapie

Langfristig ist eine arterielle Hypotonie gegenüber einer Hypertonie bezüglich des kardiovaskulären Risikos als günstiger anzusehen. Liegt keine identifizierbare Erkrankung zu Grunde, ist eine Therapie daher nur bei Beschwerden indiziert und erfolgt durch physikalische Maßnahmen wie Sport, Gymnastik und Wechselduschen und eine Umstellung der Ernährung (kochsalzreiche Mahlzeiten mit vermehrter Flüssigkeitszufuhr).[6][7] Nur selten ist eine medikamentöse Therapie mit Sympathomimetika, Dihydroergotamin oder Mineralokortikoiden angezeigt.

Kontrollierte Hypotension

Die Kontrollierte Hypotension ist eine Methode, bei der man den Blutdruck eines Patienten während der Operation bewusst senkt, um den Blutverlust zu verringern. Sie wird insbesondere bei orthopädischen Eingriffen wirkungsvoll eingesetzt, kann aber auch bei anderen Arten von Operationen angewandt werden.

Weblinks

Wiktionary: Hypotonie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Renate Wahrig-Burfeind (Hrsg.): Wahrig. Illustriertes Wörterbuch der deutschen Sprache. ADAC-Verlag, München 2004, ISBN 3-577-10051-6, S. 67, 405.
  2. 2,0 2,1 2,2 Gerd Herold: Innere Medizin. Köln 2007, S. 282-285.
  3. National Heart, Lung, and Blood Institute. What is hypotension? Abgerufen am 15. Januar 2011
  4. 4,0 4,1 Hypotonie. In: Alexander und Konstantin Bob (Hrsg.): Innere Medizin. S. 744–745. Thieme Verlag, Stuttgart 2001. ISBN 3-13-128751-9.
  5. http://www.bluthochdruck.de/
  6. W. von Scheidt und P. Trenkwalder: Chronische Arterielle Hypotonie. In: Steinbeck und Paumgartner (Hrsg.): Therapie Innerer Erkrankungen. 11. Auflage (2005) Springer Verlag. S. 232 ff.
  7. E. Hackenthal: Behandlung der Hypotonie und des Schocks. In: Oberdisse, Hackenthal, Kuschinsky (Hrsg.): Pharmakologie und Toxikologie. 3. Auflage (2002) Springer Verlag. S. 395
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Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Arterielle Hypotonie aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.