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Bălți
Bălṭi (rum.) Бельцы (russ.) | ||
| ||
Staat: | Moldawien | |
Verwaltungseinheit: | Munizip Bălți | |
Gegründet: | 1412 | |
Koordinaten: | 47° 46′ N, 27° 56′ O47.76166666666727.92888888888985Koordinaten: 47° 46′ N, 27° 56′ O | |
Höhe: | 85 m. ü. M. | |
Fläche: | 78,01 km² | |
Einwohner: | 149.700 | |
Bevölkerungsdichte: | 1.919 Einwohner je km² | |
Telefonvorwahl: | +373 231 | |
Postleitzahl: | MD-3100 | |
Bürgermeister: | Wassili Pantschuk | |
Webpräsenz: | ||
Bălṭi [ˈbəltsʲ] (kyrillische Schreibung Бэлць; russisch Бельцы/Belzy; deutsch auch Belz) ist mit knapp 150.000 Einwohnern (2012) die nach Chișinău zweitgrößte Stadt Moldawiens, wenn man von der in Transnistrien gelegenen Stadt Tiraspol absieht.
Bălți ist das bedeutendste Industrie-, Kultur- und Geschäftszentrum sowie das wichtigste Verkehrsdrehkreuz im Norden Moldawiens. Die Stadt liegt in der Bălți-Steppe, rund 130 km nördlich von Chișinău am Fluss Răut, einem Nebenfluss des Dnisters. In der Stadt lebt eine multikulturelle und mehrsprachige Bevölkerung, Hauptumgangssprachen sind Russisch und Rumänisch.
Geschichte
1421 wurde Bălți das erste Mal erwähnt, damals als Teil des Fürstentums Moldau. Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie durch die Tataren unter Khan Mengli-Girey (1467–1515) zerstört, anschließend aber wieder aufgebaut. Nach dem Zusammenbruch ihrer Herrschaft in Podolien (1699) siedelte die Osmanische Pforte loyale polnisch-muslimische Tataren im nahe gelegenen Lipkany an, das nach den Lipka-Tataren benannt wurde.
1812 fiel die Region Bessarabien und damit auch Bălți an Russland. Schon bald ließen sich zahlreiche Russen und Ukrainer in der Region nieder und Russisch wurde als Amts- und Schulsprache eingeführt. Bălți im Speziellen war dabei eines der Zentren der russischsprachigen Einwanderer. Am 20. April 1818 erhielt Bălți das Stadtrecht.
Die Stadt war ein äußerst wichtiges Zentrum für Juden in Bessarabien, 1897 waren fast 56 % der damals rund 18.500 Einwohner Bălțis Juden, gegenüber 23 % Russen und Ukrainern und 17 % Rumänen und Moldauern.[1]
1918 schloss sich Bessarabien Rumänien an. Die russischsprachigen Bevölkerungsgruppen in der Region waren anschließend einer intensiven Rumänisierungspolitik ausgesetzt. 1940 wurde Bessarabien infolge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes von der Sowjetunion annektiert und Teil der neuen Moldauischen Unionsrepublik.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt am 9. Juli 1941 von rumänischen Truppen eingenommen. Der Großteil der jüdischen Gemeinde in Bălți wurde in der Folgezeit verschleppt oder ermordet. Am 27. Februar 1944 wurde die Stadt von der Roten Armee zurückerobert und war anschließend wieder ein Teil der Sowjetunion. Bălți erlitt während des Krieges schwere Schäden, ein Großteil der historischen Bausubstanz wurde dabei zerstört.
Nach 1945 setzte man statt auf Rekonstruktion hauptsächlich auf Neugestaltung. In großem Umfang wurden neue Stadtviertel im Plattenbaustil angelegt und industrielle Betriebe angesiedelt. Die Einwohnerzahl erholte sich rasch und betrug 1959 bereits fast 68.000 - das doppelte des Werts von 1930. Ende der 1960er-Jahre wurde die Marke von 100.000 Einwohnern überschritten. Seit dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1991 ist die Stadt Teil des nun unabhängigen Staates Moldawien.
Wie in vielen ehemaligen Sowjetrepubliken herrschte in Moldawien, und damit auch in Bălți, in den 1990er-Jahren eine Phase des wirtschaftlichen und demografischen Niedergangs. Inzwischen hat sich die Lage jedoch wieder verbessert.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt zählen die Sf. Nicolae-Kirche, die Constantin si Elena-Kirche, die Alecu Russo-Universität, sowie das Vasile Alecsandri-Theater.
Der Bevölkerungsanteil der russischen bzw. russischsprachigen Minderheit ist in Bălți überdurchschnittlich hoch, sie bildet in der Stadt eine Mehrheit. Bălți ist heute eine zweisprachige Stadt. Aufgrund der demografischen Verhältnisse gilt der Ort als eine Hochburg der russlandfreundlichen Parteien. Bei den Kommunalwahlen 2015 erreichten dem pro-russischen Spektrum zuzuordnende Parteien rund 86 % der Stimmen in Bălți[2]. Renato Usatîi wurde dabei mit rund 72,5 % der Stimmen zum neuen Bürgermeister der Stadt gewählt und löste den langjährigen Amtsinhaber Vasili Panciuc ab, der nicht mehr zur Wahl angetreten war.
Stadtbild
Etwa neun Kilometer nordwestlich der Stadt liegt der Flughafen Bălți-Leadoveni. Der Flughafen Bălți-Stadt und ein Hubschrauberlandeplatz befinden sich in der Stadt und dienen hauptsächlich dem Regionalverkehr. In der Stadt existiert seit 1972 ein Trolleybus-Netz, das den öffentlichen Nahverkehr abdeckt und derzeit fünf Linien umfasst. Außerdem bestehen Eisenbahnverbindungen in andere Teile Moldawiens sowie in Nachbarländer.
Bălți beherbergt vor allem Elektro- und Nahrungsmittelindustrie und ist sowohl Industrie- als auch Universitätsstadt (Staatliche Alecu-Russo-Universität Bălți) mit Kulturzentrum, Kunstgalerien, Theatern und Kulturpalast. Eine Vielzahl von Handwerksbetrieben aller Sparten, insbesondere im Baubereich, sind in der Stadt vorhanden. Der Fenster- und Fassadenbau ist stark vertreten.
Der alte jüdische Friedhof von Bălți liegt am Rand eines einfachen Wohnviertels im Nordwesten. Er ist der zweitgrößte jüdische Friedhof des Landes.
Bevölkerung
Die Stadt hatte im Jahr 2006 etwa 148.000 Einwohner[3].
Vorhandene Volkszählungsdaten
Die Bălțer Bevölkerungsentwicklung gemäß den vorhandenen Volkszählungsdaten[4]
Jahr | 1897 | 1930 | 1959 | 1970 | 1979 | 1989 | 2004 |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Bevölkerungszahl | 18.500 | 30.600 | 67.666 | 105.505 | 126.950 | 161.475 | 127.561 |
Anmerkung: 1897 wurde die erste Volkszählung durchgeführt [5]; 1930 gab es eine rumänische Volkszählung; 1959, 1970, 1979 und 1989 wurden sowjetische Volkszählungen durchgeführt.
Ethnischer Aufbau im Jahr 2004[6]:
Ethnie | Zahl | % |
---|---|---|
Moldauer | 66 877 | 52,4 % |
Ukrainer | 30 288 | 23,7 % |
Russen | 24 526 | 19,2 % |
Rumänen | 2258 | 1,8 % |
Bulgaren | 297 | 0,2 % |
Gagausen | 243 | 0,2 % |
andere | 2889 | 2,3 % |
nicht deklariert | 183 | 0,1 % |
Russisch ist die meistgesprochene Sprache in der Stadt. 2004 gaben 53,9 % der Bevölkerung Russisch als ihre meistgenutzte Sprache an, Moldauisch (32,77 %) bzw. Rumänisch (9,89 %) ergeben zusammen einen Anteil von 42,66 %. Ukrainisch wurde von 3,03 % der befragten genannt, 0,4 % nutzten bevorzugt andere Sprachen[7]. Tatsächlich sind die meisten Bewohner Bălțis zweisprachig und beherrschen sowohl Russisch als auch Rumänisch. Beide Sprachen sind im Alltag und im Straßenbild häufig anzutreffen.
Sonstiges
Der Fußballverein FC Olimpia Bălți spielt in der höchsten moldawischen Fußballliga und trägt seine Heimspiele im Olimpia Bălți Stadium aus.
Eugenio Coseriu (1921–2002), ein bedeutender Sprachwissenschaftler, besuchte in Bălți die Schule (heute Colegiul Ion Creanga).
Söhne und Töchter der Stadt
- Leonte Răutu (1910–1993), rumänischer kommunistischer Politiker
- Colea Răutu (1912–2008), Schauspieler
- Alexei Maximtschuk (* 1958), russischer Admiral
- Roman Grinberg (* 1962), Musiker
- Tali Ploskov (* 1962), israelische Lehrerin und Politikerin
- Marian Lupu (* 1966), Politiker
- Oleg Borschtschewski (* 1969), russischer Popsänger
- Vasile Sănduleac (* 1971), Schachgroßmeister
- Sergei Aksjonow (* 1972), Politiker auf der Krim
- Elena Gorohova (* 1972), Biathletin und Skilangläuferin
- Geta Burlacu (* 1974), Sängerin
- Natalia Barbu (* 1979), Sängerin
Städtepartnerschaften
Siehe auch
Weblinks
- Offizielle Website der Munizipalität Bălţi (russisch/rumänisch)
- Öffentliche Website der Stadt Bălţi (deutsch/russisch)
- Offizielle Website des Internetdienstanbieters Real-Progres (russisch)
- CMC-KNAUF Moldawien (russisch)
- Inoffizielle Infoseite (u.a. englisch)
- Fotos von Bălţi
Einzelnachweise
- ↑ http://demoscope.ru/weekly/ssp/rus_lan_97_uezd.php?reg=69
- ↑ http://www.cec.md/r/rez_t1_2015/
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ Volkstelling in het Russische Rijk
- ↑ [3]
- ↑ http://www.statistica.md/pageview.php?l=ru&idc=263&id=2208
- ↑ http://novostipmr.com/ru/news/13-06-06/odnim-gorodom-pobratimom-u-pridnestrovskoy-stolicy-stalo-bolshe
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Autonome Gebiete:
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Transnistrien
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