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Bab el Wad (Lied)

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Bab el Wad ist ein von Haim Gouri und Shmuel Fershko geschriebenes Lied über den Kampf um die für die Versorgung Jerusalems wichtige Straßenverengung Sha'ar HaGai (arab.: Bāb alWād) [1] kurz vor und während des Israelischen Unabhängigkeitskriegs von 1947 bis 1949. Das Lied wurde erstmals 1949 von der Sängerin Yafa Yarkoni aufgeführt und bis heute von vielen Sängern eingespielt. Bis heute ist das Lied ein wichtiger Bestandteil der kollektiven israelischen Erinnerung und Vergegenwärtigung des permanenten Verteidigungskampfes gegen die Israel und die Juden auslöschen wollende arabisch-muslimische Welt.

Historischer Hintergrund

Ungefähr auf dem halben Weg zwischen Jerusalem und Tel Aviv liegt ungefähr zwei Kilometer östlich vom Ort Latrun das Bab el Wad, der Eingang zum sechs Kilometer langen engen schluchtartigen Trockental Wadi Imam Ali im Judäischen Bergland. Vor und während des Israelischen Unabhängigkeitskriegs war dies der einzige Verkehrszugang vom Westen nach Jerusalem. Bereits während des Arabischhen Aufstandes zwischen 1936 und 1939 hatten die arabischen Kämpfer erkannt, dass man diesen schmalen Engpass zwischen einer Reihe von Bergkämmen mit relativ geringen militärischen Kräften blockieren und somit Jerusalem von der Versorgung abschneiden kann. [2] [3] Für die Versorgung Jerusalems, in dem damals an die 100.000 Juden lebten, ist die Kontrolle über das Bab el Wad von essentieller Bedeutung. Bereits einen Monat vor dem UN-Teilungsplan begannen die Araber im Bab el Wad Hinterhalte zur Bekämpfung jüdischer Konvois aus leicht gepanzerten Fahrzeugen zu legen und die Straße durch Felsbrocken zu blockieren. [4] Außerdem lauerten sie neben der Straße und beschossen die jüdischen Konvois aus dem Hinterhalt. Mitttels Minen versuchte man das erste Fahrzeug außer Gefecht zu setzen und damit die enge Straße für den ganzen Konvoi unpassierbar zu machen. Sollte eine Mine mal nicht zünden versuchten die Araber den führenden LkW mit Handgranaten außer Gefecht zu setzen.

Bild 1: Arabische Kämpfer beobachten am 10. Mai 1948 die Hügel des Bab El Wad-Gebiets

Die Briten ignorierten es, dass die Juden Jerusalems schwerem Mangel an Nahrung aber auch Medikamenten und anderen wichtigen Gütern ausgesetzt waren. Sie entsandten eigene Konvois, welche die Araber auch problemlos passieren ließen. Weder die Briten noch die UN, welche ja den internationalen Status der Stadt garantiert hatte, kümmerten sich um die hungernden Menschen in Jerusalem. Die Palmach organisierte darauf hin von gepanzerten Fahrzeugen begleitete Konvois durch das Bab el Wad, welche aber von den Arabern sofort angegriffen wurden. Zahlreiche jüdische Fahrer und Kämpfer wurden dabei getötet, die Vorräte gepündert und bald standen im Bab el Wad die ausgebrannten Überreste zahlreicher Fahrzeuge. Am 20. April 1948 gelang letztmals einem israelischen Konvoi der Durchbruch nach Jerusalem, wobei aber der größte Teil des Konvois verloren ging. Von da an sperrten die Araber die Straße durch Felsbrocken. Den Israeli gelang es zwar später die arabischen Kämpfer aus dem Bab el Wad zu vertreiben, da aber die Briten bei ihrem Abzug aus Palästina ein Fort bei Latrun an die Arabische Legion übergeben hatten, war nun hier der Weg blockiert. Erst mit dem Bau der sogenannten Burma Road als Umgehung von Latrun konnte Jerusalem ab Juni 1948 wieder mit Fahrzeugen erreicht werden. [5]

Mit dem Krieg von 1948 und 1949 ist die Lokalität Bad el Wad zu einem Symbol für die Belagerung Jerusalems geworden und steht für eine moderne Geschichte jüdischer Entschlossenheit und des Überlebens unter widrigsten Umständen. Er ist auch der thematische Hintergrund für das Lied Bab el Wad. [6]

Entstehung des Liedes

Bild 2: Der Dichter Haim Gouri schrieb das Gedicht Bab el Wad

Der 1923 in Tel Aviv geborene Haim Gouri war der Sohn im Jahr 1919 nach Palästina eingewanderter aus Russland stammender Juden. Sein Vater war einer der Mitbegründer der israelischen Arbeiterpartei Mapai und saß später für diese viele Jahre in der Knesset. [7] Haim Gouri studierte in Jerusalem Literatur und Philosophie sowie Französische Literatur in Paris, arbeitete als Journalist und schrieb Gedichte, Romane und Essays. [8] Noch in deren Gründungsjahr 1941 trat er der paramilitärischen Palmach bei und war einer der ersten Offiziere dieser Organisation. 1947 wurde er nach Ungarn geschickt um dortige Überlebende des Holocaust nach Palästina zu bringen. [9] 1948 und 1949 kämpfte er dann im Israelischen Unabhängigkeitskrieg in der sogenannten Negev-Brigade. Dabei war er unter anderem an der Eroberung von Be'er Sheva und Abu-Agila im Sinai und der Befreiung von Eilat beteiligt. [10] Noch während oder kurz nach dem Krieg schrieb Gouri dann das Gedicht Bab el Wad.

Der in der Haganah und später in den IDF eine wichtige Rolle einnehmende Shaike Yarkoni hatte dann die Idee, Gouris Gedichtee Bad el Wad und Ha-Re`ut zu Musik zu setzen. Für die Aufgabe der Vertonung von Bab el Wadgewann man Shmuel Ferskho , einen 1914 in Polen geborener und 1937 nach Palästina ausgewanderter Pianisten und Komponisten, der sich in der Kabaret-Szene von Tel Aviv einen Namen gemacht hatte. [11] Die mit dem gerade erwähnten Shaike Yarkoni verheiratete Sängerin Yaffa Yarkoni spielte den Titel dann vermutlich im Jahr 1949 erstmalig ein. [12]

Text

Der Text des Liedes besteht aus vier jeweils von einem Refrain unterbrochenen Strophen mit jeweils vier Versen. Für den Liedtext wurde Gouris eigentlich nur aus fünf Strophen ohne Refrain bestehendes Gedicht umgestellt. Die 2. Strophe des Gedichts fungiert im Liedtext als Refrain, der dann nach jeder Strophe wiederholt wird. Der Liedtext lautet folgendermaßen: [13]

Hier komme ich vorbei. Ich stehe neben dem Felsen. / Eine schwarze Asphaltstraße, Bergkämme, Steine. / Langsam senkt sich der Abend und eine Brise weht vom Meer / Über Beit Mahsir glüht das erste Sternenlicht /

Bild 3: Hebräischer Text von Bab el Wad

Bab el Wad, / erinnere dich für ewig an unsere Namen / Wo Konvois in die Stadt durchbrachen / Unsere Toten liegen ausgestreckt am Straßenrand / Das eiserne Skelett ist stumm wie mein Kamerad /

Hier werden Teer und Blei in der Sonne gebacken / Hier vergingen die Nächte mit Feuern und Messern / Hier wohnen Trauer und Ruhm Seite an Seite / Ein ausgebrannter Panzerwagen und die Namen unbekannter Männer /

Bab el Wad ... /

Und hier gehe ich lautlos vorbei / und erinnere mich an sie alle, erinnere mich an jeden einzelnen / Hier haben wir gemeinsam auf Klippen und hartem Boden gekämpft / als eine Familie, jeder mit jedem verbunden /

Bab el Wad ... /

Ein Frühlingstag wird kommen und die Alpenveilchen blühen / Anemonen die Hügelkuppe und den Hang rot färben / Du, der du hier gehen wirst, auf dem Weg, den wir gegangen sind / Vergiss uns niemals – wir sind Bab el Wad

Bab el Wad ... /

Das Gedicht basiert auf der dem kulturellen, auf das Land Eretz Israel bezogenen Ethos der jüdischen Gemeinde Palästinas (Jishuv), wie er sich in vielen Pionierliedern (Shirei Halutsim) und Liedern über das Land Israel (Shirei Eretz Yisrael) manifestiert. Er verwendet Naturbilder wie Steine, Berge, Sterne, Blumen oder eine Meeresbrise, und verbindet diese mit Referenzen an die Kriegserinnerungen der Soldaten wie Eisen, Blei, Messer, Tote und gepanzerte Fahrzeuge. Der Name Jerusalem wird nicht explizit genannt, aber jedem Israeli ist klar, dass mit dem Wort Stadt nur Jerusalem gemeint sein kann. Der Text wechselt zwischen der 1. Person Singular des Erzählers und der 1. Person Plural, und unterstreicht damit die Verbindung zwischen dem individuellen und kollektiven Erfahrung. Die Worte "Das eiserne Skelett ist stumm wie mein Kamerad" beziehen sich auf die am Bab el Wad ausgebrannten israelischen Fahrzeuge, deren Überreste man zur Erinnerung teilweise bis heute dort belassen hat. Die Zeile "Ein Frühlingstag wird kommen und die Alpenveilchen blühen ..." kann auch als Bezug darauf interpretiert werden, dass die Israeli jedes Frühjahr an Jom haZikaron, dem Gedenktag für die Gefallenen israelischen Feldzüge und am Unabhängigkeitstag Jom haAtzma’utn an Gedenkstätten Kränze für die Gefallenen niederlegen. [14]

Musik

Bild 4: Melodie von Bab el Wad mit Akkordsymbolen nach Transkription von Tara Publications

Die Melodie von Bab el Wad beginnt (nach der harmonisch vereinfachten Transkription von Tara Publications in Bild 4) auf der Tonika g-Moll mit einem Sextsprung aufwärts vom Ton d zum b, und führt dann über die Subdominante c-Moll und die Dominante D-Dur diatonisch abwärts und erreicht mit der letzten Note von Takt 2 wieder den Ton d von welchem das Lied gestartet ist. Die Takte 3 und 4 sind sind eine Wiederholung der ersten beiden Takte des Liedes: Allerdings mit dem Unterschied, dass der eröffnende Sextsprung aus Takt 1 hier zu einem Oktavsprung vom d zum darüberliegenden d vergrößert ist. Folglich liegt auch die nachfolgende abwärts führende Figur hier eine Terz höher. Harmonisch wird in den Takten 3 und 4 zwischen g-Moll und D-Dur bzw. D7 gewechselt. Die Melodie kommt nun auf der abschließenden halben Note a zur Ruhe und mit Takt 5 beginnt ein neuer Abschnitt:

Die Melodie setzt auf der Subdominante c-Moll mit Tonrepetition auf dem c ein und endet auf dem Ton b darunter. Takt 6 ist dann einfach eine um ein Ton runter gesetzte, d.h. sequenzierte Wiederholung des vorhergehenden Taktes. Ein überwiegend in Achteln gestaltete Wellenbewegung in den Takten 7 und 8 schließt dann den ersten Achttakter des Liedes ab. Die Melodie holt auf dem Ton a auf dem dritten Viertel von Takt 8 mit einem fermate kurz Luft, bevor dann über den Worten Bab el wad, lanetzach zchor na et shmoteinu der Refrain des Liedes einsetzt:

Diatonischer Abstieg vom b zum g und Quartsprung abwärts zum d in den Takten 8 und 9. Die sich daran anschließende Achtelfigur in Takt 9 über c-Moll ist eine von der Bewegungsrichtung umgekehrte Form der Figur aus Takt 2 und der Melodieverlauf in Takt 10 ist Takt 4 nachgebildet. Auf dem letzten Viertel von Takt 10 setzt erneut die aus dem Refrain mit seiner abwärts führenden Folge aus punktierter Achtel, 16tel und punktierter Viertel bekannte Figur ein. Nun wird die Melodie aber anders als vorher nicht abwärts sondern aufwärts geführt, und erreicht ihren freudigen Höhepunkt: Mit dem dreimaligen Ton f über der Dominantparalle F-Dur holt sie Schwung für den Quintsprung aufwärts zum c. Für kurze Zeit fungiert nun F-Dur als neue Tonika und die Melodie schraubt sich weiter hoch zum d in Takt 12 über B-Dur, der Subdominante von F-Dur. Dieser musikalische Höhepunkt über Dur-Akkorden korrespondiert mit der Textstelle Shayarot partzu baderech el hair, in der erzählt wird wie der jüdische Konvoi erfolgreich nach Jerusalem durchbricht.

Bild 5: Ferskho Originalpartitur des Liedes aus dem Sound Archiv der National Library of Israel

Die Melodie setzt nun auf dem Ton es, dem Spitzenton des gesamten Liedes erneut mit der Figur punktierte Achtel - 16tel - punktierte Viertel ein. Dabei startet sie jetzt nicht wie im früheren Verlauf über g-Moll sondern über der Subdominante c-Moll. Die aus Takt 9 bekannte Achtelfigur führt in Takt 13 und danach um eine Sekunde nach unten sequenziert in Takt 14 die Meoldie fort. Takt 15 leitet dann in diatonischer Achtelbewegung über c-Moll und dessen Mediante im Kleinterzabstand A7 vom c abwärts zum d in Takt 16. Danach wird in den Takten 17 bis 20 der bekannte Refrain mit leichter Abwandlung in den letzten Takten wiederholt.

Die in Bild 5 zu sehende in a-Moll stehende Originalniederschrift von Shmuel Fershko für Singstimme mit Klavierbegleitung ist harmonisch etwas komplexer gestaltet. So wird z.B. in der Transkription von Tara Publications (siehe Bild 4) in Takt 1 einfach die Tonika g-Moll verwendet. In der originalniederschrift (siehe Bild 5) dagegen wird von der Tonika a-Moll auf dem ersten Taktviertel zur Subdominantparallele F7 auf dem zweiten Viertel ausgewichen, und über am7 und am6 auf den beiden nächsten Taktvierteln erst wie auch in der Ausgabe von Tara Publications die Subdominante, hier d-Moll, erreicht. Auch in Takt 4, bei dem die Transkription aus Bild 4 die Tonika und Dominante einsetzt, ist in Fershkos Original anders ausharmonisiert: Anstatt der Tonika wird hier die Doppeldominante H7 und erst danach die Dominante E-Dur verwendet. Im weiteren Verlauf des Liedes sind noch ein paar weitere, kleinere harmonische Abweichungen zwischen den beiden Niederschriften festzustellen.

Auch in der Melodieführung bestehen kleinere, meist rhythmische Divergenzen zwischen den beiden Fassungen: So begegnen wir in der Version von Tara Publications in der zweiten Hälfte von Takt 2 der Notenfolge Achtel und punktierte Halbe. In Fershkos Fassung stehen an der analogen Stelle dagegen zwei Viertelwerte. In Takt 4 haben wir bei Tara Publications mit den Achteltonfolge g - f - g Ganztonschritte. Fershko dagegen verwendet an der entsprechenden Stelle die Halbtonschritte a - gis - a. Im folgenden Takt 5 kommt die Melodie bei Tara Publications auf der punktierten Viertel b zur Ruhe. In Fershkos Version dagegen springt die Melodie nach dem analogen Ton c um eine Sexte abwärts zum e.

Einspielungen

Bild 6: Cover von Yafa Yarkonis 1966 erschienener Langspielplatte Bab el Wad

Bei der ersten, in c-Moll stehenden Aufnahme von 1949 [15] [16] wird Yafa Yarkonis Gesang nur ganz sparsam mit Klavier begleitet. Dabei entspricht die Klavierbegleitung nicht ganz der Partitur in Bild 5. Der Pianist bringt zusätzlich einige herbe Sekundreibungen sowie kurze Läufe in die Begleitung ein. Der vierte Strohphe vor dem letzten Refrain wird dabei von Yarkoni gesprochen statt gesungen. Eine weitere, nicht genau datierbare Aufnahme von Yarkoni [17] begnügt sich auch mit Klavierbegleitung, zu der allerdings noch eine die Gesangsmelodie umspielende Violine tritt. Zu Anfang spricht Yarkoni einige Sätze. Erst danach setzt der Gesang ein.

Die von Alex Weiss und Gil Adema arrangierte Einspielung durch Yafa Yarkoni von 1966 [18] [19] ist dagegen mit Streichern, Harfe, Holzbläsern Chorbegleitung und Schlägen auf der Snare Drum aufwendiger gestaltet und wirkt dadurch auch pathetischer. Auf einer weiteren nicht exakt datierbaren und mit relativ viel Hall versehenen Einspielung von Yarkoni [20] setzt der Titel mit einer kurzen Melodie einer Solovioline zu Streicherbegleitung ein. Dann setzt ihr von Streichern und Chor begleiteter Gesang ein.

Die bekannte israelische Sängerin Shoshana Damari lässt sich bei ihrer Aufnahme von Bab el Wad aus dem Jahr 1954 ebenfalls von viel Streichereinsatz assitieren. [21] Avraham Pereiras von einem Jazz-Trio und etwas Akkordeon begleitete Aufnahme aus den 1960er-Jahren verbreitet sogar etwas Swing-Feeling. [22] In der Aufnahme von Hadassah Sigalov aus dem Jahr 1968 [23] wird der Gesang nur zurückhaltend von einer Gitarre begleitet. Die Sängerin Olga Avigail Mieleszczuk lässt sich in ihrer Aufnahme des Liedes aus dem Jahr 2021 nur von Gitarre und Cello begleiten. [24] [25] Der israelische Sänger Shlomo Gronich performt Bab el Wad auf seinem Live-Album von 1991 ganz schlicht zu Klavierbegleitung. [26] [27] Die Aufnahme durch den Kantor Paul Heller aus dem Jahr präsentiert Bab el Wad fast im Stil einer Opernarie. [28] Harel Skaat, der 2004 den 2. Platz in der israelischen TV-Talentshow Kochav Nolad belegte, präsentiert Bab el Wad in einer Aufnahme von 2009 in in modernisiertem musikalischen Gewand. [29] Der Rabbiner Alfredo Goldschmidt singt in einer Aufnahme von 2020 Bab el Wad nur zu Akkordeon-Begleitung. [30] Weitere Musiker wie Yehoram Gaon, Cheri Sasson, Ronit Ophir oder Matan Ariel haben Bab el Wad (siehe den Artikelabschnitt Audio und Video) ebenfalls eingespielt.

Rezeption

Das Lied genießt in Israel bis heute hohe Popularität und wird an nationalen Gedenktagen sowie bei Veteranentreffen gesungen. Die fortdauernde Beliebtheit des Liedes kann man auch daran erkennen, dass es u.a. auch in die 1998 erschienene CD-Anthologie Gadalnu Yahad aufgenommen wurde, welche mit ausgewählten Liedern an die 50 Jahre seit der Gründung des Staates Israel erinnern soll. [31] [32] Es gibt aber auch kritische Stimmen: So schreibt der israelische Literaturwissenschaftler Avraham Balaban zum Text von Bab el Wad:

Bild 7: Zur Erinnerung stehen gelassene gepanzerte Konvoifahrzeuge bei Bab el Wad (Foto von 2009)
"Die Zeilen verkörpern die kraftvolle Verbindung von Jugend und ihren Sehnsüchten, Kriegsschrecken und die reude über den Sieg im Kampf um eine Heimat, die auch Mutter ist. Gleichzeitig offenbaren sie keine Spur von Ambivalenz hinsichtlich der Gerechtigkeit der israelischen Sache. Die israelischen Soldaten sind die Guten und Tapferen und das Recht ist auf ihrer Seite, während diejenigen, die sich ihnen widersetzen, die Bösen sind, welche die Integrität der Familie bedrohen." [33]

Der in Israel Philosophie lehrende Meir Bouzaglo, Sohn des aus Marokko stammenden Rabbiners und Sängers David Bouzaglo, meinte, dass "das Fehlen der Araber in Gouris Gedicht alle Schuld auslösche und zur Entmenschlichung der Araber beiträgt". Sein Vater David Bouzaglo schrieb Mitte der 1960er-Jahre auf die Melodie von Bab el Wad den alternativen Text Binu Hamordim, welcher im Gegensatz zu Gouris Gedicht mit starken religiösen Bezügen arbeitet und auch als deutlicher Apell zu Frieden und Versöhnung zu sehen ist. Der Text des Gedichts lautet wie folgt: [34]

"Seid weise, oh kampfeifrige, mörderische Rebellen! Ihr dürft euch nicht gegen ein Volk stellen, das innig mit dem Einen spricht der in den Himmeln wohnt, dem Allmächtigen, dem Ewigen, in seinen Schatten setzen sie ihr Vertrauen und ihre Sicherheit. Denkt daran, dass ein vergehender Tag für die Schöpfung geschaffen wurde. Die engelhaften Fürsprecher des Friedens haben laut zu Gott geschrien: "Aber der Mensch kämpft schnell!" Darum müsst ihr Menschen zum Frieden rufen. Der Mensch, die Krone der Schöpfung, ist wie ein König erschaffen worden um die Wüsten zu bebauen, die verödeten Orte zu bepflanzen, aber er hat die Felder des Überflusses ruiniert und Zitadellen und Paläste in Schutt und Asche gelegt. Denkt daran: Der ehrliche Jakob suchte sanft Frieden mit seinen beiden Brüdern und seinen Gegnern. In Tagen des Hasses und der Wut wurden wir verfolgt und erwürgt, aber wir haben immer nach Frieden gestrebt, wir seine Nachkommen. Dankt daran! Das Tetragrammaton [35] wurde im Wasser des Tempels ausgelöscht und Sotah [36] gegeben um ihre Unschuld zu beweisen und Frieden zwischen ihr und ihrem Mann zu stiften. Denkt daran!"

Literatur

  • Michael A. Figueroa: City of Gold - Music and the Making of Modern Jerusalem, Oxford University Press, 2022, Seite 124 bis 150
  • Rachel S. Harris und Ranen Omer-Sherman (Hrsg.): War in Contemporary Israeli Arts and Culture - Narratives of Dissent, Wayne State University Press, Detroit, 2012, Seite 2 bis 18 (S. 11 !)
  • Motti Regev und Edwin Seroussi: Popular Music and National Culture in Israel, University of California Press, 2004, Seite 49 und 50, 84 und 150
  • Marsha Bryan Edelman: Discovering Jewish Music, Jewish Publication Society, 2007

Weblinks

Audio und Video

Andere Wikis

Keine Sprachversion der Wikipedia verfügt über einen Artikel zum Lied Bab el Wad.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Anm.: Zur damaligen Zeit gebrauchten Muslime wie Juden für diese Stelle den arabischen Begriff Bab el Wad. Selbst David Ben-Gurion verwendet in seinen Tagebuchaufzeichnungen für Ereignisse am 13. Mai 1948 den Begriff Bab el Wad (siehe Tuvia Friling und S. Ilan Troen: Proclaiming Independence: Five Days in May from Ben-Gurion's Diary, in Israel Studies Vol. 3, No. 1, S. 184) Erst Jahre später etablierte sich die hebräische Bezeichnung Sha'ar HaGai.
  2. Michael A. Figueroa: City of Gold - Music and the Making of Modern Jerusalem, Oxford University Press, 2022, S. 125
  3. Artikel Bab el Wad auf der Seite des Zionism & Israel Information Center
  4. Marsha Bryan Edelman: Discovering Jewish Music, Jewish Publication Society, 2007, S. 222 und 223
  5. www.zionism-israel.com
  6. Michael A. Figueroa: City of Gold - Music and the Making of Modern Jerusalem, Oxford University Press, 2022, S. 126
  7. Aus dem Vorwort von Stanley F. Chyet in Haim Gouri: Words in My Lovesick Blood - Poems, Wayne State University, 1996, S. xi
  8. Artikel über Haim Gouri auf der Seite des Institute for the Translation of Hebrew Literatur
  9. David Patterson, Alan I. Berger und Sarita Cargas: Encyclopedia of Holocaust Literature, Oryx Press, 2002, S. 60
  10. Shiri Lev-Ari: From Hard Times to Bad Times in Haaretz vom 1. Oktober 2006
  11. Michael A. Figueroa: City of Gold - Music and the Making of Modern Jerusalem, Oxford University Press, 2022, S. 128 und 129
  12. Anm.: Die genaue Datierung der Erstaufnahme von Bab el Wad durch Yafa Yarkoni ist schwierig, da das Jahr der Aufnahme auf der Schallplatte nicht vermerkt ist, und Yarkoni in den Jahren zwischen 1949 und 1952 für das Label Hed Artzi die unglaubliche Menge von fast 400 Liedern eingespielt hat.
  13. Eigene Übersetzung nach Vivian Eden: Bab El Wad Haim Gouri - A newly published translation from the late, great Israeli poet; aus Haaretz, 2018
  14. Michael A. Figueroa: City of Gold - Music and the Making of Modern Jerusalem, Oxford University Press, 2022, S. 127 und 128
  15. Aufnahme von Yaffa Yarkoni aus dem Jahr 1949
  16. Yaffa Yarkoni – Bab El Wad auf www.discogs.com
  17. Weitere Aufnahme von Yaffa Yarkoni
  18. Yaffa Yarkonis Aufnahme von 1966
  19. Yaffa Yarkoni – באב אל ואד = Bab El Wad (The Gate To Jerusalem) auf www.discogs.com
  20. Weitere Aufnahme von Yafa Yarkoni
  21. Einspielung von Shoshana Damari aus dem Jahr 1954
  22. Aufnahme von Avraham Pereira gegen Ende der 1960erJahre
  23. Einspielung von Hadassah Sigalov aus dem Jahr 1968
  24. Eintrag auf www.discogs.com
  25. Aufnahme von Olga Avigail Mieleszczuk
  26. Aufnahme von Shlomo Gronich aus dem Jahr 1991
  27. Shlomo Gronich – נטו Live auf www.discogs.com
  28. Paul Hellers Aufnahme von 2020
  29. Aufnahme von Harel Skaat aus dem Jahr 2009
  30. Aufnahme von Alfredo Goldschmidt
  31. Michael A. Figueroa: City of Gold - Music and the Making of Modern Jerusalem, Oxford University Press, 2022, S. 132
  32. Motti Regev und Edwin Seroussi: Popular Music and National Culture in Israel, University of California Press, 2004, S. 251
  33. Rachel S. Harris und Ranen Omer-Sherman (Hrsg.): War in Contemporary Israeli Arts and Culture - Narratives of Dissent, Wayne State University Press, Detroit, 2012, S. 18
  34. Text des Gedichtes nach Haim O. Rechnitzer: Haim Guri and Rabbi David Buzaglo: A Theo-Political Meeting Place of Zionist Sabra Poetry and Jewish Liturgy, in Journal for the Study of Sephardic & Mizrahi Jewry, 2008, S. 62
  35. Anm.: Das Tetragrammaton ist JHWH (יהוה), der unvokalisierte Eigenname des Gottes Israels im Tanach.
  36. Anm.: Sotah ist ein Traktat der Mischna in der Ordnung Naschim. Hier werden u.a. auch Bestimmungen für den Fall genannt, dass ein Mann seine Frau des Ehebruches verdächtigt. Der Begriff Sotah bezieht sich auch auf ein Ritual, bei dem unter Beteiligung eines Priesters geprüft wird ob eine Frau untreu war.
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