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Fälltechnik

Aus Jewiki
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Schnittbild nach dem Fall des Stammes. Links die verbliebene Bruchleiste, das damit verbundene Stammende hat sich auf die Fallkerbsohle gelegt.

Die Fälltechnik erlaubt es, einen Baum bei Wald- oder Baumpflegearbeiten auf die gewünschte Art und Weise zu Fall zu bringen (zu fällen) oder abzutragen. Hierzu gibt es je nach Situation verschiedene Schnitttechniken. Daneben werden diese und verwandte Techniken auch im Aufarbeiten des Baumes – dem Zerlegen zu brauchbaren Stücken Holz – verwendet. Durch angepasste Schnitttechniken und den richtigen Einsatz des Werkzeuges kann in der Forstwirtschaft effektiv gearbeitet werden und auch ein Problembaum sicher gefällt werden.

Die Standardtechnik des Fällens besteht aus einer Kombination aus Fallkerb und Fällschnitt. Dabei werden Bäume im Allgemeinen mit der Motorsäge gefällt. Früher erfolgte das von Hand mit Zugsäge, Axt und Keil, ein moderneres Verfahren ist etwa der Holzvollernter, oder – in Extremlagen – der Schnitt aus dem Hubschrauber[1].

Grundsätzlich wird ein Baum nicht „umgesägt“, sondern, falls er nicht von selbst fällt, umgekeilt, im Österreichischen auch geschnitten oder gelegt.

Sicherheitshinweise zur Baumfällung

Das Fällen von Baumen gibt es eine Unfallverhütungsvorschrift (VSG) der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft[2].

Schutzkleidung

Das Schneiden ohne Schutzkleidung ist lebensgefährlich. Die Schutzkleidung umfasst:

  • Sicherheitsschuhe
  • Schnittschutzhose
  • Arbeitshandschuhe
  • Schutzhelm mit Visier
  • Schutzbrille
  • Ohrenschutz am Schutzhelm

Es geht auch ohne, führt aber in der Regel zu schmerzhaften Überraschungen. Tiefere Verletzungen sind meist irreparabel.

Beim Aufarbeiten unter Spannung stehenden Sturmholzes und vom Borkenkäfer befallener Bestände sind besondere Maßnahmen erforderlich, da hier ein erhöhtes Verletzungsrisiko besteht. Besondere Gefahr besteht auch bei faulem Holz oder extremen Frost wegen des spröden Holzes, sowie bei manchen Hölzern außerhalb der winterlichen Saftruhe, wegen des unberechenbaren Verhaltens des Baumes.

Gefahrenbereich

Als Gefahrenbereich wird eine kreisförmige Fläche um den zu fällenden Baum mit einem Radius von der doppelten Baumlänge bezeichnet (siehe UVV-Forsten). In diesem Bereich dürfen sich nur die mit der Fällung beschäftigten Personen aufhalten. Waldwege, Wanderwege usw. sind abzusperren. Öffentliche Straßen müssen bei Gefährdung gesperrt werden (Voraussetzung: Antrag auf eine verkehrsrechtliche Anordnung beim zuständigen Landratsamt).

Beurteilungen

Vor dem ersten Schnitt ist der Baum genau zu beurteilen (Baumansprache).

Folgende Faktoren werden berücksichtigt:

  • Welche Baumart?
  • Steht der Baum gerade oder „hängt“ er?
  • Wo befindet sich die Kronenhauptlast?
  • In welche Richtung will/muss man den Baum fallen lassen?
  • Zeigt der Baum Anzeichen von Stammfäule oder Borkenkäferbefall?
  • Sind die Windverhältnisse geeignet, um Bäume generell sicher zu fällen?
  • Welche Gefahren sind in unmittelbarer Nähe zu beachten (Menschen,Tiere,Straßenverkehr, Stromleitungen, Gebäude)?
  • Welche technischen Hilfsmittel sind nötig?

Bei der Baumansprache wird der Baum in seiner gesamten Form berücksichtigt. Das fängt an mit der Bestimmung der Baumart. Langfaserige Baumarten wie Eichen oder Fichten haben ein anderes Fallverhalten als kurzfaserige Baumarten wie Weymouths-Kiefer oder Buche.

Je nachdem, in welcher Richtung sich die Fällrichtung befindet und in welcher Richtung die Kronenlast zeigt, spricht man von einem Vorhänger (Hängerichtung = Fällrichtung), einem Seitenhänger (Hängerichtung senkrecht zur Fällrichtung) oder einem Rückhänger (Hängerichtung entgegengesetzt der Fällrichtung). Auf Grund der Hängerichtung wird die Entscheidung über die Fälltechnik getroffen.

Wie sind die Windverhältnisse? Als Faustregel gilt: Wenn sich stärkere Äste im Wind bewegen, ist die Arbeit höchst gefährlich und nach Möglichkeit einzustellen. Durch zu starken Wind kann der zu fällende Baum nicht kontrolliert fallen.

Weist der zu fällende Baum vernarbte Verletzungen oder offene Rindenstellen auf, dann ist mit einer Fäule im Kernbereich zu rechnen. Bei kernfaulen Bäumen besteht erhöhtes Fällrisiko, da der Baum durch die Fäule instabil ist. Befinden sich Nägel oder andere Metallgegenstände sichtbar in der Rinde, besteht die Gefahr, dass die Sägekette beim Auftreffen reißt. Sind alle Faktoren beurteilt, kann festgelegt werden, welche technischen Hilfsmittel benötigt werden. Die Standardausrüstung bei der Fällung eines Baumes sollten Aluminium- oder Kunststoffkeile mit einem Spalthammer, bzw. im Schwachholz ein Fällheber sein. Zur Sicherung bei Gefahrenbaumfällung bietet sich immer ein Mehrzweckzug oder eine Seilwinde an einem Schlepper an. Als Gefahrenbäume können pauschal alle Bäume in Wohngebieten und an Straßenhängen angesehen werden, da bei der Fällung eine erhöhte Gefährdung von Personen, Tieren und Sachwerten (KFZ, Häuser etc.) besteht.

Bei Fällarbeiten in Ortsgebieten sind zudem eventuell bestehende Baumschutzsatzungen zu beachten.

Neben der Standardfälltechnik gibt es weitere Fälltechniken wie die Fällung mit Herzschnitt (bei zu kurzer Führungsschiene), die Haltebandfällung bei Vorhängern oder die Fällung mit Stützband bei Rückhängern.

Die Fällung

Haltebandfällung einer vorhängenden Pappel. Der Fallkerb ist hier rechts am Stamm zu sehen, auf der linken Seite wird soeben das nach dem Fällschnitt verbliebene Halteband durchtrennt.

Nach dem Beischneiden der Wurzelanläufe wird mit der Fallkerbanlage begonnen.

Der Fallkerb

Der Fallkerb bestimmt die Fallrichtung des Baumes und dient dazu,ein Kippen in die gewünschte Richtung zu ermöglichen. Er besteht aus der Fallkerbsohle und dem Fallkerbdach.

Grundsätzlich sollte der Fallkerb unter der Stammwalze angelegt werden. Der Sohlenschnitt verläuft waagrecht, etwas höhenversetzt zu den ebenfalls waagrechten Schnitten der Wurzelanläufe.

Er sollte ein Fünftel bis ein Drittel des Stammdurchmessers haben. Das Fallkerbdach sollte mindestens einen Winkel von 45 ° (bei Herzschnitt mindestens 60 °) zur Fallkerbsohle aufweisen, um so eine ausreichend große Öffnung zu bekommen. So wird sichergestellt, dass der Baum während des Fallens nicht mit dem Fallkerbdach auf der Fallkerbsohle „aufsitzt“ und den Stamm dadurch in Längsachse aufreißen lässt.

Die Fallkerbsehne bildet sich an der Schnittlinie von Fallkerbdach und der Fallkerbsohle, hier ist zu beachten, dass sich beide Schnitte genau treffen müssen und keiner der beiden Schnitte über den anderen hinausgehen darf. Das Lot der Sehne zeigt genau in Fällrichtung.

Die Fallrichtung des Baumes kann man kontrollieren, indem man sich in Fallrichtung direkt an den Baum stellt, mit den Händen an die Enden der Fallkerbsehne fasst und dann die Hände nach vorne zusammenführt. Die Füße sollten dabei baumbreit auseinander stehen. Die nach vorne zeigenden Hände zeigen dann recht genau die Fallrichtung des Baumes. Bei langfaserigen Baumarten wie Fichten oder Kiefern werden dann am äußeren Rand der Sehne Einschnitte in den Stamm gemacht, um die langen äußeren Holzfasern an der Sohle zu durchtrennen. Ziel dieser Splintschnitte ist es, ein seitliches Aufreißen des Stammes zu verhindern. Bei kurzfaserigen Baumarten (Buche etc.) ist dies nicht erforderlich.

Nach Anlage der Fallkerbe und nochmaligem Überprüfen des Gefahren- und Rückzugsbereiches kann der Baum per Fällschnitt gefällt werden.

Fällschnitt

Motorsägenschema

Der Fällschnitt wird 1/10 des Stammdurchmessers, mindestens jedoch 3 cm oberhalb der Fallkerbsohle angesetzt. Dieser Höhenversatz wird Bruchstufe genannt.

Beim Ausführen des Fällschnittes ist darauf zu achten, dass eine Bruchleiste von ebenfalls 1/10 des Stammdurchmesser, mindestens jedoch 3 cm Stärke zwischen der Fallkerbsehne und dem Fällschnitt bestehen bleibt. Bruchleiste und -stufe bilden ein Scharnier welches den Baum während der Fällarbeiten hält und beim Fallen sicher führt. Die nach der Fällung am unteren Stammende verbleibenden Reste der Bruchleiste werden als „Waldbart“ bezeichnet.

Bei einem stark nach vorne hängenden Baum lässt man auf der Rückseite des Baumes ein sogenanntes Halteband stehen. Dieses wird erst durchtrennt, wenn der Fällschnitt ausgeführt wurde. Nach Durchtrennung des Haltebandes kommt der Baum zu Fall.

Bäume werden, mit Ausnahme von sogenannten "Vorhängern" immer durch Setzen eines Fällkeils zu Boden gebracht.

Fällhilfen

Mechanische Fällhilfen (Fällheber) sind Hebelwerkzeuge, die den Kraftaufwand beim Ankippen des Baumes mindern. Bei stärkeren Bäumen werden Keile (Kunststoff, Aluminium) und ein schwerer Hammer eingesetzt. Im Starkholz können hydraulische Fällhilfen zum Einsatz kommen, um die körperliche Belastung zu minimieren.

Sonstiges

Ende 2011 fällte der BGH ein Urteil zur Gefährlichkeit von Baumfällarbeiten.[3]

Siehe auch

Literatur

  • Erlbeck, Haseder, Stinglwagner: Das Kosmos Wald-und Forstlexikon, Kosmos-Verlag, 1998, ISBN 3-440-07511-7
  • Handbuch Arbeiten mit der Motorsäge. Husqvarna. (Auszüge als weblink)

Quellen

Weblinks

 Commons: Fälltechnik – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Fälltechnik aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.