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Beaujolais
Das nördlich der Stadt Lyon gelegene Weinbaugebiet Beaujolais [boʒɔˈlɛ] ist geographisch zwar ein Teil von Burgund, bildet aber aufgrund der gänzlich anderen Charakteristik der Weine eine eigene Weinbauregion. Der Rotwein wird aus der Rebsorte Gamay gekeltert, die in Burgund für gehobene Qualitäten nicht zugelassen ist. Seinen Namen trägt das Beaujolais nach der Herrschaft Beaujeu, heutiges Zentrum des Gebietes ist jedoch Villefranche-sur-Saône. Administrativ gehört das Beaujolais zum Département Rhône und damit zur Region Auvergne-Rhône-Alpes.
Geographie
Das Beaujolais umfasst 72 Gemeinden, die sich grob in zwei Regionen aufteilen.
Die südliche Region ist nahezu quadratisch und ist durch die Eckpunkte Chazay-d’Azergues, Pontcharra-sur-Turdine, Chamelet und Villefranche-sur-Saône beschrieben. Das Gebiet liegt in einer lieblichen Hügellandschaft in Höhen zwischen 350 und 400 m. Im Westen wird das Gebiet durch eine Hügelkette mit einer Höhe zwischen 650 und 800 m vor zu feuchter Luft geschützt. Der Boden ist durch Erosion entstanden und besteht in der Regel aus einem Kalk- und Lehm-Gemisch. Die Böden sind recht arm und trocknen schnell aus.
Die nördliche Region ist durch ausgeprägtere Hügel und bessere Böden auf der Basis von Granit bestimmt. Aus diesem Gebiet, das nördlich von Villefranche-sur-Saône beginnt und direkt unter dem Gebiet des Mâconnais endet, stammen die Qualitätsweine der Beaujolais-Villages und der zehn Crus, also jener zehn Appellationen mit besonderem Status.
Insgesamt umfasst das Beaujolais ca. 23.000 ha Rebfläche, erstreckt sich auf einer Länge von 50 km in Nord-Süd-Richtung und ist maximal 15 km breit. Die Saône bildet den östlichen Rand des Gebiets.
Klima
Drei Klimazonen können sich in dieser Region überschneiden: eine kontinentale Tendenz, eine ozeanische und eine mediterrane Tendenz. Über das ganze Jahr hinweg kann sich das Wetter recht schnell zugunsten der einen oder der anderen Tendenz ändern. Durch die ausgeprägte Hügellandschaft können diese Effekte mikroklimatisch stark gepuffert werden. Dies erklärt, dass die nördlich gelegenen Gemeinden in vermeintlich weniger geeigneten Lagen die besten Weinberge besitzen. Die durchschnittliche Regenmenge beträgt ca. 750 Millimeter pro Jahr.
Appellationen
Beaujolais
In der ganzen Gegend darf die Appellation Beaujolais verwendet werden. Beaujolais Supérieur darf der Wein genannt werden, wenn der Zuckergehalt des Mostes einen um mindestens 0,5 % höheren Alkoholgehalt erwarten lässt. Insgesamt 10.500 ha sind in der Appellation d’Origine Contrôlée (AOC) Beaujolais bestockt und werden als solche vermarktet. Aus dieser Appellation werden auch die Grundweine des Beaujolais Primeur genommen.
Beaujolais-Villages
38 Gemeinden haben das Anrecht, den Wein in der AOC Beaujolais-Villages auszubauen. Dies entspricht einer Rebfläche von 6.250 ha.
Cru oder Grand Cru
Am Nordrand des Beaujolais-Villages-Gebietes liegen zehn kommunale Appellationen, die zumeist nach Gemeinden benannt sind. Diese so genannten „Crus“ (Gewächse) des Beaujolais stellen die qualitative Spitze der Produktion dar und haben im Gegensatz zu den anderen Weinen des Beaujolais eine Lagerfähigkeit. Bei diesen Weinen kann man auch die einzelnen Jahrgänge unterscheiden.[1] Die Beaujolais-Crus sind:
Saint-Amour (317 ha), Juliénas (609 ha), Chénas (285 ha), Moulin à Vent (681 ha), Morgon (1.132 ha), Chiroubles (376 ha), Fleurie (879 ha), Brouilly und Côte de Brouilly (1.315 und 331 ha) sowie Régnié (746 ha).
Côteaux du Lyonnais
Auf ca. 350 ha werden im Weinbaugebiet Coteaux du Lyonnais in der Nähe von Lyon Weine im Stil des Beaujolais erzeugt. Allein die Genossenschaft Sain-Bel erzeugt 75 % dieses seltenen Weins im Beaujolais-Stil.
Rotwein
Im Beaujolais werden Rotweine ausschließlich aus der Gamay-Rebe hergestellt, die sehr fruchtige, manchmal etwas blasse Rotweine hervorbringt. Diese Weine kann man im Sommer, auch leicht gekühlt, zu sehr vielen Speisen genießen. Der Anbau der Pinot noir-Rebe ist zwar erlaubt, wird aber im Beaujolais heute nicht mehr praktiziert.
Normalerweise bereitet man Rotwein, indem man die Trauben teilweise zerdrückt und dann zum Vergären in einen Behälter gibt. Im Beaujolais werden die Trauben ganz belassen und platzen alleine durch den Gärprozess auf (→ Macération carbonique). Die Gärung kann unter Umständen bis in das Frühjahr nach der Lese dauern und entzieht dem Gamay ein Maximum an Farbstoff und Tannine. Beaujolais sollte zwar jung getrunken werden, allerdings vertragen Beaujolais, die keine Primeurs sind, durchaus eine mehrere Jahre lange Lagerung. Insbesondere Beaujolais Villages sollte sogar mindestens ein Jahr vor dem Konsum gereift sein.
Beaujolais Primeur
Der Beaujolais Primeur (auch Beaujolais nouveau) war der erste Wein, der schon im Jahr seiner Herstellung verkauft werden durfte. Traditionell geschieht dies am dritten Donnerstag im November.
Am 13. November 1951 erstritten sich die Winzer des Beaujolais eine Ausnahmegenehmigung vom französischen Weinrecht. Diese erlaubte es ihnen, ihren neuen Wein ab dem 15. Dezember in den Handel zu bringen. Diese Regelung galt für die folgenden 15 Jahre. 1967 wurde das Erstverkaufsdatum auf den 15. November gelegt und im Jahre 1985 wurde der dritte Donnerstag im November als fixes Datum für den Verkaufsbeginn des Beaujolais Nouveau festgelegt.
Diese Form der Vermarktung spielte eine entscheidende Rolle in der weltweiten Bekanntmachung des Beaujolais als Weinanbaugebiet und wurde durch den Winzer Georges Duboeuf Anfang der 50er Jahre (1953) eingeführt. Sie hat zum Ruf der Region beigetragen, Weine niedrigerer Qualität zu produzieren. Im Jahr 2002 war der Anteil der Primeurweine auf über 50 % der Gesamtproduktion gestiegen.
Da die klassische Kohlensäuremaischung zu langsam ist, wird der Wein mittels Kunstgriffen sehr schnell bereitet. Ein solcher Wein kann aufgrund seines überwältigenden Dufts und seiner Fruchtigkeit kurzzeitig Freude bereiten, stellt aber bei weitem nicht das Beste dar, was das Weinbaugebiet Beaujolais zu bieten hat.
Der Begriff Primeur ist nicht gleichbedeutend mit Beaujolais. Auch in anderen Teilen Frankreichs dürfen Primeur-Weine produziert werden. Auf dem Höhepunkt der Primeur-Welle wurde auch junges Gemüse ähnlich vermarktet.
Kuriosum
Ursprünglich war das Trinken des allzu jungen Primeurs nur ein Zeitvertreib englischer Dandys, die mit dem Privatflugzeug ins Burgund flogen, um für sich und ihre Freunde den allerersten neuen Wein aus Frankreich zu beschaffen. Aus diesem gesellschaftlichen Upper-Class-Gaudium entwickelte sich im Lauf der Zeit ein Massenkult um den allerneuesten Wein der Saison. Einige Weinfreunde sind der Meinung, dass die besseren Primeurs ein paar Monate, wenn nicht ein Jahr, auf den Verkauf warten sollten. Hier scheiden sich die Meinungen. Da der Primeur in einem beschleunigten Prozess vergoren wird, entwickelt auch ein guter Primeur, der schlecht gelagert ist, schon nach wenigen Wochen essigartige Aromen.
Pot Lyonnais
Eine Besonderheit im Beaujolais ist der Pot Lyonnais. Diese Servierflasche besitzt einen besonders dicken Glasboden, der es ermöglicht, den Wein auf dem Tisch länger kühl zu halten. Dafür wird die Flasche vorher im Eisfach gekühlt.
Weißwein
Weißwein spielt im Beaujolais eine untergeordnete Rolle und macht nur ca. 1 % der Produktion aus. Die Weißweintrauben sind Chardonnay-Trauben, sind aber für die Berühmtheit des Beaujolais relativ unbedeutend, und im Ausland sind weiße Beaujolais-Weine demnach äußerst selten und praktisch unbekannt.
Roséwein
In Deutschland weitgehend unbekannt sind Beaujolais-Roséweine.
Literatur
- Johannes Willms: Der Kater nach dem Erfolgsrausch – Jeden November wurde der Beaujolais primeur ungeduldig erwartet, doch nun ist sein Ruf beschädigt., Süddeutsche Zeitung, 16. November 2007, online unter sueddeutsche.de
Belege
- ↑ Die besten Jahrgänge, abgerufen am 12. November 2011
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Beaujolais aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |