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Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler

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Das Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat wurde am 11. November 1933 zur Feier der „nationalsozialistischen Revolution“ des Jahres auf einer Festveranstaltung in der Alberthalle in Leipzig als Gelöbnis deutscher Gelehrter – meist im Beamtenverhältnis – vorgetragen. Der Titel lautete „Mit Adolf Hitler für des deutschen Volkes Ehre, Freiheit und Recht!“. Weitere Bezeichnungen in der Publizistik der Zeit, in offiziellen Dokumenten und damit in der Historiographie lauten „Kundgebung der deutschen Wissenschaft“ oder kurz Bekenntnis der Professoren sowie Ruf an die Gebildeten der Welt.[1]

Alberthalle Leipzig

Hintergrund

Ausrichter der Kundgebung und Herausgeber der Schrift war der Nationalsozialistische Lehrerbund NSLB Sachsen. Die Veranstaltung fand am Vortag der „Volksabstimmung“ über den bereits am 14. Oktober vollzogenen Völkerbundsaustritt statt, die mit der Reichstagswahl vom November 1933 gekoppelt und eine Scheinwahl war, weil es nur NSDAP-Kandidaten gab. Das Bekenntnis war somit auch ein Wahlaufruf. In mehreren Reden wurde der angebliche Wille Deutschlands zum Frieden hervorgehoben, der neben Freiheit und Ehre anzustreben sei. Der Austritt aus dem Völkerbund wurde mit dem Streben nach Gleichberechtigung Deutschlands auf internationaler Bühne begründet, die ohne die diskriminierenden Bestimmungen des Völkerbundes nur durch den Austritt zu erreichen gewesen sei. Es war den unterschreibenden Wissenschaftlern gleichgültig, dass der nationalsozialistische Staat zuvor durch das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums massiv in die wissenschaftliche Lehrfreiheit der Hochschulen eingegriffen hatte, indem er Wissenschaftler jüdischen Glaubens oder Herkunft oder einfach nur Wissenschaftler demokratischer Gesinnung aus dem Amt vertrieben hatte. Ebenso gleichgültig war den Wissenschaftlern, dass die Selbstbestimmung der Universitäten durch die Einführung des Führerprinzips beseitigt worden war und die NSDAP einen bestimmenden Einfluss an den Universitäten gewonnen hatte.

Titelseite

Der sächsische NSLB-Gauobmann Arthur Göpfert hatte im Zusammenwirken mit der Landesuniversität Leipzig dazu aufgerufen, ein „Bekenntnis freier und politisch nicht gebundener deutscher Gelehrter“ zu veröffentlichen, einen „Ruf an die Gebildeten der Welt“. Dieser „Ruf“ versprach eine „volksgebundene Wissenschaftspflege“, aus der allein die völkerverbindende Macht der Wissenschaft erwachsen könne. Weiter hieß es: „Aus dieser Überzeugung heraus richtet die deutsche Wissenschaft an die Gebildeten der ganzen Welt den Appell, dem Ringen des durch Adolf Hitler geeinten deutschen Volkes um Freiheit, Ehre, Recht und Frieden das gleiche Verständnis entgegenzubringen, welches sie für ihr eigenes Volk erwarten“. Die begleitenden Ansprachen hielten nacheinander der Rektor der Leipziger Universität, der Veterinär und Tierzüchter Richard Arthur Golf, schon vor der Machtergreifung Vertrauensdozent des NS-Studentenbundes, ferner Eugen Fischer, Martin Heidegger, Emanuel Hirsch, Wilhelm Pinder, Ferdinand Sauerbruch, Eberhard Schmidt[2], der Theologe Friedrich Karl Schumann und der Germanist Friedrich Neumann.

Göpfert, ein Lehrer, geb. 1902, wurde zur Belohnung 1933 Ministerialrat, ab März 1935 der Zuständige für Bildung in der Reichsstatthalterschaft Sachsen, die das frühere Land Sachsen nach der NS-Zentralisierung ersetzte.

Bekennende

Übersicht der vertretenen Hochschulen

Im Dokument sind fast alle Namen der Unterzeichner ihren Hochschulen zugeordnet. Am Ende stehen noch einzelne Wissenschaftler ohne Zuordnung, die meisten von der Universität Leipzig, die eigenartigerweise nicht in der Übersicht aufgeführt ist, obwohl ihr Rektor zu den Rednern gehörte.[3] Die meisten Namen kamen von der Hamburger Universität, dann aus Göttingen und Marburg. Merkwürdig im gegebenen Umfeld wirken die vier kirchlichen Hochschulen in Bayern, deren Rektoren sogar sämtlich ihre Unterschrift leisteten, obwohl sie teilweise später offene Gegner des Nationalsozialismus wurden: Michael Rackl, Max Heuwieser, Franz Heidingsfelder, Adolf Eberle (Dillingen).

Eine Seite mit Unterzeichnern des Bekenntnisses, besonders aus Marburg und Hamburg

und

einzelne Wissenschaftler

Namen von Wissenschaftlern

Unter anderem unterzeichneten:

A–B

Narziß Ach (Göttinger Psychologe), Friedrich Ahlfeld (Marburger Geologe), Karl Alnor (Kieler Geschichtsdidaktiker), Hermann Altrock (Leipziger Sportpädagoge), Friedrich Alverdes (Marburger Zoologe), Georg Anschütz (Hamburger Psychologe), Christian Aretz (Bonn), Emil Artin (Hamburger Mathematiker, 1937 entlassen), Ernst Baars (Marburger Chemiker), Adolf Bach (Bonner Germanist), Heinrich Barkhausen (Dresdner Physiker), Sophie Barrelet (Hamburger Fremdsprachendozentin), Karl Heinrich Bauer (Medizin), Friedrich Baumann (Marburger Mediziner), Karl Baumann (Bonner Physikdidaktiker), Max Baur (Marburger Pharmazeut), Hermann Beenken (Leipziger Kunsthistoriker), Johannes Behm (Göttinger Theologe), Erhard Berndt (Leipziger Agrarökonom, SA-Mitglied), Georg Berndt (Dresdner Physiker), Walther Bergt (Dresdner Mineraloge), Hans Hermann Bennhold (Hamburger Internist, 1893‒1976), Luise Berthold (Marburger Germanistin), Helmut Berve (Leipziger Althistoriker), Theodor Beste (Dresdner Betriebswirt), Erich Bethe (Altphilologe), Kurt Beyer (Dresdner Bauingenieur), Robert Bierich (Hamburger Mediziner), Wilhelm Biltz (Hannoveraner Chemiker), Herbert Birtner (Marburger Musikwissenschaftler), Fritz Blättner (Pädagoge), Max Le Blanc (Leipziger Chemiker), Edwin Blanck (Göttinger Bodenkundler), Wilhelm Blaschke (österreichischer Mathematiker, Hamburg), Hermann Block (Hamburger Pädagoge), Otto Blum (TH Hannover), Werner Blume (Göttinger Mediziner und später NS-Dozentenführer), Paul Böckmann (Hamburger Germanist), Ernst Boehm (Leipziger Pädagoge), G. Bol (Hamburger Mathematiker), Otto Friedrich Bollnow (Philosoph), Conrad Borchling (Hamburger Germanist), Bruno Borowski (Leipziger Anglist), Wilhelm Böttger (Leipziger Chemiker), Kurt Brand (Marburger Pharmazeut), Erich Brandenburg[4] (Leipziger Historiker), Braeucker (Hamburg), Gustav Brandes (Dresdner Zoologe), Ludolph Brauer (Hamburger Luftfahrtmediziner), Friedrich Braun (Leipziger Germanist), Erich Bräunlich (Leipziger Orientalist), Gustav Bredemann (Hamburger Agrarwissenschaftler), Hellmut Bredereck (Leipziger Chemiker), Roland Brinkmann (Hamburger Geograf, später NS-Gegner), Joachim Brock (Marburger Mediziner), Johannes Brodersen (Hamburger Anatom), Ernst Broermann (Bonner Psychologe und Sportpädagoge), Paul Brohmer (Kieler Biologiedidaktiker), Leo Bruhns (Leipziger Kunsthistoriker), Eberhard Buchwald (Danziger Physiker), Günther Budelmann (Hamburger Internist), Alfred Burgardsmeier (Bonner Kirchenhistoriker), Felix Burkhardt (Leipziger Statistiker), Otto Burmeister (Rostocker Pädagoge), Werner Burmeister (Hamburger Kunsthistoriker), Adolf Butenandt (Danziger Chemiker, später Nobelpreisträger)

C–D

Hans Freiherr von Campenhausen (Göttinger Theologe), Ernst Carlsohn (Leipziger Chemiker), Wilhelm Cauer (Göttinger Mathematiker), Peter Claußen (Marburger Botaniker), Hermann Cranz (TU Hannover), Nikolaus Creutzburg (TH Danzig), Rudolf Criegee (Marburger Chemiker), Adolf Dabelow (Marburger Mediziner), Petrus Dausch (Dillinger kath. Theologe), Rudolf Degkwitz (senior) (Hamburger Mediziner), Friedrich Delekat (Dresdner Theologe und Religionspädagoge), Alfred Dengler (Eberswalder Forstwirt), Gustaf Deuchler (Hamburger Pädagoge), Max Deutschbein (Marburger Anglist), Rudolf Dittler (Marburger Augenmediziner), Ottmar Dittrich (Leipziger Sprachwissenschaftler), Walter Döpp (Marburger Botaniker), Hans Dörries (Göttinger Geograf, später in Münster), Carl Dolezalek (Bauingenieur an der TU Hannover), Heinz Dotterweich (Dresdner Zoologe), Friedrich Drenckhahn (Rostocker Pädagoge), Johannes von den Driesch (Bonner Pädagoge), Karlfried Graf Dürckheim (Kieler Psychologe), Gerhard Duters

E–F

Friedrich August Ebrard (1891–1975, Hamburger Jurist, Schweizer), Heinrich Eddelbüttel (Rostocker Biologe und Pädagoge), Richard Egenter (Passauer kath. Theologe), Rudolf Ehrenberg (Göttinger Biologe, später selbst Opfer des NS), Karl Eimer (Marburger Mediziner), Josef Engert (Regensburger Dogmatiker), Curt Eisfeld (Hamburger Betriebswirt), Ernst Elster (Marburger Germanist), Otto Emicke (Freiberger Mineraloge), Willi Enke (Marburger Psychiater), Ben Esser (Bonner Musikerzieher), Erich Everth (Leipziger Publizist und NS-Gegner), Theodor Fahr (Hamburger Pathologe), Rudolf Fahrner (Marburger Germanist, später Kontakt zum Widerstand), Ferdinand Fehling (Lübeck-Hamburger Historiker), Karl Feist (Göttinger Pharmazeut), Rainer Fetscher (Dresdner Erbhygieniker), Fritz Fichtner (Dresdner Kunsthistoriker), Paul Ficker (Dresdner Pädagoge), Carl August Fischer (Hamburger Volkswirt), Eugen Fischer (Mediziner), Otto Flachsbart (Maschinenbau TU Hannover), Ulrich Fleck (Göttinger Chemiker), Hans Fliege (Marburger Zahnmediziner), Wilhelm Flitner (Hamburger Pädagoge), Karl Florenz (Hamburger Japanologe), Gustav Flügel (Danziger Ingenieur), Johann Ulrich Folkers (Rostocker Historiker und Volkskundler), Alfred Forke (Hamburger Sinologe), Günther Franz (Marburger Historiker), Otto Franzius (Rektor TU Hannover), Julius Fressel (Hamburger Mediziner), Joseph Freundorfer (Passauer kath. Theologe, später Bischof von Augsburg), Julius Fressel (Hamburger Gynäkologe), Hans Freyer (Leipziger Soziologe), Walter Freytag (Hamburger Missionsdirektor), Ernst Friedrich (1867–1937, Leipziger Geograf), Johannes Friedrich (Altorientalist, später Leipziger Rektor), Theodor Frings (Leipziger Germanist), Otto Emil Fritzsche (Freiberger Ingenieur), Gotthold Frotscher (Danziger Musikwiss.), Hugo Fuchs (Göttinger Anatom)

G

Hans-Georg Gadamer (Marburger Philosoph), Arnold Gehlen (Leipziger Philosoph, Soziologe), Willy Gehler (Dresdner Bauingenieur), Hans Gehrig (Dresdner Volkswirt), Oscar Gehrig (Rostocker Kunsthistoriker), Felix Genzmer (Rechtswissenschaftler) (Marburg), Herbert Gerdessen (1892- , Rostocker Geograf), Gustav Giemsa (Hamburger Chemiker), Wilhelm Giese (Romanist) (Hamburg), Josef Giesen (Bonner Kunsthistoriker, später Vechta), Otto Glauning (Leiter der Universitätsbibliothek Leipzig), Hermann Gmelin (Danziger Romanist, später Kiel), Arthur Golf (Leipziger Rektor), Fritz Goos (Hamburger Physiker), Georg Grimpe (Leipziger Zoologe), Franz Groebbels (Hamburger Mediziner), Walter Große (Leipziger Nationalökonom), Hans Großmann (Göttingen), Rudolf Großmann (Hamburg), Eduard Grüneisen (Marburger Physiker), Georg Grüter (1862–1963, Marburger Augenmediziner), Herbert Grundmann (Leipziger Historiker)

H

Rudolf Habermann (Hamburger Mediziner), Fedor Haenisch (Hamburger Mediziner), Konstantin von Haffner (1895‒1985, Hamburger Zoologe), Jörgen Hansen (Kieler Geograf), Richard Harder (Göttinger Biologe), Helmut Hasse (Marburger Mathematiker), Kurt Hassert (Dresdner Geograf), Edwin Hauberrisser (1882–1964, Göttinger Zahnmediziner)[5] Erich Hecke (Hamburger Mathematiker), Otto Heckmann (Göttingen), Enno Heidebroek (Dresdner Maschinenbauer und Rektor 1946), Martin Heidegger (Philosoph), Robert Heidenreich (Archäologe), Alfred Heiduschka (Dresdner Lebensmittelchemiker), Franz Hein (Leipziger Chemiker), Wilhelm Heinitz (Hamburger Musikwissenschaftler), Rudolf Heinz (Hamburger Geologe), Emil Heitz (Hamburger Botaniker), Gustav Heller (Leipziger Chemiker), Karl Helm (Marburger Germanist und Dekan), Eberhard Hempel (Dresdner Kunsthistoriker), Johannes Hempel (Göttinger Theologe), Friedrich Hempelmann (Leipziger Zoologe), Ernst Hentschel (Hamburger Zoologe), Eduard Hermann (Göttinger Linguist), Ernst Hertel (Leipziger Augenmediziner), Johannes Hertel (Leipziger Indologe), Paul Hesse (Göttinger Agrarwissenschaftler), Franz Heske (Dresdner Forstwirt), Herbert Hesmer (Eberswalder Forstwirt), Theodor Hetzer (Leipziger Kunsthistoriker), Max Heuwieser (Passauer Kirchenhistoriker), Johannes Erich Heyde (Rostocker Philosoph), Theodor Heynemann (Gynäkologe), Otto Hildebrand (Marburger Gerichtsmediziner), Leo von Hibler (Anglist in Leipzig und Dresden, später Wien), Emanuel Hirsch (Göttinger Theologe), Otto Hölder (Leipziger Mathematiker), Cornelius Hölk (Marburger Schulleiter und Didaktiker), Alexander Hoffmann (1879–1946, Leipziger Betriebswirt), Hans Hoffmann (Hamburg), Albert von Hofmann (Marburger Historiker), Erich Hofmann (Göttinger Linguist), Carl Horst (Marburger Kunsthistoriker), Alfred Hübner (Göttinger Germanist, später Leipzig)

Seiten mit einzelnen Unterzeichnern vorwiegend der Universität Leipzig

I–J

Edgar Irmscher (1887–1968, Hamburger Botaniker), Bernhard Iversen (Kieler Musikpädagoge), Arnold Jacobi (Dresdner Zoologe), Eduard Jacobshagen (1886–1967, Marburger Anatom), Peter Jaeck (Marburger Sportwissenschaftler), Fritz Jäger (Hamburger Sinologe), Erich Jaensch (Marburger Psychologe), Walther Jaensch (Berliner Sportmediziner), Maximilian Jahrmärker (Marburger Psychiater, Direktor der Landesheilanstalt), Eduard von Jan (Leipziger Romanist), Christian Janentzky (Dresdner Germanist), Heinz Janert (Leipziger Bodenkundler), Harro de Wet Jensen (Marburger Anglist, in Heidelberg 1936–1945), Christian Jensen (1867–1942, Hamburger Meteorologe und Physiker), Peter Jensen (Marburger Hethitologe)[6], Gerhard de Jonge (Danziger Ingenieur), Erich Jung (Marburger Rechtsphilosoph), Heinrich Junker (Leipziger Sprachwissenschaftler), Hubert Junker (Passauer kath. Theologe)

K

Alfred Kaestner (Dresdner Zoologe), Helmuth Kanter (1891–1976, Hamburger Geograf), Oskar Fritz Karg (Leipziger Germanist, 1934 wegen Diebstahl entlassen), August Karolus (Leipziger Physiker), Eduard Keeser (Hamburger Pharmakologe, Rektor 1941–1945), Erwin Kehrer (1874–1959, Marburger Gynäkologe), Egon Keining (Hamburger Dermatologe, später Mainz), Otto Kestner (Hamburger Mediziner), Hans Kienle (Göttinger Astronom), Sebastian Killermann (Regensburger Theologe und Naturwissenschaftler), Heinz Kindermann (Danziger Germanist), Karl Kindler (1891–1967, Hamburger Pharmazeut), J. Kister (Hamburger Bakteriologe), Paul Kirn (Leipziger Historiker), Otto Kirschmer (Dresdner Physiker), Rudolf Klapp (Marburger Chirurg), Heinrich Klebahn (1859–1942, Hamburger Mykologe), Johannes Klein (Marburger Germanist), Otto Klemm (Leipziger Psychologe), Wilhelm Klemm (Danziger Chemiker), Felix Klewitz (Marburger Mediziner), Erich Klinge (Sportwissenschaftler), August Klingenheben (Hamburger Afrikanist), Friedrich Klingner (Leipziger Altphilologe), Otto Kloeppel (Danziger Architekt), Hans Otto Kneser (Marburger Physiker), Hugo Wilhelm Knipping (Hamburger Mediziner), Wilhelm Knoll (Mediziner), Peter Paul Koch (Hamburger Physiker), Carl Walter Kockel (Leipziger Geologe), Paul Koebe (Leipziger Mathematiker und Dekan), Franz Kögler (Freiberger Bauingenieur), Walter König (Dresdner Chemiker), Max Koernicke (Bonner Agrarwiss.), Alfred Körte (Leipziger Altphiloge), Rudolf Kötzschke (Leipziger Wirtschaftshistoriker), Willy Kolz (Rostocker Pädagoge), Walter Kossel (Danziger Physiker), Franz Kossmat (Leipziger Geologe), Gerhard Kowalewski (Dresdner Mathematiker), Maximilian Krafft (Marburger Mathematiker), Werner Krauss (Marburger Romanist, später im Widerstand), Erich Krenkel (1880–1964, Leipziger Geologe), Ernst Kretschmer (Marburger Psychiater), Martin Kröger (Leipziger Chemiker), Felix Krueger (Leipziger Psychologe), Friedrich Küch (Marburger Archivar), Karl Küpfmüller (Danziger Elektrotechniker), Fritz Krüger (Hamburger Romanist), Gerhard Krüger (Marburger Philosoph), Hermann Kümmell (Hamburger Mediziner), Hans Kuhn (Marburger Germanist), Friedrich Kutscher (Marburger Physiologe),

L

Albrecht Langelüddeke (Hamburger Psychiater), Fritz Laves (Göttinger Mineraloge), Otto Lauffer (Hamburger Volkskundler), Kurt Leese (Hamburger Philosoph), Rudolf Lehmann (Leipziger Ethnologe), Walther Lehmann (Hamburg), Erich Lehmensick (Kieler Pädagoge), Wilhelm Lenz (Hamburger Physiker), Philipp Lersch (Leipziger Psychologe), E. H. Lieber, Paul Lindemann (Hamburg), Hans Lipps (Marburger Philosoph), Friedrich Lipsius (Philosoph), Theodor Litt (Philosoph) [Unterschrift zweifelhaft][7], Helmut Loebell (1894–1964, Marburger Mediziner), Ernst Lommatzsch (Marburger Altphilologe), Hans Lorenz (Danziger Maschinenbauer), Alexander Lorey (Hamburger Radiologe), Rudolf Lütgens (Hamburger Wirtschaftsgeograf), Robert Luther (Chemiker) (Dresden)

M–N

Gerhard Mackenroth (Marburger Jurist), Dietrich Mahnke (Marburg), Erich Manegold (Göttinger Chemiker), Johann Wilhelm Mannhardt (Volkswissenschaftler), Otto Mattes (Marburger Zoologe und Führer der Dozentenschaft), Friedrich Mauz (Marburger Psychiater, später T4-Gutachter der Aktion T4), Kurt May (Göttinger Germanist), Martin Mayer (1875–1951, Hamburger Mediziner), Harry Maync (Marburger Germanist), Rudolf Meerwarth (Leipziger Statistiker), Hans Meerwein (Marburger Chemiker), Carl Meinhof (Hamburger Afrikanist), Heinrich Menzel (Dresdner Chemiker), Eugen von Mercklin (Hamburger Archäologe), Walther Merk (Marburger Jurist und Rektor), Heinrich Meyer-Benfey (Hamburger Germanist), Fritz Micheel (Göttinger Chemiker), Heinrich von Minnigerode (Marburger Jurist), Hermann Mirbt (Göttinger Jurist), Waldemar Mitscherlich (Göttinger Staatswissenschaftler), Walther Mitzka (Marburger Sprachwissenschaftler), Willy Möbius (Leipziger Physiker), Hans Möller (Hamburg), Eugen Mogk (Leipziger Nordist), Bruno Moll (Leipziger Ökonom), Wilhelm Mommsen (Marburger Historiker), Lorenz Morsbach (Göttinger Anglist), Peter Mühlens (Hamburger Hygienemediziner), Erich Müller (Chemiker, Rektor der TU Dresden), Kurt Müller (Göttinger Archäologe), Paul Mulzer (Hamburger Dermatologe), Hans Naujoks (Marburger Gynäkologe), Ernst Richard Neumann (Marburg), Friedrich Neumann (Göttinger Germanist), Arthur Philipp Nikisch (Dresdner Jurist), Hermann Noack (Hamburger Philosoph), Johannes Nobel (Marburger Indologe), Bernhard Nocht (Hamburger Mediziner), M. Karl Nordhausen (Marburger Botaniker)

O–P

Karl Justus Obenauer (Leipziger Germanist, später in Bonn Lehrer von Hans Rößner), Wolfgang Ostwald (Leipziger Chemiker), Max Pagenstecher (Hamburger Jurist), Erich Parnitzke (Kieler Kunstpädagoge), Siegfried Passarge (Hamburger Geograf und Völkerkundler), Walther Pauer (Dresdner Energiewiss.), Ulrich Peters (Pädagoge, Kieler Rektor), Richard Petersen (Danziger Ingenieur), Hans Petersson (Hamburger Mathematiker), Robert Petsch (Hamburger Germanist), Heinrich Pette (Hamburger Neurologe), Wilhelm Pfannenstiel (Marburger Rassenhygieniker), Georg Pfeilschifter (Kirchenhistoriker), Kurt Pietzsch (Leipziger Geologe), Wilhelm Pinder (Münchner Kunstgeschichtler), Hans Plischke (Göttinger Ethnologe), Heinrich Prell (Dresdner Forstwirt), Anton von Premerstein (Marburger Althistoriker), Edgar Pröbster (Leipziger Orientalist), Arthur Prüfer (Leipziger Musikwissenschaftler)

R

Georg Raederscheidt (Direktor der Pädagogischen Akademie Bonn), Berthold Rassow (Leipziger Chemiker), Fritz Rauda (Dresdner Architekt), Hans Rebel (Göttinger Zahnmediziner), Otto Reche (rassistischer Leipziger Anthropologe), Joachim von Reckow (Marburger Zahnmediziner), Konstantin Reichardt (Leipziger Nordist, 1937 emigriert), Eduard Reichenow (Hamburger Biologe), Ferdinand Reiff (Marburger Chemiker), Adolf Rein (Hamburger Historiker), Hermann Rein (Göttinger Mediziner und Rektor), Heinrich Remy (Hamburger Chemiker), Theodor Remy (Bonner Forstwirt), Wilhelm Rieder (Hamburger Chirurg), August Rippel (Göttinger Mikrobiologe), Joachim Ritter (Hamburger Philosoph), Erich Rix (Marburger Pathologe), Georg Rohde (Marburger Altphilologe), Hermann Rose (Mineraloge) (Hamburg), Konrad Rubner (Dresdner Forstwirt), Hans Rudolphi (Leipziger Geograf), Alfred Ruete (Marburger Hautarzt), Wilhelm Ruhland (Leipziger Botaniker)

S

Heinrich Sauer (Philosoph) (Hamburg), Ferdinand Sauerbruch (Berliner Chirurg), Carl Schall (Leipziger Chemiker), Georg Schaltenbrand (Hamburger Neurologe, später Leiter von Versuchen an Menschen), Johannes Scheffler (Dresdner Ökonom), Johannes Scheiber (Leipziger Chemiker), Walter Scheidt (Hamburger Rassenbiologe]], Georg Scheller (Nürnberger Betriebswirtschaftler), Siegmund Schermer (Göttinger Veterinär und Rektor 1932/33), Karl Hermann Scheumann (Leipziger Mineraloge), Ernst Schiebold (Leipziger Mineraloge), Ludwig Schiller (Leipziger Physiker), Friedrich Schilling (Mathematiker, TH Danzig), Werner Schingnitz (Leipziger Philosoph), Arthur Schleede (Leipziger Chemiker), Carl Schlieper (Marburger Zoologe), Ernst Schmidt (Thermodynamiker, TH Danzig), Werner Schmidt (Eberswaldener Forstwissenschaftler), Wolfgang Schmid(t) (Marburger Anglist), Jonas Schmidt (1885‒1958, Göttinger Veterinär), G. Schmitthenner, Eugen Schmitz (Dresdner Musikwissenschaftler), Friedrich Schneider (Bonner Pädagoge), Hermann Schneider (Leipziger Philosoph)[8], Roland Scholl (Schweizer Chemiker in Dresden), Richard Scholz (Leipziger Mittelalterhistoriker), Richard Schorr (Hamburger Astronom), Georg Schott (Hamburg), Hugo Schottmüller (Hamburger Bakteriologe), Bruno Schröder (Archäologe) (Dresden), Edward Schröder (Göttinger Germanist), Walther Schubring (Hamburger Indologe), Levin Ludwig Schücking (Leipziger Anglist und NS-Gegner), Helmut Schultz (Leipziger Musikwissenschaftler), Otto Theodor Schulz (Leipziger Althistoriker), Alfred Schulze (Marburger Romanist), Franz Arthur Schulze (Marburger Physiker), Rudolf Schulz-Schaeffer (1885‒1936?, Marburger Jurist), Leonhard Schultze-Jena (Marburger Zoologe), Paul Schwarz (Leipziger Orientalist), Bernhard Schweitzer (Leipziger Archäologe), Alfred Schwenkenbecher (Marburger Mediziner), Wilhelm Seedorf (Agrarökonom und später NS-Gegner), Emil Sieg (Göttinger Indogermanist), Alexander Snyckers (Leipziger Ökonom), Max Graf zu Solms (Marburger Soziologe und NS-Gegner), Julius Sommer (Danziger Mathematiker), Adolf Spamer (Dresdner Germanist), Paul Ssymank (Göttinger Historiker), Franz Stadtmüller (Göttinger Anatom), Martin Stammer (Rostocker Theologe), Otto Hermann Steche (Leipziger Zoologe), Kurt Steinbart (Marburger Kunsthistoriker), Wilhelm Steinkopf (Dresdner Chemiker, Giftgasforscher), Edmund E. Stengel (Marburger Historiker), Hermann Stephani (Marburger Musikwissenschaftler), Hans Stobbe (Leipziger Chemiker), Werner Straub (Dresdener Psychologe), Reinhard Strecker (Eberswalde, später im Widerstand), Wilhelm Strecker (Marburger Chemiker), Rudolf Streller (Leipziger Nationalökonom), Hermann Stremme (Danziger Bodenforscher, später Ost-Berlin), Bernhard Struck (Dresdner Völkerkundler), Otto Stutzer (Freiberger Geologe), Paul Sudeck (Hamburger Chirurg), Karl Süpfle (Dresdner Hygieniker), Karl Friedrich Suter (Leipziger Kunsthistoriker, ab 1946 Rostock)

T–U

Adolf Teuscher (Dresdner Pädagoge), Karl Thalheim (Leipziger Nationalökonom, nach 1945 Westberlin), Alfred Thiel (Marburger Chemiker), Hermann Thiersch (Göttinger Archäologe), Georg Thilenius (Hamburger Völkerkundler), Maximilian Toepler (Dresdner Physiker), Rudolf Tomaschek (Marburger Anhänger der Deutschen Physik), Reinhold Trautmann (Leipziger Slawist), Erich Trefftz (Dresdner Mathematiker), R. Tripp (Marburg), Walter Ehrenreich Tröger (Dresdner Mineraloge), Hans Ueberschaar (Leipziger Japanologe), Walther Uffenorde (Marburger HNO-Mediziner), Egon Ullrich (Marburger Mathematiker), Hermann Ullrich (Leipziger Botaniker), Adalbert von Unruh (Göttinger Jurist),

V

Max Versé (Marburger Mediziner und Rektor), Wilhelm Vershofen (Ökonom und Lehrer Ludwig Erhards), Hermann Vogel (Göttinger Veterinär), Paul Vogel (Leipziger Pädagoge), Rudolf Vogel (Göttinger Materialforscher), Eckhardt Vogt (Marburger Physiker), Walter Voigtländer (Dresdner Pädagoge), Hans Volkelt (Leipziger Psychologe und Pädagoge), Wilhelm Volz (Leipziger Geograf), Friedrich Voß (Göttinger Zoologe)

W

Friedrich Wachtsmuth (Marburger Kunsthistoriker und Dekan, 1945 entlassen), Kurt Wagner (Marburger Germanist), Friedrich Wahl (1901‒, Marburger Gynäkologe), Andreas Walther (Hamburger Soziologe), Hermann Weber (Zoologe, TH Danzig, Nationalsozialist), Werner Weber (Göttinger Mathematiker), Rudolf Wedekind (Marburger Paläontologe), Emil Wehrle (Marburger Jurist), Ludwig Weickmann (Leipziger Geophysiker), Walter Weigmann (Leipziger Ökonom), Karl Friedrich Weimann (* 1873, Leipziger Historiker), Franz Heinrich Weißbach (Leipziger Orientalist), Friedrich Weller (Leipziger Indologe), Hermann Wendorf (Leipziger Historiker), Otto Westphal (Hamburger Historiker), Wilhelm Weygandt (Hamburger Psychiater), Georg Wiarda (Dresdner Mathematiker), Kurt Wiedenfeld (Leipziger Nationalökonom), Heinrich Wienhaus (Göttinger Chemiker), Wilhelm Wirth (Leipziger Philosoph und Psychologe), Hans Adolf Wislicenus (Dresdner Forstwirt), Georg Wobbermin (Göttinger Theologe), Walther Wolf (Leipziger Ägyptologe), Ludwig Wolff (Göttinger Germanist), Max Wolff (Eberswalder Zoologe), Richard Woltereck (Leipziger Zoologe), Ferdinand Wrede (Marburger Linguist), Wunniger

Z

Eduard Zarncke (Leipziger Altphilologe), Egmont Zechlin (Marburger Historiker), Peter Zepp (Bonner Geograph), Erich Ziebarth (Hamburger Althistoriker), Ludwig Zimmermann (Marburger Historiker, später Erlangen), W. Zimmermann (Hamburg), Ernst Zyhlarz (Hamburger Afrikanist)

Insgesamt unterschrieben ca. 900 Personen.[9]

In seiner Analyse der Unterschriften von Hamburger Professoren führt der Völkerkundler Hans Fischer aus, dass nicht klar sei, „wie die ‚Unterschriften‘ zu diesem Bekenntnis zustande gekommen sind, noch welches genau das Bekenntnis ist“.[10] Dabei bezieht er sich darauf, dass in dem vorangestellten „Ruf an die Gebildeten der Welt“, dem die Unterschriften vermutlich gelten, im Wesentlichen die Rede von „unbeschränkter geistiger Entwicklung und kultureller Freiheit“ sei, während die nationalsozialistischen Inhalte vor allem in den Reden enthalten seien. Außerdem meint er, dass an der „Authentizität der Hamburger ‚Unterschriften‘ Zweifel angebracht sind“.[11] Er weist darauf hin, dass sich unter den Hamburger Unterschriften „frühere oder spätere Hitler-Gegner wie Flitner und Degkwitz“ finden.[10]

Reden

Rektor Eugen Fischer (Berlin):

(... das neue Gebäude des ns. Staates.) Ein gewaltiger Baumeister hat den Riß gezeichnet und den Bau geleitet und es fertig gebracht durch die Macht und den Zauber seiner Persönlichkeit, ein ganzes großes 65-Millionen-Volk mitzureißen... zu einer gewaltigen Welle des Mitbauens, des Mitarbeitens an diesem neuen Staate. Das nennt dann die Welt Revolution..., weil es wie ein Sturm einhergebraust kam,... weil eines Mannes Wesen, eines Mannes Wille weggebrochen hat, was morsch und schlecht war, und neue Ideale einem Volk als Richtlinien gegeben hat nach deutscher Art in Sitte, Ruhe und Ordnung... wir Wissenschaftler bauen mit... mit vollem und ganzem Herzen dem neuen Staat folgend...
Das ist der Sozialismus der Tat! Wir werden ihn aufbauen und ausbauen, nicht abgerungen durch die Fäuste der Arbeiter, nicht abgerungen durch Klassenkampf und Klassengegensatz, sondern aufgebaut auf der Gemeinsamkeit unserer Erblinien, auf der Gemeinsamkeit unseres Blutes, das im letzten Volksgenossen den gleichen Menschen gleichen Stammes sieht wie wir selbst sind. (S. 9 f.)

Rektor Martin Heidegger (Freiburg i. Br.):

Deutsche Lehrer und Kameraden! Deutsche Volksgenossen und Volksgenossinnen! [...] Wir haben uns losgesagt von der Vergötzung eines boden- und machtlosen Denkens. Wir sehen das Ende der ihm dienstbaren Philosophie. Wir sind dessen gewiß, daß die klare Härte und die werkgerechte Sicherheit des unnachgiebigen einfachen Fragens nach dem Wesen des Seins wiederkehren. Der ursprüngliche Mut, in der Auseinandersetzung mit dem Seienden an diesem entweder zu wachsen oder zu zerbrechen, ist der innerste Beweggrund des Fragens einer völkischen Wissenschaft. [...] Die nationalsozialistische Revolution ist nicht bloß die Übernahme einer vorhandenen Macht im Staat durch eine andere ... Partei, sondern diese Revolution bringt die völlige Umwälzung unseres deutschen Daseins. Von nun an fordert jedwedes Ding Entscheidung und alles Tun Verantwortung. (S. 13 f. der Ausgabe Leipzig 1933)

Wilhelm Pinder (München):

Er bezieht sich auf die Feier zum 10. Jahrestag des 9. Nov. 1923 und schildert die Inszenierung dieser Gedenkfeier, die ihn tief ergriffen hat: Das gab es nicht mehr seit den Tagen des geistlichen Schauspiels. Das war nicht mehr Theater, das war nicht mehr die Trennung in Spieler und Zuschauer, Bühne und Publikum..., hier war wieder die Gemeinde da. Da wirkte alles zusammen. Das ist mehr als ein Bild... Das ist Stil, das heißt untrennbare Vereinigung der Gemeinschaft zur Form, unwillkürlich geschaffenes Symbol für den Gehalt, den Tausende empfinden, die Gestaltung aller im Ausdruck des eigenen Lebens. (S. 19)[12]

Verweigerer

Obwohl im Nachgang zur Kundgebung im Winter 1933/34 von fast allen Professoren[13] Unterschriften unter den „Ruf“ reichsweit eingefordert wurden, fehlen nach Angaben von Hans Fischer[10] eine ganze Reihe von Universitäten, so Bonn, Köln, Frankfurt, Mainz, Freiburg und München. Es ist bisher nur von einer Fakultät bekannt, dass sie die Unterschriften unter den „Ruf“ im Ganzen verweigerte, den Theologen in Marburg. In außerordentlich vorsichtiger Sprache versucht der Dekan der Fakultät, Hans von Soden, dem Rektor klarzumachen, dass man zwar nicht gegen den neuen Staat sei, aber gegen diese Erklärung. Formal wendet er ein, dass der „Ruf“ zu dieser Zeit als Teil einer größeren Denkschrift propagiert wurde, deren künftiger Kontext nicht auszumachen sei. Inhaltlich meint er, das Bekenntnis sei in seinen Aussagen so selbstverständlich, dass es dafür eigentlich keiner Unterschriften bedürfe, also stecke wohl mehr dahinter. Im Ausland würde der Ruf gerade nicht die erwünschte Wirkung erzielen, wie die Fakultät auf Grund ihrer Kontakte wisse. Die Volksabstimmung vom 12. November 1933 wird für richtig gehalten. Die Theologen wenden sich vor allem gegen die Formulierung des „Rufs“, dass zum ersten Mal seit Fichtes Zeiten die Repräsentanten des deutschen Geisteslebens als Garanten des nationalsozialistischen Staates mit einem politischen Bekenntnis vor die Öffentlichkeit der Welt treten. Der Satz würde im Ausland von allen Kundigen als falsch abgetan werden. Ferner wollen die Theologen nicht, dass (namentlich genannte) NS-Organisationen bestimmen, wer unterschreiben darf und wer nicht, denn in verschiedenen Begleitschreiben zur Unterschriften- und Geldsammlung waren „jüdische“ und andere, jeweils verschieden und möglichst subtil umschriebene Nicht-Nazis von der Unterschrift ausgeschlossen worden. Die Theologen stellen dem ihre berufliche Solidarität unter Fakultätskollegen entgegen.[14]

Victor Klemperer beschreibt im Tagebucheintrag vom 14. November 1933 die Abgabe seiner zwei Stimmzettel mit Nein, seine Frau gab leere Zettel ab. Nach Klemperer rechnete alle Welt mit dem Bruch des Wahlgeheimnisses. Auch beschreibt er die massive Wahlwerbung.

Siehe auch

Literatur

  • Bekenntnis der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler und dem nationalsozialistischen Staat. Überreicht vom Nat.-soz. Lehrerbund Deutschland, Gau Sachsen, o. J. [1933] Dresden-A. 1, Zinzendorfstr. 2; 136 S. Mit Übersetzung in engl., ital., franz. u. span. Sprache.[16] Druckvermerk: Wilhelm Limpert, Dresden. Online-Scan (Frakturschrift), siehe Weblinks. – Indem die sowjetische Militärverwaltung das Produkt 1945 auf die „Liste der auszusondernden Literatur“ setzte (Transkript Buchstabe B, Seiten 17‒64), erwies sie zugleich ungewollt allen Unterzeichnern einen großen Dienst, weil das Buch nun aus allen Bibliotheken der künftigen DDR verschwand und daher nicht mehr öffentlich wahrgenommen wurde.[17]
  • M. Heidegger: Ansprache am 11. November 1933 in Leipzig. In: ders.: Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges 1910‒1976. Martin Heidegger Gesamtausgabe, Bd. 16, Klostermann, Frankfurt 2000, S. 190–193, Dok. 104 Online, lat. Schrift ISBN 3465030400 (Online Frakturschrift siehe Weblinks)
  • Thomas Laugstien: Philosophieverhältnisse im deutschen Faschismus. Argument, Hamburg 1989, ISBN 3886191699, S. 29 ff. zur Lpz. Veranstaltung
  • Helmut Kuhn u. a. (Hrsg.): Die deutsche Universität im Dritten Reich. Vortragsreihe d. Universität. Piper, München 1966 (zur Zahl 900: S. 71); darin Hans Maier: Nationalsozialistische Hochschulpolitik. S. 71–103
  • Leonore Siegele-Wenschkewitz, Carsten Nicolaisen (Hrsg.): Theologische Fakultäten im Nationalsozialismus. Reihe: Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Hrsg. Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte Leipzig. Reihe B: Darstellungen. Band 18. V&R, Göttingen 1993, ISBN 3525557183
  • Anne Christine Nagel, Ulrich Sieg: Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus. Dokumente zu ihrer Geschichte. Franz Steiner, Stuttgart 2000, ISBN 3515076530, Reihe: Pallas Athene. Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte. Bd. 1
  • Niels C. Lösch: Rasse als Konstrukt. Leben und Werk Eugen Fischers. Reihe: Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften. Bd. 737. Peter Lang, Bern 1997, ISBN 9783631317464 (zur Lpz. Veranstaltung: S. 262 f.) Zugl. Diss. TU Berlin 1996 (lt. Verlagsang) oder Diss. FU Berlin (lt. DNB)
  • George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument, Hamburg 1993, ISBN 3886192059 (nennt die Zahl von 961 Unterzeichnern, S. 100)

Weblinks

  • Scan, Buch von [1934], in 5 Sprachen, mit den Reden der Protagonisten. Deutscher Teil sowie Namensliste in Fraktur.[18]

Anmerkungen

  1. ganz vereinzelt in der Sekundärlit.: „Aufruf …“ statt „Ruf …“, z. B. Frank-Rutger Hausmann: Anglistik und Amerikanistik im Dritten Reich; oder Ruth Heftrig, Olaf Peters, Barbara Maria Schellewald: Kunstgeschichte im „Dritten Reich“. Theorien, Methoden, Praktiken. Akademie-Verlag. Diese Studie nennt als Beginn der Unterschriftensammlung den 23. Oktober 1933.
  2. Angegeben ist im deutschen Text „Prof. Schmidt, Hamburg“ sowie dass er ein Jurist ist; bei den Übersetzungen steht aber immer „Eberhard“, daher handelt sich um den Strafrechtler (1891‒1977): in Hamburg bis 1935, dann in Leipzig, Göttingen u. Heidelberg (Rektor 1952), vgl. Mundipedia. Schmidt erscheint nicht in der Liste der Bekennenden.
  3. Von den Leipziger Dekanen haben Helmut Berve und der Mathematiker Paul Koebe unterzeichnet, die anderen nicht. Unter den Unterzeichnern fällt auf, dass manche Institute sehr stark (Orientalistik, Sprachwissenschaft, Chemie, Geografie), andere schwach vertreten sind.
  4. im Print 1933 verschrieben zu Brandenberg.
  5. auch: Mund-, Kiefer und Gesichtschirurg; viele Publ. seit 1922, z. B. Über die Quellung von Bindegewebe; später: Über dentale Kiefer-Osteomyelitis (dentaler Markabszess). In: Deutsche Vierteljahrschr. f. Zahnchir., München/Wiesbaden 1922, S. 67‒75. Er führte 1932 in Göttingen die erste Evipan-Narkose durch; er stand 1934 an 1. Stelle für einen Lehrstuhl in Hamburg, den er jedoch nicht erhielt.
  6. Er hat im Jan. 1932 wegen schwerer Krankheit die Lehrtätigkeit aufgeben; auf die Liste ließen sich also auch Emeriti (Jensen seit 1928) setzen. Sein Sohn Harro de Wet Jensen hat mitunterzeichnet.
  7. Die angebliche Unterschrift lässt sich freilich schwer mit folgendem Tatbestand vereinen: „Auf eine briefliche Anfrage aus einem Schülerkreis, ob er in seiner Philosophie das völkische Moment und die Bedeutung des Biologischen nicht genügend berücksichtige, fügte Litt in der Antwort in der Sache ein persönliches Wort an […]: ‚Soll ich mich unter die Hakenkreuzfahne stellen, soll ich die Rechte zum Himmel emporrecken und mit beschwörender und flehender Stimme ausrufen: Liebe Freunde, ich bin auch bei euch, ich bin auch national!? Sieht man denn nicht ein, welche Würdelosigkeit dahinter steckt; daß man sittlich Unmögliches von mir verlangt? Was fordert man? Man fordert bedingungslose Unterwerfung unter das Parteiprogramm, unter alle Punkte des Parteiprogramms! Das ist für mich unmöglich, das kann ich einfach nicht! […]‘“, gekürzt zitiert nach: Peter Gutjahr-Löser: „Ist Theodor Litt im November 1933 zu Hakenkreuze gekrochen?“ In: Gutjahr-Löser, Schulz, Wollersheim (Hrsg.): Theodor-Litt-Jahrbuch 7, 2010, S. 256.
  8. Das Internationale Germanistenlexikon behauptet trotz vorheriger Warnung vor dieser Verwechslung, es handele sich um den Tübinger Germanisten gleichen Namens. Nach den bekannten Nazi-Aktivitäten dieses Leipziger Philosophen ist er jedoch wahrscheinlich der Unterzeichner.
  9. Es gibt unterschiedliche Zahlenangaben, weil auch nach dem 11. November 1933 Unterschriften und Gelder zur Veröffentlichung reichsweit gesammelt wurden. Felix Genzmer, Dekan der Staats- und Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Univ. Marburg, gab noch am 11. Januar 1934 eine Liste an den Rektor; unterzeichnet hatten von den Juristen er selbst, Erich Jung, Emil Wehrle, Gerhard Mackenroth, Rudolf Schulz-Schaeffer, Heinrich von Minnigerode (1885–1950). Allein von den Medizinern unterschrieb eine enorme Zahl von Universitätsangehörigen aus Marburg, ca. 50 Personen. Die Namen bei: Nagel, Sieg: Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus. 2000, S. 188, Anm. 20.
  10. 10,0 10,1 10,2 Hans Fischer: Völkerkunde. In: Eckart Krause, Ludwig Huber, Holger Fischer (Hrsg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“. Die Hamburger Universität 1933–1945. Dietrich Reimer Verlag, Berlin und Hamburg 1991, Bd. 2, S. 597 Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Fischer597“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag. Der Name „Fischer597“ wurde mehrere Male mit einem unterschiedlichen Inhalt definiert.
  11. Hans Fischer: Völkerkunde. In: Eckart Krause, Ludwig Huber, Holger Fischer (Hrsg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“. Die Hamburger Universität 1933–1945. Dietrich Reimer Verlag, Berlin und Hamburg 1991, Bd. 2, S. 605. Freilich heißt es im Dokument, S. 127: „Zustimmungserklärungen zu den vorstehenden Ausführungen gaben die auf den nachfolgenden Seiten verzeichneten Professoren …“, d. h. alle Reden inbegriffen.
  12. Bei Hans Maier: Nationalsozialistische Hochschulpolitik. 1966, S. 100 f.
  13. immer betont natürlich: ohne die jüdischen! Einzelne „halbjüdische“ Wissenschaftler (das Adjektiv definiert nach Hans Globkes später kodifizierten Entrechtungsgesetzen) gaben dennoch ihre Unterschrift, siehe Rudolf Ehrenberg in obiger Liste
  14. das Dokument Nr. 82 bei Nagel, Sieg: Die Philipps-Universität Marburg im Nationalsozialismus. 2000, S. 186 ff.
  15. Text und einige Namen, insges. rund 70 Unterzeichner, im Lemma Werner Sombart
  16. DNB am Standort Leipzig vorhanden (Angabe Jan. 2010; Exemplar nicht verfügbar: Angabe April 2011. Die Bibliothek muss ggf. angefragt werden, was das zu bedeuten hat. Die DNB-Druckangabe „1933“ ist falsch; Heidegger sammelte nach dem 11. November 1933 mit Druck auf seine Dekane Geld für die Übersetzungen, so dass realistisch erst 1934 gedruckt werden konnte. Das Buch hat kein Impressum; der Name des Druckers Limpert findet sich sehr klein auf der letzten Seite, ohne das Wort „Verlag“.
  17. In Archiven: Archiwum Uniwersytetu Wroclawskiego (AUW)/Universitätsarchiv Breslau. Bestand: Akt zespol Uniwersytet Wroclawski 1811‒1945: AUW, S-165, Dokumente aus den Jahren 1933‒1944/45. Unterlagen des Rektors, darin: AU-064/96/2004 (Kopie-Nummer): Abschrift (Schreiben des NSLB Sachsen, gez. Friedrich Forster, betrifft Kundgebung der deutschen Wissenschaft). An das Rektorat der Universität Breslau/ Ruf an die Gebildeten der Welt./Der Rektor der Universität, Breslau, den 9. Dezember 1933. AUW, S-166, Dokumente aus den Jahren 1933‒1944/45. Unterlagen des Kurators. – Korrektur: der stv. Gauobmann des NSLB Sachsen, der die Schreiben herumschickte, hieß Förster, nicht Forster.
  18. Auch als Schwarzweiss-PDF verfügbar (62 MB) und für Amazon Kindle. Die übrigen angebotenen Dateiformate sind schlecht zu handhaben, insbes. die OCR-Verarbeitung ist extrem fehlerhaft, was bei Fraktur kein Wunder ist. Die übrigen Sprachen in lat. Schrift sind auch als Wortdokument lesbar. Vollständige Namensliste per 11. November 1933 auf S. 128 ff. (es traten später weitere Personen bei), nach Hochschulen sortiert, sowie am Schluss „einzelne Wissenschaftler“. Zur Datierung (nicht im Buch) siehe die Anm. zur Print-Ausg. Die Rede des Heidegger ist in seiner GA in lateinischer Schrift lesbar, siehe Heidegger: Ansprache am 11. November 1933 in Leipzig. 2000, S. 190–193.
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