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Bernhard Bästlein

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Bernhard Bästlein auf einer Briefmarke (DDR 1964)

Bernhard Bästlein (geb. 3. Dezember 1894 in Hamburg; gest. 18. September 1944 im Zuchthaus Brandenburg) war Kommunist, Reichstagsabgeordneter und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Leben

Bästlein stammte aus einem sozialdemokratischen Elternhaus und war Feinmechaniker von Beruf. 1911 trat er der Sozialistischen Arbeiterjugend, 1912 der SPD und dem Metallarbeiterverband bei. Im 1. Weltkrieg war er zwei Jahre lang Soldat an der Westfront; nach dem Krieg wurde er in einen Soldatenrat gewählt. 1918 trat er zur USPD über und kam mit deren linkem Flügel 1920 zur KPD. 1921 wurde er als jüngster Abgeordneter in die Hamburger Bürgerschaft gewählt. Im März 1921 nahm er am Mitteldeutschen Aufstand der KPD teil, wurde von der Polizei gesucht und floh in die Sowjetunion. Dort redigierte er eine deutschsprachige Bauernzeitung und arbeitete als Metallarbeiter. Anfang 1923 kehrte er nach Deutschland zurück und redigierte Parteizeitungen in Dortmund, Hagen, Wuppertal, Remscheid und Solingen (1929 Chefredakteur der Bergischen Arbeiterstimme in Solingen). 1929 wurde er KPD-Unterbezirksleiter in Düsseldorf, im Februar 1931 Politischer Leiter des KPD-Bezirks Mittelrhein, 1932 Landtagsabgeordneter in Preußen und im März 1933 Reichstagsabgeordneter.

Nach der Machtergreifung Hitlers nahm Bästlein am 7. Februar 1933 an der illegalen Tagung des Zentralkomitees der KPD im Sporthaus Ziegenhals bei Berlin teil[1] und organisierte die illegale Arbeit der Partei in Köln. Im Mai 1933 verhafteten die Nazis Bernhard Bästlein, verurteilten ihn wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu 20 Monaten Zuchthaus und sperrten ihn nach Ablauf der Strafe noch fünf Jahre lang in den Lagern KZ Esterwegen, KZ Dachau und KZ Sachsenhausen ein. 1940 kam er frei und fand Arbeit als Feinmechaniker in Hamburg. Dort baute er 1941 zusammen mit Franz Jacob und Robert Abshagen die kommunistische Widerstandsorganisation Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe auf, die erst auf Werften in Hamburg agierte und später ein norddeutsches Netz mit Kontakt nach Flensburg, Kiel, Lübeck, Rostock und Bremen bildete. Diese Verbindungen wurden von einzelnen Leitern betreut, um die Gefahr der Aufdeckung der Gesamtorganisation zu verringern.

Am 15. Oktober 1942 wurde Bästlein an seiner Arbeitsstelle in den Riepe-Werken in Altona verhaftet. Die Verhaftung erfolgte im Zusammenhang mit der Fahndung der Sonderkommission „Rote Kapelle nach Erna Eifler. Als er zu fliehen versuchte, wurde er angeschossen, zunächst in die Haftanstalt Fuhlsbüttel eingeliefert und schwer gefoltert. Anfang 1943 beantragte die Gestapo 61 Haftbefehle gegen Mitglieder der Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe.

Im November 1942 begründete er gegenüber der Gestapo seinen illegalen Widerstand: In den sieben Jahren Zuchthaus- und KZ-Haft 1933–1940 habe er entsetzliche Dinge erlebt; seine „Überzeugung, dass eine Gesellschaftsordnung, in der solche Dinge möglich sind wie ich sie erlebte, beseitigt werden muss“, sei dadurch grundfest geworden. Der 1939 begonnene Zweite Weltkrieg habe „alle Erinnerungen an den Krieg 1914 bis 1918 geweckt und seine Überzeugung gestärkt, dass, so lange die kapitalistische Gesellschaftsordnung besteht, es immer wieder zu solchen alle humanitären Regungen der menschlichen Gesellschaft und ungeheure materielle Güter zerstörenden Kriegen kommen wird“.

Im Sommer 1943 sollte Bästlein vom Volksgerichtshof in Berlin zum Tode verurteilt werden. Ein Luftangriff auf das Gefängnis in Berlin-Plötzensee ermöglichte ihm aber im Januar 1944 die Flucht. Es gelang ihm, Verbindung zur operativen Leitung der KPD um Anton Saefkow und Franz Jacob herzustellen und an der Schaffung eines illegalen Netzes der Bewegung Freies Deutschland in Berlin-Brandenburg mitzuwirken. Durch eine Denunziation des Gestapo-Spitzels Ernst Rambow wurde er am 30. Mai 1944 erneut verhaftet, am 5. September zum Tode verurteilt und am 18. September 1944 mit dem Fallbeil enthauptet.

Die Bernhard-Bästlein-Straße im Wohngebiet Weißenseer Weg/Fennpfuhl

Ehrungen

Nach Motiven aus dem Leben von Bernhard Bästlein entstand die Erzählung Bis zum letzten Atemzug des Schriftstellers E. R. Greulich.

Ab 1975 wurde in Berlin das Gebiet zwischen der Herzbergstraße, der Landsberger Allee und dem Weißenseer Weg mit neuen Wohnhäusern bebaut. Die neu angelegten Straßen in dem späteren eigenständigen Ortsteil Berlin-Fennpfuhl erhielten Namen nach deutschen Widerstandskämpfern; eine Straße wurde nach Bernhard Bästlein benannt. In Magdeburg, Leipzig und Rostock tragen ebenfalls Straßen seinen Namen.

Gedenktafeln am Reichstag

In Berlin (Scheidemannstraße/Platz der Republik, Nähe Reichstag) erinnert seit 1992 eine der 96 Gedenktafeln für die vom NS-Regime ermordeten Reichstagsabgeordneten an Bernhard Bästlein.

In seiner Geburtsstadt Hamburg wurde ein Stolperstein für ihn verlegt.

Literatur

  • Luise Kraushaar: Deutsche Widerstandskämpfer 1933 bis 1945. Berlin 1970 Band 1, S. 78ff.
  • Hermann Weber: Die Wandlung des deutschen Kommunismus, Bd. 2. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1969, S. 65f.
  • Ursula Puls (Pseudonym von Ursel Hochmuth): Die Bästlein-Jacob-Abshagen-Gruppe. Dietz, Berlin 1959.
  • Frank Müller: Mitglieder der Bürgerschaft. Opfer totalitärer Verfolgung. 2. überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 1995, S. 15–18.
  • Annette Neumann, Susanne Reveles, Bärbel Schindler-Saefkow: Berliner Arbeiterwiderstand 1942–1945. „Weg mit Hitler – Schluß mit dem Krieg!“ Die Saefkow-Jacob-Bästlein-Organisation. Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen e.V.: Berlin 2009, S. 13.
  • Ursel Hochmuth: Illegale KPD und Bewegung „Freies Deutschland“ in Berlin und Brandenburg 1942-1945. Biographien und Zeugnisse aus der Widerstandsorganisation um Saefkow, Jacob und Bästlein. Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Reihe A, Bd. 4; Berlin 1998, S. 112.

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Bernhard Bästlein aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.