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Bestie von Essen

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Als Bestie von Essen [1] wurde Udo Schwulera in der bundesdeutschen Boulevardpresse Anfang der 70er Jahre benannt. Udo Schw., geb. 22.5.43 in Gelsenkirchen ist ein deutscher Mehrfachmörder, im Zusammenhang mit seinen Morden wurde ihm von der Presse dieser Spitzname verliehen. Bekannt wurde er 1972 durch einen Amoklauf in Essen-Kray bei dem er 5 Familienangehörige durch Gewehrschüsse tötete. Zu den Ermordeten gehörten auch seine beiden Kinder, - der Sohn ging in eine kath. Grundschule, die Tochter war noch im Vorschulalter.[2]

Leben

Udo Schw. wuchs zusammen mit einer Schwester erst in Gelsenkirchen dann in Essen auf. Sein Vater wurde von seiner Mutter als streng und herrisch beschrieben.[3] Als 9 Jähriger erkrankte er an Kinderlähmung und zog wegen dieser Erkrankung das rechte Bein nach. Er absolvierte die mittlere Reife mit sehr gutem Abschluss [4]und erlernte dann den Beruf des Versicherungskaufmanns. 1969 zog er gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern nach Köln, da er dort bei einer privaten Krankenversicherung eine Anstellung gefunden hatte.

Wegen verschiedener Gewaltdelikte war Schw. mehrfach vorbestraft.[5] Psychiater attestierten ihm bei seinem Mordprozess, eine ausgeprägte hysterisch-sadistische Neurose, die aber bezüglich des Strafgesetzbuches keinen Krankheitswert hätte. Die Kinderlähmung wurde von den Psychiatern als ursächlich für einen Minderwertigkeitskomplex ausgemacht, den er durch Machtgebahren kompensierte.[6]

Seine Familie wurde von ihm täglich tyrannisiert, insbesondere seine Ehefrau Heidrun. Diese hatte ihn 2 Wochen vor ihrer Ermordung bei der Kölner Polizei wegen Mordversuchs angezeigt [7] und vergeblich um Polizeischutz für sich und ihre Kinder gebeten. Die Ehefrau hatte bei ihrer Anzeige auch darauf hingewiesen, dass sich ihr Ehemann ein Schusswaffenarsenal nebst dazugehöriger hundertfacher Munition zugelegt hätte, und dies zum Zwecke ihrer Ermordung. Die Polizei verweigerte ihr den Polizeischutz, da der Erwerb von kleinkalibrigen Waffen 1972 noch legal gewesen ist. Die Waffen waren über ein Versandhaus auf Bestellung angeliefert worden. [8]Die Ehefrau floh daraufhin zu ihren Eltern, die in Essen-Kray in einer Bergarbeitersiedlung lebten und reichte die Scheidung ein.[9]

Die Familientragödie

Am 28.5.1972 fuhr Udo Schw. in den frühen Morgenstunden zum Wohnhaus seiner Schwiegereltern nach Essen-Kray und verschaffte sich gewaltsam Einlass in deren Wohnung. Nach einer kurzen, lautstarken Auseinandersetzung erschoss er mit einem abgesägten Kleinkalibergewehr, seine Schwiegereltern, seine Ehefrau und seinen 8 jährigen Sohn in der Wohnung. Alle Opfer trugen noch Schlafanzüge. Ehefrau und Sohn starben laut Obduktionsbericht durch insgesamt 9 aufgesetzte Kopfschüsse. Seine 5 jährige Tochter blieb bei der Schießerei unverletzt und wurde von dem Täter anschließend auf den Beifahrersitz seines Renault 4 gesetzt. Mit dem PKW fuhr er erst nach Wanne-Eickel, dann nach Herne. Polizeihubschrauber entdeckten das Fahrzeug und dirigierten dann Polizeifahrzeuge in dessen Fluchtrichtung.[10][11]

Udo Schw. rammte mit hoher Geschwindigkeit mehrere Polizeifahrzeuge und gab dabei durch das heruntergekurbelte Seitenfenster mehrere Schüsse auf die Polizisten ab. Durch Strassensperren gelang es der Polizei, den Amokfahrer auf das Gelände der Zeche Hannibal-Hannover in Bochum zu leiten. Hier kam es zu einem weiteren Schusswechsel, bei dem der Renault 4 mehrfach getroffen worden ist. Die Polizei forderte per Megaphon den Mörder auf sich zu ergeben und das Leben des Kindes zu schonen. Udo Schw. erschoss daraufhin seine Tochter mit 2 Schüssen und ergab sich dann mit erhobenen Händen. [12][13]

Die Verurteilung und Haft

Am 8. Juni 1973 wurde Udo Schw. vom Schwurgericht Essen wegen fünffachen Mordes zu 5 mal lebenslänglicher Haftstrafe verurteilt,[14] auch die Schwere der Schuld wurde vom Schwurgericht im Urteilsspruch festgestellt. Zwei psychatrische Gutachter hatten ihm, trotz psychopatisch-neurotischer Erkrankung, volle Zurechnungsfähigkeit beim Massenmord attestiert. [15] [16]Vor Gericht hatte der Mehrfachmörder angegeben, sich an die Ermordung seiner Angehörigen nicht erinnern zu können. Seine Revision wurde im Dezember 1973 vom Bundesgerichtshof verworfen und das Essener Urteil bestätigt. [17]

Er trat seine Haftstrafe in der JVA Werl an und machte dann an einer Kölner Abendschule sein Abitur nach. 1983 wurde er in die JVA Geldern verlegt und studierte von dort aus an der Fernuniversität Hagen. 1998 wurde er nach 26 jähriger Haft entlassen und lebt seitdem in einer Stadt im Ruhrgebiet.[18]

Einzelnachweise

  1. Bitte, Papi, laß mich leben In: Quick Nr. 25, Mai 1972.
  2. Zu Hause machte Udo Schw. die ganze Familie zu Untertanen In: Rheinische Post Nr.&nbsp133; 9. Juni 1973.
  3. Heidi Schw. ahnte: Der bringt uns alle um! In: Bild 6. Juni 1973.
  4. Todesschütze war ein Musterschüler. In: NRZ. Nr. 123, 30. Mai 1972.
  5. Polizei: Ehespannungen führten zum Amoklauf. In: WAZ Nr. 123, 30. Mai 1972.
  6. Urteil: Fünfmal lebenslänglich! In: NRZ. Nr. 123, 30. Mai 1972.
  7. Doch Schw. kann sich an nichts erinnern In: NRZ Nr. 132, 9. Juni 1973.
  8. Todesschütze war ein Musterschüler In: NRZ Nr. 123, 30. Mai 1972.
  9. Von Schüssen aufgeschreckt In: WAZ Nr. 122, 29. Mai 1972.
  10. Mordprozeß gegen Schw.: Kein Wort des Bedauerns In: NRZ. Nr. 124, 30. Mai 1973.
  11. Familientragödie in Essen forderte fünf Todesopfer In: NRZ. , 29. Mai 1972.
  12. 5 Tote in Essen und Bochum bei Familientragödie In: WAZ, 29. Mai 1972.
  13. Vater setzte Tatjana die Waffe auf den Kopf und drückte ab In: WAZ, 29. Mai 1972.
  14. WAZ, 9. Juni 1973, Nr.132 Titel: Lebenslänglich für Schw.
  15. NRZ, 9. Juni 1973, Nr.132 Titel: Urteil: Fünfmal lebenslänglich!
  16. Bundesgericht bestätigt Schw.-Urteil In: WAZ, Nr. 280, 4. Dezember 1973.
  17. Bundesgericht bestätigt Schw.-Urteil In: WAZ, Nr. 280, 4. Dezember 1973.
  18. Fern-Uni macht's möglich: Häftlinge dürfen studieren In: Bildzeitung, 20. Mai 1983.