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Boulevard (Medien)

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Der Begriff Boulevard im Bereich der Medien leitet sich vom Straßenverkauf sogenannter Boulevardzeitungen ab,[1] die Begriffe Boulevardjournalismus und Boulevardmedien stehen für ein eigenes Genre im Bereich des Journalismus.

Definition Boulevardpresse

„Bezeichnung für einen Zeitungstyp, der in Aufmachung, Textteil und Gestaltung durch einen plakativen Stil, große Balkenüberschriften mit reißerischen Schlagzeilen, zahlreiche, oft großformatige Fotos sowie eine einfache, stark komprimierte Sprache gekennzeichnet ist.“

Johannes Raabe: Boulevardpresse. In Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft. 2013, S.33f[2]

Boulevardformate

Themen werden eher oberflächlich und meist aus einer individuell-konkreten Perspektive behandelt (Blum et al., 2011). Die Aufmachung dient als Blickfang und stellt den größten Kaufanreiz dar. Zur Boulevardpresse oder umgangssprachlich Klatschpresse (englisch: tabloids) gehören die überwiegend täglich erscheinenden Zeitungen, die vorwiegend auf der Straße – dem „Boulevard“ – verkauft, mithin meist nicht im Abonnement vertrieben werden, sowie Zeitschriften, die meist auch im Abonnement erhältlich sind und in der Regel wöchentlich oder 14-täglich erscheinen. Die Zeitschriften werden umgangssprachlich auch als „Regenbogenpresse“ bezeichnet. Im Unterschied zu reinen Nachrichtenmedien ist eine emotionalisierte Berichterstattung, in der Informationen vorenthalten oder pauschalisiert und Sachverhalte verkürzt oder verzerrt dargestellt werden, mitunter auch frei erfunden werden, in Boulevardmedien ein übliches Mittel.

In Hörfunk und Fernsehen werden Boulevardthemen häufig in Magazinformaten veröffentlicht, in denen Katastrophen, Unfälle, Verbrechen, Mode, Prominenz und Konsumthemen im Vordergrund stehen. Die Mischung aus Information und Unterhaltung, die im US-amerikanischen Fernsehen seit Anfang der 1990er Jahre entstand, wird als „Infotainment“ bezeichnet. Eine besondere Form ist das sogenannte „Reality-TV“, das zum Beispiel aus Polizeireportagen oder ähnlichen Dokumentationen besteht und zum anderen aus Langzeitshows wie „Big Brother“ aber auch „Pop Idol“. Populäre TV-Formate werden auch von den Boulevardzeitungen umfangreich begleitet.

Boulevardisierung

Unter Boulevardisierung versteht man „den Wandel von Medieninhalten, -formaten und Präsentationsformen im Zuge verstärkter Unterhaltungsorientierung“ (Lünenborg)[3]. Diese bedient sich der Mittel der Intimisierung, Personalisierung und Skandalisierung.

Eine Studie der Universität Jena bestätigte eine zunehmende Boulevardisierung von Fernsehnachrichten. Der Kommunikationswissenschaftler Georg Ruhrmann nannte in seiner Studie im Auftrag der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche: „Die Auswahl der Nachrichten orientiert sich jedenfalls nicht mehr ausschließlich an journalistischen Aktualitätskriterien. Kundennachfrage und -zufriedenheit sind ebenfalls gefragt. Die ‚Serviceorientierung‘ spiele eine immer größere Rolle.“ Nachrichtenthemen vor allem der Privatsender werden seiner Meinung nach unpolitischer und verstärkt durch Themen von menschlichen Schicksalen, wie Katastrophen und Kriminalität verdrängt. „Die Nachrichtenfaktoren Personalisierung, Kontroverse und Aggression nehmen nach Ansicht der befragten Journalisten zu“.[4]

Weischenberg[5] geht davon aus, dass in der Zukunft eine „Boulevardisierung seiner [gemeint ist: des Journalismus, d.V.] Inhalte bis hinein in die Qualitätsmedien“ stattfinden wird. Dies würde bedeuten, dass der Qualitätsjournalismus sich der Boulevardpresse über kurz oder lang annähert und Qualitätsaspekte eine untergeordnete Rolle spielen. Zudem folgt die Aufhebung der klassischen, bisher geltenden Unterscheidung zwischen beiden Qualitäten.

Beispiele für Boulevardformate

Fernsehen

Zeitungen und Zeitschriften

Deutscher Sprachraum

Deutschland:

Österreich:

Luxemburg:

Schweiz:

Englischer Sprachraum

Andere Sprachräume

Literatur

  • Jürgen Alberts: Massenpresse als Ideologiefabrik. Am Beispiel „BILD“ (= Fischer-Athenäum-Taschenbücher 4059 Sozialwissenschaften). Athenäum-Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1972, ISBN 3-8072-4059-4, zugleich: Bremen, Universität, Dissertation, 1973.
  • Hermann Meyn: Massenmedien in Deutschland. Neuauflage. UVK Verlags-Gesellschaft, Konstanz 2001, ISBN 3-8966-9299-2.
  • Neil Postman: Wir amüsieren uns zu Tode. Urteilsbildung im Zeitalter der Unterhaltungsindustrie. S. Fischer, Frankfurt am Main 1985, ISBN 3-10-062407-6.
  • Johannes Raabe: Boulevardpresse. In: Bentele, G., Brosius, H.-B. & Jarren, O. (Hrsg.): Lexikon Kommunikations- und Medienwissenschaft (2., überarbeitete und erweiterte Auflage). Springer VS, Wiesbaden 2013.
  • Siegfried Weischenberg, Maja Malik,Armin Scholl: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die Journalisten in Deutschland. Konstanz 2006, UVK.

Weblinks

 Commons: Boulevard (Medien) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Walburga Hülk-Althoff, Gregor Schuhen (Hrsg.): Haussmann und die Folgen. Vom Boulevard zur Boulevardisierung (= Edition lendemains. Bd. 25). Narr, Tübingen 2012, ISBN 978-3-8233-6661-4.
  2. Johannes Raabe: Boulevardpresse. In: G. Bentele, H.-B. Brosius, O. Jarren (Hrsg.): Lexikon Kommunikations- und medienwissenschaft. Wiesbaden 2013.
  3. G. Bentele, H.-B. Brosius, O. Jarren (Hrsg.): Lexikon Kommunikations- und medienwissenschaft. Wiesbaden 2013, Seite 33.
  4. Netzeitung: Studie belegt Boulevardisierung von Nachrichten
  5. Siegfried Weischenberg, Maja Malik, Armin Scholl: Die Souffleure der Mediengesellschaft. Report über die Journalisten in Deutschland. Konstanz2006, UVK, Seite 204
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Boulevard (Medien) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.