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Brusio
Brusio | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Graubünden (GR) |
Region: | Bernina |
BFS-Nr.: | 3551 |
Postleitzahl: | 7743 Brusio 7744 Campocologno 7747 Viano 7748 Campascio |
Koordinaten: | (807075 / 126601)46.25893410.124708780Koordinaten: 46° 15′ 32″ N, 10° 7′ 29″ O; CH1903: (807075 / 126601) |
Höhe: | 780 m ü. M. |
Höhenbereich: | 515–2898 m ü. M.[1] |
Fläche: | 46,30 km²[2] |
Einwohner: | 1116 (31. Dezember 2013)[3] |
Einwohnerdichte: | 24 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) |
14,8 % (31. Dezember 2020)[4] |
Website: | www.brusio.ch |
Brusio mit den typischen Crotti | |
Lage der Gemeinde | |
Vorlage:Imagemap Bezirk Bernina |
Brusio, im lombardischen Ortsdialekt Brüsc [bryʃ][5] (deutsch veraltet Brüs, rätoromanisch Brüsch), ist eine politische Gemeinde im südlichen Kanton Graubünden, Schweiz. Zusammen mit der Nachbargemeinde Poschiavo bildet Brusio die Talschaft Puschlav (italienisch Val Poschiavo) und die Region Bernina.
Wappen
Blasonierung: In Rot durchgehendes silbernes Kreuz.
Das Kreuz wurde als Siegelbild seit Anfang des 17. Jahrhunderts verwendet, zusammen mit der Devise sub hoc signo vinces. Farben der ehemaligen Gerichtsgemeinde Puschlav.
Geographie
Das Gemeindegebiet umfasst das untere Puschlav und erstreckt sich vom südlichen Ende des Lago di Poschiavo bis zur italienischen Grenze bei Piattamala, die mit 517 m ü. M. den tiefsten Punkt der Gemeinde markiert. Die höchste Erhebung bildet der 2901 m hohe Piz Combul.
Im Talboden liegen der Hauptort Brusio (780 m) und, unterhalb davon, die Dörfer Campascio (637 m) und Campocologno (553 m) sowie der Weiler Zalende. Auf schmalen Terrassen, oberhalb der von Geröllhalden und lockeren Kastanienhainen geprägten Talflanken, liegen die Dörfer Viano (1281 m) und – in extremer Steillage auf Höhen von 1300 bis 1550 m verstreut – Cavaione. Zur Gemeinde gehören auch ein Teil von Miralago sowie mehrere Maiensässe und Alpsiedlungen.
Im Jahr 1997 wurden 16.6 % der Gemeindefläche landwirtschaftlich genutzt, der Wald nahm 54.1 % ein, die Siedlungen 2.3 %. Als unproduktiv galten 27.0 %.
Die Gemeinde ist auf drei Seiten von italienischem Gebiet umgeben. Nachbargemeinden sind neben Poschiavo die zur Provinz Sondrio gehörenden Grosotto, Vervio, Tirano, Villa di Tirano, Bianzone, Teglio und Chiuro.
Geschichte
Ortsgeschichte
An der Besiedlung und Urbarisierung der Gegend hatte die Gründung der 1055 erstmals erwähnten Brüdergemeinschaft San Romerio nachhaltigen Anteil. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Brusio im Jahre 1106. Die Bedeutung des Ortsnamens ist unsicher; womöglich liegt ihm keltisch *brŏga «Gebiet, Grenze» zugrunde, das um das lateinische Suffix -ūsǐum erweitert wurde.[5] 1222 wurde es als autonome Gemeinde genannt, die von einem Dekan nach aussen vertreten wurde. Seit dem 14. Jahrhundert bildete der Ort mit Poschiavo zusammen eine grosse Talgemeinde (Cumün), die 1408 dem Gotteshausbund beitrat.
Eine eigene Pfarrei besteht seit 1501. Nach der Reformation waren Katholiken und Protestanten etwa gleich stark vertreten; beide Konfessionen errichteten im 17. Jahrhundert eigene Kirchen. Durch Gegenreformation und vermehrte Auswanderung sank der Bevölkerungsanteil der Reformierten auf etwa 10 %.
Erst 1851 löste sich Brusio aus dem Verbund mit Poschiavo. Früheres Streben nach Autonomie entbehrte nicht einer gewissen unfreiwilligen Komik. So zeichneten die Brusiesi im Jahr 1615 mit einem neu angefertigten eigenen Gemeindesiegel, mussten sich aber umgehend vom Gotteshausbund darüber belehren lassen, dass ihnen ein solches gar nicht zustehe.
Die Inbetriebnahme der Kraftwerke Brusio 1906 und der Berninabahn 1908/10 führten im 20. Jahrhundert zu einem wirtschaftlichen Aufschwung.
Cavajone
Der Weiler Cavajone wurde erst im Jahre 1867 durch einen Staatsvertrag von Italien an die Schweiz abgetreten und der Gemeinde Brusio zugeteilt.[6] Die Landesgrenze im Val dal Saent wurde erst 1863 und endgültig 1876 festgelegt. Neben der Dappentalfrage und dem Verenahof (heute zur Gemeinde Büttenhardt) handelt es sich dabei um die einzige grössere Modifikation des schweizerischen Staatsgebiets seit 1815.
Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
---|---|
Jahr | Einwohner |
1850 | 1000 |
1880 | 1158 |
1900 | 1199 |
1910 | 1320 |
1941 | 1470 |
1950 | 1528 |
1980 | 1258 |
2005 | 1198 |
2010 | 1123 |
In den hundert Jahren zwischen 1850 und 1950 wuchs die Bevölkerung stark um 528 (= 52,8 %) Personen an. In den darauf folgenden drei Jahrzehnten sank sie dagegen wieder stark infolge Abwanderung in die Industriezentren und Touristenorte (1950–1980: −17,67 %). Diese Entwicklung hält in abgeschwächter Form bis heute an, so dass es 2005 gleich viele Bewohner gibt wie im Jahr 1900.
Sprachen
Umgangssprache der Bevölkerung ist der alpinlombardische Dialekt Puschiavin. Er wurde im Jahr 1900 von 96,16 % der Bevölkerung gesprochen. Seither hat sich daran kaum etwas geändert, wie folgende Tabelle zeigt:
Sprachen in Brusio | ||||||
Sprachen | Volkszählung 1980 | Volkszählung 1990 | Volkszählung 2000 | |||
Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | Anzahl | Anteil | |
Deutsch | 43 | 3,42 % | 45 | 3,69 % | 64 | 5,32 % |
Rätoromanisch | 15 | 1,19 % | 12 | 0,98 % | 8 | 0,67 % |
Italienisch | 1'191 | 94,67 % | 1'150 | 94,26 % | 1'111 | 92,43 % |
Einwohner | 1'258 | 100 % | 1'220 | 100 % | 1'202 | 100 % |
Amtssprache der Gemeinde ist das Italienische.
Herkunft und Nationalität
Von den Ende 2005 1198 Bewohnern waren 1108 (= 92,49 %) Schweizer Staatsangehörige.
Wirtschaft
In der Wirtschaftsstruktur der Gemeinde dominieren mehrere bekannte Kellereien, die den im nahen Veltlin – zum Teil auf eigenen Rebflächen – angebauten Rotwein abfüllen und in der Schweiz vertreiben. Ihre grossen Gebäude sind ebenso wenig zu übersehen wie das Lagerhaus eines Obst- und Gemüseimporteurs. Das ortsansässige Natursteinwerk verarbeitet Granit und Metabasit aus den Steinbrüchen um Campascio.
Weitere wichtige Arbeitgeber sind die Kraftwerke, die Rhätische Bahn und die Zollverwaltung. Daneben gibt es einige kleinere Gewerbe- und Handwerksbetriebe, vor allem in der Baubranche, sowie mehrere Tankstellen. Um 1995 siedelte sich ein kleiner Betrieb der chemisch-pharmazeutischen Industrie an. Der Tourismus spielt in Brusio eine geringere Rolle. An den zeitweise bedeutsamen Schmuggel von Kaffee und Tabak erinnern nur noch einige Ausstellungsstücke im Ortsmuseum.
In der Landwirtschaft waren 166 Personen tätig, im produzierenden Gewerbe 178 und im Dienstleistungsbereich 333 (Stand 2000–2001).
Verkehr
Durch Brusio, Campascio und Campocologno führt die Hauptstrasse 29 vom Berninapass ins Veltlin. Schmale kurvenreiche Fahrstrassen erschliessen die hochgelegenen Dörfer Viano und Cavaione.
Auf Gemeindegebiet liegen zwei Stationen und eine Haltestelle der 1908 eröffneten Berninabahn. Insbesondere im Güterverkehr hat Campocologno grosse Bedeutung als Grenzbahnhof. Seit 1998 betreibt die Rhätische Bahn oberhalb der Station einen gesonderten Güterbahnhof, auf dem vor allem Mineralölprodukte und Stammholz umgeschlagen werden.
Sehenswürdigkeiten
- Das Ortsbild prägen die barocken Türme der beiden Kirchen: die katholische Pfarrkirche San Carlo Borromeo (1617)[7].
- Reformierte Pfarrkirche (1645), mit einer Rokoko-Orgel aus Bergamo[8].
- Katholische Kirche Santa Famiglia[9].
- Im Dorfkern stehen mehrere stattliche Bürgerhäuser, darunter die als Museum eingerichtete Casa Besta[10][11].
- Casa Nussio[12].
- Beim Kreisviadukt der Berninabahn> wurden drei Skulpturen des einheimischen Bildhauers Cristiano Paganini aufgestellt.
- Über die gesamte Gemeinde verstreut liegen die crotti oder scélé, Rundbauten aus Trockenmauerwerk, die als Kühlraum für Milch und Käse dienten[13].
- Betkapelle San Gottardo im Ortsteil Miralago.
- Hoch über dem Lago di Poschiavo thront die Alp San Romerio mit der 1055 erstmals erwähnten Kapelle[14]. Das Schiff des Kirchleins stammt wohl noch aus dem 11. Jahrhundert, Chor und Turm wurden im 15. bis 16. Jahrhundert angefügt. Von diesem in zweistündiger Wanderung ab Viano erreichbaren Aussichtspunkt geniesst man einen umfassenden Blick auf das Gemeindegebiet.
- Unterhalb des Dorfes liegt das bekannte Kreisviadukt von Brusio der Rhätischen Bahn[15].
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Michael Albasini (* 20. Dezember 1980 in Wil), in Brusio heimatberechtigter Radrennfahrer.
- Ettore Mazzoleni (* 18. Juni 1905 in Brusio; † 1. Juni 1968 in Oak Ridges), kanadischer Dirigent und Musikpädagoge Schweizer Herkunft.
- Oskar Nussio (* 31. Juli 1899 in Ardez; † 15. Mai 1976 in Greifensee), in Brusio heimatberechtigter Maler, Holzschnitzler[16]
- Paolo Pola (* 9. Juli 1942 in Campocologno), in Brusio heimatberechtigter Maler und Dozent für bildende Kunst[17]
- Sacha Zala (* 24. November 1968 in Poschiavo), Schweizer Historiker, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte[18]
- Giacomo Zanolari (* 22. September 1891 in Chur; † 22. Juni 1953 in Savognin), in Brusio heimatberechtigter Maler und Freskenrestaurator.
Literatur
- Fernando Iseppi: Brusio im Historischen Lexikon der Schweiz.
- Erwin Poeschel: Die Kunstdenkmäler des Kantons Graubünden. Band VI: Die italienischbündnerischen Talschaften Puschlav, Misox und Calanca. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 17). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1945, ISBN 978-3-906131-55-9.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Brusio (italienisch)
- Brusio auf Graubünden Online (deutsch)
Einzelnachweise
- ↑ BFS Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021
- ↑ Generalisierte Grenzen 2020 ([1])
- ↑ Statistik Schweiz – STAT-TAB: Ständige und Nichtständige Wohnbevölkerung nach Region, Geschlecht, Nationalität und Alter (Ständige Wohnbevölkerung)
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. November 2021
- ↑ 5,0 5,1 Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Huber, Frauenfeld bzw. Payot, Lausanne 2005, S. 193 f.
- ↑ Adolf Collenberg: Cavajone im Historischen Lexikon der Schweiz
- ↑ Pfarrkirche San Carlo Borromeo auf graubuendenkultur.ch
- ↑ Reformierte Kirche auf graubuendenkultur.ch
- ↑ Katholische Kirche Santa Famiglia auf graubuendenkultur.ch
- ↑ Casa Besta auf graubuendenkultur.ch
- ↑ Casa Besta (Museum)
- ↑ Casa Nussio auf graubuendenkultur.ch
- ↑ Gruppe von Crott auf graubuendenkultur.ch
- ↑ San Romerio auf graubuendenkultur.ch
- ↑ Kreisviadukt der Berninabahn auf graubuendenkultur.ch
- ↑ Oskar Nussio in Sikart, abgerufen 19. Januar 2016.
- ↑ Annakatharina Walser Beglinger: Paolo Pola in Sikart, abgerufen 17. Januar 2016.
- ↑ Sacha Zala
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