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Crainfeld
Crainfeld Gemeinde Grebenhain
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Koordinaten: | 50° 29′ N, 9° 21′ O50.4859.3480555555556442Koordinaten: 50° 29′ 6″ N, 9° 20′ 53″ O |
Höhe: | 442 m |
Fläche: | 10,05 km² |
Einwohner: | 408 (31. Dez. 2011) |
Eingemeindung: | 31. Dez. 1971 |
Postleitzahl: | 36355 |
Vorwahl: | 06644 |
Crainfeld ist ein Ortsteil von Grebenhain im Vogelsbergkreis, Hessen.
Geografie
Crainfeld liegt am südöstlichen Rand des Hohen Vogelsberges in einer Höhe von 442 m ü. NN. Die Gemarkung von Crainfeld hat eine Größe von 1005 ha und erstreckt sich über eine Höhe von 435 bis 510 m über NN. Von ihr sind 708 ha landwirtschaftlich genutzte Fläche, 196 ha Waldfläche sowie 101 ha Siedlungs- und Verkehrsfläche. Das Dorf Crainfeld befindet sich auf einer leichten Anhöhe oberhalb der Lüder, die östlich des Ortes vorbei fließt und nach 40 km bei Lüdermünd im benachbarten Landkreis Fulda in die Fulda mündet.
Klima
Die klimatischen Begebenheiten sind, wie im gesamten Vogelsberggebiet, sehr rau. Mit durchschnittlicher Jahrestemperatur von 6 °C und einer Niederschlägen von rund 1.000 mm pro Jahr ist die landwirtschaftliche Nutzungsperiode relativ kurz. Die durchschnittliche Temperatur von Mai bis Juli erreicht 14,5 °C, Spätfrost kann bis Ende Mai auftreten. Daher wird der hohe Vogelsberg im Volksmund gelegentlich als Hessisch-Sibirien bezeichnet. Aufgrund seiner exponierten Lage ist Crainfeld in besonderem Maße Kaltluft und Wind ausgesetzt.
Geschichte
Crainfeld dürfte bereits um 800 im Zusammenhang mit den beginnenden Rodungen und dem Landesausbau im Vogelsberggebiet während des hohen Mittelalters entstanden sein. Es gehörte als Gerichtsort zum Besitz des Klosters Fulda in der Wetterau, der von den Grafen von Nidda als seinen Vögten verwaltet wurde. Nach dem Erlöschen des Niddaer Grafenhauses 1206 kam es an die Grafen von Ziegenhain und noch vor deren Aussterben 1434 an die Landgrafen von Hessen. In althessischer Zeit war Crainfeld Sitz des gleichnamigen Gerichts, das aus den Gemeinden Crainfeld, Grebenhain, Bermuthshain und Ilbeshausen bestand und zum Oberamt Nidda gehörte. Das Gericht Crainfeld wird erstmals 1311 in einem Ehevertrag des Grafen Johann von Ziegenhain genannt. Nach den verschiedenen hessischen Landesteilungen im 16. Jahrhundert kam es 1604 zur Landgrafschaft Hessen-Darmstadt.
Eine im Codex Eberhardi überlieferte Notiz, die im Original auf die Zeit um 800 bis 900 datiert wird, nennt einen Cancher de Creienvelt, der seine Güter in der Mark des Ortes Rodheim an der Horloff in der Wetterau der Abtei Fulda schenkte. Im Jahr 900 überließ Graf Stephan den Ort Soden mit beschriebenem Bezirk gegen den Ort Crichesfeld.
1011 (im Codex Eberhardi auf 1020 datiert) wurde die Pfarrei Crainfeld eingerichtet und die erste dem heiligen Ulrich geweihte Kirche erbaut.
Das älteste im Original erhaltene Schriftstück, in dem Crainfeld erwähnt wird, ist eine Urkunde vom 29. Dezember 1012, in der König Heinrich II. der Abtei Fulda den Forst Zundernhart schenkt. Neben ufe Creginfelt (Crainfeld) werden in dieser Schenkungsurkunde unter anderem Iliuuineshusun (Ilbeshausen), Warmuntessneida (Bermuthshain), Widenaho (Weidenau) und Calbaho (Kalbach) als Grenzpunkte des geschenkten Gebietes genannt.
Im Spätmittelalter wurde das Gericht Crainfeld wiederholt von den Äbten von Fulda verpfändet, so 1332 an die Ritter von Fischborn, 1399 an die Riedesel zu Eisenbach, 1407 an die Herren von Merlau und von 1441 bis 1451 erneut an die Riedesel. Gemäß einem zwischen Landgraf Wilhelm II. von Hessen und dem Gericht Crainfeld 1493 geschlossenen Abkommen hatten die Männer der Dörfer Kreyenfelt und Bernhartsheim jährlich 100 Viertel Hafer aus dem Amt Nidda auf das Marburger Schloss zu führen.
1542 wurde zwischen der Landgrafschaft Hessen und den Herren Riedesel zu Eisenbach ein Vertrag über die Festlegung der Grenzen zwischen dem hessischen Gericht Crainfeld und dem riedeselischen Gericht Moos geschlossen, um die ständigen gegenseitigen Grenzstreitigkeiten zu beenden. In zwei Verzeichnissen von Personen, die ein Furstgelt (Abgabe für Bau- und Brennholz) entrichtet haben, werden 1549 alle insgesamt 25 zahlungspflichtigen Personen aus Crainfeld genannt, das damals 51 Hausvorstände zählt. Dies ist die erste Nennung einer größeren Zahl von Familiennamen in Crainfeld. Das 1556 folgende Salbuch des Amtes Nidda nennt dann alle Hausvorstände und beinhaltet außerdem die älteste erhaltene Grenzbeschreibung des Gerichts Crainfeld.
Um 1580 bis 1590 wurde erstmals eine Schule in Crainfeld eingerichtet, die zunächst auch die Kinder aus den benachbarten Gerichtsdörfern besuchten, bevor dort eigene Schulen entstanden.
Während des Dreißigjährigen Krieges zogen die Truppen des Herzogs Christian von Braunschweig auf ihrem Weg zur Pfalz am 1. Juni 1622 durch das Gericht Crainfeld und plünderten es vollständig aus. Ein von dem Grafen Wolfgang Ernst von Isenburg-Büdingen kommandiertes Reiterregiment brannte Crainfeld fast vollständig nieder. 25 Einwohner des Ortes wurden ermordet und 114 Häuser, Scheunen und Ställe ein Raub der Flammen. Zu den zerstörten Gebäuden gehörten auch die Kirche, das Pfarrhaus mit allen Kirchendokumenten, das Amtshaus des Schultheißen (Edelhof), das Forsthaus sowie das Schulhaus. Nur 8 Gebäude blieben erhalten.
Der Gesamtschaden in Crainfeld, wie er im 1625 entstandenen Kriegsschadensverzeichnis des Oberfürstentums Hessen festgestellt wurde, betrug 20532 Reichstaler. In diesem Kriegsschadensverzeichnis werden erstmals auch 3 jüdische Einwohner erwähnt. Der Wiederaufbau von Crainfeld und der Kirche begann bald nach 1622 und war bis etwa 1630 abgeschlossen. Im weiteren Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde das Gericht wiederholt von Durchzügen, Einquartierungen und Plünderungen verschiedener Armeen und Truppen stark heimgesucht und verarmte völlig. Auf Veranlassung des Landgrafen erfolgte die Aufstellung von Schutzwachen (Salvaguardien) gegen die wiederholten Plünderungen. Dorf und Gericht waren nach Kriegsende vollständig verarmt, die wirtschaftliche Erholung dauerte mehrere Jahrzehnte.
Am 9. Juli 1652 erteilte Georg II. von Hessen-Darmstadt auf Gesuch sämtlicher Orte des Gerichts Crainfeld dem Gerichtsort Crainfeld das Recht zur Abhaltung eines freien Marktes an Johannis Enthauptung (29. August) als Krämer- und Viehmarkt. Der Crainfelder Herbstmarkt wurde noch bis zum Jahr 1973 abgehalten.
1685 wurde der Edelhof als Wohn- und Amtshaus der landgräflichen Oberschultheißenfamilie Ellenberger anstelle eines älteren Vorgängergebäudes neu erbaut. Das prächtige Fachwerkhaus ist bis heute erhalten und das Wahrzeichen von Crainfeld.
Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) lagerten abwechselnd französische und alliierte Truppen im Gericht Crainfeld und erzwingen umfangreiche „Fouragierungen“. 1759 vertrieben braunschweigische Truppen die Franzosen gewaltsam aus Crainfeld, wobei ein französischer Soldat getötet wurde. Im Sommer 1762 fand bei Crainfeld und Grebenhain ein größeres Gefecht statt, bei dem die Franzosen vernichtend geschlagen werden.
Nach dem Inkrafttreten der neuen hessischen Gemeindeordnung 1821 wurde die aus dem Mittelalter überkommene Gerichtsorganisation abgeschafft und das Gericht Crainfeld aufgelöst. An die Stelle des bisherigen Schultheißen trat ein gewählter Bürgermeister. Aus dem Gerichtsort wurde eine gewöhnliche Landgemeinde. 1832 wurde Crainfeld in den Kreis Nidda eingegliedert, 1848 in den Regierungsbezirk Nidda. Seit 1852 gehörte es zum Landkreis Lauterbach.
Nach dem Neubau der hessischen Staatsstraße zwischen Lauterbach und Gedern in den Jahren 1831 bis 1857 büßte Crainfeld seine Rolle als Verkehrsmittelpunkt der Region ein und verlor allmählich an Bedeutung zugunsten des benachbarten Grebenhain, von dem es dann im Verlauf des 20. Jahrhunderts sowohl in Bezug auf die Einwohnerzahlen als auch die gewerblichen Betriebe überflügelt wurde. Dieser Prozess beschleunigte sich nach dem Bau der Vogelsbergbahn zwischen Stockheim und Lauterbach (Hessen), die 1906 vollendet wurde, und dem Bau der Luftmunitionsanstalt Hartmannshain im Oberwald bei Grebenhain 1936, deren Gelände nach 1945 für Industrieansiedlungen genutzt wurde. An der Vogelsbergbahn erhielt Crainfeld 1901 einen gemeinsamen Bahnhof mit Grebenhain und 1906 eine Haltestelle in unmittelbarer Ortsnähe. Die Nebenbahnstrecke blieb bis 1975 für den Personenverkehr in Betrieb. Der Abbau der Gleisanlagen erfolgte 1997.
Durch den Zusammenbruch der bäuerlichen Hausweberei und die überwiegend kleinbäuerliche Landwirtschaft war Crainfeld im 19. Jahrhundert teilweise von großer Armut geprägt. Bis in die 1890er Jahre wanderten mindestens 32 Crainfelder, zum Teil mit ihren Familien, in die USA und nach Brasilien aus.
Von 1859 bis 1861 erfolgten der Neubau des neuen 42 m hohen Kirchturms, der bis heute das Orts- und Landschaftsbild prägt, und eine Renovierung der Kirche. 1842 wurde die erste Synagoge eingerichtet und 1885 an gleicher Stelle ein neues Synagogengebäude erbaut.
Unter Bürgermeister Heinrich Schmalbach, von 1884 bis 1886 und von 1896 bis 1909 Abgeordneter im hessischen Landtag, wurde 1895 die Crainfelder Wasserleitung als erste ihrer Art im hohen Vogelsberg angelegt. In seiner Amtszeit erfolgte auch im Jahr 1907 der Neubau des Schulhauses und 1909 die Anlage einer Straßenbeleuchtung. 1922 wurde Crainfeld an das Stromnetz des oberhessischen Überlandwerks angeschlossen. 1925 begann die erste Flurbereinigung. Zwischen 1919 und 1928 bestand in Crainfeld zeitweise auch eine private Realschule.
Im Ersten Weltkrieg hatte Crainfeld 16 Gefallene zu beklagen.
Ende der 1880er Jahre gewann auch in Crainfeld, wie nahezu im gesamten Vogelsberg, die antisemitische Bewegung an Einfluss. Gelegentlich kam es zu Konflikten zwischen der christlichen Bevölkerungsmehrheit und der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark angewachsenen jüdischen Gemeinde, die damals ein Fünftel der Ortsbevölkerung umfasste. Nach dem Ersten Weltkrieg dominierte bei den Wahlen zunächst der Hessische Bauernbund, bevor sich auch hier die NSDAP durchsetzte. 1932 wurde eine NSDAP-Ortsgruppe Crainfeld gegründet. Nach 1933 verschlechterten sich zunehmend die Lebensbedingungen für die ortsansässigen jüdischen Familien, die dann bis Ende 1938 alle ihren Heimatort verließen.
Im Zweiten Weltkrieg fielen 23 gebürtige Crainfelder als Soldaten. Die während oder nach dem Krieg nach Bermuthshain gekommenen Evakuierten und Heimatvertriebenen verloren 9 Angehörige als Gefallene. Insgesamt 25 in Crainfeld geborene Juden wurden im Holocaust ermordet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1948 ein neuer Hochbehälter für das inzwischen überlastete Wasserleitungsnetz errichtet. 1950 erfolgte die Errichtung einer Leichenhalle auf dem evangelischen Friedhof, 1952 die des Feuerwehrhauses der Freiwilligen Feuerwehr (1967 erweitert). 1954 wurden die Ortsstraßen asphaltiert und mit einer Kanalisation versehen, 1959 die Wasserleitung komplett erneuert. 1964 wurde am ehemaligen Standort des alten Crainfelder Brauhauses das Kassengebäude der heutigen Volksbank Grebenhain erbaut. Noch vor dem Verlust der kommunalen Selbstständigkeit begann 1971 der Umbau des bisherigen Schulhauses zum Dorfgemeinschaftshaus.
Aufgrund der Gebietsreform in Hessen schloss sich die Gemeinde Crainfeld mit zehn benachbarten Gemeinden zum 31. Dezember 1971 zur neugebildeten Großgemeinde Grebenhain zusammen.[1] Seit dem 1. August 1972 gehört der Ort außerdem zum damals neugebildeten Vogelsbergkreis. Die zweiklassige Volksschule im Ort musste im Jahr 1969 infolge der Schulreform in Hessen zugunsten der neuen Mittelpunktschule (Oberwaldschule) im benachbarten Grebenhain geschlossen werden.
Als erster Ortsteil der Großgemeinde Grebenhain wurde Crainfeld in das Dorferneuerungsprogramm des Landes Hessen aufgenommen. Die Fördermaßnahmen erstreckten sich auf den Zeitraum 1983 bis 1991. Seit Anfang der 1990er Jahre entstand östlich des historischen Ortskerns ein Neubaugebiet. Ein weiteres Neubaugebiet auf der Westseite wird gegenwärtig erschlossen. Anstelle der traditionellen Pfingstkirmes findet seit 1985 am letzten Wochenende im April die Lüderkirmes statt.
Im Jahr 1995 entstand der Windpark auf dem Maienberg mit einer Gesamtnennleistung von 2,4 MW.
Die 1000-Jahr-Feier der Gründung der Pfarrei Crainfeld und der urkundlichen Ersterwähnung des Ortes fand am 12. Juni 2011 statt.
Wüstungen
In der Gemarkung von Crainfeld existieren fünf Wüstungen, bei denen es sich um im späten Mittelalter aufgegebene Siedlungen handelt.
Die Wüstung Hirschrod liegt am rechten Ufer der Lüder an der Gemarkungsgrenze zu Bannerod. Sie wird erstmals im Salbuch des Amtes Nidda von 1556 erwähnt, wo ein Mühl-Wasserfall zu Hirßrode aufgeführt wird. Hierbei dürfte es sich um einen Vorgängerbau der an dieser Stelle noch bis 1881 existierenden Heckenmühle handeln, während der Ort selbst zu dieser Zeit schon nicht mehr existierte. Genau gegenüber von Hirschrod lag auf dem linken Ufer der Lüder der Nickelshof, nachweisbar durch die gleichnamige Flurbezeichnung, bei dem es sich vermutlich um einen Einzelhof an der linken Nidderstraße gehandelt hat.
Südöstlich von Crainfeld lag in der Nähe des Nieder-Mooser Teiches der aus acht Höfen bestehende Ort Kuhlhain. Er wird ebenfalls im Salbuch von 1556 das erste Mal erwähnt und bereits hier als Wüstung bezeichnet. Die acht Güter waren sämtlich im Besitz von Crainfeldern, bei denen es sich möglicherweise um Nachfahren der Einwohner Kuhlhains gehandelt hat.
Nördlich von Crainfeld existiert rechts der Lüder die Flur In der Lanzenhain, die bis 1935 ein Anhängsel der Gemarkung Nieder-Moos bildete. Bereits in einem riedeselischen Lehenbrief von 1447 wird dieser Flurname erwähnt, dem zufolge sich Mitte des 15. Jahrhunderts bereits nur noch verwildertes Ackerland an dieser Stelle befand. Ein nicht mehr bestehender Ort Lanzenhain wird außerdem im riedeselischen Zinsregister für das Gericht Moos von 1553 genannt.
Ein weiterer im Mittelalter aufgegebener Ort lag wahrscheinlich an der Grenze der Gemarkungen Crainfeld, Ober-Moos und Bermuthshain, die Wüstung Rodenbach. An dieser Stelle wurde im 19. Jahrhundert der Rothenbach-Teich angelegt.
Einwohnerentwicklung
Im Februar 1586 ließ der Niddaer Rentmeister Caspar Ziegenmenger ein vollständiges Verzeichnis aller Einwohner des Amtes Nidda, darunter des Gerichts Crainfeld, anfertigen. In Crainfeld lebten auf 50 Hofstellen insgesamt 164 Menschen, davon 93 Erwachsene und 71 Kinder.
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Religionen
Evangelische Kirchengemeinde
Die Entstehung der Pfarrei Crainfeld kann bis auf die 1011 urkundlich erwähnte Gründung einer Kirche zu Creinfelt zurückgeführt werden. Während des Mittelalters war das Kirchspiel Crainfeld mit 16 Filialdörfern das flächengrößte im hohen Vogelsberg. 1524 wurden die im Gebiet der Freiherren von Riedesel zu Eisenbach gelegenen Dörfer um Nieder-Moos von der auf hessischem Gebiet stehenden Mutterkirche in Crainfeld abgetrennt. Fortan bestand die Pfarrei nur noch aus Crainfeld, Grebenhain, Bermuthshain und Ilbeshausen. 1920 kam Vaitshain wieder hinzu, nachdem Ilbeshausen bereits 1728 als eigene Pfarrei abgetrennt worden war.
Am 14. November 1527 wurde der bisherige katholische Pfarrer von Crainfeld durch die hessische Superintendentur Alsfeld abgesetzt und durch einen evangelischen Geistlichen ersetzt, wodurch die Reformation im Kirchspiel Crainfeld eingeführt wurde. Rein evangelisch war Crainfeld jedoch nie, da bis 1938 eine zeitweise sehr bedeutende jüdische Gemeinde bestand und nach 1945 zahlreiche katholische Heimatvertriebene in das Dorf kamen.
Der evangelische Friedhof befand sich ursprünglich als Kirchhof rund um die Pfarrkirche mitten im Ort. Erst 1825 wurde der heutige Friedhof am nördlichen Ortsrand angelegt.
Jüdische Gemeinde
Erstmals werden in einem Kriegsschadensverzeichnis von 1625 drei jüdische Einwohner von Crainfeld erwähnt. Die Entstehung der jüdischen Gemeinde ist u. a. darauf zurückzuführen, dass Juden die Ansiedlung im benachbarten Riedeselland bis 1806 nicht gestattet war. Im 18. Jahrhundert ließen sich zahlreiche jüdische Familien aus Nieder-Wöllstadt und dem Gebiet der Grafschaft Hanau in Crainfeld nieder. 1886 hatte Crainfeld schließlich 118 Bürger jüdischen Glaubens bei einer Einwohnerzahl von 518. In den folgenden Jahren nahm ihre Zahl aber wieder ab. Am Vorabend der nationalsozialistischen Machtübernahme hatten noch 60 Juden bzw. 15 jüdische Familien in dem damals 462 Einwohner großen Dorf ihre Heimat. Sie lebten überwiegend vom Viehhandel oder betrieben ein Ladengeschäft und trugen damit nicht unwesentlich zur wirtschaftlichen Bedeutung von Crainfeld für die nähere Umgebung bei.
Nachdem 1842 ein bestehendes Privathaus unweit des Edelhofes zu einer Synagoge umgebaut worden war, wurde im Jahr 1885 an gleicher Stelle eine eigene Synagoge neu erbaut. 1870 entstand ein Badehaus. Bereits seit etwa 1820 existiert der jüdische Friedhof auf freiem Feld nördlich des Ortes.
Nach der Machtergreifung der NSDAP 1933 sahen sich die einheimischen jüdischen Familien immer stärker Repressalien durch lokale Nationalsozialisten sowie wirtschaftliche Boykottmaßnahmen ausgesetzt, so dass sie nach und nach den Ort verließen und insbesondere nach Frankfurt am Main abwanderten oder emigrierten. Während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Synagoge von SA-Männern verwüstet und die beiden noch verbliebenen Wohnhäuser jüdischer Familien geplündert. Daraufhin verließen die letzten jüdischen Einwohner Crainfeld und Anfang 1939 wurde der Ort öffentlich für judenfrei erklärt. Die an einen Privatmann verkaufte Synagoge überstand den Krieg unbeschadet, wurde aber im Jahr 1951 abgerissen.
Mindestens 25 Angehörige der jüdischen Gemeinde Crainfeld wurden während des Zweiten Weltkrieges in Konzentrationslager verschleppt und ermordet.
Politik
Ortsvorsteher von Crainfeld ist Bernd Schneider (Stand 2011).
Wappen
Am 23. Dezember 1952 erhielt die Gemeinde Crainfeld durch das hessische Innenministerium in Wiesbaden das Recht, ein eigenes Gemeindewappen zu führen.
Blasonierung: „In rotem Schild ein silberner Sparren, begleitet von drei sechsstrahligen silbernen Sternen.“
Das Wappen ist in den hessischen Landesfarben Rot-Weiß gehalten und geht auf den Genealogen Hermann Knodt, Oberpfarrer in Bad Nauheim, zurück und wurde erstmals 1912 auf dem Titelkopf der Geschichtsblätter für den Kreis Lauterbach verwendet. Historisches Vorbild war ein Wappensiegel des Gelnhäuser Patriziers Johann von Crainfeld von 1327. Der Ursprung dieser Familie wurde durch Knodt auf den Ort Crainfeld im Vogelsberg zurückgeführt.
Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Crainfeld wird bis heute von den örtlichen Vereinen verwendet.
Vereine
In Crainfeld bestehen heute folgende Vereine und Vereinigungen (Gründungsjahr in Klammern):
- Evangelischer Kirchenchor Crainfeld (1903)
- Freiwillige Feuerwehr Crainfeld (1934)
- Turn- und Sportverein 06 Grebenhain (1967, Fusion der SG 1946 Crainfeld und des TSV 1906 Grebenhain)
- Schützenverein Crainfeld (1975)
- Landfrauenverein Crainfeld (1977)
- Kirmesgesellschaft Crainfeld (1985)
Wirtschaft und Infrastruktur
Die wirtschaftliche Entwicklung von Crainfeld wurde vor allem durch seine verkehrsgünstige Lage an der Kreuzung zweier mittelalterlicher Handelsstraßen, der linken Nidderstraße und der Weinstraße, der Funktion als Gerichtssitz und Pfarrdorf, sowie der Ansiedlung einer jüdischen Gemeinde beeinflusst. Nach dem Bau der heutigen B 275 zwischen 1831 und 1857 wurde es in seiner Bedeutung allmählich von Grebenhain verdrängt, doch ist heute noch eine größere Anzahl von Gewerbebetrieben als in den meisten anderen Ortsteilen der Großgemeinde Grebenhain anzutreffen.
Neben der bis nach dem Zweiten Weltkrieg wie in anderen Vogelsbergorten vorherrschenden Landwirtschaft war eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Handwerkern und Händlern in Crainfeld ansässig. Die wirtschaftliche Struktur der Ortsbevölkerung gliederte sich 1933 zu 65,7 % in den Bereich Land- und Forstwirtschaft, zu 16,7 % in den Bereich Industrie und Handwerk und zu 9,3 % in den Bereich Handel und Verkehr. Unter den Handwerksberufen sind die Schreiner zu erwähnen, von denen die Schreinerei Flach seit 1852 als Familienbetrieb besteht. Crainfeld war vor 1933 ein lokales Zentrum des Viehhandels, der ausschließlich von jüdischen Ortsbürgern ausgeübt wurde, die mit einer Ausnahme auch alle Kaufläden im Ort betrieben.
Die Bauernhöfe waren Fachwerkhäuser in der Form des regionaltypischen Vogelsberger Einhauses. Noch um 1930 gab es 60 Vollerwerbsbetriebe im heutigen Sinn. Vor 1945 gab es in Crainfeld drei Gastwirtschaften, von denen der jetzige Vogelsberger Hof bis heute besteht. Die letzte der drei Crainfelder Mühlen stellte jedoch bereits 1915 ihren Betrieb ein.
Ab den 1950er Jahren nahm auch Crainfeld allmählich Züge eines Arbeitspendler-Wohnortes an, doch ist es aufgrund der dort ansässigen Gewerbebetriebe nach wie vor kein reines Schlafdorf wie andere Orte der Umgebung. Fast vollständig verschwunden ist jedoch die Landwirtschaft, da im Zuge des Strukturwandels nach und nach fast alle landwirtschaftlichen Betriebe aufgegeben wurden. Heute bestehen noch zwei Gastwirtschaften, zwei Metzgereien, zwei Läden, eine Schreinerei, eine Zimmerei, ein Dachdeckerbetrieb und ein Installateurbetrieb. Viele Ortseinwohner pendeln jedoch auch zu Arbeitsplätzen in Grebenhain oder benachbarten Gemeinden.
Windpark
Auf dem 503 m hohen Maienberg östlich des Ortes wurde im Dezember 1995 ein Windpark mit vier Windkraftanlagen des Typs Micon M1500-600 in Betrieb genommen. Mit einer zur Bauzeit üblichen Nennleistung von je 600 kW zählen diese Anlagen des heute nicht mehr existierenden dänischen Herstellers Micon mittlerweile zu den leistungsschwächeren Typen und befinden sich auch nicht mehr in Produktion. Gebaut wurde der Windpark durch die Beteiligungsgesellschaft Ventus in Wiesbaden. Die Projektierung erfolgte durch die 1994 in Osnabrück gegründete und später weltweit bei der Entwicklung und beim Betrieb von Windparks tätige EnerSys GmbH, welche seit 2006 zur wpd AG gehört.[2]
Verkehr
Crainfeld ist über die Kreisstraße 100 mit dem benachbarten Grebenhain verbunden und damit von der Bundesstraße 275 aus einfach zu erreichen. Nördlich des Ortes verläuft außerdem die Landesstraße 3178 von Grebenhain nach Freiensteinau.
Seit dem Jahr 2000 ist auf der Trasse der ehemaligen Oberwaldbahn der Vulkanradweg entstanden, der mittlerweile Bestandteil des überregionalen BahnRadweg Hessen ist.
Baudenkmäler
Evangelische Pfarrkirche
Die Crainfelder Kirche ist das älteste Bauwerk des Ortes. Bereits 1011/12 wurde eine dem heiligen Ulrich geweihte Kirche errichtet. Ältester Bestandteil der Kirche ist heute der auf das 12. Jahrhundert datierte romanische Taufstein. Im Jahr 1342 wird ein dem heiligen Nikolaus geweihter Altar erwähnt. Seit der Reformation hatte das Patrozinium der Kirche aber keinerlei Bedeutung.
Um 1350 erfolgten der Bau des Langhauses, des Chorraums und der Sakristei mit einer gotischen Gewölbedecke. Bei der Plünderung und Zerstörung Crainfelds am 1. Juni 1622 wurde die Kirche niedergebrannt und 1625–1629 in etwas vereinfachter Form mit einer Flachdecke wiederaufgebaut. Die Innenausstattung geht wohl noch auf eine 1667 vorgenommene Renovierung zurück. 1858 wurde der mittelalterliche Kirchturm wegen Baufälligkeit abgebrochen und an seiner Stelle ein schlanker neugotischer Turm mit einer Höhe von 42 Metern errichtet, der als Crainfelder Bleistift zu einem weithin sichtbaren Wahrzeichen wurde. 1859 folgte eine Restaurierung des Kirchenschiffs, verbunden mit dem Abbruch der noch aus dem 14. Jahrhundert stammenden Sakristei. Die heutige Gestaltung des Innenraums geht wesentlich auf eine 1934 vorgenommene Renovierung zurück.
Die vier Glocken im Kirchturm stammen aus den Jahren 1627, 1775, 1799 und 1991. Eine Orgel befindet sich seit 1666 in der Kirche. Die gegenwärtige, insgesamt die vierte, verrichtet seit 1990 ihren Dienst.
Bis 1825 befand sich rund um die Kirche noch der alte Crainfelder Friedhof.
Edelhof (Amtshaus)
In der Ortsmitte gegenüber der Kirche steht das frühere Wohn- und Amtshaus der Oberschultheißen des Gerichts Crainfeld, das üblicherweise als Edelhof bezeichnet wird. Im Jahr 1685 ließ der damalige Schultheiß Heinrich Christoph Ellenberger das prächtige Fachwerkhaus, wohl anstelle eines Vorgängergebäudes, erbauten. Es wird dem Zimmermeister Hans Muth zugeschrieben.
Bis 1826 war das Haus im Eigentum der Schultheißenfamilie Ellenberger und deren Nachfahren. Viele der Schnitzereien, wie z. B. eine Justitia, weisen noch heute auf das von den Besitzern ausgeübte Richteramt hin. Neben der dem gleichen Zimmermann zugeschriebenen Teufelsmühle in Ilbeshausen (erbaut 1691) ist der Edelhof einer der bedeutendsten Fachwerkbauten in Oberhessen und steht seit 1904 unter Denkmalschutz.
Jüdischer Friedhof
Der jüdische Friedhof nördlich des Ortes oberhalb der Straße nach Bannerod ist heute die letzte sichtbare Erinnerung an die einstige jüdische Gemeinde. Er wurde wahrscheinlich im frühen 19. Jahrhundert angelegt und im Jahr 1858 erweitert. Der Friedhof umfasst heute noch 75 Grabsteine und Grabstätten. Die letzte Bestattung fand im Jahr 1937 statt.
→ Hauptartikel: Jüdischer Friedhof (Crainfeld)
Historischer Ortskern
Von einem historischen Ortskern als solchem kann man in Bezug auf Crainfeld erst seit Beginn der 1990er Jahre sprechen, als durch die Ausweisung von Neubaugebieten eine Differenzierung von altem und neuem Siedlungsbereich auftrat.
Der Ortskern hat geschichtlich bedingt, im Unterschied zu den üblichen Haufendörfern der Umgebung, die Form eines Straßendorfes. Im Regionalplan von Mittelhessen wird Crainfeld als Ortsteil mit kulturhistorisch wertvoller Siedlungssubstanz hervorgehoben. Trotz teilweise erheblicher Modernisierungen und Bausünden seit etwa 1960 ist das Ortsbild noch heute von vielen Fachwerkhäusern aus dem frühen 18. bis frühen 20. Jahrhundert geprägt. Vorherrschend unter ihnen ist die regionale Hausform des Vogelsberger Einhauses. Hervorzuheben ist das Haus Nebenstraße 1 aus dem Jahr 1712 gegenüber dem Edelhof mit reichen Ziergefachen. Das ebenfalls sehenswerte Pfarrhaus unterhalb der Kirche stammt aus dem Jahr 1768.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
Heinrich Schmalbach, 1876–1909 Bürgermeister von Crainfeld und 1876–1884 sowie 1896–1909 Abgeordneter im Landtag des Großherzogtums Hessen.
Literatur
- Hermann Knodt: Geschichte des Kirchspiels Crainfeld 1020–1920, Lauterbach 1920
- Friedrich Müller: Crainfeld. Aus der Geschichte eines Dorfes im Vogelsbergkreis, Crainfeld 1987
Weblinks
- Ortsgeschichte von Crainfeld
- Geschichte der Jüdischen Gemeinde Crainfeld auf der Webseite von Alemannia Judaica
- Crainfeld, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand:LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>21. Januar 2013<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 19. Februar 2013.
- Hirschrod, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand:LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>23. Juli 2012<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 19. Februar 2013.
- Kuhlhain, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand:LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>23. Juli 2012<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 19. Februar 2013.
- Lanzenhain, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand:LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>16. Oktober 2012<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 19. Februar 2013.
- Nikelshof, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand:LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>4. November 2010<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 19. Februar 2013.
- Rodenbach, Vogelsbergkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand:LAGIS: Fehlerhaftes datum=>>4. November 2010<<). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 19. Februar 2013.
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 368.
- ↑ wpd - Referenzen Wind
Vorlage:Navigationsleiste Ortsteile von Grebenhain
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