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Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Aus Jewiki
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Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts (DWDS) ist ein Projekt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, dessen Ziel die Erstellung eines digitalen Wörterbuchsystems auf der Basis sehr großer elektronischer Textkorpora ist. Dabei baut es auf dem sechsbändigen Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG) auf und verknüpft dieses mit eigenen Text- und Wörterbuchressourcen. Es stellt dem Nutzer die Rechtschreibung nach neuestem Stand, die Aussprache in Form von Audiodateien und vielfältige Angaben zur Form, Verwendung und Bedeutung seiner Stichwörter zur Verfügung.

Komponenten

In der derzeitigen Fassung des DWDS, dem Wortinformationssystem, werden vier lexikalische Informationstypen verknüpft: die Wörterbuchartikel des WDG, automatisch generierte Informationen zu Synonymen, Hyponymen, Hyperonymen aus dem WDG, Textbeispiele aus dem DWDS-Kernkorpus sowie statistische Kookurrenzinformationen aus dem Kernkorpus (die so genannten Kollokationen, die die Häufigkeiten des Vorkommens benachbarter Wörter angeben).

Wörterbuch

Das Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG) wurde in Berlin an der Deutschen Akademie der Wissenschaften (ab Oktober 1972: Akademie der Wissenschaften der DDR) zwischen 1952 und 1977 unter der Leitung von Ruth Klappenbach erarbeitet. Das WDG umfasst über 4.500 Seiten und enthält 60.000 bzw. unter Hinzunahme der Komposita 121.000 Stichwörter. Von Februar 2002 bis März 2004 wurde das WDG unter Führung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften digital erfasst, strukturiert und für die Recherche aufbereitet. Das Textkorpus wurde mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft in den Jahren 2000 bis 2003 erstellt sowie ausgebaut und steht seit März 2003 als Nachschlagewerk auf einer Website zur Verfügung.

Textkorpora

Hauptartikel: Textkorpus

Die DWDS-Korpora werden kontinuierlich ausgebaut. Mit Stand vom Januar 2017 umfassen sie mehr als 10 Milliarden laufende Textwörter und bestehen aus zwei großen Teilkorpora: dem Kernkorpus und dem Ergänzungskorpus.

  • Das DWDS-Kernkorpus umfasst etwa 100 Millionen Textwörter; es ist zeitlich gleichmäßig über das gesamte 20. Jahrhundert gestreut und nach Textsorten ausgewogen. Fünf Textsorten liegen dem Korpus zugrunde: Belletristik (27 %), Journalistische Prosa (26 %), Fachtexte (22 %), Gebrauchstexte (20 %) und transkribierte Texte gesprochener Sprache (5 %). Das DWDS-Kernkorpus ist das erste Referenzkorpus der deutschen Sprache des 20. Jahrhunderts und dem bislang als Standard geltenden British National Corpus (BNC) in seiner Qualität zumindest ebenbürtig.
  • Das Ergänzungskorpus umfasst über 1,5 Milliarden Textwörter in etwa 3,5 Millionen Dokumenten. Es ist weniger auf Ausgewogenheit als auf Umfang und Aktualität hin ausgelegt und besteht im Wesentlichen aus Zeitungsquellen der Jahre 1980–2006. Alle Quellen sind bibliographisch referenzierbar, und bei der Aufbereitung wurde auf inhaltliche und qualitative Streuung geachtet.

Paradigmatische Relationen

Über 65.000 Synonyme, Ober- und Unterbegriffe wurden mit Hilfe automatischer Analyseprogramme aus den Definitionen des WDG extrahiert. Neben dem Nutzen als Synonymwörterbuch und Thesaurus kann man über diesen Informationstyp im WDG nicht mehr nur elektronisch blättern, sondern auch 'semantisch' navigieren. Beispielsweise kann man vom Stichwort Insekt direkt zu dessen Synonym Kerbtier springen, aber genauso zu allen untergeordneten Begriffen wie beispielsweise Ameise, Floh, Johanniskäfer oder Wasserläufer.

Kollokationen

Hauptartikel: Kollokation

Die im DWDS-Kernkorpus ermittelten statistischen Kollokationen werden grafisch dargestellt. Die Kollokationen basieren auf statistischen Assoziationsmaßen (Mutual Information und t-score):

Kollokationsgraph für "Ziel"

Öffentlich recherchierbare Korpora

In den Korpora des DWDS kann kostenlos recherchiert werden. Aufgrund der Nutzungsvereinbarungen mit den Rechtegebern ist für eine Vielzahl von Texten jedoch eine vorherige Registrierung notwendig. Mehr als 10.000 Benutzer sind im DWDS-Wortinformationssystem registriert.

  • DWDS-Kernkorpus
  • Korpus Berliner Zeitungen (Tagesspiegel, Berliner Zeitung) von 1994 bis 2006 mit einem Gesamtumfang von 1,5 Millionen Dokumenten.
  • Korpus jüdischer Periodika des 19. und 20. Jahrhunderts (Kooperation mit dem DFG-geförderten Projekt Compact Memory) mit einem Gesamtumfang von 25 Millionen Textwörtern.
  • DDR-Korpus (9 Millionen Textwörter). Das DDR-Korpus umfasst Texte aus der Zeit von 1949 bis 1990, die in der DDR erschienen sind, bzw. von DDR-Schriftstellern geschrieben und in der Bundesrepublik veröffentlicht wurden. Das DDR-Korpus wird in Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität zu Berlin weiter ausgebaut.
  • Korpus Gesprochene Sprache. Dieses umfasst Transkripte aus dem gesamten 20. Jahrhundert im Umfang von ca. 2,5 Millionen Textwörtern. Darunter befinden sich Redensammlungen u. a. von Kaiser Wilhelm, Hitler, Ulbricht und Honecker, Rundfunkansprachen von 1929 bis 1944 (in Kooperation mit dem Deutschen Rundfunkarchiv wurden etwa 80 Stunden Tonmaterial transkribiert), ferner Auszüge aus österreichischen Parlamentsprotokollen und Bundestagsprotokollen sowie Auszüge aus dem Literarischen Quartett.

Überarbeitung zeittypischer Artikel

Das DWDS-Wörterbuch basiert in seiner Substanz auf dem Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache. Ca. 2600 der 90.000 Einträge des WDG, die DDR-typische Inhalte oder Formulierungen aufwiesen, wurden von der DWDS-Projektgruppe einer Überarbeitung unterzogen. Durch eine Gruppe von Lexikografen wurden die Bedeutungsparaphrasen und Kompetenzbeispiele in neutralerer Ausdrucksweise formuliert oder, wenn sie eine tatsächlich DDR-spezifische Verwendung illustrieren, entsprechend gekennzeichnet. Diese Überarbeitung betraf weitere ca. 2500 Einträge bzw. Lesarten.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.