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Transkription (Schreibung)
Die Transkription (von lateinisch trans ‚hinüber‘ und scribere ‚schreiben‘; „Umschrift“) bezeichnet die Übertragung sprachlicher Ausdrücke von einem System in ein anderes. Das kann entweder die Übertragung von gesprochener Sprache in geschriebene Sprache mittels einer Lautschrift sein oder die Übertragung von einem (orthographischen) Schriftsystem (z. B. kyrillisch) unter Einbeziehung der Lautebene in ein anderes (z. B. lateinische Schrift). Eine 1:1-Übertragung ist nur bei Alphabetschriften möglich und wird auch als Transliteration bezeichnet.
Anwendung findet die Transkription von gesprochener Sprache besonders in der linguistischen Forschung (z. B. Dialektologie), wo es nötig ist, akustische Belege möglichst lautnah schriftlich festzuhalten und dabei nicht durch orthographische Regeln eingeschränkt zu sein. Man kann zwischen enger (phonetischer) und weiter Transkription unterscheiden.
Außerdem spricht man von Transkription bei der Darstellung bestimmter Termini (bes. Namen) aus einer fremden Schrift mit Hilfe einer Lautschrift oder angepasst an die Ausspracheregeln einer Zielsprache. Jedes Transkriptionssystem ist abgestellt auf Benutzer, die eine Zielsprache sprechen.
Unterschieden werden:
- Transkription als aussprachebasierte Darstellung von Sprache mit Hilfe einer phonologischen Notation oder einer phonetischen Lautschrift, oder eines anderen Basisalphabetes als Lautschriftersatz. Der Zweck besteht darin, auch ohne Erlernen der Quellsprache und ihres Schriftsystems eine halbwegs richtige Aussprache des Wortes zu ermöglichen.
- Transliteration als schriftbasierte buchstabengetreue, bei Bedarf wieder umkehrbare Umsetzung eines Wortes aus einer Schrift (z. B. kyrillisch) in eine andere (z. B. lateinisch), oft mit Hilfe von diakritischen Zeichen. Der Zweck besteht darin, Fachleuten die genaue Schreibweise des Wortes in der anderen Schrift darzustellen, die aus bestimmten Gründen nicht direkt abgedruckt werden kann – weil früher keine entsprechenden Typen oder Zeichensätze vorhanden waren oder weil (etwa in Bibliothekskatalogen) ein einheitliches Alphabet zur Sortierung nötig ist.
Beispiele
Kyrillisch
Beispiel 1 | Beispiel 2 | |
---|---|---|
russisches Original | Александр Солженицын | Михаил Зощенко |
deutsche Transkription | Alexander Solschenizyn (Solshenizyn*) | Michail Soschtschenko (Sostschenko*) |
englische Transkription | Aleksandr (Alexander) Solzhenitsyn | Mikhail Zoshchenko |
slowenische Transkription | Aleksander Solženicin | Mihail Zoščenko |
tschechische Transkription | Alexandr Solženicyn | Michail Zoščenko |
französische Transkription | Alexandre Soljénitsyne | Mikhail Zochtchenko |
polnische Transkription | Aleksander Sołżenicyn | Michaił Zoszczenko |
niederländische Transkription | Aleksandr Solzjenitsyn | Michail Zosjtsjenko |
griechische Transkription | Aλεξάντερ Σολζενίτσιν | Μιχαήλ Ζόστσενκο |
serbische Transkription | Александар Солженицин | Михаил Зошченко |
Aleksandar Solženicin | Mihail Zoščenko | |
ungarische Transkription | Alekszandr Szolzsenyicin | Mihail Zoscsenko |
chinesische Transkription und Aussprache |
亚历山大•索尔仁尼琴 [jâlîʂántâ swǒɐ̀ɻɻə̌nnǐtɕʰín] |
米哈伊尔•淑雪兼珂 [mìxáíèɻ ʂúɕɥɛ̀tɕjɛ́nkʰɤ́] |
wissenschaftliche Transliteration | Aleksandr Solženicyn | Michail Zoščenko |
ISO-Transliteration | Aleksandr Solženicyn | Mihail Zoŝenko |
phonetische Transkription im IPA | [ɐlʲɪkˈsaˑndr sɐɫʒɨˈnʲiˑtsɨn] | [mʲɪχaˈiˑɫ ˈzɔˑɕːɪnkɐ] |
* In der DDR übliche Transkription. |
Tabellen von Transkriptions- und Transliterationssystemen: bulgarisch, makedonisch, russisch, serbisch, ukrainisch, weißrussisch
Japanisch
Auf Japanisch nennt man die Transkription des Japanischen in die lateinische Schrift Rōmaji (Römerzeichen). Es gibt verschiedene Transkriptionssysteme. Zwei bekannte und auch anerkannte sind das Hebon-shiki (deutsch Hepburn-System) und das Kunrei-shiki (dt. Kunrei-System). Ersteres wurde durch den amerikanischen Missionar James Curtis Hepburn verbreitet und lehnt sich stärker an der tatsächlichen Aussprache an; Letzteres wurde von der damaligen japanischen Regierung erdacht und folgt der Systematik der Kana-Tafel.
Beispiele: Japans heiliger Berg, der 富士山, (wird im Deutschen oft inkorrekt als „Fudschijama“ wiedergegeben), schreibt sich:
nach dem Kunrei-System: Huzisan
nach dem Hepburn-System: Fujisan
Kana: | た | ち | つ | て | と |
Hepburn: | ta | chi | tsu | te | to |
Kunrei: | ta | ti | tu | te | to |
Kana: | は | ひ | ふ | へ | ほ |
Hepburn: | ha | hi | fu | he | ho |
Kunrei: | ha | hi | hu | he | ho |
Kana: | しゃ | しゅ | しょ | ||
Hepburn: | sha | shu | sho | ||
Kunrei: | sya | syu | syo |
Hebräisch
Die in lateinischer Umschrift wiedergegebene Aussprache des Hebräischen orientiert sich heute in aller Regel an der israelischen Standardaussprache. Regionale Ausspracheformen, etwa Jemenitisch oder Osteuropäisch, sowie historische Ausspracheformen (z.B. Bibelhebräisch) werden in der Umschrift kaum berücksichtigt.
An welchem orthografischen System sich die Darstellung der Laute orientiert, hängt vom Schreiber und seinem kulturellen Umfeld ab. Etwa das Wort "schalom" kann auch shalom, chalom, sjalom, szalom usw. geschrieben werden, also deutsch, englisch, französisch, niederländisch, polnisch ... es gibt keine allgemein anerkannte, verbindliche Norm. In wissenschaftlichen Zusammenhängen, zum Teil auch in den Medien dominiert heute eine Schreibung, die auf englischen Gewohnheiten beruht, zumindest im Bereich der Konsonanten: sh für sch; z für stimmhaftes s; ts für z; h, auch kh für ch usw. Beim Vokalismus überwiegt der Einfluss des Deutschen, da hier jeder Buchstabe nur eine Aussprache kennt: a, e, i, o, u. Gelegentlich findet sich noch französisches ou für u (oft in der Schreibung der Namen orientalischer Juden, in deren Ländern das Französische vorherrschte); häufiger werden in letzter Zeit nach englischem Muster Schreibungen wie oo (für u) und ee (für i). Keines dieser Systeme wird konsequent angewandt, und keines ist in der Lage, alle Laute korrekt darzustellen. Man denke an die fehlende Unterscheidung zwischen stimmhaftem und stimmlosem s im Deutschen oder zwischen ch und h im Englischen; das Hebräische selbst hält für jeden dieser Laute einen eigenen Buchstaben bereit. Weder für die Transkription von Orts- und Personennamen in israelischen Pässen noch für diejenige auf israelischen Straßenschildern gelten einheitliche Regeln. Komplizierend wirkt hier auch die nicht hebräische Herkunft zahlreicher Familiennamen; teils schreibt man diese wie im Ursprungsland, teils in "vereinfachter", d.h. heute oft anglisierter Form. Im Falle eines Namens wie Weizman(n) bedeutet dies, dass auch die Transkription Vaitsman vorkommt. Bei der Untersuchung der Namen israelischer Autoren, deren Werke in europäische Sprachen übersetzt wurden, lässt sich feststellen, dass zahlreiche, doch bei Weitem nicht alle Autoren die Schreibung ihres Namens in lateinischen Buchstaben den Lesegewohnheiten des jeweiligen Landes anpassen; vgl. A.B. Jehoschua/A.B. Yehoshua, aber durchgängig Amos Oz.
Am Beispiel des Hebräischen lässt sich darüber hinaus der Unterschied zwischen einer rein phonologischen und einer morpho-phonologischen Umschrift zeigen:
Kibuts vs. Qibbuṣ: Die erste Transkription gibt die israelische Aussprache wieder. Die zweite orientiert sich außerdem am hebräischen Alphabet: q steht für den Buchstaben ק (Kof), wohingegen k nach diesem System allein כּ (kaf) vorbehalten ist. Kof und Kaf waren im klassischen Hebräisch zwei verschiedene Laute; heute werden sie gleich ausgesprochen, die Unterscheidung hat sich nur in der Orthografie konserviert. Auch die Verdopplung des b reflektiert einen Lautstand, der heute nicht mehr üblich ist und für den die klassische Schreibung einen Punkt im Buchstaben Bet vorsieht. ṣ zeigt die Verwandtschaft mit dem sprachgeschichtlich verwandten Laut ṣ der anderen semitischen Sprachen an; auch ṣ reflektiert demnach eine ältere Aussprache, die im Neuhebräischen verloren gegangen und durch den Laut z (ts) ersetzt worden ist. Im Fall von ṣ handelt es sich um ein Zeichen, das in wissenschaftlichen Transkriptionssystemen vorkommt, während sich alltägliche Transkriptionsmodelle in der Regel allein am lateinischen Alphabet ausrichten, ohne diakritische Punkte zur Spezifizierung hinzuzufügen. Eine häufige wissenschaftliche Darstellungsform ist auch ḥ oder ḫ für ch, etwa in tapuaḥ bzw. tapuaḫ (Apfel). Auffallend ist die Verwendung des Bindestrichs, der oft dazu dient, zusammengeschriebene hebräische Wörter in ihre Bestandteile zu trennen. So kann etwa jad bajad (Hand in Hand) auch jad ba-jad geschrieben werden.
Siehe auch
- Umschrift
- Bopomofo
- Pinyin
- Onomatopoesie
- Endonym (in der Kartografie verwendete Orts-Namen)
- Exonym
- Übersetzung
- DIN 1505-2 Titelangaben von Dokumenten und Zitierregeln
- DIN 31635 Transkription der arabischen in die lateinische Schrift
- DIN 31636 Transkription der hebräischen in die lateinische Schrift
- ISO 9 Transliteration von kyrillischen Zeichen ins Lateinische
- ISO 233 Internationale Norm für die wissenschaftliche Transliteration der arabischen in die lateinische Schrift
- ISO 3602 Transliteration der japanischen Silbenschrift ins Lateinische (Kunrei-System)
- ISO 9984 Transliteration der Georgischen Schrift ins Lateinische
- ISO 9985 Transliteration der Armenischen Schrift ins Lateinische
- ISO 11940 Transliteration der Thailändischen Schrift
- ISO 11941 Transliteration der Koreanischen Schrift ins Lateinische
- ISO 15919 Transliteration von Devanagari und verwandten indischen Schriften ins Lateinische
Weblinks
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