Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Efendi

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unter Efendi (Begriffsklärung) aufgeführt.

Efendi (auch Effendi) ist eine türkische Form der Anrede und bedeutet so viel wie „Herr“. Der Plural lautet Efendiler. Die Herkunft dieses Begriffes ist unklar, ein Zusammenhang mit dem neugriechischen aphentes oder griechischen „authentes“ („unumschränkter Herr“) wird angenommen.

Osmanischer Titel

Im Osmanischen Reich bezeichnete Efendi / افندی mittlere Beamte und Militärs (etwa im Rang eines Leutnants). Der Titel wurde dem Namen nachgestellt, er wurde in der Türkei 1934[1], in Ägypten 1953 abgeschafft. Bis dahin waren die nächsthöheren Titel Ağa, Bey, Pascha und Wesir.

Militärischer Rang in den ostafrikanischen Kolonialarmeen

Deutsch-Ostafrika

Als Offiziersrang war Effendi auch in der Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika gebräuchlich, wo er für sog. „farbige“ Offiziere verwandt wurde. Die Schutztruppe entstand aus den meist sudanesischen Söldnern der sogenannten Wissmanntruppe (→ Hermann von Wissmann). Diese waren 1889 in Ägypten zur Aufstandsbekämpfung in Ostafrika angeworben worden und hatte osmanische Rangbezeichnungen beibehalten, die auch nach Überführung der Einheiten in die Schutztruppe bis zum Ende der deutschen Kolonialherrschaft 1918 in Gebrauch blieben. Effendi war der höchste Rang, den ein Afrikaner erreichen konnte. Aufgrund der unklaren Stellung gegenüber dem weißen Personal (das Farbigen nicht unterstellt werden sollte) wurde der Dienstgrad um 1900 auf den Aussterbeetat gesetzt, d.h. weitere Beförderungen fanden nicht mehr statt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren nur noch 12 Efendi aktiv. Im Krieg selbst kam es dann nochmals zu sporadischen Tapferkeitsbeförderungen in diesen Dienstgrad.

Abzeichen waren anfänglich, nach dem Vorbild der anglo-ägyptischen Armee, bis zu drei fünfzackige Goldsterne auf den Mannschaftsschulterklappen (je nach Rangstufe für den einheimischen Leutnant, Oberleutnant und Hauptmann). Mit Wegfall der deutschen Offiziersbezeichnungen für Einheimische Mitte der 1890er trugen Effendis einheitlich drei Rangsterne.

Britisch-Ostafrika

Auch in Britisch-Ostafrika spielte eine Rolle, dass die ersten dortigen Einheiten der britischen Kolonialarmee aus sudanesischen Söldnern bestanden. Bei den King’s African Rifles (KAR) war Effendi die Anrede der Offiziersdienstgrade Leutnant bis Major, ungeachtet deren nationaler Herkunft. Die einheimischen Offiziere waren ausgerüstet und uniformiert wie ihre britischen Gegenparts. Da erstere als sogenannte lokale Ränge (local ranks) nur innerhalb der KAR Gültigkeit besaßen, rangierten sie hinter den britischen Offizieren. Die einheimischen Offiziere führten nur osmanische Dienstgrade (Mulazim Tani/Mulazim Awal für Leutnant/Oberleutnant, Yuzbashi für Hauptmann, Binbashi bzw. Bimbashi für Major). Die britischen Offiziere besaßen gleichzeitig europäische und osmanische Dienstgrade (die ausnahmslos britischen Oberstleutnante (Kaimakam) und Oberste (Miralai) wurden Bey tituliert).

Im militärischen Alltag genossen einheimische Offiziere jedoch kaum mehr Renommé als das britischer Sergeanten. Beispielsweise hatten sie kein Anrecht auf die Taperkeitsorden der Offiziere und Warrant Officers. Statt dessen erhielten afrikanische Effendis nur Tapferkeitsmedaillen, analog zu britischen Unteroffizieren und Mannschaften. Seit den 1930er Jahren kam es zu keiner Neubeförderung von Afrikanern zu Offizieren mehr; die noch dienenden Effendis fanden allerdings noch Jahre Verwendung, viele bis zum Ende ihrer Dienstzeit. Als offizieller Grund des Stopps galt der allgemein niedrige Ausbildungsstand der Einheimischen, der auf das mangelhafte Kolonialschulsystem zurückzuführen war.

Als Kompensation geplant war ab 1956 die Einführung des Governor’s Commissioned Officer (GCO), der allgemein schlicht nach seiner Anrede als Effendi tituliert wurde. Der Dienstgrad wurde vom Gouverneur verliehen (nicht vom britischen Monarchen), ähnlich den indischen Viceroy's Commissioned Officers (VCOs) der britischen Indien-Armee. Britisches Personal wurde nicht zu Effendis befördert. In Britisch-Ostafrika war dies nun für afrikanische Soldaten der höchste erreichbare Dienstgrad. Erst 1961 öffnete man ihnen die britischen Offizierslaufbahn (in Britisch-Westafrika war dies bei der Royal West African Frontier Force (RWAFF) bereits in den 1940er Jahren geschehen). Der Effendi war indes kein regulärer Offizier (mit King's bzww Queen's Commission), sondern "nur" ranghöchster Warrant Officer (vergleichbar dem deutschen Feldwebelleutnant). Er rangierte vor dem Warrant Officer Platoon Commander (Zugführer, meist afrikanischer Herkunft). Im Unterschied zu jenem war der Effendi für die Ausbildung und Verwaltung seines Zuges allein verantwortlich, d.h. ihm war darin kein britischer Unteroffizier vorgesetzt. Seine Befehlsgewalt beschränkte sich allerdings ausschließlich auf farbige Truppen. (In der Schreibweise afande wird Effendi bis heute im Sinne des englischen "Sir" als Anrede gegenüber Vorgesetzten in den Streitkräften und den Polizeibehörden der ostafrikanischen Länder verwendet.)

Die Sonderstellung unterstrich die Trageweise der Rangabzeichen: Diese waren nicht an den Unterärmeln angebracht (wie bei britischen Warrant Officers bis heute üblich), sondern auf den Schulterklappen. Abzeichen war ein, vermutlich farbig unterlegter, vergoldeter vierzackiger Rangstern (ähnlich dem britischen Leutnantsstern). Nach Einwendungen des War Office Dress Committee (Bekleidungsamt), das die Effendi-Rangabzeichen auf die Unterärmel versetzt sehen wollte, hatte die Führungsebene des KAR-Regiments einen Kompromiss erwirkt: Seit 1957/58 wurde der Rangstern mit einem quer über die Schulterklappe laufenden Stoffstreifen unterlegt (wahrscheinlich in den Regimentsfarben gelb-blau-gelb). Vorbild war vermutlich die ähnliche Praxis bei den VCOs der britischen Indien-Armee.

Gesellschaftliche Verwendung

Im heutigen türkischen Sprachgebrauch wird das Wort noch als höfliche Anrede verwendet (Beyefendi = „mein Herr“; Hanımefendi = „meine Dame“). „Efendim“ (wörtl.: „mein Herr“) ist als Reaktion im Sinne von „Ja, bitte?“ oder als Nachfrage „Wie bitte?“ üblich, wenn man angesprochen wird oder sich am Telefon meldet. Auch üblich: "Buyrun efendim!" - "Bitte sehr" für ein Angebot, welches man unterbreitet (Essen etc.).

Religion

Im Sufismus wird Efendi noch bis heute von den Derwischen bestimmter Tariqas (Sufi-Orden) zur Anrede des Sheikhs verwendet.

Shoghi Effendi, der Führer des Bahaitums 1921–1957, benutzte die Anrede als religiösen Ehrentitel.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Per Gesetz Nr. 2590 vom 26. November 1934 über die Aufhebung der Anreden und Titel „Efendi“, „Bey“, „Pascha“ und dergleichen, RG Nr. 2867 vom 29. November 1934 (online).
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Efendi aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.