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Engadiner Zuckerbäcker

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Die Tradition der Engadiner Zuckerbäcker (auch gebräuchlich Bündner Zuckerbäcker) geht auf das 15. Jahrhundert zurück. Seit dieser Zeit reichten die Lebensgrundlagen im Engadin und in den Bündner Südtälern Val Müstair, Puschlav und Bergell nicht mehr aus, um die einheimische Bevölkerung zu ernähren. Fortan waren bis in das 19. Jahrhundert hinein Jugendliche und Familien jüngerer Erwerbstätiger gezwungen, ihre Heimat zu verlassen und Lohn und Brot in der Fremde zu verdienen.

Während in der Surselva und in Mittelbünden die Jungen sich eher in Söldnerdiensten verdingten[1], erlernten die Engadiner vornehmlich das Handwerk der Zuckerbäcker.

Blüte in Venedig und Ausweisung

1766 wurden in Venedig 38 von 42 Konfiserien von Bündnern betrieben, was Neid und Argwohn bei den einheimischen Zünften weckte. Die Nachwehen der Bündner Wirren und ein ungeschicktes Politisieren des Freistaats der Drei Bünde beim Versuch der Rückgewinnung der ehemaligen Untertanengebiete im Veltlin führten im gleichen Jahr zur Aberkennung aller Privilegien der Bündner Zuckerbäcker und in deren Folge zu deren – von der Stadt Venedig gewolltem – Exodus.

Verbreitung

Die Bündner Zuckerbäcker lassen sich in 891 Städten nachweisen. Kopenhagen im Norden bis Florenz im Süden, Gibraltar im Westen bis Warschau im Osten sind bekannt.

Arbeitsbedingungen

Kinderarbeit war gang und gäbe, ebenso Lohnauszahlungen erst nach Ende zumeist auf fünf Jahre angelegter Verträge. Die tägliche Arbeitszeit in lichtlosen Backstuben dauerte in der Regel 14 Stunden.

Rückkehrer

Das Villenviertel der Rückkehrer in Poschiavo

Die Heimkehrer errichteten mit ihrem Reichtum zahlreiche Engadinerhäuser und Palazzi, so z. B. in einem eigenen Viertel in Poschiavo. Auch waren sie massgeblich an der Gründung des Lyceum Alpinum in Zuoz und des Höheren Töchterinstituts in Ftan beteiligt.

Literatur

  • Dolf Kaiser: Fast ein Volk von Zuckerbäckern? Bündner Konditoren, Cafetiers und Hoteliers in europäischen Landen bis zum Ersten Weltkrieg. Ein wirtschaftsgeschichtlicher Beitrag, NZZ Verlag, ISBN 3-85823-134-7.
  • Ursa Rauschenbach-Dallmaier: Engadiner Zuckerbäckersprösslinge, in: Engadiner Post vom 20. September 2011, S. 5.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Engadiner Zuckersprösslinge, siehe unter Literatur
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Engadiner Zuckerbäcker aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.