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En Gedi
En Gedi oder Ein Gedi (gesprochen etwa ejn gedí, hebräisch עין גדי „Quelle des Zickleins“ oder „Böckleinquelle“, griechisch: Ἐγγαδδί und Ἐγγαδί) ist eine wasserreiche Oase im nördlichen Teil der israelischen Wüste Negev. Sie liegt am Westufer des Toten Meeres, nur wenige Kilometer südlich der Grenze zum Westjordanland. Heute befinden sich dort ein Kibbuz und ein ausgedehntes Naturschutzgebiet.
Geschichte
Die Oase von En Gedi war bereits im 4. Jahrtausend v. Chr. besiedelt; aus dieser Zeit bestehen noch Überreste eines Tempels.
In der Bibel wird der Name dieser Stadt und der umgebenden Wildnis des Stammesgebietes von Juda in Josua 15 EU, 1. Samuel 24 EU und in Hoheslied 1,14 EU erwähnt. Diese Stadt wird gewöhnlich mit Tel Goren identifiziert, der in der Nähe der heutigen Siedlung En Gedi liegt, ca. 37 km südsüdöstlich von Jerusalem am Rand des Toten Meeres.
En Gedi war nicht nur wegen seiner üppigen Vegetation, sondern auch wegen seiner Unzugänglichkeit für den von König Saul verfolgten David ein ideales Versteck. Die Bibel spricht daher von gewissen „schwer zugänglichen Orten in En-Gedi“ (1 Sam 24,1 EU). Heutige Besucher dieser Gegend haben die gefährlichen, abschüssigen und steinigen Pässe in diesem Gebiet ähnlich geschildert. Auch die Bezeichnung „kahle Steinbockfelsen“ 1 Sam 24,3 EU weist auf die Unwirtlichkeit gewisser Teile dieser Landschaft hin. Nach einigen Gelehrten soll diese Bezeichnung ein Eigenname für ein bestimmtes Gebiet sein, an dem sich wahrscheinlich jeweils Steinböcke versammelten, wie das heute noch in der Umgebung von En Gedi geschieht. Andere dagegen sind der Meinung, mit diesem Ausdruck würden lediglich die von Steinböcken bewohnten kegelförmigen, zerklüfteten Berge dieser Region beschrieben. Die Felsen von En Gedi sind reich an geräumigen Höhlen. In einer dieser Höhlen könnten sich König David und seine Männer versteckt haben. Von einigen wird angenommen, dass mit den „steinernen Schafhürden“, bei denen Saul haltmachte, diese Höhlen gemeint sein könnten, vor deren Eingang eine einfache Steinmauer als Wetterschutz diente.
In der Zeit des Königs Josaphats kamen die vereinten Streitkräfte Ammons, Moabs und der Berggegend Seir über En Gedi, gegen Juda (2. Chronik 20 EU). Auch in der Vision Hesekiel 47,10 EU ist „von En-Gedi selbst bis nach En-Eglajim“ die Rede.
Am Siedlungshügel „Tel Goren“ in der Nähe des Kibbuz konnten mehrere Siedlungsschichten aus der Zeit vom 7. vorchristlichen bis ins 5. nachchristliche Jahrhundert nachgewiesen werden.[1] Eine der ausgegrabenen Siedlungen wurde 68 n. Chr. im Jüdischen Krieg zerstört; nach der Darstellung des antiken Geschichtsschreibers Flavius Josephus wurden die Einwohner der Stadt von Zeloten getötet, die später im nahen Masada gegen die Römer kämpften (Bellum 4,402ff.).
Zur Zeit des Bar-Kochba-Aufstands (132–135) hielten sich Anhänger Bar-Kochbas in der Umgebung En Gedis auf. 1960 wurden bei einer von Yigael Yadin geführten Ausgrabung in der sogenannten Höhle der Briefe etwa 6 km südwestlich von En Gedi einzigartige Dokumente aus der Zeit des Aufstandes entdeckt, unter anderem auch an die Befehlshaber der Aufständischen in En Gedi gerichtete Briefe Bar Kochbas.
1970 wurde bei Ausgrabungen der historischen Synagoge von En Gedi eine verkohlte hebräische Schriftrolle aus dem vierten Jahrhundert geborgen. Ab 2014 lief die Untersuchung der Schriftrollen mittels Computertomographie und einer daran anschließenden Lageanalyse der Fragmente. So konnte ein Teil der Schrift dank der verwendeten metallischen Tinte entziffert und als Text des dritten Buches Mose identifiziert werden.[2]
Seit 1983 findet in dieser besonderen klimatischen Region Anfang des Jahres das Ein-Gedi-Rennen statt, mit verschiedenen Strecken, darunter einem Halbmarathon.[3]
Kibbuz En Gedi
Nach der Aufgabe der letzten Siedlung im 5. Jahrhundert blieb En Gedi bis zur Gründung eines israelischen Militärpostens im Jahr 1949 unbesiedelt. Der Kibbuz wurde am 26. Februar 1953[4] gegründet, er wurde Ende 2016 von 588[5] Kibbuznikim bewohnt und überragt auf seinem Felsplateau die umliegende Gegend. Pflanzen aus vielen verschiedenen Ländern sind auf diesem Gelände gepflanzt worden, insbesondere Wüstenpflanzen und tropische Pflanzen. So entstand ein den Kibbuz durchdringender Botanischer Garten.
Aufgrund der Lage am Ufer des Toten Meeres ist der Tourismus einer der Haupterwerbszweige des Kibbuz. Dieser besteht aus einem Hotel direkt im Kibbuz sowie dem Seebad En Gedi Spa, einem Heilbad, das aus einer 38 °C heißen Schwefelquelle gespeist wird, sowie einem palmenreichen Strandabschnitt, von dem aus das Tote Meer zugänglich ist. Die dritte Säule des Tourismus bildet der Campingplatz, der ebenfalls am Ufer des Toten Meeres liegt.
Die Absenkung des Meeresspiegels führte zu massiven Einstürzen von Hohlräumen, namentlich im Gebiet des Campingplatzes. Im Jahre 2000 musste dieser aus Sicherheitsgründen geschlossen werden. Zwischen dem ursprünglich nah am Wasser erbauten „En Gedi Spa“ und dem heutigen Strand veranschaulichen Schilder mit Jahreszahlen den vom Absinken des Meeresspiegels verursachten Rückgang des Strandes.
Die Landwirtschaft, insbesondere der Anbau von Datteln und Pomelos, ist die zweite Haupteinnahmequelle von En Gedi. Die Truthahnzucht wurde nach 1994 aufgegeben. Gleichzeitig wurde der Bau einer Mineralwasser-Abfüllanlage begonnen. Schon nach wenigen Jahren beherrschte En-Gedi-Mineralwasser einen erheblichen Teil des israelischen Marktes.
Der Kibbuz verfügt über eine Sporthalle, ein Kulturhaus mit Kinosaal und einen Speisesaal.
Naturschutzgebiet von En Gedi
Das En-Gedi-Naturschutzgebiet umfasst 14 Quadratkilometer Fläche und beherbergt noch einige größere Säugetiere, wie Palästina-Berggazellen[6], Klippschliefer und Nubische Steinböcke.
Die Sulamitherin aus dem Hohenlied (Hld 1,14 LUT) spielte auf die Fruchtbarkeit der Gegend an. Das ist jedoch nur eine teilweise Beschreibung der üppigen Flora, die dort heute noch gedeiht. Die besondere Lage En-Gedis in der Senke des Toten Meeres begünstigt das Wachstum subtropischer Pflanzen, wie Palmen und Balsamsträucher, sowie verschiedener Früchte.
Während die umgebende Wüstenlandschaft fast vegetationslos ist, bietet die Oase durch ihren Wasserreichtum die Voraussetzung für eine üppige Flora und viele Tierarten. Das Kerngebiet der Oase sind die beiden tief eingeschnittenen Täler des Nachal (hebräisch Bach) Arugot und des Nachal David, in denen das Wasser der umliegenden Gebiete an die Oberfläche tritt. Touristen besuchen meist den mehrere Meter hohen Schulamit-Wasserfall im Nachal David.
Literatur
- Dan Barag: Ein-Gedi. In: Lawrence H. Schiffman, James C. VanderKam (Hrsg.): Encyclopedia of the Dead Sea Scrolls. Oxford / New York 2000, Band I, S. 238–240.
- Immanuel Benzinger: Engadi. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band V,2, Stuttgart 1905, Sp. 2562.
- Benjamin Mazar, Trude Dothan, Immanuel Dunayevsky: En-Gedi: The First and Second Seasons of Excavations 1961–1962. Atiqot / English Series 5. Jerusalem 1966
- Benjamin Mazar: Dan Barag: Art. En-Gedi. In: Michael Avi-Yonah (Hrsg.): Encyclopedia of archeological excavations in the Holy Land, Bd. 2. Israel Exploration Society, Jerusalem 1976, S. 370–380.
- Naphtali Lewis: The Documents from the Bar Kokhba Period in the Cave of Letters: Greek Papyri, Aramaic and Nabatean Signatures and Subscriptions. Judean Desert Studies; 2. Jerusalem: Israel Exploration Society 1989. ISBN 965-221-009-9
Weblinks
- Virtueller Rundgang
- Der Botanische Garten En Gedi (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Benjamin Mazar: Kapitel Tel Goren des Art. En-Gedi. In: Michael Avi-Yonah (Hrsg.): Encyclopedia of archeological excavations in the Holy Land, Bd. 2. Israel Exploration Society, Jerusalem 1976, S. 372–377, hier S. 373.
- ↑ Verbrannt und doch nicht verloren. In: NZZ, 21. September 2016
- ↑ Newsletter der Botschaft des Staates Israel vom 29. Januar 2015
- ↑ Mordecai Naor: Eretz Israel. Das 20. Jahrhundert. Könemann, Köln 1998, ISBN 3-89508-594-4, S. 311
- ↑ Archivierte Kopie (Memento vom 16. August 2016 im Internet Archive) abgerufen am 1. April 2018
- ↑ Gazella gazella in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2011. Eingestellt von: UCN SSC Antelope Specialist Group, 2008. Abgerufen am 26. Juli 2011
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