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Englisches Frühstück

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Englisches Frühstück

Das englische Frühstück (auch English Breakfast oder Full Breakfast) ist eine mehrgängige Mahlzeit:

Unzählige Varianten sind üblich. Je nach Region wird es auch englisches, schottisches usw. oder warmes Frühstück genannt.

Full English breakfast

Den Beginn des kompletten Frühstücks bildet meist ein Fruchtsaft (Orangensaft) oder eine halbe Grapefruit, für die es besondere, einseitig gezahnte Löffelchen gibt. Auch Dörrpflaumen (prunes) in Saft oder Kompott (stewed fruit) sind möglich. Dann folgen Frühstücksflocken (meist Cornflakes o.ä., jetzt seltener Haferbrei – porridge –, für Erwachsene meist ungesüßt).

Der Hauptgang des full breakfast oder warm breakfast besteht aus Bestandteilen wie gebratenem Frühstücksspeck, kleinen, ebenfalls gebratenen Würstchen, Spiegel- oder Rühreiern und oft auch gegrillten Tomaten und gebratenen Champignons, manchmal in Scheiben. Selten geworden sind geröstete Lamm- oder Schweinsnierchen. Alle Zutaten werden zusammen auf einem Teller serviert. Zum Würzen gibt es Brown Sauce, eine in Flaschen erhältliche würzig-saure braune Sauce mit der Konsistenz von Tomaten-Ketchup. Auch Senf und Ketchup sind als Zusätze beliebt.

Aus den USA gekommene Baked Beans (warme weiße Bohnen in Tomatensoße, meist aus der Dose) und sogenannte Hash Browns (Kartoffelgericht ähnlich der Rösti, als dehydriertes Halbfertigprodukt im Karton sowie als tiefgefrorenes Fertigprodukt auf dem Markt) sind in den letzten Jahrzehnten ebenfalls häufig geworden. In einigen Gegenden, zum Beispiel Yorkshire und Lancashire, gehört zum englischen Frühstück auch Black Pudding. White Pudding ohne das Blut, aus Schweinefleisch und -fett, Talg, Brot und Hafermehl, ist hingegen hauptsächlich in Irland, aber auch in Schottland zu finden. Anstelle des Frühstücksspecks, der rashers of bacon, sind Kippers, das sind gesalzene Räucherheringe, oder auch Cod (Kabeljau) gelegentlich Teil eines englischen Frühstücks.

Begleitet wird das Frühstück von Toast und in der Regel, inzwischen jedoch durchaus nicht mehr allgemein, von schwarzem Tee, der zumeist mit Milch getrunken wird, wenn es nicht der aromatisierte Earl Grey ist, der allerdings nicht als Frühstückstee gilt. Zusätzlich zum obligatorischen Toast wird manchmal fried bread gereicht, das ist in der Pfanne geröstetes Brot, auch in Ei als Poor Knights of Windsor (vgl. Arme Ritter). Den Abschluss des Frühstücks bilden eine weitere Tasse Tee sowie Toast mit gesalzener Butter und Marmelade aus Orangen, Zitronen oder Limetten. Marmalade gibt es in verschiedenen Ausführungen, mit viel oder wenig Schale, bitter-süß („Olde English Thick Cut Marmalade“), säuerlich oder süß. Konfitüren (jam) gelten hingegen in der etikettebewussten sozialen Mittelschicht als Verstoß gegen englische Frühstückstradition.

Tee und Kaffee

Dass die Tradition allerdings gar nicht gar so alt ist, dass z. B. Kaffee zum Frühstück vor dem 20. Jahrhundert mindestens so üblich war wie Tee, ersieht man aus Berichten von Reisenden. Theodor Fontane etwa schildert ein Sonntagsfrühstück einer vermögenden Kaufmannsfamilie um die Mitte des 19. Jahrhunderts:

„Nach abgehaltener Morgenandacht versammelt sich alles beim Frühstück: Kaffee und Thee, Hammelbraten und Eier, Speckschnitte und geröstetes Weißbrod machen die Runde, und unter Essen und Trinken, Sprechen und Lachen vergeht eine volle Frühstücksrunde.[1]

Ein Anderer beschreibt den Arbeitsalltag:

„[…] nach einer kurzen Pause, in der das Frühstück – Kaffee und weißes Brod – eilig beseitigt wird, weiter bis zur Mittagsstunde um 12 Uhr.“[2]

Im Vergleich zum Kaffee unterlag selbst das Porridge hinsichtlich Beliebtheit: Als man in einer englischen Arbeiterkolonie „den gewohnten Frühstückskaffee durch Haferschleim ersetzte, rebellierten die Leute und stellten, als man keine Abhilfe schaffte, meist die Arbeit ein.“[3] Der allmähliche Wandel der Briten von einer Nation von Kaffeetrinkern zu einer Teetrinkernation hatte bereits im 18. Jahrhundert eingesetzt: War England um 1700 noch einer der größten Kaffeeverbraucher in der Welt,[4] der zweieinhalbmal soviel Kaffee wie Tee importierte, war es 1750 schon siebenmal soviel Tee wie Kaffee.[5]

Im 20. Jahrhundert wurde dann jedoch bis in die 1960er Jahre zum Frühstück fast nur mehr Tee getrunken. Für den englischen Markt werden in erster Linie spezielle Kleinblattmischungen aus Kenia, Tansania, Malawi, Mosambik verarbeitet, nicht aus den traditionellen Teeländern.

Grundsätzlich wird dieser Schwarztee – wenn es nicht der mit Bergamotte-Öl parfümierte Earl Grey ist – mit Milch getrunken, wobei die Frage, ob man den Tee auf die Milch gießt oder umgekehrt, das gesamte Empire in Anhänger der MIF (Milk-In-First)- oder TIF (Tea-In-First)-Fraktion spaltet, die letztere mehrheitlich aus Angehörigen der höheren sozialen Kreise („upper middle“ und „upper class“). Der einst als „kontinentale“ Verschrobenheit belächelte Teebeutel ist nun auch in Britannien zur alltäglichen Selbstverständlichkeit geworden: Man hat keine Zeit und ist bequem, daher hat sich der Teebeutel – mit mehr Inhalt als in Kontinentaleuropa – auch immer mehr durchgesetzt. Bequemlichkeit und Zeitersparnis waren aber auch mit Gründe für die Zunahme des Kaffeekonsums in Britannien.

Die Umkehrbewegung vom Tee zum Kaffee setzte im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts allerdings bei den Intellektuellen ein, die bald mehr Kaffee als Tee tranken,[6] und ergriff erst mit der Popularisierung des instant coffee (Maxwell House, Nescafé u. a.) auch die arbeitende Bevölkerung, so dass am Ausgang des 20. Jahrhunderts löslicher Kaffee 90 % des britischen Kaffeemarktes bildete.[7]

Einfachere Version

Porridge mit Milch
Cornflakes mit Milch

Eine einfachere Version des englischen Frühstücks ohne den warmen Hauptgang wird gerne als Continental Breakfast bezeichnet. Dazu gehören Fruchtsäfte, Tee oder Kaffee, Toast, Butter, Marmeladen (sowohl marmalade als auch jam, also nicht nur Zitrusmarmelade), Honig sowie verschiedenste cereals (Cornflakes, Müsli usw.)

Früchte- und Kräutertee („infusion“) werden in Großbritannien eher selten konsumiert. Kaffee hingegen hat vor allem als löslicher Kaffee in den letzten Jahren auch beim Frühstück sehr an Popularität gewonnen. Es heißt, dass in dieser Form der Kaffee bereits wieder in mehr britischen Haushalten das Frühstücksgetränk bildet als der Tee, wie ja überhaupt das traditionelle mehrgängige Cooked Breakfast heute vielfach nur noch am Wochenende zubereitet wird. Gute Hotelrestaurants allerdings bieten täglich immer noch weit mehr als das.[8]

Einzelnachweise

  1. | Theodor Fontane: Aus England und Schottland. F. Fontane & Co., 2. Auflage, Berlin 1900, S. 54; ausführlich in
    Theodor Fontane: Werke, Schriften und Briefe. Hrsg. v. Walter Keitel und Helmuth Nürnberger, 3. Abteilung: Erinnerungen, ausgewählte Schriften und Kritiken. 3. Band, 1. Teilband: Reiseberichte. Hanser, München 1975, S. 46. ISBN 3-446-10695-2 (Google book).
  2. Ludwig Friedrich Christian Carl von Ompteda: Aus England: Neue Bilder aus dem Leben in England. Hofmann, Berlin 1882, S. 312.
  3. Georg Zacher: Die Arbeiter-Versicherung im Auslande. Heft 5: Die Arbeiter-Versicherung in England (Grossbritannien). Troschel, Berlin 1898, S. 32.
  4. Wolfgang Schifelbusch: Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft: eine Geschichte der Genussmittel. Hanser, München 1981, S. 90. ISBN 3-446-12984-7.
  5. Hans-Dieter Gelfert: Kleine Kulturgeschichte Großbritanniens. Von Stonehenge bis zum Millennium Dome. C.H. Beck, München 1999, S. 168, ISBN 3-406-42121-0 (Google book).
  6. Hans G. Hönig, Paul Kussmaul: Strategie der Übersetzung. In: Tübinger Beiträge zur Linguistik 205, Gunter Narr, Tübingen 1999, S. 90. ISBN 3-878-08586-9.
  7. Warren J. Keegan u. a.: Globales Marketing-Management. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2002, S. 119, ISBN 3-486-25005-1.
  8. William Clifford: The Breakfast Circuit. In: New York Magazine v. 30. Juli 1969, S. 62–64 (Google books, englisch) bzw.
    Brown’s Hotel, London, Frühstücksspeisekarte (deutsch)

Weblinks

 Commons: Englisches Frühstück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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