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Entasis
Entasis (griech. ἔντασις „Anspannung“) bezeichnet die Schwellung des Schaftes einer Säule. Hervorgerufen wird sie durch eine kreisbogenförmige nicht-lineare Verjüngung des Säulendurchmessers, die sich vor allem ab dem unteren Drittelspunkt oder der Mitte des Schafts nach oben beschleunigt.
Wie die Kurvatur des Stylobaten und des Architravs sowie die Inklination der Säulen und Wände dient die Entasis laut Vitruv (III 3, 13) der optischen Verfeinerung des Gebäudes, es soll dem Auge „wohlgefälliger“ sein.
Bei massiven Säulen sollte aus statischer Sicht die Basis der Säule den größten Durchmesser haben, da dort die Druckspannung am höchsten ist. Demgegenüber sollte bei schlanken Säulen die Mitte der Säule den größten Durchmesser haben, da an dieser Stelle die Gefahr des Einknickens am größten ist. Die Entasis kann als Kombination dieser beiden Gestaltungsprinzipien gesehen werden, d. h. der Durchmesser ist am Säulenfuß am größten und nimmt bis zur Säulenmitte zunächst nur langsam, dann aber immer schneller ab. Ob bei den klassischen Bauten neben der Ästhetik auch statische Überlegungen eine Rolle gespielt haben, ist allerdings wohl nicht bekannt.
Antike
Die Entasis tritt vor allem an Tempeln der archaischen und klassischen Zeit auf, und zwar sowohl der dorischen als auch der ionischen Ordnung. Am stärksten ausgeprägt ist sie an den großgriechischen Tempeln Unteritaliens und Siziliens.
An Bauten des Hellenismus ist meist keine Entasis nachweisbar. Sie kommt aber gelegentlich vor und kann nun auch Säulen korinthischer Ordnung betreffen. Hermogenes berücksichtigt am Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. die Entasis an den Säulen seiner Tempelbauten. Antike Bauzeichnungen des Entasis-Entwurfs haben sich am Didymaion bei Milet erhalten.
In der römischen Architektur der Kaiserzeit wurde die Entasis meist nicht mehr als gleichmäßige Krümmung ausgeführt, vielmehr teilte man den Schaft in zwei geradlinig sich verjüngende Bereiche auf und rundete nur den Stoßbereich aus.
Mittelalter und Renaissance
In Südfrankreich kennt man in der frühromanischen Oberkirche der Abtei Saint-Martin du Canigou monolithische Säulen mit Entasis.
In der Architektur der Renaissance beschreibt Leon Battista Alberti wie die Entasis erstellt wird,[1] Andrea Palladio erläutert eine einfachere Methode.[2]
Dorische Säulen des Athena-Tempels in Paestum, Italien
Literatur
- Walter Thomä: Die Schwellung der Säule (Entasis) bei den Architekturtheoretikern bis in das XVIII. Jahrhundert. Dresden 1915
- Lothar Haselberger (Hrsg.): Appearance and Essence. Refinements of Classical Architecture: Curvature. University Museum, University of Pennsylvania, Philadelphia 1999 (Museum monographs (Philadelphia). Bd. 107).
- Dieter Mertens: Zur Entstehung der Entasis griechischer Säulen. In: Hermann Büsing – Friedrich Hiller (Hrsg.): Bathron. Beiträge zur Architektur und verwandten Künsten für Heinrich Drerup zu seinem 80. Geburtstag. SDV Saarbrücker Druckerei und Verlag, Saarbrücken 1988, S. 307–318 (Saarbrücker Studien zur Archäologie und Alten Geschichte. Band 3).
- Burkhardt Wesenberg: Die Theorie der Entasis. In: Archäologischer Anzeiger 1999, S. 481–492
- Entasis. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 8, Leipzig 1734, Spalte 1264.
Anmerkungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Entasis aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |