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Fortsetzungsgeschichte
Fortsetzungsgeschichten (Fortsetzungsromane) in Periodika wie Publikumszeitschriften sind aufeinanderfolgende Abschnitte literarischer Werke, die fortlaufend veröffentlicht werden. Der Leser kann so regelmäßig das Thema oder die Geschichte verfolgen. In der Regel sind Fortsetzungsgeschichten in kleinen Spannungsbögen so aufgebaut, dass jeweils zu Ende jeder Folge ein sogenannter Cliffhanger auftritt, ein Spannungshöhepunkt, der das Interesse des Lesers auf die Fortsetzung wecken soll.
So ist gewährleistet, dass der Leser letztlich das ganze Buch liest und der Autor oder das Thema einer größeren Leserschaft bekannt wird.
Häufig wird nach Abschluss einer Fortsetzungsgeschichte diese ebenfalls in Buchform als kompletter Roman gedruckt.
Die Fortsetzungsgeschichte geht auf den Hamburger Herausgeber und ersten Zeitungsredakteur der Pressegeschichte Georg Greflinger (1618–1680) zurück.
Franz Eugen Schlachter brachte in seiner evangelischen Zeitschrift Brosamen von des Herrn Tisch 1888–1907 regelmäßig Fortsetzungsgeschichten, die er dann später als Bücher herausgab, wie z. B. Resli, der Güterbub.
Andreas Eschbach schreibt im „Making of“ seines Fortsetzungsromans „Exponentialdrift“: Völlig falsch eingeschätzt haben alle Beteiligten, glaube ich, das Bedürfnis nach der Form des Fortsetzungsromans. Es stimmt, seit Charles Dickens hat das niemand mehr gemacht – aber vermutlich aus gutem Grund. Ich schließe dies aus der Resonanz, die ich bekommen habe. Fast jeder, der mir zu „Exponentialdrift“ schrieb, beklagte sich darüber, nur ein so kurzes Stück Text zu lesen zu kriegen und dann wieder eine Woche warten zu müssen. Viele äußerten, dass sie das als Zumutung empfanden. [..] Es mag sein oder auch nicht, dass immer weniger gelesen wird, aber ich glaube, wenn jemand liest, tut er dies schneller und mit höheren Ansprüchen als früher. Vor diesem Hintergrund waren die Folgen entschieden zu kurz, sowohl was das Leseerlebnis als auch die gestalterischen Möglichkeiten anbelangte. Ich glaube, dass der klassische Fortsetzungsroman – einige wenige Spalten in einer Zeitung – eine überholte Form ist.
Moderne Fortsetzungsgeschichten/-romane
- „The Planet“ von Stephen King
- „Crimson Petal and the White“ von Michael Faber
- „Perry Rhodan“ von versch. Autoren
- „Adhelion“ von Raiko Oldenettel
- „Das Hochzeitsprinzip“ von Stefanie Ren
- „Wiener Weltuntergang“ von John Aysa
- „Verschwörung am Cadillac Place“ von Akos Gernster
Berühmte Fortsetzungsgeschichten/-romane
- „Das Petermännchen“ von Christian Heinrich Spieß, 1791–1792
- „Mimili“ von Heinrich Clauren, 1816
- „Oliver Twist“ von Charles Dickens, 1837
- „Die Geheimnisse von Paris“ von Eugène Sue, 1843
- „Der Graf von Monte Christo“ von Alexandre Dumas, 1844–1846
- „David Copperfield“ von Charles Dickens, 1849–1850
- „Pinocchio“ von Carlo Collodi, 1881
- „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde, 1890
- „Der Schatz im Silbersee“ von Karl May, 1890–1891
- „Sherlock Holmes“ von Arthur Conan Doyle, 1891–1893, 1904–1917
- „Die Mörderin“ von Alexandros Papadiamantis, 1903
- „Arsène Lupin“ von Maurice Leblanc, 1905
- „Zwischen neun und neun“ von Leo Perutz, 1918
- „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque, 1927
Literatur
- Hans Bohrmann: Fortsetzungsroman. In: Severin Corsten u. a. (Hrsg.): Lexikon des gesamten Buchwesens. Band 2: Buck – Foster. 2. Auflage. Anton Hiersemann, Stuttgart 1995, ISBN 3-7772-8911-6, S. 637–638..
Siehe auch
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