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Franz Grothe (Komponist)
Franz Grothe (* 17. September 1908 in Berlin; † 12. September 1982 in Köln; vollständiger Name Franz Johannes August Grothe) zählte zu den populärsten deutschen Komponisten und Dirigenten des 20. Jahrhunderts. Seit Beginn des Tonfilms komponierte er viele Melodien und Schlager.
Leben
Grothes Vater war Pianist, die Mutter Konzertsängerin. Mit fünf Jahren erhielt der Knabe Violinunterricht. Ein Jahr später begann er mit dem Klavierspielen. Bereits im zehnten Lebensjahr entstanden erste Kompositionen. Das Musiktalent schrieb sich zum Studium an der Musikhochschule Berlin ein. Danach fand er 1926 eine Anstellung als Pianist und Arrangeur beim Orchester Dajos Béla.
In den 1920er Jahren gelang Franz Grothe der Durchbruch, als er für den Tenor Richard Tauber viele Lieder komponierte. Die erste Filmmusik schuf Grothe für den Streifen Die Nacht gehört uns im Jahr 1929. Mit der Edition Franz Grothe hatte er 1931 seinen eigenen Musikverlag, der 1933 mit der Emigration jüdischer Geschäftspartner aufgegeben werden musste.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat er der NSDAP bei und wurde seit Mai 1933 als Mitglied geführt (Nr. 2.580.427).[1]
Grothe ging nach Wien und hatte dort Kontakte zu Filmregisseur Willi Forst und der Filmschauspielerin Marta Eggerth. 1936 hielt er sich in Hollywood auf, kehrte aber wieder bald nach Wien zurück. 1938 heiratete er in Oslo die norwegische Schauspielerin und Sängerin Kirsten Heiberg, die er in Wien kennengelernt hatte. Die Ehe wurde in den 1950er Jahren geschieden.
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs komponierte er neben Filmmusik auch „Durchhalte-Songs“ wie 1941 Wir werden das Kind schon schaukeln und 1942 Wenn unser Berlin auch verdunkelt ist.[1] Im Jahr 1942 gelang Grothe ein Karrieresprung. Er wurde stellvertretender „Fachschaftsleiter Komponisten“ der Reichsmusikkammer, Sendegruppenleiter „Gehobenere Unterhaltungsmusik und Operette“ beim Großdeutschen Rundfunk und künstlerischer Leiter des Deutschen Tanz- und Unterhaltungsorchesters.[2] Dieses Orchester wurde auf nationalsozialistisches Betreiben hin als GmbH gegründet, spielte genehme Musik vorwiegend im Rundfunk und existierte bis zum Kriegsende.
Nach dem Krieg sträubte er sich gegen die Entnazifizierung und machte in amerikanischen Clubs in Bayern Musik. Ab 1950 folgte eine Reihe von Filmen mit Curt Goetz und Ruth Leuwerik, zu denen Grothe die Musik schrieb. Die 1956 entstandene Instrumentalkomposition Mitternachts-Blues entwickelte sich zu seinem größten internationalen Erfolg und erreichte 1958 den Status eines Millionensellers. Mit dem Regisseur Kurt Hoffmann verstand er sich besonders gut und vertonte Ende der 1950er Jahre mehrere von dessen Filmen. 1960 schrieb er die Musik zu den zahlreichen Liedern des Spielfilms Heldinnen mit Marianne Koch, Johanna von Koczian, Paul Hubschmid u. a.
Ab 1965 wurde das Fernsehen sein Metier. In der Unterhaltungssendung Zum Blauen Bock übernahm er bis zu seinem Tod 1982 die musikalische Leitung als Dirigent und verfasste mit Heinz Schenk über 400 Lieder, unter anderem für Rudolf Schock, Erika Köth, Renate Holm, Ernst Hilbich und Willy Hofmann.
Franz Grothe schrieb zwischen 1929 und 1969 die Musik zu rund 170 Filmen. Sein Œuvre kennzeichnet auch Musik wienerischer und ungarischer Art und swingender Jazz. Bis 1945 vertonte er bereits 71 Filme und nach dem Zweiten Weltkrieg konnte er diese Serie fortsetzen. Das Musical Das Wirtshaus im Spessart (1977) sowie mehrere Operetten zeugen von seinem Ideenreichtum. Sein Trompetensolo aus dem Film Immer wenn der Tag beginnt – den Mitternachtsblues blies im Film Billy Mo – wurde zum Evergreen.
1960 rief der Komponist in Bad Wiessee die Franz Grothe-Stiftung ins Leben, die sich der Unterstützung befähigter und bedürftiger Komponisten und Musiker verschrieben hat und das Andenken an den Stifter wach halten soll.
Bei der Urheberrechtsgesellschaft GEMA übernahm Grothe 1972 das Amt des Vorsitzenden im Aufsichtsrat.
Am 10. September 1982 brach er bei einem Konzertauftritt in Köln zusammen und starb zwei Tage danach an Herzversagen. Die letzte Ruhestätte fand der Komponist auf dem Bergfriedhof in seinem letzten Wohnort Bad Wiessee.
Überblick über sein Schaffen
Titel des Komponisten (Auswahl)
- Auf den Flügeln bunter Träume
- Du und ich und der Sonnenschein
- Ein Walzer für Dich und für mich
- Es ist alles nur geliehen
- Frühling in Wien
- Ganz leise kommt die Nacht
- Guten Tag, liebes Glück
- Heut ist Karneval in Knieritz an der Knatter
- Hoch drob’n auf dem Berg
- Hundert volle Gläser
- Ich klopf’ heut’ Nacht an deine Tür
- Ich zähl mir’s an den Knöpfen ab
- In der Nacht ist der Mensch nicht gerne alleine
- Ich warte auf Dich
- Jede Frau hat ein süßes Geheimnis
- Kalenderlied
- Komm und gib mir Deine Hand
- Mitternachtsblues (Trompetensolo aus dem Film Immer wenn der Tag beginnt, 1957)
- Musikanten sind da
- Postillion-Lied
- Schön wie der junge Frühling
- Sing mit mir
- Heidi
- So ein Kuß kommt von allein
- So schön wie heut, so müsst es bleiben
- Warum hat der Napoleon
- Wenn ein junger Mann kommt
- Durch die Nacht klingt ein Lied
Musical
- Das Wirtshaus im Spessart (1977)
Filmmusik (Auswahl)
- 1930: Tingeltangel
- 1931: Der ungetreue Ekkehard
- 1933: Moral und Liebe (von der Filmprüfstelle am 31. Oktober 1933 verboten)[3]
- 1933: Salon Dora Green
- 1933: Keine Angst vor Liebe
- 1934: Zwischen zwei Herzen
- 1935: Der Ammenkönig
- 1936: Das Schloß in Flandern
- 1938: Immer wenn ich glücklich bin
- 1938: Rote Orchideen
- 1938: Geheimzeichen LB 17 (Spionagefilm, 1945 durch die Alliierten Militärregierungen verboten)
- 1938: Napoleon ist an allem schuld
- 1939: Alarm auf Station III (Kriminalfilm, 1945 durch die Alliierten Militärregierungen verboten)
- 1939: Illusion
- 1939: Der Vorhang fällt
- 1939: Frauen sind doch bessere Diplomaten
- 1939: Das Abenteuer geht weiter
- 1940: Rosen in Tirol
- 1940: Achtung! Feind hört mit! (Spionagefilm, 1945 durch die Alliierten Militärregierungen verboten)
- 1941: Die schwedische Nachtigall
- 1941: Illusion
- 1942: Hab mich lieb!
- 1943: Ich vertraue Dir meine Frau an (Lied Allerschönste aller Frauen)
- 1943: Liebespremiere
- 1943: Ein Walzer mit Dir'
- 1944: Die Frau meiner Träume
- 1950: Vom Teufel gejagt
- 1950: Frauenarzt Dr. Prätorius
- 1950: Taxi-Kitty
- 1951: Das Haus in Montevideo
- 1951: Fanfaren der Liebe
- 1952: Vater braucht eine Frau
- 1953: Sterne über Colombo
- 1953: Fanfaren der Ehe
- 1953: Musik bei Nacht
- 1953: Hokuspokus
- 1953: Muß man sich gleich scheiden lassen?
- 1953: Ave Maria
- 1953: Die blaue Stunde
- 1954: Die Gefangene des Maharadscha
- 1954: Bildnis einer Unbekannten
- 1955: An der schönen blauen Donau
- 1955: Rosen im Herbst
- 1955: Ich denke oft an Piroschka
- 1955: Drei Mädels vom Rhein
- 1956: Die Trapp-Familie
- 1956: Wenn wir alle Engel wären
- 1956: Salzburger Geschichten
- 1956: Die goldene Brücke
- 1956: Kleines Zelt und große Liebe
- 1957: Königin Luise
- 1957: Immer wenn der Tag beginnt
- 1957: Zum Blauen Bock
- 1957: Ein Stück vom Himmel
- 1957: Auf Wiedersehen, Franziska!
- 1958: Das Wirtshaus im Spessart
- 1958: Der schwarze Blitz
- 1958: Helden
- 1958: Wir Wunderkinder
- 1958: Der Priester und das Mädchen
- 1958: Hoch klingt der Radetzkymarsch
- 1959: Der Engel, der seine Harfe versetzte
- 1959: Liebe auf krummen Beinen
- 1959: Das schöne Abenteuer
- 1959: Ein Mann geht durch die Wand
- 1959: Zwölf Mädchen und ein Mann
- 1959: Ein Tag, der nie zu Ende geht
- 1960: Lampenfieber
- 1960: Der letzte Fußgänger
- 1960: Heldinnen
- 1960: Liebling der Götter
- 1960: Eine Frau fürs ganze Leben
- 1961: Zwei unter Millionen
- 1961: Die Stunde, die du glücklich bist
- 1962: Die Försterchristel
- 1963: Das Haus in Montevideo
- 1964: Heirate mich, Chéri
- 1964: Vorsicht Mister Dodd
- 1965: Dr. med. Hiob Prätorius
- 1965: Heidi
- 1966: Hokuspokus oder: Wie lasse ich meinen Mann verschwinden…?
- 1966: Liselotte von der Pfalz
- 1967: Herrliche Zeiten im Spessart
- 1969: Ein Tag ist schöner als der andere
Auszeichnungen
- 1966: Paul-Lincke-Ring
- 1975: Filmband in Gold für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film
- 1980: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1981: Goldene Nadel der Dramatiker Union
- 1989: Goldene Stimmgabel
Ehrungen
- In Berlin-Dahlem wurde der Franz-Grothe-Weg nach ihm benannt.
- In Weiden in der Oberpfalz trägt eine Musikschule seinen Namen
Weblinks
- Literatur von und über Franz Grothe (Komponist) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Franz Grothe in der Internet Movie Database (englisch)
- Franz Grothe Stiftung, Abgerufen am 2. Mai 2010.
- Franz Grothe auf Filmschlager.de
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 202.
- ↑ Axel Jockwer: Unterhaltungsmusik im Dritten Reich. Dissertation Uni Konstanz 2005, Seite 251 (PDF-Datei, abgefragt am 10. August 2010).
- ↑ Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 2.532.
Personendaten | |
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NAME | Grothe, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Komponist |
GEBURTSDATUM | 17. September 1908 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 12. September 1982 |
STERBEORT | Köln |
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