Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Sakralbau
Sakralbauten (von lateinisch sacer ‚heilig‘), sind Bauwerke, die für sakrale, rituelle oder kultische Handlungen wie beispielsweise Gottesdienste oder Opferungen durch religiöse Gemeinschaften genutzt werden. Sakralbauten werden als Anwesenheitsorte einer höheren Macht interpretiert und werden daher umgangssprachlich auch als Gotteshäuser bezeichnet.
Der Begriff Sakralbau entstammt den Kultur- und Kunstwissenschaften und dient dort als Abgrenzung zum Profanbau, einem Bauwerk für weltliche Aufgaben. Insbesondere für bauliche Anlagen und Orte aus der Vor- oder Urgeschichte existiert auch der Begriff der Kultstätte (Kultplatz). Wichtigster Bautypus der Sakralarchitektur ist der „Tempel“ (zu dem im Allgemeinen Sinne des Begriffs auch Kirchen, Moscheen und Ähnliches zählen), daneben gibt es zahlreiche mehr oder weniger freistehende Bauwerke (Schreine, Altäre) und religiös motivierte Denkmäler. Eine besondere Art von Sakralbauten bilden Grabanlagen und Grabbauten.
Es gibt eine Vielzahl von unterschiedlichen Sakralbauten, einige Beispiele sind:
Europa
- Aus der Jungsteinzeit haben sich in Nordeuropa ringförmige Umfassungen von heiligen Plätzen erhalten. Diese Wälle wurden entweder aus hölzernen Palisaden oder aufgerichteten Steinquadern wie beispielsweise in Stonehenge erbaut.
- Des Weiteren errichteten in Nordeuropa, dabei vermehrt in der Bretagne zu beobachten, Menschen Menhire zu kultischen Zwecken. Die Aufstellung erfolgte einzeln, aber auch in Alleen oder Galerien. Die Errichtung dieser Kultplätze erfolgte auch noch in der Bronzezeit.
- Auch monumentale Grabanlagen zählen zu den Sakralbauten, aus dieser Zeit haben sich auch Hügelgräber und Hünengräber erhalten.
- Die germanische Kultur hat Prunkgräber hinterlassen - als Beispiel werden die Prunkgräber von Lübsow angeführt. Auf hölzerne Tempelbauten wird durch Fundamentfunde geschlossen, erhalten geblieben ist keiner dieser Tempel.
- In der minoischen Kultur wurden sakrale Räumlichkeiten (Altar) architektonisch in die Paläste integriert. Bekanntestes Beispiel ist der Palast von Knossos auf Kreta.
- In der griechischen Kultur entwickelte sich eine ausgeprägte Tempelarchitektur, deren Erscheinungsbild im Wesentlichen von gereihten Säulen geprägt worden ist. Bekannteste Beispiele sind der Parthenontempel auf der Akropolis (Athen) und der Pergamonaltar.
- Die Griechen errichteten auch monumentale Grabbauten. Das Bekannteste war das zu den 7 Weltwundern gehörende Mausoleum von Halikarnassos, das aber nicht mehr erhalten ist.
- Die römische Kultur orientierte sich anfänglich bei ihren Sakralbauten an hellinistischer Tempelarchitektur, später entwickelten die Römer eine eigenständige Sakralbauarchitektur, genannt werden hier als Beispiele die Rotunde des Pantheon in Rom und das Dekagon von St. Gereon zu Köln.
- Die Römer bestatteten ihre Cäsaren in prachtvollen Grabstätten, genannt wird das Augustusmausoleum in Rom.
- Im Christentum sind hier vor allem Kirchengebäude (Kirche oder Gotteshaus) und Kapellen zu nennen. Das frühe römische Christentum richtete sich aus Gründen der Heimlichkeit in den Katakomben Roms kapellenartige Gebets- und Versammlungsstätten ein.
- Als Konstantin der Große das Christentum zur römischen Staatsreligion erklärte, wollten sich die zuvor Verfolgten beim Bau ihrer Gotteshäuser von den am Hellenismus orientierten Tempelbauten der Römer unterscheiden. Architektonisches Vorbild wurde die römische Markthalle (Versammlungsstätte) und die Sakralbauweise des Basilikatypus entstand.
- Die Ostkirche errichtete ihre Gotteshäuser zumeist in Zentralbauweise - die Hagia Sophia in Konstantinopel war hier das architektonische Vorbild. Die bekannteste Basilika im Kulturraum des byzantinischen Reiches ist die Geburtskirche in Bethlehem.
- Aus dem Basilika-Typus und der zur Kirche umgewandelten ehemaligen Thronhalle von Konstantin dem Großen in Trier entwickelte sich die sakrale Bauform der Hallenkirche, genannt wird hier als Beispiel die St. Nikolaikirche in Kalkar.
- Nachdem die Osmanen Konstantinopel erobert hatten, diente die Hagia Sophia auch als baustilprägend für zahlreiche Moscheen im osmanischen Reich, die bekannteste ist die auch blaue Moschee genannte Sultan-Ahmed-Moschee in Istanbul.
- Der erste christliche Sakralbau der nördlich der Alpen aus Steinen errichtet worden ist, ist das von Kaiser Karl dem Großen gestiftete Oktogon des Aachener Domes.
- Im Hochmittelalter erlaubte der gotische Baustil kolossale Bauwerke zu errichten, die so genannten Kathedralen. Zu den bekanntesten Kathedralen zählen die Kathedrale von Chartres und der Kölner Dom.
- Auch das Christentum erbaute große Mausoleen, zu den Bekanntesten zählt das Grabmal Theoderichs des Großen in der Nähe von Ravenna und die von Michelangelo geschaffenen Grabmäler derer von Medici in San Lorenzo (Florenz), sowie das Juliusgrabmal in Rom.
- Aber auch einige große Kirchen und Kathedralen erfüllen den Zweck von Grabstätten, die Wichtigtsten sind die Grabeskirche in Jerusalem, in der sich die Hinrichtungsstätte Christi (Golgotha) wie auch das heilige Grab befindet. In Rom wurden zu Ehren der Apostelgräber von Petrus und Paulus der Petersdom sowie die Basilika St. Paul vor den Mauern errichtet.
- In Spanien sind die Reliquien des Apostels Jokobus in der Kathedrale von Santiago de Compostela bestattet. Alle diese Grabeskirchen sind beliebte Pilgerziele der Christenheit.
- Eine weitere christliche Sakralbauform wurde zur Verherrlichung des Sakramentes der Taufe entwickelt. Aus den in die Kirchen integrierten Taufkapellen ging der eigenständige Gebäudekomplex des Baptisteriums hervor. Vermehrt ist dieser Sakralbautypus in Italien anzutreffen. Es gibt ihn aber auch vereinzelt nördlich der Alpen, allen ist zu eigen, dass sie als Zentralbau errichtet worden sind.
- Als Beispiele werden genannt:
- Das Baptisterium San Giovanni in Florenz und das hochgotische Baptisterium von Pisa, das als Rotunde erbaut worden ist.
- In Ordensburgen gibt es zumeist sakralen Zwecken geweihte Räumlichkeiten oder kapellenartige Kirchen. Die Templerburg Krak des Chevaliers wird hier als Beispiel angeführt.
- Ungeklärt ist die sakrale Funktion des von Friedrich II. von Stauffen errichtete Castel del Monte, das aber von vielen Quellen als ein architektonisch übergreifendes sowie zusammenfassendes Monument wichtiger Sakralbauten interpretiert wird und daher den Sakralbauten zugerechnet wird.
- Das Freimaurertum und andere Logen feiern ihre Gottesdienste in Tempeln.
- Freikirchen verwenden gelegentlich auch den Begriff Bethaus, häufig auch Gemeindehaus oder Gemeindezentrum.
Orient-Nahost-Asien
- Aus Babylon ist der Turmbau zu Babel überliefert worden.
- In Mesopotamien erbaute die Zikkuratkultur Pyramiden und Gotteszelte.
- Die Nabatäer meißelten in ihrer Hauptstadt Petra Felsentempel sowie kolossale Grabstätten in die Sandsteinwände, die auf natürlicherweise die Hauptstadt mauerartig umfassten.
- In der Türkei, Syrien aber auch anderorts gibt es Höhlenkirchen, diese wurden ebenfalls in den Fels gemeißelt oder entstanden aus Höhlen. Als Beispiel wird die St.-Petrus-Grotte in der Türkei genannt.
- Der Jerusalemer Tempel war bis 70 n.Chr. das spirituelle Zentrum des Judentums, das seit hellenistischer Zeit auch die Synagogen als Gotteshäuser erbaute. Seit der Reformbewegung Ende des 19. Jahrhunderts werden auch diese wieder „Tempel“ genannt. Vom Jerusalemer Tempel ist nur noch die Klagemauer erhalten geblieben.
- Auch das Judentum kennt heilige Grabstätten die Bekannteste ist die Höhle Machpela (hebräisch מערת המכפלה), die auch Grab der Patriarchen benannt wird und in Hebron auf der Westbank liegt. Das Mausoleum Abrahams ist auch Christen und Mohammedanern heilig.
- Die Armenische Kirche hinterließ in Vorderasien zahlreiche Sakralgebäude, in deren Architektur vermischte sich der Orient mit dem Okzident. Als Beispiele werden genannt:
- Für den Islam sind die Kaaba in Mekka, der Felsendom in Jerusalem, die Moscheen und die Tekken zu nennen. Die bekanntesten Moscheen sind die 1236 zur Kirche umgeweihte Mezquitamoschee in Córdoba, die Umayyaden-Moschee in Damaskus und die Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg in Jerusalem (arab. al-Quds).
- Auch der Islam kennt Mausoleen als Beispiele werden genannt, das Grabmal des Sultan Saladins in Damaskus und die Prophetenmoschee in Medina.
- Die Bahai bauen Häuser der Andacht und Schreine (Heilige Grabstätten).
Asien
- Das in Kambodscha und Laos siedelnde Volk der Khmer errichtete Tempelstädte bekanntestes Beispiel ist Angkor Wat.
- In Indien hat der Hinduismus eine Hindutempelarchitektur entwickelt, - in Indien steht auch das bekannteste Mausoleum das Taj Mahal.
- Im Buddhismus ist die Pagode, der Stupa oder Chörten ein Symbol für Buddha.
- Der Buddhismus hat eine Vielzahl monumentaler Buddha-Skulpturen hinterlassen, genannt werden der Buddha von Phuket und der Buddha von Leshan.
- Auch in Bangladesh, Ceylon, China, Bali, Burma, Bhutan, Indonesien, Japan, Ladakh, Mongolei, Nepal, Taiwan, Thailand, Tibet und Vietnam gibt es eine ausgeprägte Kloster- und Tempelkultur.
- Als Beispiele werden genannt:
- Bangladesh: Die Dhakeshwari-Tempel-Anlage
- Ceylon: Das buddhistische Kloster Mihintale
- China: Yungang-Grotten
- Bali: Der Seentempel von Pura Ulun Danu Bratan
- Burma: Die Shwedagon - Pagode
- Bhutan: Das Kloster Taktshang
- Indonesien: Die Kathedrale Santa Maria Diangkat ke Surga in Jakarta
- Japan: Der Nishi Hongan-ji Tempel bei Kyoto
- Ladakh: Das Kloster Thiksey
- Mongolei: Das Kloster Erdene Dsuu
- Nepal: Der Janaki Mandir-Tempel in Janakpur
- Taiwan: Konfuzianischer Tempel in Kaohsiung,
- Thailand: Der Meditationstempel Wat Phra Sri Mahathat in Bang Khen
- Tibet: Der Jokhang-Tempel in Lhasa
- Vietnam: Cao Dai -Tempel in Tây Ninh
Nordafrika
- Im alten Ägypten sind neben Tempeln auch die ägyptischen Pyramiden sowie die Gotteszelte neben ihrer Funktion als Grabstätte auch als Sakralbauten zu verstehen.
- Das in der Nähe von Luxor befindliche Tal der Könige, beherbergt zudem die Grabkammern zahlreicher Pharaonen, die bekannteste Gruft ist die von Tutanchamun.
- Ein weiterer bekannter Sakralbau befindet sich in Südägypten in der Nähe von Assuan,- Ramses II. ließ unweit von Abu Simbel einen nach der Ortschaft benannten Felsentempel errichten.
- Im osmanischen Ägypten hinterließ der Islam zahlreiche Sakralbauten, genannt werden die in zentralbauweise errichtete Muhammad-Ali-Moschee in Kairo und die El-Mursi Abul-Abbas Moschee in Alexandria.
- Die Koptische Kirche hat in Ägypten, aber auch angrenzenden Ländern, zahlreiche Sakralbauten geschaffen, die bekannteste koptische Kirche ist die so genannte ,,Hängende Kirche" in Kairo.
- In Nubien wurden ebenfalls Pyramiden errichtet, diese unterschieden sich aber architektonisch von jenen im benachbarten Ägypten.
- In Äthiopien wurden in der Nähe von Lalibela mehrere Felsenkirchen aus der Basaltlava heraus gemeißelt.
- Auf den der afrikanischen Kontinentalplatte vorgelagerten Kanarischen Inseln haben die Guanchen eine eigene Kultur entwickelt. Auf einzelnen Inseln hat es ein Klosterwesen gegeben und auch tempelartige Bauten sind durch gefundene Fundamente belegt, auf Lanzarote haben sich Queseras erhalten.
Nordamerika
- Die Mississippi-Kultur in Illinois hat viele Hügelgräber hinterlassen. In Nähe der ehemaligen Hauptstadt Cahokia ist eine Erdpyramide erhalten geblieben.
Mittelamerika
- In Mittelamerika bauten die Maya, Azteken und auch andere Kulturen ebenfalls aus religiöser Motivation Pyramiden, auf denen Tempel errichtet wurden. Hier beherrschten zeremoniale Tempelstädte die Stadtzentren, siehe Tikal, Teotihuacán und Tenochtitlan. Sowohl Mayas als auch Azteken besaßen eine ausgeprägte Klosterkultur.
Südamerika
- Die Moche-Kultur hinterließ aus Lehmziegel erbaute kolossale Plateaupyramiden, die auch als Begräbnisstätten dienten.
- Die Inkas errichteten Ältäre, Tempel und auch Klöster.
- Die Nazca-Kultur hinterließ großformatige Kratzbilder, die nur aus Flughöhe erkannt werden können, deren religiöse Bedeutung ist wissenschaftlich noch ungeklärt.
Polynesien
- auf einigen pazifischen Inseln hat das Volk der Polynesier Sakralbauten (Altäre) hinterlassen. Auf der Osterinsel wurden aus religiösen Gründen eine Vielzahl monumentaler Skulpturen zumeist aus Tuffstein errichtet.
Allgemeines zum Klosterwesen
Gemeinhin gelten in der Architektur- und Religionsgeschichte verschiedener Religionen (Buddhismus, Christentum, Hinduismus) auch Klöster als Sakralbauten, auch wenn hier der Aspekt der Kultstätte zurück- und der der Wohnstätte hervortritt. In Asien werden solche Anlagen häufig als Ashram bezeichnet (Sanskrit).
Literatur
- Wilfried Koch, Baustilkunde – Europäische Baukunst von der Antike bis zur Gegenwart, 27., bearbeitete Auflage 2006, ISBN 978-3-577-10089-2
- Phyllis Richardson, Neue sakrale Architektur: Kirchen und Synagogen, Tempel und Moscheen, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-421-03494-6
- Rudolf Stegers, Entwurfsatlas Sakralbau, Basel 2008, ISBN 978-3-7643-6684-1
- Rudolf Stegers, Bibliographie Sakrale Gebäude: Kirchen, Synagogen, Moscheen, Häuser der Stille, Friedhofsbauten. 1970–2009, Band 53 von Ästhetik – Theologie – Liturgik, Münster 2011, ISBN 978-3-643-10517-2
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Sakralbau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |