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Grenztruppen der DDR

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Grenztruppen auf Patrouille (1979)
Ehemalige Grenztruppenunterkunft in Oebisfelde-Buchhorst im Bereich des Drömlings

Die Grenztruppen der DDR wurden aufgrund von Vorgaben der alliierten Siegermächte am 1. Dezember 1946 zunächst als paramilitärische Polizeieinheit zur Überwachung der Außengrenzen der Sowjetischen Besatzungszone (ab 1949 der DDR) unter der Bezeichnung Deutsche Grenzpolizei aufgestellt. Sie bildeten einen Teil der Bewaffneten Organe der DDR. Ebenso wie die Grenzsicherungskräfte der anderen Ostblockstaaten (z. B. die tschechoslowakische Pohraniční stráž/PS) waren sie am Vorbild der Grenztruppen der Sowjetunion ausgerichtet, wenn auch ihre organisatorische Unterstellung vom sowjetischen Muster abwich. Den Grenztruppen der DDR gehörten zum Zeitpunkt der Wende im Jahre 1989 47.000 Personen an.

Der weitaus größte Teil der Truppen diente der Bewachung der deutsch-deutschen Grenze zur Bundesrepublik Deutschland und Berlin (West). Es ist bis heute umstritten, wie viele Menschen bei dem Versuch, die Grenze illegal zu überwinden, ums Leben gekommen sind. Die Arbeitsgemeinschaft 13. August nennt 1200 Todesopfer, die Berliner Staatsanwaltschaft kann 125 Todesfälle nachweisen, weitere 85 werden untersucht.

Vergleichsweise geringe Kräfte kontrollierten die Oder-Neiße-Grenze nach Polen und die Grenze zur ČSSR. Eine Sonderstellung nahm die 6. Grenzbrigade Küste zur Sicherung der Seegrenze an der Ostsee ein, die organisatorisch der Volksmarine angehörte.

Der Grenzdienst wurde am 1. Juli 1990 offiziell eingestellt, die Grenztruppen wurden per Tagesbefehl am 2. Oktober 1990 aufgelöst. Das Personal wurde teilweise in den Bundesgrenzschutz (BGS) (heute Bundespolizei) übernommen. Im übrigen hatten die Grenztruppen der DDR und ihre militärischen Vorgängereinheiten in den Jahrzehnten zuvor eine hohe Anzahl vollendeter Fahnenfluchten zu verzeichnen - in Richtung Westdeutschland und West-Berlin.[1]

Auftrag

Organisation

Grenzstreife in Thüringen (1965)
Einsatzübung im Kreis Mühlhausen am 27. März 1982

Die Grenztruppen gehörten als Deutsche Grenzpolizei zunächst zum Ministerium des Inneren und ab 1961 zum Ministerium für Nationale Verteidigung (MfNV). Von 1961 bis 1973 waren die Grenztruppen als Kommando Grenze Bestandteil der Nationalen Volksarmee (NVA). Im Zuge der KSZE-Verhandlungen in Helsinki ab 1973 und des damit verbundenen Abrüstungsprozesses wurden sie formell als selbstständige Organisation ausgegliedert, um nicht zur Truppenstärke des Landes gezählt zu werden. Trotzdem blieben die Grenztruppen als eigenständige Waffengattung direkt dem Ministerium für Nationale Verteidigung unterstellt. 1989 betrug die Gesamtstärke der Grenztruppen inklusive der Rückwärtigen Dienste (RD) 47.000 Mann. Eine Einberufung zu den Grenztruppen erfolgte im Rahmen der allgemeinen Wehrpflicht.[2]

Der Sitz des Kommandos der Grenztruppen befand sich von 1961 bis 1990 in Pätz südöstlich von Berlin. Ihm unterstanden die

Das Kommando Grenze der NVA gliederte sich von 1961 bis 1971 wie folgt:

6 Grenzbrigaden entlang der Grenze zur Bundesrepublik

3 Grenzbrigaden um Berlin (West)

an der Grenze zur Volksrepublik Polen

  • Grenzregiment 18 mit Stab in Frankfurt (Oder) (1966 aufgelöst und in Grenzbataillone gegliedert)

an der Grenze zur ČSSR

  • Grenzregiment 19 mit Stab in Pirna (1966 aufgelöst und in Grenzbataillone gegliedert)

entlang der Ostseeküste

  • Grenzbrigade Küste mit Stab in Rostock-Gehlsdorf

Jede Grenzbrigade bestand aus 3 Grenzregimentern mit je 2 Grenzbataillonen, je 9 Grenzkompanien und einem Ausbildungsbataillon.

1971 erfolgte eine Umgliederung mit der Einführung von 3 Grenzkommandos:

Dazu kamen:

Flagge der Grenzbrigade Küste
Bestenabzeichen (1986–1990)

Jedes Grenzkommando war in mehrere Grenzregimenter und in ein bis zwei Grenzausbildungsregimenter untergliedert. An den Grenzen zu den „sozialistischen Bruderstaaten” taten nur ca. 600 Grenzsoldaten Dienst.

Die 6. Grenzbrigade Küste (6. GBK) war zuständig für die Überwachung der Seegrenze und die Verhinderung von Fluchtversuchen über die Ostsee. Organisatorisch und operativ war sie dem Kommando der Volksmarine unterstellt.

Anfang 1989 begann eine weitere Strukturveränderung:

Grenzausbildungszentren in Halberstadt und Plauen, die dem Kommando Grenze direkt unterstellt waren, sollten die bisherigen Grenzausbildungsregimenter ersetzen. Die Realisierung des neuen Grenzsystems wurde aufgrund der politischen Umwälzungen nicht mehr abgeschlossen.

Grenztruppen und das Ministerium für Staatssicherheit

Die Besatzung der Grenzübergangsstellen (GÜSt) waren Angehörige der Hauptabteilung VI des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS), des Zolls (der seinerseits wieder durch die HA VII kontrolliert und überwacht wurde) der DDR und Angehörige der Grenztruppen, sowie teilweise Zivilangestellte, wie z. B. Tierarzt, Rotes Kreuz, Staatsbank. Erstere gehörten zu als Passkontrolleinheit (PKE) bezeichneten Abteilungen und versahen ihren Dienst in der Uniform der Grenztruppen, ohne diesen jedoch anzugehören. Die Abfertigung von Personen und Waren lag außerhalb der Zuständigkeit der Grenztruppen. Durch Sicherungskompanien (SiK) oder Sicherungszüge (SiZ) der Grenztruppen wurden die Flanken, die Grenze selbst und die rückwärtige Begrenzung der GÜSt abgesichert.

Von kleinen Sondereinheiten der Grenztruppen wurde der technische Betrieb der GÜSt realisiert, wie z. B. Reinigung, Müllabfuhr, (Strom-)Netzersatzanlage, Beleuchtung, Schranken, Ampeln usw.

Eine weitere komplett als GT-Einheit legendierte MfS-Diensteinheit war die Funkaufklärung der Grenztruppen, welche vornehmlich den westlichen Grenzbereich abhörte (Funkverkehr der NATO-Einheiten und des Bundesgrenzschutzes). Diese Mitarbeiter waren bei den drei Grenzkommandos Küste, Nord und Süd stationiert und gehörten vollständig der Hauptabteilung III (Funkaufklärung) an. Sie wurden von den MfS-Bezirkverwaltungen geführt (Nord beispielsweise von der BV Magdeburg), welche auch regelmäßig die Bänder von den GT-Kommandos abholten.

Insgesamt wurden die Grenztruppen von der Hauptabteilung I des MfS überwacht, sichtbar als Verwaltung 2000 oder Büro 2000 an den GT-Standorten und verdeckt mit Offizieren im besonderen Einsatz (OibE) in Schlüsselpositionen und Inoffiziellen Mitarbeitern (so genannten IMs). Die Grenztruppen hatten die höchste Durchdringung mit IMs aller DDR-Institutionen (Verhältnis von nahezu eins zu fünf).

Mit der Medaille für vorbildlichen Grenzdienst zeichnete das MfNV, vertreten durch den Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung und Chef der Grenztruppen der DDR, Grenzsoldaten für vorbildliche Sicherung der Staatsgrenze aus. Eine niedrigere Auszeichnung war das „Leistungsabzeichen der Grenztruppen“. Für vorbildliche Diensterfüllung sowie herausragende politische und sportliche Leistungen wurde das „Bestenabzeichen“ verliehen.

Chef der Grenztruppen

(einschl. Vorgänger in der Deutschen Grenzpolizei):

Siehe auch

Literatur

  • Raimar Richard: Zwischen Mauer und Stacheldraht. Ein Grenzsoldat bricht sein Schweigen. Halle 2005, ISBN 3-86634-010-9.
  • Hans Fricke: Davor – Dabei – Danach. Ein ehemaliger Kommandeur der Grenztruppen der DDR berichtet. Schkeuditz 1999, ISBN 3-932725-85-9.
  • Peter Joachim Lapp: Frontdienst im Frieden – Die Grenztruppen der DDR. Entwicklung-Struktur-Aufgaben. 2. Auflage. Koblenz 1987, ISBN 3-7637-5349-4.
  • Peter J. Lapp: Gefechtsdienst im Frieden. Das Grenzregime der DDR 1945–1990. Bonn 1999, ISBN 3-7637-5992-1.
  • Dietmar Schultke: Keiner kommt durch. Die Geschichte der innerdeutschen Grenze 1945–1990. Berlin 1999, ISBN 3-7466-8041-7.
  • Dietmar Schultke: Die Grenze, die uns teilte – Zeitzeugenberichte zur innerdeutschen Grenze. Berlin 2005, ISBN 3-89574-565-0.
  • Volker Koop: Ausgegrenzt. Der Fall der DDR-Grenztruppen. Berlin 1996, ISBN 978-3-89488-064-4.
  • Jürgen Ritter, Peter Joachim Lapp: Die Grenze. Ein deutsches Bauwerk. 6. Auflage. Berlin 2007, ISBN 978-3-86153-465-5.
  • Gerhard R. Lehmann: … allzeit treu zu dienen – Erinnerungen und Gedanken aus vierzig Dienstjahren in Grenzpolizei und Grenztruppe der DDR. 1. Auflage. ISBN 978-3-939465-00-3.
  • Hans-Dieter Behrendt: „Guten Tag, Passkontrolle der DDR.“ Über die Tätigkeit der Kontroll- und Sicherungsorgane an der innerdeutschen Grenze 1945 und 1990, GNN, Schkeuditz 2008, ISBN 978-3-89819-243-9.
  • Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.): Flucht aus der DDR am Beispiel „Versuchter Grenzdurchbruch zweier Schüler“, Auszug aus einer Akte des MfS. BStU für Schulen. Quellen für die Schule 2, 2., korrigierte Auflage, Berlin 2008 (PDF).

Einzelnachweise

  1. Ulrich Bröckling (Hrsg.): Armeen und ihre Deserteure: vernachlässigte Kapitel einer Militärgeschichte der Neuzeit. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1998, ISBN 3-525-01365-5; Rüdiger Wenzke: Die Fahnenflucht in den Streitkräften der DDR, S. 252 ff.
  2. Wehrpflichtgesetz der DDR

Weblinks

 Commons: Grenztruppen der DDR – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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