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Hag
Ein Hag ist ein von einer Hecke eingehegtes bzw. eingefriedetes Gelände. Der Wortbestandteil -ha(a)g(en) weist als verbreiteter Flur- oder Ortsname auf diese frühere Siedlungsform hin.
Etymologie
Hag leitet sich von germ. *haga/*hagaz/*hagjô/*hagjôn: „Umzäunung, Gehege“ ab und umfasst auch den Begriff „Schutz“ wie in hegen und behaglich.
Das Wort steht zu der germanischen Wurzel *hag: „schlagen, stoßen, stechen“ und umfasst zwei Bedeutungsfelder:
- Die Umfriedung eines Geländes durch gekapptes Buschholz, als lebende Hecke: Hierzu dienten dornige Sträucher wie Hagedorn (Weißdorn), Hagerose (Hunds-Rose) und Hagebutte, oder stark verwachsende Pflanzen wie die Hagebuche (Hainbuche), Weiden oder Haseln. Im Grimmschen Wörterbuch finden sich auch noch Hagapfel (Westlicher Erdbeerbaum), Hageiche (für Rosskastanie), Hagtanne für eine kleine Tannenart.
- Die Umfriedung eines Geländes durch Stangenholz oder Ruten als Zaun: Im ausgehenden Mittelalter wurde rund um ein Gehöft etwa ein niedriger Erdwall mit Pfählen angelegt, oft durch Weidengeflecht oder Haselgeflecht verbunden, um den Besitz vor Eindringlingen zu schützen und das Fortlaufen des Viehs zu verhindern (Wallhecken in Friesland)
Die zwei Bedeutungsfelder treffen sich in der Schneitelwirtschaft (Baumheu) als frühe Futterwirtschaft. Über die Niederwaldwirtschaft spaltet sich in der mittelhochdeutschen Sprachschicht das Wort Hain als „kleiner Wald“ ab.
Auf dem umfriedeten Gelände befindet sich meist ein Hof (Hofstelle), ein Gehöft oder ein Weiler. Daher ist die Wortwurzel in zahlreichen topographischen Bezeichnungen erhalten. In späteren Phasen des Mittelalters gilt diese Siedlungsform aber schon als ärmlich, und hagestalt bezeichnet ein kleines Anwesen, hagestut bezeichnet einen Kleinbauern, der sich keine eigene Familie leisten konnte, auch Hagesatz, Hagestolz genannt. Heute noch in diesem Sinne verwendet wird das Adjektiv hager.
Als Landhag bezeichnet man in Folge Heckenanlagen als Sperrwerk oder Grenzbefestigung.
Der Hag bot auch Friedhöfen Schutz vor bösen Geistern, insbesondere wenn er aus Eiben oder Buchsbaum bestand. Auch sind sowohl im mitteleuropäischen, wie auch nordischen und englischen Sagenkreis überraschende Durchlässe in Hecken als Übergang in ein Feenreich oder die Unterwelt zu finden. So leitet sich auch Hexe (ahd. hecse, engl.: hag, auch mnl. Hagetisse), aus demselben Wortstamm ab. Als alternative Bezeichnung findet sich Zaunreiter/in.
Ortsnamen
Der Wortstamm hag weist auf ein eingefriedetes Gelände unterschiedlicher Größe hin:
- vor allem im Niederdeutschen als -hagen häufig, insbesondere in Gebieten, die durch Waldrodung entstanden sind[1]
- im Bairischen liegt es vermehrt in der Form Haag, -hag, -haag vor.
- schwedisch -hage, dänisch have
Bei vielen Ortsnamen ist der Zusatz -hag oder -hagen angehängt worden, wie in Eckenhagen, Stadthagen, Den Haag (’s-Gravenhage: ‚Grafenhagen‘), Fürstenhagen, Isernhagen, Stavenhagen, Altenhagen, Neuenhagen, Steinhagen. Mancherorts gibt es darüber hinaus mehrere Orte mit Vornamen + -hagen, wohl nach einem Erstsiedler: Diedrichshagen, Gerdshagen, Hanshagen, Hinrichshagen, Karlshagen, Leopoldshagen, Petershagen
Andere Ortsnamen fangen mit Hag- an wie: Hagen, Hagenow.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Dietrich Rahn: Die Orts- und Flurnamen des Stadt- und Landkreises Greifswald. Ihre Entstehung und ihre Bedeutung für die Pommersche Heimatkunde, zugleich Dissertation, Universität Greifswald 1923, S. 18.
Literatur
- Pfeifer, Wolfgang: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen, Zentralinstitut für Sprachwissenschaft, dtv 1995
- Hag. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854ff (http://woerterbuchnetz.de)
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Hag aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |