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Intoleranz (Film)

Aus Jewiki
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Filmdaten
Deutscher TitelIntoleranz
OriginaltitelIntolerance
Intolerance (film).jpg
ProduktionslandUSA
OriginalspracheEnglisch
Erscheinungsjahr1916
Länge197 Minuten
Stab
RegieDavid Wark Griffith
DrehbuchDavid Wark Griffith
ProduktionDavid Wark Griffith
KameraG. W. Bitzer
SchnittDavid Wark Griffith, James Smith, Rose Smith
Besetzung
Szenenbild aus Intoleranz

Intoleranz (Originaltitel: Intolerance) ist ein Spielfilm von David Wark Griffith aus dem Jahre 1916 mit pazifistischer Grundtendenz. Er gilt als Meisterwerk des Stummfilms. Der Film behandelt vier unterschiedliche Episoden, die in verschiedenen Epochen spielen. Die jüngste und aktuelle Geschichte wurde 1919 nochmals unter dem Titel "Intoleranz 2. Teil, Triumph der Liebe (Originaltitel: The Mother and the Law)" in die Kinos gebracht, die babylonische Episode im gleichen Jahr unter dem Titel "The Fall of Babylon".

Handlung

Der Film besteht aus vier ineinander verwobenen Handlungssträngen, die jeweils die menschliche Intoleranz und ihre Folgen von der Antike bis zur Gegenwart zum Thema haben. Die einzelnen Zeiten sind symbolisch durch die Gestalt einer „ewigen Mutter“, nach einer Vorlage von Walt Whitman, die beständig eine Wiege schaukelt, verknüpft.

Antike Episode

Die antike Episode hat den Fall Babylons im Jahre 539 v. Chr. zum Thema. Der neue Herrscher Belsazar, Sohn des Nabonid, verehrt die Göttin Ischtar. Die Priester des bisher verehrten Gottes Bel intrigieren gegen den König und unterstützen die Eroberung Babylons durch den Perserkönig Cyrus.

Biblische Episode

Die biblische Episode spielt um das Jahr 30 n. Chr. in Judäa. Sie stellt die Intoleranz der Pharisäer als verantwortlich für die Kreuzigung des Jesus von Nazaret dar.

Renaissance-Episode

Der religiöse Konflikt im Frankreich der Renaissancezeit zwischen katholischen Herrschern (Karl IX. und insbesondere seiner Mutter Katharina von Medici) und den protestantischen Hugenotten ist das Thema der dritten Intoleranz-Episode. Er gipfelt 1572 in die Ermordung der Protestanten während der Bartholomäusnacht in Paris.

Neuzeitliche Episode

Die zeitgenössische Episode spielt im Jahre 1914 im Westen der USA. Die Konflikte ergeben sich aus dem Zusammenspiel von durch rücksichtslosen Kapitalisten verursachter Armut, die zur Kriminalität verleitet, und moralischem Puritanismus, der in Gestalt so genannter Wohlfahrtsorganisationen den Lebensstil des Durchschnittsamerikaners definieren will. Vor diesem Hintergrund spielt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich von seinem kriminellen Umfeld losreißen will und seiner Lebensgefährtin und ihrem gemeinsamen Kind, das ihr aber wegen ihres Lebensstils von einer der Wohlfahrtsorganisationen weggenommen wird.

Epilog

Das Ende des Films zeigt Kriegshandlungen, die keiner der Episoden zugehören. Sie stellen den andauernden Ersten Weltkrieg dar. Eine Zwischeneinspielung mit elegischen Bildern drückt die Hoffnung auf eine Versöhnung im Frieden aus.

Hintergründe

Griffith konzipierte den Film um ein bereits gestartetes Projekt (die moderne Episode) herum, nachdem er sich wegen seines Filmes Die Geburt einer Nation (1915) dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt sah. Seine Absicht war es, die bei Die Geburt einer Nation kritisierte Geisteshaltung als eine Form der Intoleranz und diese als Grundeinstellung des Menschen und historisch immer wiederkehrende Triebfeder menschlichen Handelns darzustellen.

Die Schauspielerin Lillian Gish schreibt in ihrem Buch The Movies, Mr. Griffith and Me von 1969: „In der Literatur hat man immer wieder behauptet, Mr. Griffith sei der große Schaden klar geworden, den er mit der Produktion von The Birth of a Nation angerichtet habe. Intolerance müsse als Rechtfertigung verstanden werden. Solche Annahmen sind völlig falsch. Mr. Griffith hatte keineswegs das Gefühl, dass sein Film Schaden angerichtet habe. Er hatte erzählt, was er für die Wahrheit des Bürgerkriegs gehalten hatte – so, wie es ihm von denen berichtet worden war, die den Konflikt miterlebt hatten. Es gab keinen Grund, sich für diesen Film zu rechtfertigen. Mit Intolerance antwortete er im Gegenteil und auf seine Art denen, die er für bigott hielt.“

Er produzierte den Film selbst und verschuldete sich. Der Film wurde mit Kosten von nahezu 2 Millionen US-Dollar die teuerste Filmproduktion bis dahin.[1] Ungeachtet dessen wurde er ein Flop, und die an der Produktion beteiligten Triangle Studios gingen bankrott. Das Mammutwerk wurde mitten im Krieg produziert, die Stimmung in der Bevölkerung stand der Grundbotschaft des Films – zu zeigen, wozu menschliche Grausamkeit fähig ist und wo sie hinführt – vollkommen konträr gegenüber, und das Publikum wollte den Film nicht sehen: Amerika bereitete sich auf den Kriegseintritt vor. Griffiths Appell verhallte ungehört.

2007 wurde der Film restauriert und neu veröffentlicht.

Kritiken

  • Julian Johnson schrieb im Dezember 1916 in der Zeitschrift Photoplay über den Film:
„INTOLERANZ ist nicht nur der weltgrößte Film. In Anlage und Umfang ist er das seit Jahrzehnten größte Kunstwerk gleich welcher Art überhaupt. Es ist das unglaublichste Experiment im Geschichtenerzählen, das je unternommen wurde. Seine Einzigartigkeit liegt nicht in den einzelnen Strängen der Erzählung, sondern darin, wie das Geflecht der Fäden miteinander verwoben ist. Keine der vier Geschichten wird durchgängig erzählt. Wir stehen im mittelalterlichen Frankreich und rutschen im nächsten Moment auf der Bananenschale der Zeit nach Babylon. Man glaubt, Amerika habe einen fest im Griff – im Handumdrehen trägt es einen zurück nach Palästina. Es ist, als höre man einem Quartett ausgezeichneter Sprecher zu, die gleichzeitig vier völlig verschiedene Romane vorlesen.“[2]
  • Adam Garbicz und Jacek Klinowski schreiben in ihrem Buch Cinema, the magic vehicle. The Scarecrow Press, Metuchen, New Jeresey 1975: „INTOLERANZ ist der unerreichte Höhepunkt des frühen spektakulären Kinos. In der Tat kommt die in Griffiths vorherigem Film entwickelte Parallelmontage hier noch perfekter zum Einsatz und das Ende der modernen Geschichte stellt das vollkommenste Beispiel von Griffiths ‚Rettung in letzter Minute‘ dar. Zwar erlitt der Film eine herbe Niederlage an der Kinokasse, doch tut das seinem Status als großem humanistischem Epos und als wahrem Almanach der Möglichkeiten des Kinos keinen Abbruch.“[3]

Auszeichnungen

Intoleranz wurde 1989 in das National Film Registry, das Verzeichnis besonders erhaltenswerter Filme, aufgenommen.

Literatur

  • William M. Drew: D.W.Griffith's Intolerance: Its Genesis and Its Vision. 1986
  • Kevin Brownlow: Pioniere des Films. Vom Stummfilm bis Hollywood (OT: The Parade's Gone by…). Schriftenreihe des Deutschen Filmmuseums Frankfurt am Main. Stroemfeld, Basel und Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-87877-386-2

Einzelnachweise

Weblinks

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