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Ereignisse
- 30: In Adiabene im Grenzland zwischen Rom und Parthien am oberen Tigris nimmt das Königshaus (Helena und ihre Söhne Monobazos und Izates) den jüdischen Glauben an.
- 7. April 30: Jesus „Christus“ wird in Jerusalem von den Römern zum Tode verurteilt und hingerichtet. Es überrascht nicht, dass Jesus schon bald der römischen wie auch der jüdischen Obrigkeit auffiel. Die Evangelien berichten, er habe in Betanien übernachtet, einem unmittelbar vor der Hauptstadt an der Strasse nach Jericho gelegenen Dorf, und sei bei seinem Einzug nach Jerusalem von einer begeisterten Menge gefeiert worden. Sein Benehmen im äusseren Tempelhof, wo er die Verkaufsstände der Händler umstiess, die dort – wenn auch zu hohen Preisen, so doch ganz legitim – ihre Waren anboten, erregte einiges Aufsehen. Diese Händler verkauften den Pilgern Tiere, besonders Tauben, „ohne Fehl“, die von den Tempelbehörden geprüft und als Opfertiere geeignet befunden worden waren. Sie besassen auch das Recht, Geld zu wechseln, und zwar die normalen Münzen gegen solche, auf die kein Herrscherbildnis geprägt war. Nur mit solchem Geld konnte die Tempelsteuer in Höhe eines halben Schekels bezahlt werden, die jeder erwachsene männliche Jude jährlich zu entrichten hatte. Sadduzäer und Pharisäer: In seinen Lehr- und Streitgesprächen auf dem Tempelberg während der ersten Tage seines Aufenthalts in Jerusalem brüskierte Jesus die zwei wichtigsten Gruppen der jüdischen Oberschicht. Da war zum einen die aristokratische Minderheit der Sadduzäer (priesterlicher Adel), politische und religiöse Partei zur Zeit des 2. Tempels, die sich von dem Hohepriester Zadok herleitete („bne zadoq“ in der Linie: Aaron > Eleazar > Pinchas > Zadok), der zur Zeit Salomos als erster Hauptpriester amtiert hatte. Sie versahen den Tempeldienst, und aus ihren Reihen kamen die Mitglieder des Hohen Rats – des geistlichen Gerichts. Diese Männer waren gläubige Juden, die aber römische Lebensart angenommen hatten. Viele von ihnen waren sehr reich und lebten in luxuriös ausgestatteten Villen in der vornehmen Oberstadt. Flavius Josephus schilderte sie als arrogante Oberschicht, als Vertreter der Willensfreiheit bzw. Leugner der individuellen Vorsehung, der Auferstehung und der Unsterblichkeit der Seele. Auch im Neuen Testament begegnen sie als Auferstehungsleugner und im Übrigen als feindliche Gruppe. In der rabbinischen Literatur wird wiederholt gegen „tzadduqim“ polemisiert, die dabei erwähnten Gegensätze entsprechen zum Grossteil dem, was aus den Qumrantexten und ansonsten als zadokidisch-sadduzäische Tradition bekannt ist. Dazu passt auch, dass rabbinisch „tzadduqi“ wie „äpiqoros“ („Epikuräer“) eine Form der Häresie (minut) bezeichnet, welche die göttliche Vorsehung bestreitet und die mündliche Tora missachtet. Zum anderen hatte sich Jesus aber auch die Pharisäer (wörtlich übersetzt: „die sich Absondernden“; "Perusch" = Auslegung, Kommentar, geläufige hebräische Bezeichnung der Exegese; "Peruschim" = die Abgesonderten; vielleicht aber auch: "Bibel-Erklärer") zu Feinden gemacht. Diese bestanden auf der peinlich genauen Einhaltung des jüdischen Gesetzes. Viele von ihnen empfanden in noch höherem Mass als die Sadduzäer die freie Auslegung der heiligen Texte durch Jesus als zutiefst lästerlich und verwerflich. Der Vorwurf des selbstgerechten „Pharisäertums“, den man diesen Leuten gemeinhin macht, ist allerdings keineswegs berechtigt. Gewiss gab es in dieser Gruppe einige Ultraorthodoxe, die man heute Fundamentalisten nennen würde, aber die Spannweite verschiedener Auffassungen war sehr gross, und es fanden sich auch hier Männer mit durchaus menschenfreundlichen oder sogar liberalen Ansichten. Jesus zitiert oft pharisäische Sprichwörter und Redensarten. Die Pharisäer wirkten immer auch unter dem einfachen Volk, und in ihrer Bewegung wurzeln die Traditionen des rabbinischen Judentums. Sowohl Sadduzäer als auch Pharisäer wollten, dass Jesus festgenommen und als Aufrührer abgeurteilt würde, verhielten sich aber zurückhaltend, um öffentliches Aufsehen zu vermeiden. Nachdem sie das letzte Abendmahl gefeiert hatten, verliessen Jesus und seine Jünger Jerusalem und machten sich auf den Weg zu ihrem Nachtquartier in Betanien. In einem friedvollen Garten am Ölberg (Har ha-Setim) vor der Stadt jenseits des Kidrontals machten sie Rast, um zu beten. In diesem Garten Gethsemane (Gat Schemen) wurde Jesus mit Hilfe des Judas Iskariot von den Knechten des Hohepriesters verhaftet. Heute findet man dort auf dem Gelände der Kirche der Nationen noch immer einen stillen Olivenhain. Die Bäume sind uralt, wenn auch keine zweitausend Jahre. Der römische General und spätere Kaiser Titus liess damals die meisten Bäume im Umkreis der Stadt umhauen. Aus ihren Stümpfen sind vielleicht die heutigen Bäume hervorgesprossen. Der Hain liegt an dem antiken Weg, der zur Höhe hinauf und weiter nach Betanien führte. Der Ort der Festnahme Jesu muss also ganz in der Nähe gelegen haben. Jesus wurde zuerst im Haus des Hohenpriesters Kaiphas vernommen, das irgendwo in der Oberstadt lag. Am Morgen darauf wurde er den Römern übergeben, die ihn aburteilen und hinrichten sollten. Jahrhundertelang war man überzeugt, die Festung Antonia an der Nordwestecke des Tempelbergs sei der Ort von Jesu Gefangenschaft und Prozess gewesen. Sie war eine der wichtigsten römischen Stützpunkte in der Stadt, und ein unterirdischer Gang führte von dort in den Tempelbezirk. Ein Stück römischer Pflasterung im Keller des Klosters der Zionsschwestern gilt als jene „Stätte Gabbata“ (griechisch lithostraton, „Steinpflaster“), wo Pilatus Jesus verurteilte. Der so genannte „Ecce-Homo-Bogen“ über der Strasse vor dem Kloster war, wie man glaubte, der Ort, an dem Pilatus Jesus dem Volk zeigte mit den Worten: „Seht, welch ein Mensch!“ (= ecce homo). Die Strasse, die von diesem Bogen zur Grabeskirche führt, heisst seit alters „via dolorosa“ („Weg der Leiden“); die christlichen Pilger erwiesen hier den 12 Stationen des Kreuzwegs Jesu ihre Verehrung. Heute, da wir die Topographie Jerusalems im 1. Jhdt. v. d. Z. besser kennen, wissen wir, dass diese traditionellen Lokalisierungen falsch sind. Die meisten Gelehrten sind heute überzeugt, dass der Prozess Jesu im Herodespalast ganz im Nordwesten der Altstadt stattfand, wo damals der römische Präfekt bei seinen Besuchen in Jerusalem zu residieren pflegte. Der Palast des Präfekten lag südlich der Zitadelle (beim heutigen Jaffator), und die wirkliche via dolorosa führte von diesem Palast nach Norden zur Kreuzigungsstätte Golgatha (aram. „Schädelstätte“). Diese lag ausserhalb der Mauern, aber doch nahe bei der Stadt, damit die Hinrichtung von Verbrechern einem möglichst grossen Publikum als zugleich unterhaltendes und abschreckendes Schauspiel dienen konnte. Das Kreuzigen war bei den Römern die übliche Form der Hinrichtung von Sklaven und Aufrührern und galt als besonders schimpfliche Todesart. Der Verurteilte musste den Querbalken des Kreuzes selbst zum Richtplatz tragen, wo der senkrechte Pfosten bereits aufgerichtet das Opfer erwartete. Manchmal wurden die Arme des Delinquenten angebunden, in anderen Fällen angenagelt; die Nägel gingen dann durch die Handgelenke und nicht durch die Handflächen, wie allgemein angenommen und in der religiösen Kunst unzählige Male dargestellt. Dass die Füsse ebenfalls angenagelt wurden, wissen wir mit Sicherheit, denn man hat die Skelette von Kreuzigungsopfern entdeckt, denen ein eiserner Nagel noch im Fersenbein steckte. Die Schienbeinknochen waren zerschlagen worden, ein häufig angewandtes Mittel, um ein schnelles Ende herbeizuführen: Das Opfer konnte sich dann nicht mehr abstützen und hing mit dem ganzen Körpergewicht an den Armen, wodurch die Brust zusammengepresst und die Atemwege abgeschnitten wurden, was zum Erstickungstod führte. Am aufgerichteten Balken gab es manchmal einen kleinen Vorsprung, auf dem der Verurteilte notdürftig sitzen, oder ein Brettchen, auf dem er sich mit den Füssen abstützen konnte. Er konnte so die Arme entlasten und den Druck auf die Brust lindern, was allerdings sein Leiden nur verlängerte. Das Grab, in dem der Leichnam Jesu bestattet wurde, befand sich in unmittelbarer Nähe des Hinrichtungsplatzes. Die traditionelle Lokalisierung von Schädelstätte und Bestattungshöhle am Ort der heutigen Kirche zum Heiligen Grab scheint wohlbegründet. Die Stadtmauer zur Zeit Jesu lag mit ziemlich grosser Gewissheit unmittelbar südlich dieses Geländes. Der Ort, auf dem heute die Kirche steht, war einst ein Steinbruch, der Kalksteinquader für die Bauten des Herodes lieferte, und hier wurden auch zahlreiche Felsengräber angelegt. Der eigentliche Golgathafelsen ist eine Erhebung aus minderwertigem Gestein, das sich zum Bauen nicht eignet und deswegen nicht abgetragen wurde. Der Leichnam Jesu wurde vor Anbruch des Schabbat abgenommen, wie es Brauch war, und wurde dann in einem nahe gelegenen Felsengrab bestattet, das in eine Flanke des Steinbruchs gehauen war. Derartige Gräber waren damals in der Gegend von Jerusalem weit verbreitet und wurden oft als Familiengrüfte genutzt. Die Toten wurden – bisweilen in einem Sarg, oft aber lediglich in Tücher eingehüllt – auf eine Steinbank gelegt, bis das Fleisch sich zersetzt hatte. Die Knochen wurden dann aufgesammelt und in besonderen Behältern aus Stein („Ossuarien“) verwahrt. Die kleinen Eingangslöcher zu den Grabhöhlen wurden mit grossen, runden Steinen verschlossen, die in einer Rinne gerollt werden konnten und in Ruhestellung mit Keilen gesichert wurden. Dass Jesu Leichnam sich nicht in dem Grab befand, als man die Höhle nach dem Schabbat wieder öffnete, war unerklärlich. Die Römer, die offensichtlich Unruhen befürchteten, hatten eine Wache davor postiert, und es wäre vollkommen unmöglich gewesen, ein derartiges Grab unbemerkt zu öffnen. Die frühe Kirche in Jerusalem war eine sehr kleine Gemeinschaft – nicht mehr als etwa 120 Personen, der neben den Aposteln und der Mutter Jesu einige Frauen, darunter Maria Magdalena [Maria aus Magdala in Galiläa; hebräisch migdal = Turm], sowie etliche Jünger angehörten. Die Führung der Gemeinde war auf Petrus übergegangen, der jetzt tatsächlich der „Fels“ war, auf dem die junge Kirche ruhte. Er hiess eigentlich Simon, aber sein aramäischer Beiname lautete Kephas, also "Felsen", was auf griechisch „Petros“ = Petrus ergibt. Die Apostel predigten und kümmerten sich um kranke Menschen, sie gewannen in Jerusalem neue Anhänger, sämtlich Juden, die man üblicherweise „Judenchristen“ nennt, weil es Christen waren, die am jüdischen Gesetz festhielten und zugleich der neuen jesuanischen Lehre anhingen. Sie erwarteten täglich Jesu Wiederkehr in Gestalt des auferstandenen Messias. Damals gab es im Judentum keinerlei missionarische Aktivitäten. Obwohl „Heiden“ einen grossen Teil der Bevölkerung von Palästina stellten, unternahm kein Mitglied der Urgemeinde je den Versuch, ihnen die „frohe Botschaft“ zu verkünden – mit einer einzigen Ausnahme: Petrus bekehrte den Hauptmann Kornelius in Caesarea. Die Lage der Judenchristen war recht unsicher, und sie wurden von den anderen Juden verfolgt. Stephanus, der „voll Gnade und Kraft“ war (Apg 6,8), wurde wegen Gotteslästerung vor den Toren Jerusalems gesteinigt und damit zum ersten christlichen Märtyrer (Stephanus, ca. 1 n. bis ca. 38 n., soll angeblich als einer der ersten das Alte Testament „christologisch“ ausgelegt haben, was dann von Paulus übernommen und vollendet worden sei). Die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 bereitete auch dem Judenchristentum ein Ende: Als Hadrian im frühen 2. Jhdt. über den Trümmern der Stadt seine neue Stadt, die Heidenstadt „Aelia Capitolina“ erbaute, entstand dort zwar auch wieder eine christliche Gemeinde, aber dieser gehörten ausschliesslich Nichtjuden an.
- Um 30: Josef von Arimathäa (Joseph von Arimathia / Joseph d'Abarimacie/Abarmacie im Perlesvaus genannt, Joseph von Armathia bei Johannis Glastoniensis, Joseph de Berimathie bei Robert de Boron), reicher Jude, wahrscheinlich auch Mitglied des Sanhedrins, des altjüdischen Gerichts in Jerusalem, der zum Jünger Jesu geworden war; nach der Kreuzigung bat er laut Bericht des Neuen Testaments den römischen Statthalter Pontius Pilatus um Jesu Leichnam, um ihn in sein eigentlich für sich selbst bestimmtes Felsengrab zu legen; Josef hatte bereits vorsorglich ein eigenes Grab für sich selbst ausgesucht, es lag in der Nähe der Kreuzigungsstätte Golgota, hier setzte man Jesus bei, von wo er, dem biblischen Bericht zufolge, als Erlöser drei Tage später auferstand; der Herkunftsort Josefs aus Arimathäa ist (vgl. den griechischen Namen) Ramatajim (Lage nicht geklärt)
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