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Jüdischer Friedhof (Augsburg)
Der jüdische Friedhof Augsburg im Stadtteil Hochfeld dient den Augsburger Juden seit 1867 als Begräbnisstätte. Bis dahin bestatteten sie ihre Toten auf dem jüdischern Friedhof Kriegshaber.
Geschichte
Im mittelalterlichen Augsburg ist seit mindestens 1298 ein jüdischer Friedhof urkundlich belegt. Dieser wurde nach 1450 zerstört und die Grabsteine als Baumaterial missbraucht. Nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde um 1440 siedelten einige Augsburger Juden in der näheren Umgebung. Erst ab 1803 lebten wieder dauerhaft Jiden in Augsburg. Bis 1868 bestatteten sie ihre Toten am Friedhof in Kriegshaber. 1867 erwarb der damalige Vorsitzende der 1861 gegründeten Israelitischen Kultusgemeinde Carl von Obermayer im Augsburger Stadtteil Hochfeld das erforderliche Grundstück.
Der Friedhof ist von einer soliden Backsteinmauer umgeben und in inneren durch einen Verbindungsweg zwischen dem Haupteingang an der Haunstetter Straße und dem (unbenutzten) Hintereingang am Alten Postweg in eine nördliche und eine südliche Hälfte unterteilt. Hohe Hecken gliedern den Friedhof in weitere Abteilungen. Der Friedhof verfügt heute über rund 1500 Grabstätten. Allein 135 bekannte Grabmale wurden von den berühmten Steinmetzen Max Koppel & Söhne aus Nördlingen hergestellt. Auch Fritz Landauer, der Architekt der Augsburger Synagoge, hat insbesondere für verstorbene Mitglieder seiner Familie eine Anzahl bemerkenswerter Grabmale entworfen.
Bereits in den 1920er und 1930er Jahren wurde der Friedhof wiederholt von Antisemiten geschändet. Dabei wurden zahlreiche Grabsteine beschädigt und zerstört. 1942 wurden einige Denkmale von deutschen Soldaten mit Gewehren beschossen, wovon noch markante Einschusslöcher zeugen. Bei einem US-Amerikanischen Luftangriff am 25. Februar 1944 auf die benachbarten Werke der Messerschmitt AG im Stadtteil Haunstetten traf eine Sprengbombe auch die Mitte des Friedhofs und zerstörte das damals als Warenlager missbrauchte Taharahaus vollständig. Zerschmettert wurden auch die benachbarten Mauerbereiche, einige umstehende Grabsteine, darunter auch ein 1890 am Friedhof aufgestellter, zuvor bei Bauarbeiten auf dem Gelände des mittelalterlichen Judenkirchhof wiederentdeckter Grabstein der Gitel Kalonimos aus dem Jahr 1334. Der bislang letzte Übergriff auf den Friedhof, bei dem einige Grabsteine umgestoßen wurden, passierte im Jahr 1991.
Nach dem zweiten Weltkrieg ist der Friedhof der einzige in ganz Bayerisch-Schwaben, der einer bestehenden jüdischen Gemeinde gehört und wird deshalb für Verstorbene aus dem ganzen Bezirk benutzt. Heute (Stand Oktober 2012) bietet der Friedhof nur noch Platz für etwa 50 Begräbnisse. In naher Zukunft soll deshalb am Neuen Ostfriedhof ein eigener Bereich für weitere jüdische Grabstätten eingerichtet werden.
Besondere Denkmale
Kinderdenkmal: Auf der südlichen Seite beim Eingang befindet sich die Abteilung der Kindergräber. Im Dezember 2010 wurde von der Israelitischen Kultusgemeinde Schwaben-Augsburg zum Andenken an die durch Nazis zerstörten Kindergrabsteine ein Denkmal mit 82 ermittelten Namen und Daten und einer Widmung errichtet.
Soldatendenkmal: Auf der Südseite der Tahara befindet sich ein dreigliedriges Denkmal für die gefallen jüdischen Wehrmachtssoldaten des Ersten Weltkrieges.
Holocaust-Denkmal: Auf der nördlichen Seite des Eingangs wurde 1960 eine hebräisch-deutsche Gedenkinschrift für die sechs Millionen ermordeten Juden der Nazizeit errichtet.
Taharahaus: 1961 wurde durch den aus Frankfurt am Main stammenden Architekten Hermann Zvi Guttmann, der im Folgejahr auch den Betraum der Augsburger Synagoge restaurierte, die im Krieg zerstörte Tahara neu erbaut.
Brunnen: Am Ostende des Friedhofs, nahe Alter Postweg, befindet sich seit 1982 ein Brunnen in Form einer Menora.
Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten
- Max Obermayer (1824-1886), Bankier, Konsul der USA und Argentiniens in Augsburg
- Salomon Rosenbusch (1825-1895), Gemeindevorsitzender
- Benno Klopfer (1830-1897), Bankier
- Heinrich Gross (1835-1910), 1875-1910 Bezirksrabbiner in Augsburg
- Heinrich Landauer (1838-1917), Textilfabrikant und Kommerzienrat
- Wilhelm Hesselberger (1841–1892), Hopfenhändler
- Gustav Oberndorf (1843-1906), Konsul der USA in Augsburg
- Samuel Landauer (1846-1937), Orientalist
- Ludwig Bauer (1847-1913), Gemeindevorsitzender
- August Bühler (1856–1910), Bankier
- Richard Grünfeld (1863-1931), 1910-1929 Bezirksrabbiner in Augsburg
- Siegfried Bernheim (1866-1937), Textilfabrikant
- Karl Raff (1871-1924), Textilfabrikant
- Ludwig Dreyfuß (1883-1960), 1945-1946 Bürgermeister von Augsburg
- Friedrich Georg Friedmann (1912-2008), Amerikanist, Akademischer Ehrenbürger der Universität Augsburg
- Marjan Spokojny (1918–2009), Gemeindesekretär und Vorbeter
- Ernst Cramer (1918-2010), Publizist und Vorstandsvorsitzender der Axel-Springer-Stiftung
- Mieczysław Pemper (1920–2011), Unternehmer und Ehrenbürger der Stadt Augsburg
- Israel Melcer (1922-2006), Möbelfabrikant
- Rafail Samoylovych (1926-2007), Lyriker
Literatur
- Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern. Eine Dokumentation. Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (Hrsg.), München 1988, S. 232–234, ISBN 3-87052-393-X
Weblinks
- http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20302/CEM-AUG-GRAVELIST-GERMAN.pdf
- http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20329/ND-MAX-KOPPEL-UND-SOEHNE.pdf
- http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20302/CEM-AUG-FAMILY-NAME-INDEX.pdf
- http://jhva.wordpress.com/2007/07/18/judischer-friedhof-haunstetter-strase/
- http://jhva.wordpress.com/2011/05/15/salomon-rosenbuch-vorsitzender-der-judischen-gemeinde-in-augsburg-1867-1878/
- http://jhva.wordpress.com/2011/05/04/
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