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Jahrgangsstufe
Eine Jahrgangsstufe, auch Klassenstufe, in Österreich und der Schweiz Schulstufe, bezeichnet die Gesamtheit der Klassen oder Kurse, die in demselben Jahr eingeschult wurden oder die demselben Lernabschnitt zugehörig sind.
Lage in verschiedenen Staaten
Deutschland
In Deutschland existieren im Bereich der Schulen in Abhängigkeit von dem jeweiligen Bundesland bis zu 13 Jahrgangsstufen. Hierbei werden die erste bis vierte – in Berlin und Brandenburg die erste bis sechste – Jahrgangsstufe Primarstufe (Grundschule) genannt.
Hierauf folgen die Klassenstufen fünf bis zehn, welche als Sekundarstufe I zusammengefasst werden und entweder an einem Gymnasium, einer Realschule oder Hauptschule (nur bis Klassenstufe 9) besucht werden können.
Darauf wiederum folgt die Sekundarstufe II, welche die Jahrgangsstufen 11–12 bzw. 13 umfasst und deren Besuch an einem Gymnasium, Beruflichen Gymnasium, einer Fachoberschule oder gelegentlich an einer Gesamtschule erfolgen kann.
Geschichte
Die Einteilung von Schulklassen nach dem Alter der Schüler etablierte sich im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts, während zuvor dem Bildungsstand des Schülers maßgebende Bedeutung zuteil kam. Im 19. Jahrhundert wurde beispielsweise in Preußen das neunjährige Gymnasium eingeführt, das eine Vorschule voraussetzte, ab 1925 musste nach dem Reichsgrundschulgesetz[1] eine vergleichbare grundlegende Ausbildung durch die Volksschule vermittelt werden.
Vom Sextaner zum Primaner
Die verschiedenen Jahrgänge wurden früher mit lateinischen oder römischen Zahlen, von der größten zur kleinsten Zahl, nämlich als Sexta (=Jahrgang 5), Quinta (=Jahrgang 6), Quarta (=Jahrgang 7), Untertertia (=Jahrgang 8), Obertertia (=Jahrgang 9), Untersekunda (=Jahrgang 10), Obersekunda (=Jahrgang 11), Unterprima (=Jahrgang 12) und Oberprima (=Jahrgang 13) bezeichnet.[2][3] Dabei wurden die Jahrgangsstufen der ursprünglich sechsstufigen Gymnasien von oben herab gezählt, anfangend mit der Oberprima als Abschlussklasse. Wie heute auch nach der Sekundarstufe I, konnte man als Einjähriger nach der Untersekunda (oft UII oder U2 abgekürzt) abgehen oder aber mit dem Abitur nach der Oberprima (OI bzw. O1).[4]
Aktuelle und frühere Bezeichnung
Im Zuge der Vereinheitlichung des Deutschen Schulsystems durch das sogenannte Hamburger Abkommen 1964 wurde durch die Ministerpräsidenten der Länder die Abschaffung der bis dahin teilweise üblichen Zählung der Klassen eines Gymnasiums, neu beginnend bei der ersten Klasse und endend mit der neunten Klasse, beschlossen.[5] Die komplette Umsetzung des Beschlusses sollte dann allerdings noch bis Ende der 70er Jahre dauern. Seitdem wird allgemein die Zählung der Klassenstufe von der Grundschule weg fortgeführt.
Vereinzelt wird die Sekundarstufe I auf Gymnasien mit den Klassenstufen 5–10 aber teilweise noch heute Sexta, Quinta, Quarta, Untertertia, Obertertia und Untersekunda bzw. die Sekundarstufe II weiter mit Obersekunda, Unter- und Oberprima bezeichnet. Die lateinischen Bezeichnungen sind vor allem an humanistischen Gymnasien noch üblich.[6]
System der DDR
Das Schulsystem der Deutschen Demokratischen Republik war wie größtenteils das heutige Schulsystem Deutschlands in zwölf Jahrgangsstufen unterteilt, wobei entweder nach der zehnten oder nach der zwölften Klassenstufe ein Abschluss erreicht werden konnte. Diese wurden zu bestimmten Oberbegriffen zusammengefasst, deren Bezeichnungen von 1946 bis 1971 viermal verändert wurden, bis dieses Prinzip 1982 abgeschafft wurde.
1946–1959 | 1959–1968 | 1968–1971 | 1971–1982 | ab 1982 | |
---|---|---|---|---|---|
Jahrgangsstufen 1–4 | Unterstufe der Grund- oder Mittelschule |
Unterstufe der Polytechnischen Oberschule | Polytechnische Oberschule | ||
Jahrgangsstufen 5–10 | Oberstufe der Grund- oder Mittelschule (5–8 oder 5–10) |
Oberstufe der Polytechnischen Oberschule | |||
Oberstufe der Oberschule (9–10) | |||||
Oberstufe der Erweiterten Oberschule | Vorbereitungsklassen an der Erweiterten Oberschule | ||||
Jahrgangsstufen 11–12 | Abiturstufe der Oberschule | Abiturstufe der Erweiterten Oberschule | Erweiterte Oberschule |
Österreich
Die Nummerierung der Schulstufen ist in Österreich durchgehend von eins bis zwölf (allgemein) beziehungsweise dreizehn (berufsbildende Schulen und Sonderformen). Die Nummerierung der Jahrgänge und Klassen ist dagegen abhängig von der besuchten Schule und beginnt immer wieder von eins. So geht ein Schüler beim Übergang auf die nächste Schulart, beispielsweise von der vierten Klasse Volksschule auf eine Allgemeinbildende höhere Schule (AHS) wieder in die Erste Klasse, ebenso wie später bei eigenen Oberstufen- oder Fachschulen. Bei Uneindeutigkeit wird der Schultyp dazugesagt, wie beispielsweise „achte Klasse Mittelschule/AHS“ (12. Schulstufe, Jahr der Matura).
Als Grundstufe bezeichnet man in Österreich die Vorschule (0. Schulstufe, Grundstufe I) und die Schulstufen 1–4. Als Unterstufe die Schulstufen 5–8 der AHS (1.–4. Klasse). Zu dieser Sekundarstufe I gehören auch die anderen Schulen der Mittelstufe – Hauptschule bzw. Neue Mittelschule, und einige Sonderformen für sonderpädagogischen Förderbedarf.
Als Oberstufe die Schulstufen 9–12 der AHS (5.–8. Klasse oder 1.–4. Klasse eines ORG Oberstufenrealgymnasium). Bei den berufsbildenden Schulen (BMHS) verwendet man die Bezeichnung Jahrgänge (also I. bis V. Jg.).
Außerdem wird in den Lehrplänen der AHS noch fachlich in die Stundentafel 1./2. Klasse (5./6. Schulstufe), 3./4. Klasse (7./8. Schulstufe), und 5.–8. Klasse (Oberstufe) unterschieden.[7] Sie haben abgegrenzte Bildungsziele, die im Rahmen der Schulautonomie mit Fächern belegt werden können, und trotzdem den Schulwechsel mit 12 oder 14 Lebensjahren vereinfachen.
Im Regelalter von 16 (10./11. Schulstufe) gibt es in Österreich keinerlei prägnanten Einschnitt im Bildungssystem, mit 15 (Ende 9. Schulstufe) nur das Ende der Unterrichtspflicht, in der die allgemeinbildenden Pflichtschulen mit der Polytechnischen Schule und Sonderschule enden.
Die historischen lateinischen Jahrgangsbezeichnungen der mittleren und höheren Schulen verliefen in dieselbe Richtung, also gegengleich zur deutschen oder schweizerischen Einteilung. Sie begannen in der heutigen 5. Stufe (etwa 10. Lebensjahr) mit der Prima und gingen weiter mit der Sekunda, Tertia, Quarta, Quinta, Sexta, Septima bis zur Oktava mit der Matura[8] Es gab dadurch auch keine Unterteilung in „Ober~“ und „Unter~“.
Schweiz
In der Schweiz existieren zwölf Jahrgangsstufen, welche in die drei Übergeordneten Stufen der Primarstufe, Sekundarstufe I und Sekundarstufe II eingeordnet werden. Hierbei umfasst die Primarstufe die Jahrgangsstufen 1–6, in einigen Kantonen 1.–4. Die Sekundarstufe I kann an einer Realschule, Sekundarschule, Bezirksschule oder einem Progymnasium absolviert werden und umfasst die Jahrgangsstufen 7.–9. Die Sekundarstufe II enthält die Klassenstufen 10–12, und kann an einem Gymnasium, einer Kantonsschule oder einer Berufsbildenden Schule absolviert werden.
Des Weiteren existieren Bezeichnungen, die in einzelnen Kantonen üblich waren oder auch heute noch verwendet werden: Beispielsweise die Bezeichnung Sekunda für die elfte Klassenstufe des Gymnasiums oder Oberprima für die ehemals vorhandene 13. Jahrgangsstufe im Gymnasium.
Die historischen Jahrgangsbezeichnungen liefen wie in Deutschland.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Reichsgrundschulgesetz vom 28. April 1920 Documentarchiv.de
- ↑ Theodor Ballauff: Funktionen der Schule: historisch-systematische Analysen zur Scolarisation. Beltz, 1982, S. 125
- ↑ Adolf Zinow (Hrsg.): 9. Programm des Gymnasiums der Stadt Pritz, womit zu der öffentlichen Prüfung ergebenst einladet- Pyritz 1868, S. 40 (Google Buch in der Google Buchsuche)
- ↑ Diese Abkürzungen finden sich z. B. auf den sogenannten Schülerkarten, die zum Abschluss hergestellt und verschickt wurden, siehe z. B. Schülerkarten aus Konstanz – ein interessanter Spiegel vergangener Zeiten, abgerufen am 14. Juli 2013
- ↑ Abkommen zwischen den Ländern der Bundesrepublik zur Vereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulwesens (Vom 28. Oktober 1964 in der Fassung vom 14. Oktober 1971). (PDF; 1,21 MB) KMK Erg.-Lfg. Nr. 18 vom 9. Februar 1973. In: kmk.org. KMK, 22. August 1978, S. 3, archiviert vom Original am 15. Oktober 2012; abgerufen am 6. Februar 2015 (§ 8).
- ↑ Homepage des Gymnasiums Schloss Plön
- ↑ Schulformensystematik. Kennzahlenverzeichnis der Schulformen des österreichischen Schulwesens. (2002 ff., Link auf aktuelle Fassung bmukk.gv.at).
- ↑ So etwa in Der Schüler Gerber. Dazu der reichsdeutsche Kurt Tucholsky 1930: „Um mit dem Negativen anzufangen: es ist schade, daß die Äußerlichkeiten zufällig österreichisch sind – die Reichsdeutschen müssen sich manches erst übersetzen. Mit dem Begriff ›Oktavaner‹ verbinden wir kleine Kerle – bei denen sind es unsre Primaner. ›Absolvieren‹ sagen wir nicht; bei uns macht einer sein Abitur. Das sind natürlich nur Äußerlichkeiten, schließlich konnte Torberg das nicht umnennen, nur um uns einen Gefallen zu tun. Ich sags nur.“ (Kurt Tucholsky: Auf dem Nachttisch. In: Gesammelte Werke in zehn Bänden. 8, Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 117 (Erstveröffentlicht unter dem Pseudonym Peter Panter in Die Weltbühne, Nr. 17 vom 22. April 1930, S. 621, S. 116–123 bei zeno.org).)
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