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Jean-Louis Jeanmaire

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Jean-Louis Jeanmaire, 1990

Jean-Louis Jeanmaire (auch Jeanmaire-dit-Quartier; * 25. März 1910 in Biel; † 29. Januar 1992 in Bern; heimatberechtigt in Les Brenets und Mont-Tramelan) war ein Schweizer Offizier. Als Brigadier war er der ranghöchste verurteilte Schweizer Landesverräter des zwanzigsten Jahrhunderts.

Vorgeschichte

Jeanmaire schloss 1934 sein Architekturstudium an der ETH Zürich ab. 1940 wurde er Instruktor bei der Infanterie, 1943 in den Generalstab aufgenommen, 1948 Major, 1957 Oberst, 1969 Brigadier und Chef des Bundesamts für Luftschutztruppen. Von 1939 bis 1976 hatte er einen Lehrauftrag an den Militärschulen der ETH Zürich.

Jeanmaire heiratete 1943 Yvonne Burtscher, die Tochter des Linguistikprofessors Jules Burtscher, der 1919 aus der Krim ausgewiesen worden war. Ab 1961 freundete er sich mit Oberst Wassili Denissenko an, dem Militär- und Luftwaffenattaché an der sowjetischen Botschaft in Bern von 1959 bis 1964, der auch der Vertreter des Militärnachrichtendienstes GRU war. Ihm und seinen Nachfolgern übergab er wiederholt klassifizierte Angaben über die Schweizer Armee.

Jeanmaire-Affäre und -Prozess

Jeanmaire nach seiner Verurteilung in erster Instanz in Lausanne, 17. Juni 1977

Mitte der 1970er Jahre warnte ein ausländischer Nachrichtendienst die Schweizer Behörden über ein Informationsleck. Jeanmaire wurde im August 1976 verhaftet, vor das Divisionsgericht 2 in Lausanne gestellt und am 17. Juni 1977 wegen Landesverrats zu 18 Jahren Haft verurteilt, degradiert und aus der Armee ausgeschlossen. Seine ebenfalls angeklagte Frau wurde freigesprochen. Jeanmaire legte Rekurs ein, worauf das Militärkassationsgericht das Urteil am 3. Februar 1978 bestätigte. Das sehr strenge Urteil (der Auditor hatte 12 Jahre gefordert) ist im Kontext des Kalten Krieges zu sehen. Ausserdem wurde eine Einschränkung der Schweizer Importe von Hochtechnologie aus Amerika befürchtet; ebenso erwartete die öffentliche Meinung ein exemplarisches Urteil.

Die Anklage vertrat während Jeanmaires Prozess die Ansicht, er habe nicht aus finanziellen oder ideologischen Motiven gehandelt, sondern aus Eitelkeit und Groll darüber, dass er sich bei Beförderungen übergangen gefühlt hatte.[1]

Nach dem Urteil

Jeanmaire verlangte 1984 und 1985 eine Revision des Urteils, die aber abgelehnt wurde. 1988 wurde er vorzeitig aus der Haft entlassen. Er kämpfte bis zu seinem Tod um seine Rehabilitation. 1990 hielt Jeanmaire eine 1.-August-Rede auf der Vue des Alpes.

Die Jeanmaire-Affäre ist das Thema von Urs Widmers Theaterstück Jeanmaire: Ein Stück Schweiz (1992) und John le Carrés Reportage Ein guter Soldat (1991).

Literatur

  • John le Carré: Ein guter Soldat. Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1991, ISBN 3-462-02140-0 (Reportage).
  • Urs Rauber: Der Fall Jeanmaire. Memoiren eines «Landesverräters». Der Ex-Brigadier im Fadenkreuz von Politik und Geheimdiensten. Weltwoche-ABC-Verlag, Zürich 1991, ISBN 3-85504-134-2 (Sachbuch, enthält die kommentierten Erinnerungen Jeanmaires und den vollständigen Text des Urteils).
  • Jürg Schoch: Fall Jeanmaire, Fall Schweiz. Wie Politik und Medien einen «Jahrhundertverräter» fabrizierten. «hier + jetzt», Verlag für Kultur und Geschichte, Baden 2006, ISBN 3-03-919026-1 (Sachbuch).
  • Urs Widmer: Jeanmaire: Ein Stück Schweiz. Mit Anmerkungen zum Fall Jeanmaire von Urs Rauber. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-88661-136-1 (Theaterstück).
  • Franz Kasperski: Der Landesverrat des Jean-Louis Jeanmaire (2014)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gen. Jean-Louis Jeanmaire, 81, Swiss Spy, New York Times, 31. Januar 1992 (Nachruf), abgerufen am 13. April 2013
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Jean-Louis Jeanmaire aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.