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Jodenbuurt

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Die Jodenbuurt (deutsch: Judenviertel, auch: jüdisches Viertel) war bis zum Zweiten Weltkrieg ein Stadtviertel in der Amsterdamer Innenstadt. Dazu gehörten die Jodenbreestraat, Uilenburg, Waterlooplein, Rapenburg en Nieuwe Herengracht, später auch der Nieuwmarkt, Sint Antoniesbreestraat, de Plantage, Weesperstraat und Weesperplein.

Die Jodenbreestraat 1884. Links die Hinterseite der Mozes en Aäronkerk

Geschichte

1593 kamen aus Portugal und Spanien die ersten sephardischen Juden nach Amsterdam, die sich in der Umgebung der Jodenbreestraat und dem Waterlooplein niederließen. Im 17. Jahrhundert zogen ebenfalls viele askenasische Juden aus Mittel- und Osteuropa in das Viertel. Die jüdische Bevölkerung zählte 1612 rund 500 Personen, 1620 waren es etwa 1000 und 1672 circa 2500. Die jüdischen Bürger gaben der Stadt Amsterdam den Namen Mokum, abgeleitet vom hebräischen Wort Makom („Ort“)[1] um anzudeuten, dass sie sich in der Stadt zuhause fühlten. 1579 erhielten mit der Utrechter Union alle Einwohner der Republik Glaubensfreiheit. Zum ersten Mal in Europa wurde die Glaubensfreiheit gesetzlich festgelegt.[2]

Um 1600 kamen die ersten Juden aus Deutschland nach Amsterdam und zwischen 1602 und 1610 wurde die erste Synagoge, Bet Jokob, errichtet. Zwischen 1608 und 1612 kam die zweite Synagoge, Neve Sjalom, hinzu und 1618 die dritte mit dem Namen Bet Israel. Das jüdische Viertel konzentrierte sich um den Waterlooplein, die Jodenbreestraat und die Wibautstraat. Auf dem Waterlooplein wurde Straßenhandel getrieben,[3] ebenso entstanden Buchdruckereien und einige Diamantschleifereien.

In den 1930er Jahren flohen viele Juden aus Deutschland vor den Verfolgungen der Nationalsozialisten in die Niederlande. Die niederländische Regierung war nur bereit, Juden aufzunehmen, die sich in „direkter Lebensgefahr“ befanden. 1933 wurde der Beschluss gefasst, dass für den Staat keine finanziellen Unkosten entstehen durften.[4][5]

Während des Zweiten Weltkriegs standen die Niederlande vom Mai 1940 bis zum Mai 1945 unter deutscher Besatzung. 1941 wurde die Jodenbuurt in Amsterdam von den Nationalsozialisten zum Ghetto erklärt und stetig wachsenden Einschränkungen unterworfen. Am 10. Januar 1941 mussten sich alle jüdischen Bürger registrieren lassen. Ab 6. Juli 1942 durften Juden nicht mehr telefonieren und keine nichtjüdischen Personen besuchen. Autofahren für Juden wurde am 23. Oktober 1942 verboten, und im Mai, Juni und September 1943 fanden in Amsterdam drei große Razzien statt.[6]

Mittelpunkt des heutigen kulturellen jüdischen Lebens ist das Joods Historisch Museum in Amsterdam. Jährlich finden Film- und Musikfestivals statt. Es gibt zwei jüdische Bibliotheken, Et Haim – Livraria Montezinos und in der Universität von Amsterdam die Bibliotheca Rosenthaliana. Darüber hinaus bestehen verschiedene Jugend-, Studenten- und Frauenorganisationen.[7]

Jodenbuurt

Jodenbuurt in Amsterdam, 1889. Von Eduard Alexander Hilverdink

Jodenbreestraat

Zwischen dem Neumarkt und der Sint Antoniessluis (Sint Antoniesschleuse) lag die Straße Sint Antoniesbreestraat. Ein 200 m langer Teil dieser Straße zwischen der Schleuse und dem Platz Mr. Visserplein bekam in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts den Namen Jodenbreestraat, da sich dort viele jüdische Händler niederließen. Die Straße diente als Marktplatz und 1893 mussten die Händler auf Anordnung der Gemeinde ihren Straßenmarkt auf den Waterlooplein verlegen. Dieses Viertel, im Volksmund auch Jodenhoek (wörtlich: „Jodenecke“) genannt[8], lag zwischen dem Hauptbahnhof Amsterdam, dem Kloveniersburgwal, der Valkenburgerstraat und der Prins Hendrikkade. Etwa 25.000 Juden lebten hier.

Sint Antoniesbreestraat

Diese Straße gehörte zur Jodenbuurt und liegt zwischen dem Sint Antoniespoort (heute: de Waag), eine Stadtwaage am Neumarkt und der Schleuse Sint Antoniessluis. Im 17. Jahrhundert war es rund um die Straße ein Viertel für Künstler. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele der alten Häuser abgebrochen

Visserplein

Das Joods Historisch Museum in Amsterdam am J.D. Meijerplein.

Dieser Platz (Mr. Visserplein) wurde nach Lodewijk Ernst Visser genannt, Präsident des Hohen Rates (Hoge Raad). Der Visserplein gehörte ebenfalls zur Jodenbuurt. Auf dem Platz steht die Portugiesische Synagoge, einst die größte von Europa.[9] Dieser gegenüber befindet sich der aus vier ehemaligen Synagogen bestehende Hoogduitsche Synagogenkomplex, in dem heute das Joods Historisch Museum untergebracht ist.

Waterlooplein

Der Marktplatz Waterlooplein wurde 1882 angelegt und die Grachten Leprozengracht und Houtgracht trockengelegt. Der Platz (Plein) grenzt an den Fluss Amstel, dem Zwanenburgwal und dem Mr. Visserplein. Im Zweiten Weltkrieg erklärten die Nationalsozialisten den Waterlooplein zum Judenviertel. Im Winter 1944 wurden viele Häuser wegen der großen Hungers- und Brennstoffnot geplündert.[10]

Uilenburg

Die Insel Uilenburg kam zusammen mit Rapenburg und Valkenburg, die am Amsterdamer IJ liegen, 1593 zur Gemeinde Amsterdam. Vor dem und im Zweiten Weltkrieg gehörten die Inseln zur Jodenbuurt und Ende des 19. Jahrhunderts war Uilenburg so dicht bevölkert, dass viele ansteckende Krankheiten vorkamen. Von 861 Wohnungen wurden 1910 368 Wohnungen als unbewohnbar erklärt ubd saniert. Der größte Teil der jüdischen Bürger kam während des Krieges in Vernichtungslager (Vernietigingskampen).[11]

Rapenburg

Die Halbinsel Rapenburg wurde zur Zeit der zweiten großen Stadtausbreitung (zwischen 1578 und 1665) von Amsterdam angelegt. Auch sie gehörte zur Jodenbuurt und die Straße Rapenburgerstraat hatte eine Synagoge, eine Diamantenschleiferei, ein Waisenhaus für Mädchen sowie ein Portugiesisch-Israelitisches Krankenhaus. Nachdem die jüdische Bevölkerung während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg weitgehend in den Vernichtungslagern umgekommen war, fiel Rapenburg in den sechziger Jahren der Verkehrsachse Weesperstraat - IJtrunnel zum Opfer.

Plantagebuurt

Ab 1900 wohnten in dem Viertel, das auch de Plantage genannt wird, viele jüdische Bürger. Die Plantagebuurt liegt rund um den Zoo Artis und grenzt an der nördlichen Seite an den Amsterdamer Grachtengürtel. Hier liegt der Wertheimpark, das Auschwitz-Monument und das Verzetsmuseum, ein Museum, das den Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufzeigt. [12]

Weesperplein und Weesperstraat

Der Weesperplein liegt zwischen der Sarphatiestraat und der Nieuwe Achtergracht. Er verbindet die Weesperstraat mit dem Rijnspoorplein in Richtung der Weesperstraat. 1663 wurde die Weesperstraat angelegt und verband den Weesperpoort mit dem Ort Weesp. In den 1960er Jahren wurde die (frühere) Weesperstraat abgebrochen und ist seitdem eine verkehrsreiche Verbindung zwischen dem Weesperplein und dem J.D. Meijerplein. Der frühere Straßenname blieb erhalten. Als Teil der früheren Jodenbuurt wurde die damals schmale Straße von der jüdischen Bevölkerung Wazepergas mit dem Hinweis auf die deutsche Bezeichnung Gasse (Gas) genannt.

1937 wurde am Weesperplein das Pflegeheim de Joodsche Invalide (wörtlich: „der jüdische Invalide“) eröffnet. Am 1. März 1943 wurden alle Insassen und das Pflegepersonell des Heimes von den Nationalsozialisten deportiert. Zur Erinnerung befindet sich an der Mauer eine bronzene Tafel. Ein Monument für Joodse Erkenntlijkheid (wörtlich: „jüdische Erkenntlichkeit“) entwarf 1947 Jobs Wertheim und steht seit 1968 in der Weesperstraat.[13]

Nieuwe Herengracht

Die Nieuwe Herengracht entstand bei der letzten großen Stadtausbreitung östlich der Amstel bis zur Schippersgracht. Dieser Kanal gehörte, ebenso wie die Nieuwe Keizersgracht und die Nieuwe Prinsengracht zu der damaligen wohlhabenden Jodenbuurt.[14]

Weiterführende Literatur

  • Selma Leydesdorff: Wij hebben als mens geleefd. Het joodse proletariaat van Amsterdam 1900 bis 1940. Uitgeverij Meulenhoff, Amsterdam, 1987, ISBN 90-290-9895-3.
  • Ab Caransa: Verzamelen op het Transvaalplein. Ter nagedachtenis van het joodse proletariaat van Amsterdam. Bosch & Keuning, 1984, ISBN 90-246-4523-9.
  • Flip ten Cate: Dit volckje seer verwoet: een geschiedenis van de Sint Antoniesbreestraat. Amsterdam: Uitgeverij Pantheon, 1988, ISBN 90-72653-01-7.
  • Barbara Beuys: „Leben mit dem Feind“. Amsterdam unter deutscher Besatzung 1940-1945. Hanser, München 2012

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Amsterdam Mokum-Events. Niederländisch, abgerufen am 15. November 2011
  2. Autor: Jeanette Loeb. Jüdische Geschichte Amsterdam (deutsch). Abgerufen am 15. November 2011
  3. Kultur und Geschichte vom Waterlooplein. Vom Joods historisch museum. Niederländisch. Mit Satellitenfoto, abgerufen am 15. November 2011
  4. Oorlog, vervolging, verzet, honger en bevrijding in Plan Zuid. Niederländisch, abgerufen am 4. Februar 2013
  5. Oorlog, vervolging, verzet, verraad, vernieling, honger en bevrijding in Plan Zuid. Niederländisch, abgerufen 1m 4. Februar 2013
  6. Chronologie Antijüdischer Maßregeln. Niederländisch, abgerufen am 4. Februar 2013
  7. Autor: Jeanette Loeb. Jüdische Geschichte Amsterdam (deutsch). Abgerufen am 16. Oktober 2011
  8. Nederland in de Tweede Wereldoorlog. Unter: 11. Februar 1941. Niederländisch, abgerufen am 14. November 2011
  9. Geschichte der Portugese Synagoge. Niederländisch, abgerufen am 4. Februar 2013
  10. Informationen über die Geschichte vom Waterlooplein. Niederländisch, abgerufen am 14. November 2011
  11. Geschichte von Uilenburg. Niederländisch, abgerufen am 14. November 2011
  12. de Plantage Amsterdam
  13. Kurze Geschichte vom Weesperplein. Mit Fotos. Abgerufen am 15. November 2011 (niederländisch).
  14. Kurze Geschichte der Nieuwe Herengracht. Mit Fotos. Niederländisch, abgerufen am 14. November 2011
52.3690654.902427
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