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Josef Winkler (Autor)
Josef Winkler (* 3. März 1953 in Kamering bei Paternion in Kärnten) ist ein österreichischer Schriftsteller.
Leben und Arbeit
Josef Winkler wuchs in seinem Geburtsort auf dem Bauernhof seiner Eltern auf. Sein Elternhaus beschreibt er als „sprachlose Welt“, er fühlte sich früh zur Sprache hingezogen – der grobe Vater hat ihn abgelehnt, die Mutter, die ihre Brüder früh verloren hat, war verstummt, und es gab eine taubstumme Magd. In diesem Dreieck sei er aufgewachsen. Er erkannte früh einen Klassenunterschied zwischen Lehrersöhnen und Bauernsöhnen, wie seine Mutter sagt, es gibt kein Geld für Bücher. Früh gab es eine Besessenheit, zu Büchern, „zu Sprache“, zu kommen.[1]
Nach der achtjährigen Volksschule besuchte er drei Jahre die Handelsschule in Villach. Danach arbeitete er im Büro der Oberkärntner Molkerei. Später besuchte er die Abendhandelsakademie in Klagenfurt und arbeitete tagsüber im Betrieb eines Verlags, der Karl-May-Bücher produzierte. Von 1973 bis 1982 arbeitete er in der Verwaltung der Klagenfurter Universität für Bildungswissenschaften;[1] ab 1979 war er freigestellt. Josef Winkler organisierte zu dieser Zeit einen Literarischen Arbeitskreis in Zusammenarbeit mit Alois Brandstetter und gab die Literaturzeitschrift Schreibarbeiten heraus.
Im Jahr 1979 gewann er mit dem Roman Menschenkind hinter Gert Hofmann den zweiten Preis beim Ingeborg-Bachmann-Preis. Das Buch bildet gemeinsam mit den folgenden Romanen Der Ackermann aus Kärnten und Muttersprache die Trilogie Das wilde Kärnten.
In Josef Winklers Texten spielen die Themen Tod und Homosexualität eine bedeutende Rolle – Winkler beschreibt, ausgehend von autobiografischen Erfahrungen, die Probleme, denen ein Individuum in einer patriarchal und katholisch geprägten Welt begegnen muss. Josef Winkler stellte für sein Werk den Bezugsrahmen zu anderen Schriftstellern her, mit denen ihn zentrale Themen wie Tod, Isolation und Homosexualität verbinden, darunter etwa Jean Genet, Peter Handke und Hans Henny Jahnn, wobei auch der expressionistisch geprägte literarische Ausdruck faszinierte.[1] Auch Winklers zahlreiche Reisen nach Italien und vor allem Indien fanden und finden vielfach Eingang in sein Werk. Mehrmals beschreibt der Autor indische Totenrituale, wie sie in der indischen Stadt Varanasi stattfinden, und setzt diese in Kontrast zu den katholisch geprägten Ritualen seiner Heimat. Zuletzt erschien im Februar 2013 das Frühwerk Wortschatz der Nacht.
Anlässlich der Eröffnung des 33. Ingeborg-Bachmann-Preises 2009 hielt Josef Winkler die traditionelle „Klagenfurter Rede zur Literatur“.[2] Sie sorgte für Aufsehen, da der Schriftsteller in ihr die Regierenden der Stadt Klagenfurt und des Landes Kärnten heftig kritisierte; etwa dafür, dass Klagenfurt einerseits immer noch keine eigene Stadtbibliothek hat, was von den Verantwortlichen mit Geldmangel begründet wird, andererseits ein Steuerberater der Landesregierung während des Verkaufs der Hypo Alpe Adria an die BayernLB ein Honorar von sechs Millionen Euro erhielt und Land und Stadt sich den Bau des 70 Millionen Euro teuren Fußballstadions in Klagenfurt (Hypo Group Arena) durchaus leisten konnten.[3]
Josef Winkler ist Mitglied der Grazer Autorenversammlung und der Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren. Im Oktober 2010 wurde er in den Österreichischen Kunstsenat aufgenommen, dessen Präsident er ist.[4] Winkler ist verheiratet und Vater zweier Kinder.[1]
Auszeichnungen
- Ehrendoktorat der Universität Klagenfurt 2009[5]
- Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 2008
- Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur 2007
- Franz-Nabl-Preis der Stadt Graz 2005
- Alfred-Döblin-Preis 2001
- Otto-Stoessl-Preis 2001
- André-Gide-Preis 2000 – für Wenn es soweit ist. und für seinen Übersetzer ins Französische, Bernard Banoun
- Berliner Literaturpreis 1996
- manuskripte-Preis des Landes Steiermark 1996
- Bettina-von-Arnim-Preis 1995
- Stadtschreiber von Bergen 1994/1995
- Kranichsteiner Literaturpreis 1990
- Anton-Wildgans-Preis 1980
- Sonderpreis der Klagenfurter Jury beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1979
Veröffentlichungen
- Mutter und der Bleistift, Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-42358-5
- Wortschatz der Nacht, Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-42357-8.
- Die Realität so sagen, als ob sie trotzdem nicht wär oder Die Wutausbrüche der Engel. Suhrkamp, 2011, ISBN 978-3-518-42137-6.
- Die Wetterhähne des Glücks und Die Totenkulterer von Kärnten. Wieser Verlag, 2011, ISBN 978-3-85129-930-4.
- Schwimmer, kasteie dein Fleisch. Bilder und Texte. Bibliothek der Provinz, 2010, ISBN 978-3-900000-71-4.
- Kalkutta. Tagebuch I. Bibliothek der Provinz, 2010, ISBN 978-3-902416-80-3.
- Der Katzensilberkranz in der Henselstraße. Suhrkamp, 2009, ISBN 978-3-518-06132-9.
- Josef Winkler - Der Kinoleinwandgeher. Ein Film von Michael Pfeifenberger. Text: Josef Winkler. Bibliothek der Provinz 2008, ISBN 978-3-85252-956-1
- Ich reiß mir eine Wimper aus und stech dich damit tot. Suhrkamp, 2008, ISBN 978-3-518-12556-4.
- Roppongi. Requiem für einen Vater. Suhrkamp, 2007, ISBN 978-3-518-41921-2.
- Indien Varanasi, Harishchandra. Reisejournal. Bibliothek der Provinz, 2006, ISBN 3-85252-757-0.
- Leichnam, seine Familie belauernd. Suhrkamp, 2003, ISBN 3-518-12442-0.
- Natura Morta. Römische Novelle, Suhrkamp, 2001, ISBN 3-518-41269-8.
- Wenn es soweit ist. Suhrkamp, 1998, ISBN 3-518-41011-3.
- Domra. Suhrkamp, 1996, ISBN 3-518-40803-8.
- Das wilde Kärnten (= Menschenkind. Der Ackermann aus Kärnten. Muttersprache), Suhrkamp, 1995
- Das Zöglingsheft des Jean Genet. Suhrkamp, 1992, ISBN 3-518-40492-X.
- Friedhof der bitteren Orangen. Suhrkamp, 1990, ISBN 3-518-40292-7.
- Der Leibeigene. Suhrkamp, 1987, ISBN 3-518-02669-0.
- Die Verschleppung. Suhrkamp, 1983, ISBN 3-518-11177-9.
- Muttersprache. Suhrkamp, 1982, ISBN 3-518-04674-8.
- Der Ackermann aus Kärnten. Suhrkamp, 1980, ISBN 3-518-04683-7.
- Menschenkind. Suhrkamp, 1979, ISBN 3-518-04682-9.
Literatur
- Michael Fisch: Gesten und Gespräche. Über Hubert Fichte. Mit Herbert Jäger, Hermann Peter Piwitt und Josef Winkler. Rimbaud Verlag, Aachen 2005, ISBN 3-89086-615-8.
- Christina Höfferer, Andreas Kloner: Josef Winkler. Jeder Satz ein Menschengesicht. ORF-Radiofeature 2008, 40 Min.
- Dirck Linck: Halbweib und Maskenbildner. Subjektivität und schwule Erfahrung im Werk Josef Winklers. rosa Winkel, Berlin 1993, ISBN 3-86149-011-0.
- Benoît Pivert: Josef Winkler oder das Gefängnis der Vergangenheit. In: Anne-Marie Corbin, Friedbert Aspetsberger (Hrsg.): Tradition und Modernen. Historische und ästhetische Analysen der österreichischen Kultur. Studien-Verlag, Innsbruck 2008, ISBN 978-3-7065-4448-1.
- Christina Ujma: Die Toten tun mir nichts. Barock, todesversessen und schräg. Josef Winkler erhält den Büchner-Preis 2008. auf: freitag.de
- Christina Ujma: Barocker Naturalismus. Josef Winklers römische Novelle "Natura Morta". auf: literaturkritik.de
Weblinks
- Literatur von und über Josef Winkler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „Portrait Josef Winkler“ beim Suhrkamp-Verlag
- Rezensionen zu Werken von Josef Winkler bei perlentaucher.de
- Winkler liest aus „Roppongi. Requiem für einen Vater“
- Der Katzensilberkranz in der Henselstrasse. Klagenfurter Rede zur Literatur, 24. Juni 2009.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 Eigenaussage, Ö1 – im Gespräch, vom 20. Jänner 2001.
- ↑ Der Katzensilberkranz in der Henselstrasse. Klagenfurter Rede zur Literatur, 24. Juni 2009.
- ↑ Bachmannpreis: Josef Winkler rechnet politisch ab. auf: DiePresse.com 24. Juni 2009.
- ↑ Österreichischer Kunstsenat: Josef Winkler neues Mitglied. auf: derStandard.at. 6. Oktober 2010.
- ↑ Homepage der Universität Klagenfurt: Ehrendoktorat an Schriftsteller Josef Winkler, 13. Oktober 2009
Personendaten | |
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NAME | Winkler, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 3. März 1953 |
GEBURTSORT | Kamering bei Paternion |
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