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Judo
Judo (jap. 柔道 jūdō [erste Silbe stimmhaft: dʒɯːdoː; im Deutschen zumeist ˈjuːdo] wörtlich ‚sanfter/flexibler Weg‘, abgeleitet von jū ‚sanft‘, ‚nachgiebig‘, ‚flexibel‘ und dō ‚Weg‘) ist eine japanische Kampfsportart, deren Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ beziehungsweise „maximale Wirkung bei einem Minimum an Aufwand“ ist.
Gegründet wurde Judo von Kanō Jigorō (1860–1938) Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieser schuf eine Symbiose aus verschiedenen alten Jiu-Jitsu-Stilen (Koryu), welche er seit seiner Jugend mit großem Fleiß trainiert hatte.
Ein Judo-Kämpfer wird auch Judoka (jap. 柔道家) genannt, wobei das Suffix „Ka“ (jap. 家) die Bedeutung von „jemand, der in etwas bewandert ist“ hat.
Judo ist ein Weg zur Leibesertüchtigung und darüber hinaus auch eine Philosophie zur Persönlichkeitsentwicklung. Zwei philosophische Grundprinzipien liegen dem Judo im Wesentlichen zugrunde. Zum einen das gegenseitige Helfen und Verstehen zum beiderseitigen Fortschritt und Wohlergehen (jita kyōei, 自他共栄) und zum anderen der bestmögliche Einsatz von Körper und Geist (seiryoku zenyō, 精力善用).
Ziel ist es, diese Prinzipien als eine Haltung in sich zu tragen und auf der Judomatte (jap. Tatami) bewusst in jeder Bewegung zum Ausdruck zu bringen. Ein Judo-Meister hört demnach im Idealfall niemals auf, Judo zu praktizieren, auch wenn er nicht im Dōjō (Trainingshalle) ist. Die beiden Säulen des Judo sind im traditionellen Sinne meist der Formenlauf, jap. Kata, und der Übungskampf, jap. Randori (auch als Wettkampf, jap. Shiai). Klassischerweise gehören daneben auch Kogi (講義, Lehrvortrag) und Mondō (問答, Lehrgespräch) zu diesen Säulen. Das heutige Judo ist stark von den Wettkampftechniken der letzten Jahre dominiert und wird dementsprechend von sogenanntem Techniktraining geprägt, bei dem gezielt dafür geeignete Techniken trainiert werden.
Geschichte
Ursprung
Die Wurzeln des Judo reichen bis in die Nara-Zeit (710–784) zurück. In den beiden damaligen Chroniken Japans, dem Kojiki (712) und dem Nihonshoki (720), gibt es Beschreibungen von Ringkämpfen, die mythischen Ursprungs sind. Seit 717 fanden am Kaiserhof alljährlich Preisringen statt, an denen Ringer aus allen Provinzen teilnahmen. Dieses Ringen wurde Sechie-Zumo genannt. Die Bushi griffen dieses Sumo auf und entwickelten daraus das yoroikumiuchi (Ringen in voller Rüstung).
Mit dem Aufstieg der Kriegerklasse Ende des 12. Jahrhunderts erlebten die Kampfkünste einen starken Aufschwung. Das kulturelle Geschehen wurde immer mehr vom Geist der Bushi bestimmt. In dieser Zeit entwickelten sich die Ursprünge des legendären Ehrenkodex', der später von Nitobe als Bushido beschrieben wurde.
Im Japan der Ashikaga-Epoche (1136–1568) entwickelten sich unterschiedliche waffenlose Nahkampfsysteme: Eine Variante war Kogusoku (kleine Rüstung). Diese Kampfart war nach den in dieser Zeit neu entwickelten leichteren Rüstungen benannt. In der Literatur und den historischen Dokumenten aus dieser Zeit finden sich weitere Nahkampfsysteme wie Tai-Jutsu (‚Körperkunst‘), Torite (‚Ergreifen der Hände‘), Koshi-no-Mawari (‚Hüfteindrehen‘), Hobaku (‚Ergreifen‘), Torinawajutsu (‚Kunst des Ergreifens und Verbindens‘).
In der Mitte des 16. Jahrhunderts führten die Portugiesen die Schusswaffen in Japan ein und die Kriegskünste – bugei mit Schwert, Pfeil und Bogen – verloren auf dem Schlachtfeld an Bedeutung. Ihre Traditionen wurden aber in der Edo-Zeit fortgeführt und im Sinne des Prinzips Bunbu (literarische Bildung und militärische Praxis) zur Pflicht gemacht.
Für das Prinzip des Nachgebens Ju in der Kampfkunst gibt es verschiedene Einflüsse, Erklärungen, Legenden und Anekdoten: Im Konjaku-Monogatari findet man zum ersten Mal den Begriff yawara (weich) im Zusammenhang mit einer Geschichte über das japanische Ringen. Stark waren sicherlich auch die chinesischen Einflüsse, denn seit der Ashikaga-Epoche wurde offiziell der Handel mit China aufgenommen und bis zum Ende des 16. Jahrhunderts immer weiter ausgedehnt.
Über die Entstehung des Ju Jutsu existieren unterschiedliche Berichte, die einen legendenhaften Charakter haben. Ihr historischer Wahrheitsgehalt ist schwer nachzuweisen. Die poetisch schönste ist sicherlich die Legende des Arztes Akiyama Shirobei aus Hizen, der in China Medizin und die Kunst der Selbstverteidigung studierte haben soll. Wieder in Japan, zog er sich in einen Tempel namens Dazai-Tenjin zurück. Der Überlieferung nach war es Winter, und am 21. Tag im Tempel setzte starker Schneefall ein. Er betrachtete die Bäume; ihm fiel auf, dass viele Äste unter der Last des Schnees brachen, die des Weidenbaums aber wegen ihrer Elastizität nachgaben und den Schnee abgleiten ließen. Auf Grund dieses Vorgangs soll der Arzt Shirobei das Prinzip des „Ju“ – Nachgebens – in der Kampfkunst eingeführt haben. In der ersten Hälfte der Edo-Epoche (17./18. Jahrhundert) entwickelten sich unzählige Jiu-Jiutsu- oder artverwandte Schulen – jap. Ryu.
Mit dem Ende der Tokugawa-Zeit und der Öffnung Japans kam es auch zu starken Veränderungen in der japanischen Gesellschaft. Durch die Meiji-Reform kam es zu einer Fülle von staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Reformen. Die japanischen Künste wurden stark zurückgedrängt, alles „Westliche“ hatte Vorrang. Doch schon zu Beginn der 1880er-Jahre gab es eine Rückbesinnung in Bezug auf die geistlichen und sittlichen Werte.
Kanō Jigorō (1860–1938) wuchs in diesem Japan der extremen Veränderungen auf. Er lernte Ju Jutsu an verschiedenen Schulen wie der Tenshinshinyo-Ryu und der Kito-Ryu.
1882 gründete Kanō Jigorō seine eigene Schule, den Kodokan (‚Ort zum Studium des Wegs‘) in der Nähe des Eisho-Tempels im Stadtteil Shitaya in Tokio. Er nannte seine Kunst Judo, da das Kanji (Schriftzeichen) Ju sowohl ‚sanft‘ als auch ‚Nachgeben‘ bedeuten kann und das Zeichen Do ebenfalls mit ‚Grundsatz‘ und nicht nur mit ‚Weg‘ übersetzt werden kann.
Sein System bestand neben Wurftechniken (Nage Waza) aus Bodentechniken (Ne Waza) sowie Schlag-, Tritt- und Stoßtechniken (Atemi Waza), die er dem System der Kito-Ryu und der Tenshinshinyo-Ryu entnommen hatte, traditioneller Ju Jutsu-Schulen, bei denen Kanō mittlerweile das Menkyo-Kaiden, die universelle Lehrerlaubnis und Meisterwürde innehatte. Es war sogar eine kleine Sparte Waffentechnik, z. B. mit Schwert und Stöcken, im Curriculum vorhanden. Kanō selektierte aber auch viele Techniken aus, welche dem von ihm gefundenen obersten Prinzip „möglichst wirksamer Gebrauch von geistiger und körperlicher Energie“ widersprachen. Dass er dabei aber alle „bösen“ Techniken entfernt hätte, die geeignet sind, einen Menschen ernsthaft zu verletzen oder zu töten, ist ein weitverbreiteter Irrtum, so sind Kata wie Kime-no-Kata oder der Kodokan Goshin-Jutsu durchaus gefährlich.
Judo setzte sich in Japan allerdings erst durch, als die Schüler Kanos im Jahre 1886 einen regulären Kampf zwischen der Kodokan-Schule und der traditionellen Ju Jutsu-Schule Ryoi-Shinto Ryu für sich entscheiden konnten. Aufgrund dieses Erfolgs verbreitete sich Judo in Japan rasch und wurde bald bei der Polizei und der Armee eingeführt. 1911 wurde Judo an allen Mittelschulen Pflichtfach. Es wird behauptet, Kano habe das Judo durchaus als ernstzunehmende Selbstverteidigungskunst inklusive Schlägen und Fußtritten konzipiert, ohne die ein Sieg über Ryoi-Shinto Ryu nicht möglich gewesen wäre.
Im Laufe der Zeit, besonders ab 1947, nachdem das Kodokan nach zweijähriger Zwangspause nach dem Zweiten Weltkrieg wieder eröffnet wurde, veränderte sich Judo immer mehr vom Nahkampfsystem zum Wettkampfsport. Schlag-, Tritt- und andere, den Gegner ernsthaft verletzende Techniken wurden als für den Wettkampf unnötig nicht mehr unterrichtet und gerieten dadurch teilweise in Vergessenheit. Die verbliebenen Techniken sind hauptsächlich Würfe (jap. Nage Waza), Falltechniken (jap. Ukemi Waza) und Bodentechniken (jap. Katame Waza). Entgegen der landläufigen Meinung gehören Schlag- und Tritttechniken nach wie vor zum Judo Allerdings werden Schläge und Tritte wie auch manch andere gefährlichere Techniken im heutigen Judo, wenn überhaupt, erst in den höheren Graduierungen unterrichtet.
Der berühmte japanische Regisseur Akira Kurosawa drehte seinen ersten Film Sanshiro Sugata 1943 über das Judo.
Der Weg in den Westen
1906 kamen japanische Kriegsschiffe zu einem Freundschaftsbesuch nach Kiel. Die Gäste führten dem deutschen Kaiser ihre Nahkampfkünste vor. Wilhelm II. war begeistert und ließ seine Kadetten in der neuen Kampfkunst unterrichten. Der damals bedeutendste deutsche Schüler war der Berliner Erich Rahn, der im Jahre 1906 die erste deutsche Jiu-Jiutsu-Schule gründete. Weitere Pioniere im Judo sind Alfred Rhode und Heinrich Frantzen (Köln). 1926 fanden in Köln im Rahmen der 2. Deutschen Kampfspiele die ersten Deutschen Judo (Jiu-Jiutsu)-Meisterschaften statt. 1932 wurde im Frankfurter Waldstadion die erste internationale Judo-Sommerschule durchgeführt. Anlässlich der Judo-Sommerschule wurde am 11. August 1932 der Deutsche Judo-Ring gegründet. Erster Vorsitzender wurde Alfred Rhode. Der Begriff Judo setzte sich, wie schon im restlichen Europa, auch in Deutschland durch. 1933 besuchte Kanō Jigorō mit einigen Schülern auf einer Europareise auch Deutschland und gab Lehrgänge in Berlin und München.
Im August 1933 wurde Judo von den Nationalsozialisten in das Fachamt Schwerathletik des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen (DRL) eingegliedert und verlor damit seine Eigenständigkeit. Nach der Überführung des Deutschen Reichsbundes in den Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) 1937 wurde Judo als eine Wettkampfdisziplin im Rahmen der originären Sportart Ju Jutsu behandelt. Die letzten Deutschen Meisterschaften in der NS-Zeit fanden 1941 in Essen statt. Die ersten Judo-Europameisterschaften wurden 1934 im Kristallpalast in Dresden ausgerichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Judo bis 1948 durch die Alliierten verboten. 1950 fanden in Dresden die ersten DDR-Einzelmeisterschaften und 1951 in Frankfurt die ersten Deutschen Meisterschaften in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg statt. 1952 wurde das Deutsche Dan-Kollegium (DDK) (Vorsitz: Alfred Rhode) und 1953 der Deutsche Judo-Bund (Vorsitz: Heinrich Frantzen) gegründet. In der DDR existierte seit 1952 die Sektion Judo im Deutschen Sportausschuß (Vorsitz: Lothar Skorning) als Vorläufer des 1958 gegründeten Deutschen Judo-Verbandes der DDR (DJV). Der DJV richtete 1966 die ersten DDR-Meisterschaften für Frauen aus. 1970 fanden in Rüsselsheim die ersten Deutschen Meisterschaften der Frauen in der Bundesrepublik statt. 1975 in München war das Geburtsjahr der ersten Frauen-Europameisterschaften.[1]
Bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 war Judo erstmals als olympischer Sport zu sehen. Der aus Köln stammende Wolfgang Hofmann gewann als erster Deutscher eine Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. Zu diesem Anlass brachten die Deutsche Bundespost und auch die Deutsche Post der DDR eine 20-Pfennig-Briefmarke mit Judo-Motiv heraus. 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt wurde Judo zunächst wieder aus dem olympischen Programm gestrichen. Seit 1972 bei den Olympischen Spielen in München gehört Judo beständig zum olympischen Programm. War Judo zunächst eine Männerdomäne, so wurde 1988 Frauen-Judo bei den Olympischen Spielen in Seoul als Demonstrationswettbewerb vorgestellt. Seit den Olympischen Spielen in Barcelona 1992 ist auch Frauen-Judo im olympischen Programm.
1956 fanden in Tokio die ersten Weltmeisterschaften statt. Damals gab es allerdings nur eine offene Gewichtsklasse. 1961 bei den dritten Weltmeisterschaften in Paris wurden dann erstmals Gewichtsklassen eingeführt. Dort gelang es dem Niederländer Anton Geesink erstmals, die Vormachtstellung der Japaner zu brechen und die japanischen Judoka zu besiegen.
Im Jahre 1988 war Judo erstmals bei den Paralympics in Seoul mit dabei. Seit 2004 in Athen gibt es auch Frauen-Judo im Programm der Sommer-Paralympics. Judo wird bei diesen Spielen von Blinden und Menschen mit geringem Sehvermögen praktiziert. Die paralympischen Athleten folgen denselben Regeln wie die Nichtbehinderten. Eventuelle Defizite werden durch zusätzliche Regelungen ausgeglichen. So besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass sich die Kämpfer und Kämpferinnen zur besseren Orientierung vor Kampfbeginn berühren dürfen.
Informationen über Erfolge deutschsprachiger Judoka sind in späteren Abschnitten zu finden.
Heute wird Judo in über 150 Ländern ausgeübt und ist damit die am weitesten verbreitete Kampfsportart der Welt.
Bezeichnung
Anfangs wurde die von Kano gegründete Kampfsportart noch Kano-Ju-Jutsu genannt, erst Anfang des 20. Jahrhunderts setzte sich die Bezeichnung Judo durch. Dies ist der Grund, weshalb in den ersten Publikationen im Westen der Begriff Ju-Jutsu verwendet wurde. Da die westlichen Ju-Jutsu-Schulen anfangs nur losen Kontakt mit der Kodokan-Organisation in Japan hatten, entwickelten sich dort spezielle Techniken. Die meisten der ursprünglichen Ju-Jutsu-Schulen wurden später offizielle Judo-Schulen und in vielen Schulen wurde parallel dazu auch das ursprüngliche Training unter der Bezeichnung Ju-Jutsu weiter trainiert.
Prinzip, Technik und Praxis
Traditionell tragen Judoka eine knöchellange weiße Baumwollhose (Zubon) und darüber eine halblange weiße Jacke (Uwagi) aus Baumwolle, die durch einen (weißen oder farbigen) Gürtel (Obi) zusammengehalten wird (Judo-Gi).
An der Gürtelfarbe kann man den Ausbildungsstand eines Judoka erkennen. Es gibt die Schülergrade (Kyu) und Meistergrade (Dan). Jeder Anfänger beginnt mit einem weißen Gürtel und kann dann durch eine Prüfung den nächsthöheren Grad erlangen. Der Prüfling demonstriert dabei Fallübungen, Stand- und Bodentechniken, die nach Höhe der Graduierung immer schwieriger werden. Die Schülergrade gehen bis zum braunen Gürtel. Die Meistergrade beginnen mit dem schwarzen Gürtel.
Um in Wettkämpfen die beiden Kontrahenten besser unterscheiden zu können, trägt bei internationalen Meisterschaften, aber auch bei Kämpfen in der Judo-Bundesliga der beim Aufrufen als zweiter genannte Judoka einen blauen Anzug. Ist dies nicht möglich, werden die Kämpfer durch einen roten bzw. weißen Gürtel unterschieden (zusätzlich zu ihrem Gürtel entsprechend ihrem Kyu- oder Dan-Grad).
Seit dem 1. August 2005 gilt für die dem DJB angeschlossenen Vereine in Deutschland die einheitliche Kyu-Prüfungsordnung, nach der zusätzlich in jeder Gürtelprüfung ab dem 3. Kyu (grüner Gürtel) eine Gruppe der Nage-no-kata vorgeführt werden muss, d. h., eine genau vorgeschriebene Abfolge von Bewegungsformen und Wurftechniken. Das Kata-Training führt häufig zu einem noch besseren Beherrschen der jeweiligen Techniken, da auf eine absolut saubere Ausführung derselben geachtet wird. Es gibt Boden- und Stand-Kata. Das Deutsche Dan-Kollegium (siehe Nationale Ebene) hat seine eigenen Prüfungsordnungen. Auch andere Länder besitzen ihre eigenen Prüfungsordnungen, so dass die verschiedenen Grade nicht ohne weiteres miteinander verglichen werden können, sondern nur jeweils in ihrem Umfeld (dem entsprechenden Verband) gelten. Dies gilt auch für etwaige Prüferlizenzen, die national unterschiedlich geregelt werden.
Gürtel
Schülergürtel
Grad | 9. Kyū | 8. Kyū | 7. Kyū | 6. Kyū | 5. Kyū | 4. Kyū | 3. Kyū | 2. Kyū | 1. Kyū |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Name | Kukyū | Hachikyū | Nanakyū | Rokkyū | Gokyū | Yonkyū | Sankyū | Nikyū | Ikkyū |
Farbe | weiß | weiß-gelb | gelb | gelb-orange | orange | orange-grün | grün | blau | braun |
Mindestalter (alt) | / | 7 Jahre (vollendet) |
8 Jahre (Jahrgang) |
9 Jahre (Jahrgang) |
10 Jahre (Jahrgang) |
11 Jahre (Jahrgang) |
12 Jahre (Jahrgang) |
13 Jahre (Jahrgang) |
14 Jahre (Jahrgang) |
empfohlenes Alter (seit 2015) | / | vollendetes 7. Lebensjahr | im 8. Lebensjahr (Jahrgang)* | im 9. Lebensjahr (Jahrgang)* | im 10. Lebensjahr (Jahrgang)* | im 11. Lebensjahr (Jahrgang)* | im 12. Lebensjahr (Jahrgang)* | im 13. Lebensjahr (Jahrgang)* | im 14. Lebensjahr (Jahrgang)* |
Mindestalter (seit 2015) | / | / | / | / | im 9. Lebensjahr | / | im 11. Lebensjahr | / | vollendetes 12. Lebensjahr |
Die Grafik zeigt die Einteilung der Schülergürtel entsprechend der Kyu-Prüfungsordnung des Deutschen Judo-Bundes. Das Deutsche Dan-Kollegium vergibt keine zweifarbigen Gürtel.
(*) Jahrgang bedeutet, dass die Prüfung in dem Jahr abgelegt werden kann, in dem das entsprechende Lebensjahr vollendet wird.[2][3]
Meistergürtel
Grad | 1. Dan | 2. Dan | 3. Dan | 4. Dan | 5. Dan | 6. Dan | 7. Dan | 8. Dan | 9. Dan | 10. Dan |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Name | Shodan | Nidan | Sandan | Yondan | Godan | Rokudan | Nanadan | Hachidan | Kudan | Jūdan |
Farbe | schwarz | schwarz | schwarz | schwarz | schwarz | rot-weiß | rot-weiß | rot-weiß | rot | rot |
Mindestalter | vollendetes 15. Lebensjahr* | – | – | – | – | – | – | – | – | – |
Normale Vorbereitungszeit | 2 Jahre | 3 Jahre | 4 Jahre | 5 Jahre | 6 Jahre | – | – | – | – | – |
Verkürzte Vorbereitungszeit | 1 Jahr | 2 Jahre | 3 Jahre | 4 Jahre | 5 Jahre | – | – | – | – | – |
* Bei mindestens 12 Punkten in der Wettkampferfolgskarte und Besitz des 1.Kyu ist eine Prüfungszulassung ab vollendetem 15. Lebensjahr möglich.[4]
In Deutschland wird nach dem Prüfungsprogramm des Deutschen Judo-Bundes e. V. maximal der 5. Dan vergeben. Höhere Grade sind selten, da sie nicht durch eine meisterhafte Technikbeherrschung zu erreichen sind, sondern ausschließlich verliehen werden. Sie repräsentieren sozusagen das jeweils bisherige Lebenswerk des Judoka. Der Bundesverband ist für Verleihungen ab dem 6. und maximal bis zum 9. Dan zuständig.[5] Der 10. Dan wird nur von der International Judo Federation (IJF) oder vom Kodokan, der ursprünglichen Judoschule in Japan, verliehen.
Der österreichische Judo-Verband ermöglicht die Prüfungszulassung zum 1. Dan ab dem vollendeten 16. Lebensjahr. Als Vorbereitungszeit gilt die angestrebte Dan-Graduierung in Jahren. Im ÖJV werden technische Prüfungen bis zum 6. Dan durchgeführt.[6]
Eine höhere Graduierung als der 10. Dan wird weltweit nicht vorgenommen – auch wenn dies theoretisch möglich wäre, da es keine offizielle Limitierung gibt. Dies bedeutete aber, die bestehenden Träger des 10. Dan zu degradieren. Kanō Jigorō, der Begründer des Judo, hatte keinen Dan im Judo, weder den 1. noch den 10. Dan, da aus japanischer Sicht niemand die Autorität besitzt, besaß oder besitzen wird, ihm einen Dan-Grad zu verleihen, da niemand im Judo über ihm stand oder steht.
Judotechnik (Waza)
Die Judo-Techniken lassen sich grob in vier Grundtypen einteilen:
- Nage Waza – Wurftechniken
- Katame/ Ne Waza – Bodentechniken
- Ukemi Waza – Falltechnik
- Atemi Waza – Schlagtechniken (Nur in Kata)
Der Schwerpunkt des modernen Judosports liegt in der sportlichen Ertüchtigung und nicht unbedingt in der Selbstverteidigung. Kanō Jigorō sagte, dass Judo vor allem dazu dienen soll, durch das Training von Angriffs- und Verteidigungsformen Körper und Geist zu stärken.
Wurftechniken (Nage-waza)
Wurftechniken werden angewandt, um den Partner vom Stand in die Bodenlage zu bringen. Es existiert eine Vielzahl von Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen. Die Techniken können nach unterschiedlichen Methodiken in Gruppen sortiert werden.
Am bekanntesten ist die traditionelle Unterteilung Gokyo. Die Gokyo ist eine Stoffsammlung und unterteilt in dem zur Anwendung kommenden Wurfprinzip:
- Tachi-waza (Standtechniken)
- Ashi-waza (Bein- und Fußwürfe)
- Koshi-waza (Hüftwürfe)
- Te-waza (Hand- und Armwürfe)
- Sutemi-waza (Selbstfallwürfe, auch „Opferwürfe“)
- Yoko-sutemi-waza (Selbstfallwürfe zur Seite)
- Ma-sutemi-waza (Selbstfallwürfe nach hinten)
Neben den Stoffsammlungen existieren methodische Systeme. Methodische Systeme bieten vor allem Unterstützung beim Erlernen der Wurftechniken. 3 bekannte Beispiele sind:
- Kyu-Prüfungsprogramm des Deutschen Judo-Bundes: Nach Schwierigkeitsgrad sortiert und vor allem an die Entwicklungsschritte von Kindern angepasst.[7][8]
- Judo-Wurfkreis: Reduziert die Vielzahl an Wurftechniken anhand von Bewegungsverwandtschaften (6 Basistechniken und deren Varianten)[9]
- 10 Lehrserien, jeweils als abgeschlossenes Übungsprogramm: Fußtechniken 1-3, Hüfttechniken 1-6, Selbstfalltechniken 1[10]
Falltechniken (Ukemi-waza)
Um sich bei den Würfen nicht zu verletzen, müssen alle Judoka Falltechniken erlernen. Dabei werden Techniken geübt, so zu fallen, dass man sich dabei nicht verletzt. Das Fallen wird nach allen Seiten trainiert: Seitwärts (Yoko-ukemi; nach rechts und links), rückwärts (Ushiro-ukemi) und nach vorn (Mae-ukemi). Die Falltechnik vorwärts ist auch als Judorolle (Mae-mawari-ukemi oder Zenpō Kaiten) bekannt. Träger höherer Gürtelgrade trainieren sie auch als Fall über ein Hindernis und dann als „freien Fall“ in der Luft.
Ähnliche Falltechniken finden sich bei allen anderen Kampfsportarten, die Wurftechniken kennen, wieder. Häufig sind nur Details, wie z. B. das anschließende Aufstehen oder die Art und Weise sich nach dem Fall vor weiteren Angriffen des Partners zu schützen, anders. So stehen Judoka bei der Fallschule vorwärts in Laufrichtung auf, Jiu Jitsuka aber drehen sich noch im Aufstehen herum, um den Angreifer sofort wieder im Blick zu haben.
Bodentechniken (Ne-waza)
In mancher Literatur zum Thema Judo wird für Bodentechniken auch der Begriff „Katame-waza“ verwendet. Dies ist jedoch eine begriffliche Ungenauigkeit, da Katame-waza grundsätzlich alle Festlege-Techniken umfassen, in diesem Sinne also beispielsweise auch Hebeltechniken im Stand.
Osae-komi-waza (Festhaltetechniken)
Mit Haltetechniken wird der geworfene Partner in der Rückenlage am Boden fixiert. Werden sie gut ausgeführt, ist es, selbst mit speziellen Befreiungstechniken, sehr schwierig, sich aus diesen zu befreien.
Man teilt die Haltetechniken in fünf Gruppen ein: Kesa-gatame, Kata/Ashi-gatame, Yoko-shiho-gatame, Kami-shiho-gatame und Tate-shiho-gatame. Jede Gruppe besteht aus einer Grundtechnik, welche durch zahlreiche Abarten ergänzt wird. Hinzu kommen noch zahlreiche mehr oder weniger spezielle Befreiungstechniken.
Kansetsu-waza (Hebeltechniken)
Hebeltechniken werden im Judo nur auf den Ellenbogen angewandt, wobei kontrollierter Druck auf das Gelenk aufgebracht und der Partner auch zur besseren Kontrollierbarkeit der Technik zugleich fixiert wird. Die Bewegung entgegen der anatomisch vorgesehenen Bewegungsrichtung führt zu einem Schmerz, welcher den Partner zur Aufgabe zwingt. Das signalisiert er durch Abklopfen, d. h. dem Klopfen mit einem beliebigen Körperteil auf die Matte, den Partner oder durch den Ausruf von „Maitta“ („Ich gebe auf“), z. B. wenn er sich nicht bewegen kann. Man unterscheidet zwei Arten von Hebeltechniken: Streckhebel (Gatame-Gruppen) oder Beugehebel (Garami-Gruppen). Darüber hinaus werden die Hebeltechniken noch nach dem Hebelprinzip unterteilt.
In anderen Sportarten, z. B. Jiu Jitsu, werden Hebel auch gegen die Beine, Handgelenk, Schulter, Finger und Nacken (praktisch jedes Gelenk des Körpers) ausgeführt. Diese Hebeltechniken können bei falscher oder unsauberer Ausführung schwere Verletzungen verursachen. Im Randori sind deshalb aus Sicherheitsgründen nur Hebel gegen das Ellenbogengelenk erlaubt, da diese kontrolliert durchgeführt werden können. Hebel gegen andere Gelenke werden durch Kata vermittelt und als Selbstverteidigungstechniken benutzt. Hier können sie gefahrlos unter kontrollierten Bedingungen im Training geübt werden.
Obwohl diese Technikgruppe gefährlich klingt, gibt es dabei im Randori nur selten Verletzungen: Erfahrene Judoka wissen, wie weit sie gehen dürfen – sowohl im Versuch, sich aus einem Hebel herauszuwinden, als auch beim Hebeln selbst. Bei Kindern sind diese Techniken im Wettkampf verboten, da sie meist zu wenig Erfahrung haben, um zu wissen, wie viel Kraft aufgewendet werden darf oder wann sie aufgeben müssen.
Shime-waza (Würgetechniken)
Wie beim Hebeln ist es Ziel des Würgens, den Gegner zur Aufgabe zu zwingen. Beim Würgen können Halsschlagadern und Halsvorderseite angegriffen werden. Direkte Angriffe auf den Kehlkopf sind ebenso verboten wie der Einsatz des eigenen oder gegnerischen Gürtels.
Bei einem Angriff auf die seitlich des Kehlkopfes verlaufenden Halsschlagadern wird durch Ausüben von Druck die Blutzirkulation behindert. Dies führt zu einer Minderversorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Dadurch tritt nach 8–14 Sekunden Bewusstlosigkeit ein. Dem Angegriffenen bleibt im Wettkampf jedoch meist noch ausreichend Zeit, vorher seine Aufgabe zu signalisieren bzw. der Kampfrichter bricht den Kampf beim Erkennen der Wirkung (Erschlaffung des Körpers, besonders der Beine) mit Ippon für den Würgenden ab. Der Griff muss dann sofort gelöst werden und es erfolgt eine Erstversorgung durch Hochlegen der Beine. Damit erlangt der Gewürgte nach 10–20 Sekunden das Bewusstsein wieder.
Ein Angriff auf die Halsvorderseite führt zu einer Irritation des vegetativen Nervensystems, die sich in Angst- oder Panikzuständen äußert. Die Wirkung dieser Methode tritt sofort ein, wenn der richtige Punkt getroffen wird, obwohl noch genügend Sauerstoff im Blut und in der Lunge ist, um das Gehirn eine Weile zu versorgen. Anders als beim Angriff gegen die Halsschlagader wirkt der Druck unter anderem auch gegen den Kehlkopf, was als schmerzhaft empfunden wird.
Wie beim Hebeln wird auch hier durch Abschlagen aufgegeben. Im Wettkampf lassen sich Würger wie Hebeltechniken gut im direkten Übergang vom Stand- in den Bodenkampf ausführen, ehe der Gegner eine starke Verteidigung mit den eigenen Händen aufbauen kann.
Schlagtechniken (Ate-Waza/Atemi-Waza)
Schlagtechniken werden heute nur noch in Kata eingesetzt, welche Kano aus den Vorläufern des Judo vor allem aus dem Ju-Jutsu übernahm, oder auch selbst entwickelte. Manche Vereine lehren Schlagtechniken noch im Rahmen der Selbstverteidigung. In Deutschland hat sich gerade die Vereinigung „Kodokan Judo Kidokai“ bzw. „Judo Inyo-Ryu Renmei“ um die Erhaltung des Judo als Selbstverteidigungskunst verdient gemacht. Im Sportjudo des DJB ist es ein Schaukampf, der nur bei Kyu- und Dan-Abnahmen vorgeführt wird.
Ude-Ate-Waza (Armtechniken)
- Fingerspitzentechniken: Yubisaki-Ate-Waza
- Faustknöcheltechniken: Kobushi-Ate-Waza
- Handkantentechniken: Tegatana-Ate-Waza
- Ellenbogenspitzentechniken: Hiji-Ate-Waza
- Handballentechniken: Shotei-Uchi-Waza
Ashi-Ate-Waza (Beintechniken)
- Kniespitzentechniken: Hizagashira-Ate-Waza
- Fußballentechniken: Seikito-Ate-Waza
- Fersentechniken: Kakato-Ate-Waza
- Fußkantentechniken: Sokuto-Ate-Waza
- Fußsohlentechniken: Sokutei-Ate-Waza
Wettkampf (Shiai)
Judo ist eine Zweikampf-Sportart. Ziel ist es, den Gegner durch Anwenden einer Technik mit Kraft und Schnelligkeit kontrolliert auf den Rücken zu werfen. Gelingt dies, so ist der Kampf gewonnen, wie ein KO beim Boxen. Dabei ist es meist unerheblich, wie geworfen wurde und welche Technik verwendet wurde, so lange der Werfende den Geworfenen dabei deutlich kontrolliert und keinen Regelverstoß begeht. Tatsächlich haben auch einige Techniken anderer Kampfsportarten im Wettkampfjudo ihren Einzug gehalten. Als grober Anhaltspunkt: Je besser der Gegner auf den Rücken fällt, umso bessere Wertungen erhält man. Konnte keiner der Kontrahenten den Kampf vorzeitig für sich entscheiden, wird nach dem Ende der Kampfzeit (fünf Minuten im Erwachsenenbereich, zwischen zwei und vier Minuten im Kinder- und Jugendsport) nach Wertungen entschieden. Steht es den Wertungen nach Unentschieden, wird anhand der Verwarnungen entschieden. Lässt sich auch dabei kein Sieger ermitteln, wird im Falle eines Freundschafts- oder Ligakampfes ein Unentschieden (Hiki-wake) ausgesprochen, da hier keine Entscheidung erforderlich ist. Ist aber wie bei Meisterschaften eine Entscheidung erforderlich, folgt ein Kampf im „Golden Score“, ähnlich dem früher im Fußball vorhandenen „Golden Goal“. Die Wertungen aus der vorhergehenden Kampfzeit bleiben dabei erhalten. Der Kampf im „Golden Score“ ist jedoch sofort beendet, sobald einer der Kämpfer eine Wertung erhält oder bestraft wird. Seit 2014 ist das Golden Score aufgrund einer Regeländerung der International Judo Federation (IJF), die im Jahr 2013 erprobt wurde und 2014 verbindlich eingeführt wurde, keiner zeitlichen Begrenzung unterworfen.[11] Dadurch wurde auch der Kampfrichterentscheid, welcher bis dahin im Falle eines punktlosen 'Golden Scores' erfolgte, hinfällig. Hierbei zeigten auf Kommando des Hauptkampfrichters alle drei Richter gleichzeitig mit Fähnchen an, welcher Kämpfer ihrer Meinung nach besser gekämpft hat. Der Kämpfer mit der Mehrheit an Stimmen gewann den Kampf.
Der Kampf findet jedoch nicht ausschließlich im Stand statt, sondern geht auch am Boden weiter. Hier gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten, einen Sieg zu erringen. Wird der Gegner für 20 Sekunden[11] (bis 2013 waren es 25 Sekunden) auf dem Rücken liegend am Boden festgehalten, so ist der Kampf gewonnen. Auch für eventuell kürzere Haltezeiten werden, ähnlich wie bei Wurftechniken, Wertungen vergeben. So genügt es zum Beispiel, den Gegner für 15 Sekunden festzuhalten, wenn man bereits zuvor einen Waza-Ari erhalten hat, da 2 Waza-Ari einen Ippon ergeben. Als Alternative besteht abhängig von der Altersklasse die Möglichkeit, den Gegner durch einen Armhebel oder Würgegriff zur Aufgabe zu zwingen. Sobald einer der Kontrahenten jedoch in den Stand zurückkehrt, muss der Kampf unterbrochen und im Stand neu begonnen werden.
Zur besseren Unterscheidung der Kontrahenten trägt auf internationalen und nationalen Meisterschaften ebenso wie in der Judo-Bundesliga der zweitgenannte Kämpfer beziehungsweise der Kämpfer der Heimmannschaft einen blauen Anzug. Bei kleineren Turnieren und vor allem im Jugendbereich erfolgt die Unterscheidung der Kämpfer anhand von weißen und roten Gürteln, welche die Kämpfer zusätzlich zu ihrem normalen Gürtel tragen.
Wertungen
Nachdem Koka als kleinste Wertung 2009 abgeschafft wurde, gibt es drei verschiedene Wertungen, welche alle unabhängig voneinander vergeben werden können. Die höchste Wertung, die vergeben werden kann, ist der Ippon. Erhält ein Kämpfer diesen, ist der Kampf sofort beendet. Die nächstniedrigere Wertung ist der Waza-ari, zwei Waza-ari werden zu einem Ippon addiert. Die niedrigste Wertung ist der Yuko. Eine Addition zur nächsthöheren Wertung ist hier nicht möglich.
Ippon (Ganzer Punkt)
Die höchste Wertung für einen Kämpfer wird erteilt für:
- eine Wurftechnik, welche den Kontrahenten mit Kontrolle, Kraft, Schnelligkeit auf den Rücken wirft,[12]
- das Halten des Kontrahenten mit einer Haltetechnik (Osae-komi) für 20 Sekunden (bis 2013: 25 Sekunden),
- Anwendung einer Hebel- oder Würgetechnik, bis der Kontrahent aufgibt oder kampfunfähig wird (in der Altersklasse U12 ist eine solche Technik nicht zulässig),
- zweimaliger Gewinn eines Waza-ari (Waza-ari awasete Ippon ‚zwei Waza-ari ergeben Ippon‘) oder
- Disqualifizierung des Kontrahenten durch Hansoku-make (Ippon wird durch den Kampfrichter nicht angezeigt).
Nach Ippon ist der Kampf beendet.
Waza-ari (Halber Punkt)
Ein Waza-ari wird vergeben für:
- eine Wurftechnik, welche eines der drei Kriterien für einen Ippon nur zum Teil erfüllt (Eine typische und recht häufige Situation für einen Waza-ari ist, wenn der Rücken des Partners nur teilweise die Matte berührt) oder
- das Halten des Kontrahenten mit einer Haltetechnik (Osae-komi) für mindestens 15 Sekunden (bis 2013: 20 Sekunden)
Yuko (Großer technischer Vorteil)
Ein Yuko wird vergeben für:
- eine Wurftechnik, welche zwei der drei Kriterien für einen Ippon nur zum Teil erfüllt (eine typische Situation wäre ein Wurf auf die Seite, ohne dass ein Teil des Rückens die Matte berührt) oder
- das Halten des Kontrahenten mit einer Haltetechnik (Osae-komi) für mindestens 10 Sekunden
Für jede Aktion wird nur eine Wertung vergeben, es ist also nicht möglich, einen Waza-ari und einen Yuko gleichzeitig für einen Wurf zu erhalten. Im Gegensatz zu den anderen Wertungen wird der Ippon, da er zum sofortigen Gewinn des Kampfes führt, lediglich auf den elektrischen Wertungstafeln aufgeführt. Die hohen Bewertungen stehen links, die niederen rechts. Ältere Kampftafeln zeigen auch die hohen Bewertungen in der Mitte an; diese Darstellung ist im Wettkampfjudo nicht mehr gebräuchlich. Zum besseren Verständnis hier einige Beispiele:
Beispiel 1
Kämpfer 1 | Kämpfer 2 | ||
---|---|---|---|
Waza-ari | Yuko | Waza-ari | Yuko |
1 | 0 | 0 | 6 |
Kämpfer 1 führt nach Punkten und hat gewonnen, wenn die Kampfzeit zu Ende ist. Es gilt: Jede höhere Wertung zählt mehr als eine beliebige Anzahl niedrigerer Wertungen.
Beispiel 2
Kämpfer 1 | Kämpfer 2 | ||
---|---|---|---|
Waza-ari | Yuko | Waza-ari | Yuko |
1 | 1 | 1 | 2 |
Kämpfer 2 führt nach Punkten und hat gewonnen, wenn die Kampfzeit zu Ende ist.
Ähnlich wie beim Boxen erfolgt auch im Judo die Bewertung durch jeweils drei Personen, den Mattenleiter und zwei Außenrichter. Ersterer leitet den Kampf und erteilt durch Wort- und Handzeichen entsprechend die Wertungen. Beide Außenrichter können sich bei abweichender Meinung unabhängig voneinander durch Handzeichen äußern. Eine getroffene oder unterlassene Entscheidung des Mattenleiters kann durch die Außenrichter korrigiert werden. Stimmen die beiden Wertungen der Außenrichter nicht überein, so wird folgendermaßen verfahren: Ist die Wertung des Mattenleiters niedriger als die der beiden Außenrichter, so muss seine Wertung auf die niedrigste der beiden Außenrichter korrigiert werden. Ist die Wertung des Mattenleiters höher als die der beiden Außenrichter, so muss er seine Entscheidung auf die höchste der beiden Außenrichter herabstufen. Die derzeitige Auslegung sieht jedoch bei kampfentscheidenden Wertungen oder Strafen die Einigkeit aller drei Kampfrichter vor. Eine Diskussion findet außer bei der höchsten Strafe und im vorher genannten Fall nicht statt.
Wettkampffläche
Gekämpft wird auf mittelharten Matten (Tatami), welche einen stabilen und sicheren Stand ermöglichen und dennoch das Fallen entsprechend abmildern. Die Wettkampffläche unterteilt sich in eine Kampf- und in eine Sicherheitsfläche. Der Kampf findet auf der Kampffläche statt. Die Größe dieser Fläche variiert je nach Altersklasse und Bedeutung der Wettkämpfe. Im Erwachsenenbereich soll die Kampffläche ab regionalen Meisterschaften mindestens 7 m × 7 m, höchstens aber 10 m × 10 m groß sein. Für internationale Meisterschaften wie die Olympischen Spiele ist eine Größe von 8 m × 8 m vorgeschrieben. Die Sicherheitsfläche bildet den äußeren Abschluss und soll Verletzungen vermeiden, falls die Kontrahenten unbeabsichtigt außerhalb der Kampffläche geraten sollten. Diese äußere Begrenzung sollte eine Größe von zwei bis drei Metern haben. Beide Flächen müssen eine unterschiedliche Färbung aufweisen.
Verbotene Handlungen
Beim Verstoß gegen die Wettkampfregeln erhält der entsprechende Kämpfer eine Verwarnung (Shido) oder wird disqualifiziert (Hansoku-make), wobei eine Verwarnung keine direkten Auswirkungen auf den Punktestand hat, wie dies früher der Fall war. Steht es aber am Ende der Kampfzeit Unentschieden, so gewinnt der Kämpfer mit den wenigsten Shido. Bei mehr als drei Verstößen wird ein Hansoku-make ausgesprochen, wobei zuvor eine Beratung der Kampfrichter erfolgt, und der Kampf zugunsten des Kontrahenten beendet. Für besonders schwere Regelverstöße kann der Hansoku-make auch direkt vergeben werden. Die direkte Disqualifikation von einem Kampf bedeutet gleichzeitig die Disqualifikation vom gesamten Turnier. Ausnahme hiervon ist das „Hansoku-make“ wegen direkten Fassens unterhalb der Gürtellinie, hier darf im nächsten Kampf wieder gekämpft werden, da dieser Angriff zwar verboten ist, aber nicht gegen den Geist des Judos verstößt. Die älteren Bezeichnungen für die mittleren Verwarnungsstufen – Chui und Kei-Koku – sind im Wettkampf-Judo nicht mehr gebräuchlich.
Kleine Regelverstöße
Der Judoverband ist darum bemüht, den Judo-Wettkampf vor allem für das Fernsehen und damit auch für Zuschauer im Allgemeinen interessanter zu gestalten. Im oberen Leistungsbereich sind die Unterschiede in Sachen Kraft, Schnelligkeit und Technik meist sehr gering, so dass sich ohne eine gewisse Aufforderung zum offensiven Kämpfen eine Entscheidung sehr lange hinziehen kann. Aus diesem Grund wurden eine Reihe von Regeln erlassen, die die Kämpfer zu Angriffen drängen und ihnen gleichzeitig eine stetige defensive Haltung verbieten.
Eine erste Möglichkeit wäre zum Beispiel, den Partner auf Distanz zu halten, indem man den eigenen und vor allem den Griff des Gegners vermeidet. So kann man zwar selbst nicht angreifen, aber ebenso wenig der Gegner. Meistens wird man jedoch den eigenen Griff so wählen, dass der Gegner kaum eine Möglichkeit hat, seinen Angriff umzusetzen. Werden zum Beispiel beide Ärmelenden festgehalten, so lässt sich damit der Griff des Kontrahenten vermeiden. Dies ist natürlich, wie die meisten Aktionen in dieser Gruppe, zuerst einmal erlaubt, aber nur, wenn man dann auch einen Angriff beginnt. Dies hängt aber auch von der Situation und Einschätzung der Kampfrichter ab und kann variieren. Es gibt noch eine Reihe anderer Verstöße, zu erwähnen wären noch das Verhaken der Finger, eine andere Fassart als die normale zu wählen, und als allumfassende Regel, eine generell defensive Haltung einzunehmen. Absichtlich ineffektiv ausgeführte Würfe, so genannte Scheinangriffe, die allein dem Zweck dienen, den Kampf vom Stand in den Boden zu verlagern oder einen aktiven Kampf vorzutäuschen, werden dabei ebenso bestraft wie das deutliche Vermeiden von Angriffen. Auch das Verlassen der Matte und das absichtliche Herausdrängen des Gegners wird mit Shido bestraft.
Natürlich gibt es auch im Judo Techniken, die die Kämpfer gefährden können. So ist es verboten, eine Beinschere an Kopf, Hals oder Rumpf mit gestreckten Beinen anzusetzen. Auch das Zurückbiegen der Finger oder das Treten gegen die Hand des Gegners, um dessen Griff zu lösen, sind nicht gestattet. Der Griff in das Ärmelende oder gar in das Ende des Hosenbeins des Gegners ist ebenso wenig erlaubt wie das direkte Greifen in den Innenteil des Judogi. Auch dürfen Teile der Kleidung nicht in den Mund genommen werden. Das Umschlingen seiner Extremitäten mit dem Gürtel oder dem Jackenende ist nicht gestattet.
Schwere Regelverstöße
Ein schwerer Regelverstoß liegt dann vor, wenn ein Kämpfer die Gesundheit seines Gegners bzw. sich selbst gefährdet oder sich grob unsportlich verhält. So gibt es eine Reihe von Techniken, deren Anwendung immer wieder für Verletzungen sorgten und demnach verboten wurden. Beispiele für verbotene Techniken sind der Kawazu-Gake, das verhebelte Werfen, jegliche Form des Hebelns an einem anderen Gelenk als am Ellenbogen sowie das Eintauchen in die Matte (Hierbei versucht ein Kämpfer, seine Technik dadurch zu unterstützen, indem er sich gerade, stark nach vorne unten abbeugt und sich eventuell dabei selbst gefährdet), auch Diving genannt. Als grob unsportlich gelten etwa das Beschimpfen des Gegners oder eines Kampfrichters, gleiches gilt für beleidigende Gesten. Seit 2013 (international) und 2014 (national) wird das Greifen oder Blocken mit Armen oder Händen unterhalb des Gürtels im Stand oder ebenfalls beim Übergang vom Stand zum Boden mit Hansoku-make bestraft und damit als schwerer Regelverstoß angesehen. Damit sind Würfe, bei denen man in das Bein des Gegners greift, komplett verboten.[12] Dies stellt eine Verschärfung der seit 2010 geltenden Regel dar, wonach diese Techniken nur in Ausnahmefällen (zum Beispiel, wenn bereits ein ernsthafter Angriff des Gegners erfolgt war) zulässig war.
Nationale Ebene
Deutschland
Der nationale Verband in Deutschland ist der Deutsche Judo-Bund (DJB). Der DJB hat ca. 160.000 Mitglieder. Diesem wiederum unterstehen die 18 Judo-Landesverbände, wovon der Nordrhein-Westfälische Judo-Verband (NWJV) mit 592 Vereinen und knapp 62.000 Mitgliedern der größte Landesverband ist. Der DJB richtet die nationalen und internationalen Meisterschaften von Deutschland aus. Die Landesverbände organisieren die regionalen Meisterschaften und stellen die regionalen Kampfrichter- und Gürtelprüfungsordnungen. Der DJB gibt für Wettkämpfe Gewichtsklassen und Kampfzeiten vor:
Jungen/Männer
Jahrgänge | Gewichtsklassen | Zeit in Minuten | |||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
U12 | 8–11 | Einteilung in gewichtsnahe Gruppen | |||||||||||||||
U15 | 12–14 | 31 | 34 | 37 | 40 | 43 | 46 | 50 | 55 | 60 | +60 | ||||||
Mannschaft | 28–34 | 37 | 40 | 43 | 46 | 50 | +55 | ||||||||||
U18 | 15–17 | 43 | 46 | 50 | 55 | 60 | 66 | 73 | 81 | 90 | +90 | ||||||
Mannschaft | 40–46 | 50 | 55 | 60 | 66 | 73 | +73 | ||||||||||
U21 | 18–20 | 55 | 60 | 66 | 73 | 81 | 90 | 100 | +100 | ||||||||
Männer ab 17 | 60 | 66 | 73 | 81 | 90 | 100 | +100 |
Mädchen/Frauen
Jahrgänge | Gewichtsklassen | Zeit in Minuten | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
U12 | 8–11 | |||||||||||||
U15 | 12–14 | 30 | 33 | 36 | 40 | 44 | 48 | 52 | 57 | 63 | +63 | |||
Mannschaft | 28–33 | 36 | 40 | 44 | 48 | 52 | 57 | +57 | ||||||
U18 | 15–17 | 40 | 44 | 48 | 52 | 57 | 63 | 70 | 78 | +78 | ||||
Mannschaft | 36–44 | 48 | 52 | 57 | 63 | 70 | +70 | |||||||
U21 | 18–20 | 44 | 48 | 52 | 57 | 63 | 70 | 78 | +78 | |||||
Frauen ab 17 | 48 | 52 | 57 | 63 | 70 | 78 | +78 |
Als weitere Organisation gibt es das Deutsche Dan-Kollegium (DDK), welches ein Jahr vor dem Judobund als Vereinigung der Dan-Träger gegründet wurde. Das DDK wurde 1957 Mitglied im Deutschen Judo-Bund und war mit der Durchführung von Graduierungen sowie mit Lehraufgaben betraut. In dieser Eigenschaft war es vom Kodokan anerkannt und – bereits bei seiner Gründung – ausdrücklich mit dem Graduierungsrecht ausgestattet.
1982 wurde der Vertrag zwischen dem Kodokan und dem DDK erneuert und damit weiterhin dem DDK das Graduierungsrecht im Bereich des deutschen Judos zugeteilt. Anfang der 90er Jahre gab es eine gerichtliche Auseinandersetzung um das Graduierungsrecht innerhalb des Deutschen Judo-Bundes. Kernpunkt des Streits war die Frage, ob es sich im Falle der Graduierung um ein kündbares Auftragsverhältnis oder ein nach dem BGB nicht widerrufbares Sonderrecht des DDKs in seiner Eigenschaft als DJB handelt. Nachdem gerichtlich festgestellt wurde, dass es sich nicht um ein Sonderrecht, sondern um einen Auftrag handelte, entzog der Deutsche Judo-Bund dem DDK die Zuständigkeit für das Prüfungswesen. Fortan wurde die Zuständigkeit für Graduierungen in die Landesverbände des DJB gegeben, wo sie bis heute verblieb. Die zeitgleiche Entwicklung einer neuen Prüfungsordnung erfolgte trotz gelegentlich anders lautenden Ansichten nicht aufgrund dieser Auseinandersetzung, sondern im Zuge der 1991 erfolgten Vereinigung des Deutschen Judo-Bundes mit dem Deutschen Judo-Verband der DDR.
Das DDK begann nach dieser Veränderung auch Vereine als Mitglieder aufzunehmen (bis dahin konnten nur Judoka Mitglied des DDK sein, die gleichzeitig einem Mitgliedsverein des Judobundes angehörten) und positionierte sich damit als Konkurrenzverband zum Judobund. Dies führte zwangsläufig zum Ausschluss des DDK aus dem Judobund. Seitdem gibt es also zwei getrennte Verbände in Deutschland. Allerdings ist nur der Deutsche Judo-Bund im Deutschen Sportbund organisiert und nur der Deutsche Judo-Bund wird vom Kodokan als nationaler Verband mit entsprechendem Graduierungsrecht anerkannt.
Unberührt von den Entwicklungen der 1990er Jahre hat jedoch der ursprüngliche Vertrag – sowie der Vertrag von 1982 – zwischen Kodokan und DDK seine Gültigkeit behalten. Diese beiden Vertragsausfertigungen sind bis heute nicht gekündigt worden. So ist es rechtlich zwar paradox, dass zwei widersprüchliche Vertragsebenen existieren, aber es ist Fakt.
Judo war in Deutschland auch bis 2012 die Kampfsportart mit den meisten Aktiven. Seit 2013 zählt erstmals Karate im DOSB mehr Mitglieder (183.882) als Judo (160.555). Damit stand der Deutsche Judo-Bund im Jahr 2013 auf Platz 22 der Rangfolge der größten Spitzenverbände im DOSB gleich hinter dem Deutschen Karate-Verband.
Bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 war Judo erstmals als olympische Sport zu sehen. Der Kölner Wolfgang Hofmann war der erste deutsche Judoka, der eine Medaille (Silber) bei Olympischen Spielen gewann. Klaus Glahn konnte 1964 in Tokio mit Bronze und 1972 in München mit Silber als erster deutscher Judoka 2 Medaillen bei Olympischen Spielen gewinnen. Bei den Judo-Weltmeisterschaften 1979 in Paris errang Detlef Ultsch für die DDR den ersten Judo-Weltmeistertitel (seinen zweiten WM-Titel errang er 1983). Der erste deutsche Olympiasieger war 1980 Dietmar Lorenz, ebenfalls für die DDR. Olympiasieger 1984 wurde Frank Wieneke, der 1988 in Seoul auch noch eine Silbermedaille gewann. Bis zur Wiedervereinigung brachten die Frauen in der damaligen BRD die Medaillen von Weltmeisterschaften nach Hause. Barbara Claßen aus Grenzach-Wyhlen errang 1982 in Paris den ersten Weltmeistertitel der Damen für den DJB. 1987 gewann Alexandra Schreiber bei den Judo-Weltmeisterschaften in Essen die Goldmedaille. Danach schaffte dies in Barcelona 1991 Frauke Eickhoff aus Hermannsburg als dritte Frau, 1993 gefolgt von dem Gewinn der Goldmedaille von Johanna Hagn, die auch 1996 als erste deutsche Judoka bei den Olympischen Spielen Bronze gewann. Das Jahr 1991 war für den DJB das mit drei Weltmeistertiteln erfolgreichste Wettkampfjahr überhaupt. Neben Frauke Eickhoff gewannen Udo Quellmalz und Daniel Lascău die weiteren Titel in Barcelona. 1996 gewann Udo Quellmalz die Goldmedaille in Atlanta, nachdem er bereits vier Jahre zuvor bei den Spielen in Barcelona die Bronzemedaille erkämpft hatte. Mit zwei Weltmeistertiteln 1991 und 1995 ist er bis heute der erfolgreichste deutsche Judoka aller Zeiten. Als erfolgreichster Leichtgewichtler bis 60 Kilogramm gilt der Münchener Richard Trautmann, der 1992 und 1996 jeweils Bronze bei den Olympischen Spielen gewann. 2004 wurde Yvonne Bönisch die erste weibliche Olympiasiegerin im Judo für Deutschland. Vier Jahre später bei den Spielen in Peking errang der Reutlinger Ole Bischof in der Gewichtsklasse bis 81 Kilogramm als fünfter Deutscher eine olympische Goldmedaille.
Die größten Erfolge deutscher Judoka
- 1979 Detlef Ultsch, Weltmeister, DDR
- 1980 Dietmar Lorenz, Olympiasieger, DDR
- 1982 Barbara Claßen, Weltmeisterin, BRD
- 1983 Detlef Ultsch, Weltmeister, DDR
- 1983 Andreas Preschel, Weltmeister, DDR
- 1984 Frank Wieneke, Olympiasieger, BRD
- 1987 Alexandra Schreiber, Weltmeisterin, BRD
- 1991 Frauke Eickhoff, Weltmeisterin
- 1991 Daniel Lascău, Weltmeister
- 1991 Udo Quellmalz, Weltmeister
- 1993 Johanna Hagn, Weltmeisterin
- 1995 Udo Quellmalz, Weltmeister
- 1996 Udo Quellmalz, Olympiasieger
- 2003 Florian Wanner, Weltmeister
- 2004 Yvonne Bönisch, Olympiasiegerin
- 2008 Ole Bischof, Olympiasieger
Judo-Bundesliga im Deutschen Judobund
Der Deutsche Judobund ist Veranstalter der Judo-Bundesliga. 64 Vereine kämpfen in der 1. und 2. Bundesliga der Männer und Frauen. Darunter befinden sich die Regionalligen, in die die Meister der einzelnen Bundesländer aufsteigen können. Der Deutsche Meister ist auch berechtigt, im Europapokal der Landesmeister Deutschland zu vertreten. Der erfolgreichste Verein in der Geschichte des Deutschen Judobundes ist der TSV Abensberg, der im Zeitraum von 1991 bis 2013 19-mal Deutscher Meister werden konnte und in dieser Zeit fünfmal den Europapokal der Landesmeister nach Deutschland holte.
Österreich
In Österreich wird Judo durch den Österreichischen Judoverband vertreten, zu ihm gehören neun Landesverbände. Landesweit gibt es 187 Vereine mit 24.504 aktiven Sportlern[13].
Kanō Jigorō kam 1933 nach Wien und hielt hier zwei Vorführungen ab. Eine davon wurde auf dem Dach des Dojos des „1. Österreichischen Jiu-Jitsu Verein“ abgehalten. Die andere Vorführung fand in der Kaserne Marokkanerstraße statt. Der Shihan des Judosportes besuchte Österreich abermals im Jahr 1934.
Einer der erfolgreichsten österreichischen Judoka ist Peter Seisenbacher. Er wurde 1984 in Los Angeles Olympiasieger und verteidigte seinen Titel 1988 in Seoul erfolgreich. Somit war Peter Seisenbacher der erste Judoka, der eine olympische Goldmedaille erfolgreich verteidigen konnte. 1985 wurde er Weltmeister, 1986 Europameister. Österreichs Sportjournalisten wählten ihn 1984, 1985 und 1988 zum Sportler des Jahres. Er trug auch maßgeblich zur Verbreitung des Judo in Österreich bei.
1974 wurden die ersten Österreichischen Meisterschaften für Frauen abgehalten. Sternstunden des österreichischen Frauenjudo waren 1980 die ersten Weltmeisterschaften für Frauen in New York, wo Edith Hrovat, Gerda Winklbauer und Edith Simon WM-Gold erkämpften und Österreich den ersten Platz in der Medaillenwertung belegte. 1982 bei den Europameisterschaften in Oslo ging durch Siege von Edith Hrovat, Herta Reiter und Edith Simon, die zwei Titel holte (-66 kg und Open), die Hälfte aller EM Titel an Österreich. Roswitha Hartl gewann bei den Olympischen Sommerspielen 1988 im Vorführbewerb die Bronzemedaille.
1992 gewannen drei Österreicher in einer Gewichtsklasse. Norbert Haimberger wurde Europameister in der Allgemeinen Klasse, Thomas Schleicher gewann die Junioreneuropameisterschaft und Patrick Reiter die Juniorenweltmeisterschaft. Claudia Heill gewann 2004 als erste Österreicherin bei den Olympischen Spielen eine Medaille. Derzeit sind Sabrina Filzmoser, Ludwig Paischer, 2008 Olympiazweiter in Peking, und Daniel Allerstorfer die erfolgreichsten österreichischen Judoka.
Schweiz
Der Schweizerische Judo & Ju-Jutsu-Verband (SJV) vertritt die Interessen der Judoka in der Schweiz. Der Sitz des Verbandes befindet sich in Bern. Dem Verband gehören derzeit rund 320 Clubs und Sportschulen sowie 14 Kantonalverbände an. Die Schweiz stellte mit Jürg Röthlisberger bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau den Olympiasieger im Mittelgewicht (bis 86 kg).
Verbände
Siehe auch
Literatur
Englisch
- H. Irving Hancock, Katsukuma Higashi: The Complete Kano Jiu-Jitsu. 1905.
- Gunji Koizumi: My Study of Judo. The Principles and the Technical Fundamentals. New York 1960.
- Jigoro Kano: Mind Over Muscle: Writings from the Founder of Judo. Kodansha International, 2005, ISBN 4-7700-3015-0.
- Brian N. Watson: Judo Memoirs of Jigoro Kano. Trafford Publishing, 2008, ISBN 978-1-4251-8771-2.
- Kyuzo Mifune: The Canon of Judo: Classic Techniques on Principles of Techniques Kodansha Intl., ISBN 978-4-7700-2979-9.
- Moshe Feldenkrais: Judo, the art of defence and attack. Frederick Warne & Co., London 1944.
- Toshiro Daigo: Kodokan Judo Throwing Techniques. Kodansha Europe, 2005, ISBN 4-7700-2330-8.
Deutsch
- Jigoro Kano: Kodokan Judo. Verlag Dieter Born, Bonn 2007, ISBN 978-3-922006-25-1.
- Andreas Niehaus: Leben und Werk KANO Jigoros (1860–1938). Ein Forschungsbeitrag zur Leibeserziehung und zum Sport in Japan. Ergon-Verlag, 2003, ISBN 3-89913-310-2.
- Toshiro Daigo: Wurftechniken des Kodokan Judo. Verlag Dieter Born, Bonn 2009, ISBN 978-3-922006-55-8.
- George Glass: Judo. Copress, München 1990, ISBN 3-7679-0315-6.
- Mahito Ohgo: Judo. Grundlagen – Methodik. Falken, Niedernhausen, ISBN 3-8068-0305-6.
- Wolfgang Weinmann: Das Judo-Brevier: Leitfaden für Technik und Prüfung. Weinmann-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-87892-020-2.
- Gerhard Lehmann, Hans-Jürgen Ulbricht: Judo. Klassische und moderne Wurftechniken. Meyer & Meyer Sport, 2006, ISBN 3-89899-233-0.
- Ulrich Klocke: Judo Top Action. Meyer & Meyer Sport, 2000, ISBN 3-89124-670-6.
- Wolfgang Hofmann: Judo – Grundlagen des Stand- und Bodenkampfes. Falken-Verlag, 1978, ISBN 3-8068-4013-X.
- Gerhard Lehmann, Hans Müller-Deck (Hrsg.): Judo-Sportverlag Berlin, 1989, ISBN 3-328-00147-6.
- Andreas Schäfer: Richtig Judo. 2. Auflage. BLV-Buchverlag, 2006, ISBN 3-8354-0080-0.
- Hedda Sander, Björn Deling: Judo – Das Standprogramm von weißgelb bis braun. Meyer & Meyer-Verlag, ISBN 978-3-89899-051-6.
- englische Version: Judo from white/yellow belt to brown belt. ISBN 1-84126-076-2.
- Judo – Bodentechniken von weißgelb bis orange. ISBN 3-89124-653-6.
- Judo – Bodentechniken von orangegrün bis braun. ISBN 3-89124-685-4.
- Horst Wolf: Judo für Fortgeschrittene: Vom 4. zum 1. Kyu. Verlag Ullstein, Frankfurt am Main/ Berlin 1994, ISBN 3-548-27618-0.
- Horst Wolf: Judo-Selbstverteidigung. 20. Auflage. Sportverlag, Berlin 1986, ISBN 3-328-00141-7. (enthalten ein Beitrag über den juristischen Status der Notwehr von Wilfried Friebel; Illustration: Otto Hartmann)
Weblinks
- JudoInside.com – ausführliche Informationen zu Judoka und Ergebnisse (englisch)
- JudoHD.de – Ausführliche Informationen zu Techniken, sortiert nach Prüfungsprogramm des DJB
- Judoinfo.com – ausführliche Informationen zu Techniken (englisch)
- Judo.de – Informationen rund um den Judosport
- judoonline.de – umfangreiche Informationen zu Techniken, Wettkampf, Regelwerk, Prüfungswesen und Fachliteratur
- judobund.de – Webseite des Deutschen Judo-Bunds
Einzelnachweise
- ↑ Einziger deutscher Sieg beim Länderkampf gegen Korea (Memento vom 22. August 2011 im Internet Archive)
- ↑ Grundsatzordnung des Deutschen Judo Bundes e.V. gültig ab dem 16.11.2014 (Memento vom 12. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Kyu-Informationsflyer des DJB (Memento vom 12. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Grundsatzordnung des Deutschen Judo Bundes e.V. gültig ab dem 16.11.2014, 2.3. Voraussetzung zur Teilnahme an Prüfungen (Memento vom 12. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ Ehrenordnung des Deutschen Judobund e.V. Abgerufen am 26. Oktober 2016.
- ↑ Handbuch DAN-Prüfungsordung (ÖJV). Österreichischer Judo-Verband, 21. Januar 2011, abgerufen am 20. Dezember 2016.
- ↑ Ulrich Klocke: „Judo lernen“, VP-Masberg, Bonn, 2012, ISBN 978-3922006220
- ↑ Ulrich Klocke: „Judo anwenden“, VP-Masberg, Bonn, 2010, ISBN 978-3922006237
- ↑ Christian Landsberg: „Judo Wurfkreis“, BoD, Norderstedt, 2011, ISBN 978-3842382299
- ↑ Mahito Ohgo: „Judo-Grundlagen-Methodik“, Niederhausen, 1972
- ↑ 11,0 11,1 V ENG Proposal Refeeing rules 2013–2016 meeting in Tokyo 12 2012_06 12 2012 (PDF; 176 kB)
- ↑ 12,0 12,1 Übersicht der Regeländerungen 2014 bis 2016 auf der Seite des Nordrhein-Westfälischen Judoverbandes
- ↑ BSO Details ÖJV. Abgerufen am 22. November 2016.
Dieser Artikel wurde am 18. November 2005 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen. |
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