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Julirevolution von 1830
Die Julirevolution von 1830 hatte den endgültigen Sturz der Bourbonen in Frankreich und die erneute Machtergreifung des Bürgertums in einem liberalen Königreich zur Folge. Ursache der Revolution war die reaktionäre Politik König Karls X. Er beabsichtigte die Vorherrschaft des Adels wiederherzustellen (siehe Restauration). Als der König versuchte, das Parlament aufzulösen, erhoben sich im Juli 1830 in Paris Handwerker, Arbeiter und Studenten und zwangen den König zur Abdankung und zur Flucht nach England. Da sich die Revolution an drei Tagen, am 27., 28. und 29. Juli 1830 abspielte, werden diese Tage im französischen Sprachraum auch als die „drei Glorreichen“ (Les Trois Glorieuses) bezeichnet.
Ablauf
Das Kabinett unter dem Grafen Jules de Polignac regierte konsequent an der Abgeordnetenkammer vorbei. Gemeinsam mit den sozialen Problemen der einsetzenden Industrialisierung (siehe Industrielle Revolution) führte dies im Sommer 1829 zu einer politisch explosiven Stimmung. Zwar konnte im Frühjahr 1830 Algerien erobert werden, gleichzeitig waren dadurch jedoch Teile der königstreuen Armee im Ausland gebunden. Ähnlich der „großen“ Revolution von 1789 verband sich das liberale (und auch bonapartistische) Bürgertum mit der proto-proletarischen Unterschicht, die erstmals seit 1795 wieder politisch aktiv wurde. Vorbereiter der Revolution war der Chefredakteur der liberalen Zeitung Le National Adolphe Thiers, der in den folgenden Regierungen zu einem der wichtigsten französischen Politiker wurde.
Auslöser
Unmittelbarer Auslöser der Julirevolution waren die „Juliordonnanzen“ vom 26. Juli, in denen die Abgeordnetenkammer aufgelöst, der Wahlzensus nach oben gesetzt und die Pressefreiheit weiter eingeschränkt wurden. Am 27. Juli begannen Barrikadenkämpfe, die König Karl X. nach drei Tagen zur Abdankung und Flucht nach Großbritannien zwangen. Die Unruhen der proletarischen Unterschicht konnten ohne Probleme unterdrückt werden und die Republikaner begannen sich zu arrangieren. Die „Jakobiner“ konnten sich nicht durchsetzen, zumal ein republikanisches Frankreich außenpolitische Schwierigkeiten bis zu einer Intervention der Heiligen Allianz hätte fürchten müssen. Aus diesem Grunde setzte sich die gemäßigte Partei des Großbürgertums um Thiers und vor allem François Pierre Guillaume Guizot durch. Ein entfernter Vetter des Königs wurde auf den Thron gesetzt: Louis Philippe von Orléans, der sogenannte Bürgerkönig. Danach begann die Periode der „Julimonarchie“, die als Goldenes Zeitalter des französischen Bürgertums galt.
Weitere Auswirkungen
Diese Revolution wirkte sich auch auf den Rest Europas aus. Nicht nur, dass die liberale Bewegung überall Auftrieb erhielt, es gab auch in mehreren Staaten des Deutschen Bundes wie dem Königreich Sachsen, dem Königreich Hannover, dem Kurfürstentum Hessen (Hessen-Kassel) und dem Herzogtum Braunschweig Unruhen und neue Verfassungen, die jedoch noch im landständischen Rahmen blieben. Zu den direkten Folgen zählte die Berliner Schneiderrevolution vom September 1830.
Auch in den italienischen Staaten, so im Kirchenstaat, in Parma und in Modena gab es Unruhen (vgl. Risorgimento), vor allem aber im seit dem Wiener Kongress von 1814/15 zwischen Preußen, Österreich und Russland aufgeteilten Polen (Kongresspolen). Der Zar wurde als König von Polen abgesetzt und eine nationale Regierung unter Adam Jerzy Fürst Czartoryski gebildet. Erst im Herbst des Jahres 1832 wurde der Aufstand von russischen Truppen niedergeschlagen; Polen sank in den Rang einer russischen Provinz, in Paris entstand eine einflussreiche polnische Emigrantenszene, die sich aber bald in „Weiße“ und „Rote“ aufspaltete. Auch in der unmittelbaren nordöstlichen Nachbarschaft Frankreichs gab es Auswirkungen: Die südlichen Niederlande rebellierten gegen die Bevormundung aus dem Norden, wurden unabhängig und im November 1830 wurde das Königreich Belgien ausgerufen. Die Verfassung, die sich der neue Staat gab, galt als die fortschrittlichste Verfassung Europas. Die Grenzen des Landes wurden nach diversen Militäraktionen erst 1839 mit der Teilung des Großherzogtums Luxemburg festgelegt.
Längerfristig stärkte die Julirevolution die liberalen und demokratischen Bestrebungen in ganz Europa. Als der „Bürgerkönig“ Louis-Philippe sich immer mehr von seinen liberalen Wurzeln des Juste Milieu entfernte und sich schließlich der vom metternichschen System geprägten Heiligen Allianz anschloss, kam es 1848 zur Ausrufung einer weiteren bürgerlich-liberalen Revolution in Frankreich, der Februarrevolution 1848, bei der es zur Ausrufung der Zweiten Französischen Republik kam. Die Februarrevolution von 1848 löste auch die Märzrevolution in vielen anderen Staaten Europas aus, die zur Überwindung der metternichschen Restauration führte.
Literatur
- Julia A. Schmidt-Funke: Die 1830er Revolution als europäisches Medienereignis, Europäische Geschichte Online, hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2011, Zugriff am: 22. Juni 2011.
- Helmut Bock: Auftritt der Blusenmänner. Bürgerliche Revolution und soziale Empörung 1830/31, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Heft II/2008.
Weblinks
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Julirevolution von 1830 aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |