Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Karl Schmidt (Ophthalmologe)
Karl Schmidt (geb. 25. Oktober 1899 in Oberhausen; gest. 20. Juli 1980 in Bad Brückenau) war ein deutscher Augenheilkundler und Hochschullehrer. Er war Rektor der Universität Bonn und nach ihrer Gründung durchgehend Rektor der Reichsuniversität Straßburg.
Leben
Frühe Jahre, Studium und Berufseinstieg
Karl Schmidt war der Sohn des Studienrates Otto Schmidt.[1][2] Er beendete in seiner Heimatstadt die Schullaufbahn 1917 am Realgymnasium mit dem Notabitur. Ab Juni 1917 leistete er Militärdienst beim Pionier-Bataillon 24 in Köln-Riehl und nahm am Ersten Weltkrieg teil, zuletzt als Unteroffizier. Anfang Januar 1919 wurde er aus der Armee entlassen. Er wurde mit dem EisernenKkreuz II. Klasse, dem Kriegsverdienstkreuz, dem Ehrenzeichen I. des DRK und dem bulgarischen Kommandoabzeichen des Alexanderordens ausgezeichnet. Schmidt, der bereits seit 1917 der Deutschen Burschenschaft der Bubenreuther angehörte, begann nach Kriegsende mit zeitweisen Unterbrechungen ein Studium der Medizin an der Universität Erlangen.[3]
Im März 1919 schloss sich Schmidt dem Freikorps Epp an und war mit dieser paramilitärischen Verband an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Nach dem Kapp-Putsch meldete er sich im Frühjahr 1920 als Freiwilliger für sechs Wochen zur Reichswehr und nahm an Kämpfen am Niederrhein teil. Nach der bestandenen ärztlichen Vorprüfung wechselte er zum Sommersemester 1921 an die Universität Rostock. Mit der Rostocker Studentenkompanie war er 1921 an den Kämpfen in Oberschlesien beteiligt. Ab dem Wintersemester 1921 setzte er das Medizinstudium an der Universität Bonn fort, wo er ab 1922 den stellvertretenden Vorsitz des Allgemeinen Studentenausschusses und den Vorsitz der Klinikerschaft innehatte. Im April 1923 schloss er das Studium mit Staatsexamen ab und im Mai 1924 wurde er in Bonn zum Dr. med. promoviert. Das Medizinalpraktikum absolvierte er an der Medizinischen Universitätsklinik und der Augenklinik in Bonn, wo er sich im Dezember 1928 habilitierte. Anschließend war er Privatdozent für Augenheilkunde in Bonn und Oberassistent an der Augenklinik in Bonn. Ab 1930 gehörte er der Ärztekammer der Rheinprovinz an. Es folgten mehrwöchige Forschungsaufenthalte an der Augenklinik in Budapest und dem Chemischen Institut in Königsberg.[3] Schmidt wurde 1929 Sprecher und 1935 Bundesleiter der Burschenschaft der Bubenreuther.[4] Er trug den Spitznamen Bierschmidt.[5]
Seit 1931 war Schmidt mit Ingeborg, geborene Janson, verheiratet. Aus der Ehe gingen sechs Kinder hervor.[3]
NS-Zeit – Ordinarius in Bonn und Straßburg
Nach der Machtergreifung wurde Schmidt Anfang Mai 1933 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 3.244.124) und trat noch im selben Jahr dem NS-Ärztebund bei, für den er von 1934 bis 1936 Kreisamtsleiter war. Von 1933 bis 1936 war er Führer der Dozentenschaft an der Universität Bonn. Ab 1934 gehörte er dem der NSV und der SA an und ab 1935 dem NS-Dozentenbund. Des Weiteren war er Mitglied der Deutschen Jägerschaft, beim DRK und beim Reichsluftschutzbund.[3]
Anfang Oktober 1935 wurde Schmidt als Nachfolger Paul Römers Direktor der Bonner Augenklinik und zeitgleich außerordentlicher Professor an der Universität Bonn. Von 1936 bis 1939 war er Rektor der Universität Bonn und erhielt dort 1937 eine ordentliche Professur. Schmidt, der als überzeugter Nationalsozialist an den Reichsparteitagen 1937 und 1938 teilgenommen hatte, wurde bei der SA 1938 zum Hauptsturmführer und 1942 zum Standartenführer befördert.[3]
Während des Zweiten Weltkrieges erhielt Schmidt nach dem Frankreichfeldzug Ende 1940 den Lehrstuhl für Augenheilkunde an der Reichsuniversität Straßburg und stand der dortigen Universitätsaugenklinik vor.[6] Er war zeitgleich Gründungsrektor der Reichsuniversität Straßburg und blieb in dieser Funktion bis zur Wiedereroberung des Elsass im November 1944 durch die Alliierten.[5]
„Die Wiedergewinnung Straßburgs mit dem Schwert hat Blutopfer aller deutschen Stämme gefordert. Zeigt Euch in Eurem Studium dieser Opfer würdig.“
Da das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung eine rechtzeitige Verlagerung der Reichsuniversität Straßburg ins Reichsinnere verhindert hatte konnte sich Schmidt neben dem Großteil des Hochschulpersonals nicht mehr über den Rhein absetzen. Er galt noch im März 1945 in Berlin neben vielen anderen Straßburger Hochschullehrern als vermisst.[8]
Nachkriegszeit
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Schmidt im September 1948 als Minderbelasteter entnazifiziert.[9]
„Ich bin der NSDAP gerne beigetreten, weil ich in ihr die einzige Möglichkeit sah, die innerpolitisch [sic] völlig verfahrenen Zustände in Deutschland wieder in Ordnung zu bringen. […] Ich glaub[t]e im Jahre 1933 meinem bisher geschuldigtem liberal-demokratisch-politischen Grundsätzen abschwören zu können, da die Demokratie in ihrer freiesten Spielart seit dem Jahr 1918 in Deutschland im wesentlich[en] Schiffbruch erlitten hatte und vor allen Dingen die brennenden Fragen der sozialen Not nicht zu lösen im Stande war.“
Schmidt wurde nicht wieder in den Hochschuldienst übernommen.[9] Er praktizierte danach in Melle bei Osnabrück und später in Mülheim an der Ruhr als niedergelassener Augenarzt.[5][9] Beim Bund der Freunde der Reichsuniversität Straßburg übernahm er den stellvertretenden Vorsitz.[5] Er engagierte sich leitend in ärztlichen Selbstorganen.
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main, ISBN 978-3-596-16048-8.
- Michael Grüttner: Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik, Synchron, Heidelberg 2004, S. 130, ISBN 3-935025-68-8.
- Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 2006. ISBN 978-3-486-57989-5.
Einzelnachweise
- ↑ Matrikelportal Rostock
- ↑ Wer ist wer?, Band 17, Schmidt Rönhild, 1971, S. 965
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“, München 2006, S. 266f.
- ↑ Karl Schmidt auf www.bubenreuther.de
- ↑ 5,0 5,1 5,2 5,3 Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 545f
- ↑ Herwig Schäfer: Juristische Lehre und Forschung an der Reichsuniversität Straßburg: 1941 – 1944, Beiträge zur Rechtsgeschichte des 20. Jahrhunderts, Band 23, Mohr-Siebeck, Tübingen 1999, ISBN 3-16-147097-4, S. 34f.
- ↑ Zitiert nach Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 546
- ↑ Joachim Lerchenmüller: Die Reichsuniversität Straßburg: SD-Wissenschaftspolitik und Wissenschaftlerkarrieren vor und nach 1945, in: Karen Bayer, Frank Sparing, Wolfgang Woelk (Hrsg.) Universitäten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der frühen Nachkriegszeit, Steiner 2004. S. 53–81, hier S. 64
- ↑ 9,0 9,1 9,2 Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“, München 2006, S. 623
- ↑ Zitiert nach Ralf Forsbach: Die Medizinische Fakultät der Universität Bonn im „Dritten Reich“, München 2006, S. 623
Personendaten | |
---|---|
NAME | Schmidt, Karl |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Augenheilkundler und Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 25. Oktober 1899 |
GEBURTSORT | Oberhausen |
STERBEDATUM | 20. Juli 1980 |
STERBEORT | Bad Brückenau |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Karl Schmidt (Ophthalmologe) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Augenarzt
- Hochschullehrer (Reichsuniversität Straßburg)
- Rektor (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
- Hochschullehrer (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn)
- NSDDB-Funktionär
- SA-Mitglied
- NSDAP-Mitglied
- Freikorps-Mitglied
- Person im Ersten Weltkrieg (Deutsches Reich)
- Burschenschafter (20. Jahrhundert)
- Deutscher
- Geboren 1899
- Gestorben 1980
- Mann