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Karte (Kartografie)
Eine Karte ist ein digitales oder analoges Medium zur Darstellung der Erdoberfläche oder anderer Himmelskörper. Sie ist ein eingeebnetes, verkleinertes und generalisiertes, mit Beschreibungen und Zeichen versehenes Abbild der Erdoberfläche oder anderer Himmelskörper. Man unterscheidet zwei Hauptgruppen von Karten: topografische Karten (Landkarten, Mondkarten...) und thematische Karten.
In ihnen werden raumbezogene Gegenstände, Sachverhalte oder Prozesse maßstäblich generalisiert und mit Hilfe eines Zeichensystems grafisch in ihren Raumbeziehungen dargestellt. Im weitesten Sinne veranschaulicht eine Karte abstrakte, raumbezogene Daten und nur schwer formulierbare räumliche Zusammenhänge mit dem Ziel, diese für den Betrachter leicht verständlich zu machen.
Darstellungsräume einer Karte sind vor allem die Erde und die Erdteile. Aber auch andere Himmelskörper, der Sternhimmel oder fiktive Welten können Gegenstand einer Kartendarstellung sein. Die Wissenschaft und Technik zur Darstellung der Erdoberfläche in topografischen und thematischen Karten ist die Kartografie.
Traditionell wird eine Karte auf Papier gedruckt, wobei ihre thematischen Ebenen (Layers) wie Gelände, Flüsse, Straßen, Wald usw. im Mehrfarbendruck aufgebracht werden. Heute werden die Layers nicht mehr als Druckfolien archiviert, sondern in einer Datenbank (siehe Geoinformationssystem) gespeichert. Die Karte kann dann auf einem Bildschirm präsentiert und auch leichter aktualisiert werden. Eine digitale Karte erlaubt darüber hinaus die Einbeziehung weiterer, beispielsweise bildlicher und akustischer Medien sowie die interaktive Kommunikation mit dem Benutzer.
Der kartografische Prozess
Die Karte ist das Ergebnis eines komplexen Arbeitsablaufs. An seinem Anfang stehen erfasste oder bereitgestellte Daten mit Raumbezug, sogenannte Basisdaten oder Geodaten. Sie repräsentieren die darzustellenden
- Raumphänomene wie Gelände bzw. Geländepunkte, Meerestiefen, Küstenverläufe, Gewässer, Verkehrswege, Siedlungsgebiete
- oder räumliche Eigenschaften (Sachverhalte) wie Bodenarten und Bodennutzung, Bewuchs, Niederschlagsmengen und Wasserstände, Klimadaten, Einwohnerdichte, örtliche Wirtschaftsdaten usw.
Diese Primärdaten werden durch Vermessung der Erdoberfläche (Geländeplan, Luftbilder usw.) bzw. durch spezielle Messungen, Erhebungen oder Zählungen erfasst. Dieses Datenmaterial wird unter Anwendung grafischer Gestaltung und Richtlinien zur Generalisierung (Legende für Plan- und Kartenzeichen, Musterblätter usw.) manuell oder mit Hilfe von Datenmodellen und Programmsystemen in kartografische Objekte bzw. darstellbare Sekundärdaten umgewandelt, die ihrerseits in maßstabsgerecht angeordnete kartografische Zeichen (Signaturen, Grenzlinien, Farbcodes usw.) überführt werden. In der Darstellungsebene (Papier, Karte, Bildschirm) repräsentieren und veranschaulichen diese Punkte, Zeichen, Linien und Flächen die abzubildenden Raumphänomene.
Kartentypen
Karten lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten einteilen, beispielsweise nach
Sie erlauben eine Unterscheidung nach analogen Karten und digitalen Karten. Analoge Karten werden als „klassische Landkarten“ auf einem Original-Zeichenträger (Kupferplatte, Gravurglas, Gravurfolie) geführt und in der Regel auf Papier oder einen anderen geeigneten Zeichenträger gedruckt. Digitale Karten sind im Rasterformat oder Vektorformat elektronisch auf einem Datenträger gespeichert und lassen sich mit Hilfe elektronischer Geräte in unterschiedlicher Form ausgeben, z. B. auf eine Druckplatte im „computer to plate“-Verfahren, auf einen Bildschirm oder auf dem Display eines Navigationssystems oder eines Mobiltelefons.
Da Karten gegenüber der realen Welt grundsätzlich in einem Maßstabsverhältnis („Maßstab“) stehen, kann man Karten auch nach ihrem Maßstab klassifizieren. Man spricht von einem großen Maßstab, wenn der Maßstabsnenner klein ist, dagegen von einem kleinen Maßstab, wenn der Maßstabsnenner groß ist. Bei topografischen Karten bezeichnet man Karten bis zu einem Maßstab 1:10.000 als großmaßstäbig oder auch als topografische Grundkarten, solche mit einem Maßstab von 1:25.000 bis 1:100.000 als mittelmaßstäbig. Topografische Karten mit einem Maßstab 1:200.000 oder kleiner werden als kleinmaßstäbig oder als topografische Übersichtskarten bezeichnet.
Von Karten spricht man immer dann, wenn ihr Maßstab zu einer Generalisierung zwingt. Lassen sich Phänomene der realen Welt nahezu ungeneralisiert und dann meist großmaßstäbig darstellen, so spricht man von Plänen (Lageplan, Bebauungsplan).
Die hauptsächliche Thematik der darzustellenden Raumphänomene ist ein verbreitetes Unterscheidungsmerkmal für Karten. In erster Näherung hat man so topografische Karten von thematischen Karten unterschieden. Eine differenziertere Betrachtungsweise spricht statt von topografischen Karten auch von Basiskarten und erlaubt bei den thematischen Karten weitere Unterscheidungen, z. B. in Luftfahrtkarten, Seekarten, geowissenschaftliche Karten, Wirtschaftskarten, politische Karten, historische (geschichtswissenschaftliche) Karten. (Der Begriff historische Karte ist nicht eindeutig, da er umgangssprachlich auch für veraltete, nicht mehr aktuelle Karten verwendet wird.)
Der Darstellungsraum einer Karte bildet ein weiteres Unterscheidungskriterium. So gibt es z. B. Weltkarten, Europakarten, Deutschlandkarten, Länderkarten, Stadtkarten (auch „Stadtpläne“ genannt) sowie Himmelskarten, Mondkarten, Marskarten usw.
Nach dem angegebenen Maß der Übereinstimmung von Karteninhalt und realer Welt kann man zwischen aktuellen Karten und veralteten Karten („Altkarten“) unterscheiden. Die Bezeichnung historische Karte ist der geschichtswissenschaftlichen Karte vorbehalten und sollte nicht für Altkarten benutzt werden.
Sie erlauben eine Unterscheidung von Karten, z. B. in Auto(fahrer)karten, Rad(fahrer)karten, Wanderkarten, Binnenschifffahrtskarten, Schulkarten usw. In diese Kategorie gehören auch Blindenkarten, die als taktile Karten gestaltet sind.
Nach dem Herausgeber einer Karte wird unterschieden in amtliche Karten und Karten der gewerblichen Verlagskartografie. Amtliche Karten werden von einer öffentlichen Institution in öffentlicher Aufgabe herausgegeben. Sie dienen der öffentlichen Daseinsvorsorge und Sicherheit und beruhen häufig auf einem Gesetz oder einer Verordnung. Von der Verlagskartografie herausgegebene Karten sind für den Markt bestimmt und wenden sich an die Verbraucher (im Sektor Tourismus-, Freizeit- und Wanderkarten trifft diese Unterscheidung nicht immer zu, da auch viele Landesvermessungsbehörden solche für den Markt bestimmten Karten herausgeben). Weiterhin gibt es eine Vielzahl wissenschaftlicher Spezialkarten, die von Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Institutionen im Rahmen der Forschung hergestellt und einem meist begrenzten Nutzerkreis zur Verfügung gestellt werden.
Aufbau einer Karte
Eine gedruckte oder am Bildschirm präsentierte Karte ist aus mehreren Elementen aufgebaut, die naturgemäß bei beiden Kartentypen unterschiedlich sind.
Gedruckte Karte
Während die digitale Karte grundsätzlich blattschnittfrei gespeichert und am Bildschirm blattschnittfrei durch „Scrollen“ wiedergegeben wird, handelt es sich bei der gedruckten Karte immer um ein begrenztes Kartenblatt. Um ein größeres Gebiet, wie ein ganzes Land, abzudecken, stellt man mehrere Kartenblätter her, die entweder einen solchen Blattschnitt haben, dass sie nahtlos aneinander passen oder die sich an den Rändern überlappen. Mehrere Kartenblätter, die die gleichen geodätischen Grundlagen, die gleiche Projektion, den gleichen Maßstab, den gleichen Blattschnitt und das gleiche Signaturen- und Gestaltungssystem besitzen, bilden ein Kartenwerk. Amtliche topografische Karten bilden so die Landeskartenwerke.
Eine gedruckte Karte besteht in der Regel aus dem Kartenfeld, dem Kartenrahmen und dem Kartenrand.
Kartenfeld
Im Kartenfeld (auch Kartenbild, Kartenspiegel, Blattspiegel) wird die eigentliche Karte, der Karteninhalt, wiedergegeben. Dieser ist in einer Zeichenvorschrift, einem Musterblatt oder einem Signaturenkatalog festgelegt. Auszüge daraus finden sich in der Legende (Zeichenerklärung), die sich meist im Blattrand, manchmal auch in einem Leerfeld der Karte befindet.
Viele Karten des Mittelalters sind in sich aufgeteilt, das Kartenfeld hat beispielsweise die Form eines Rades (Radkarte; „TO-Karte“), eines Herzens (Oronce Fine, Paris 1536) oder eines Kleeblatts (Weltkarte von Heinrich Bünting 1581).
Kartenrahmen
Der Kartenrahmen begrenzt den je nach Abbildungsart quadratischen, rechteckigen oder trapezförmigen Blattschnitt der Karte. Er enthält insbesondere die Bezifferungen des der Karte zugrunde liegenden Koordinatensystems, aber auch Hinweise zur Weiterführung der durch den Blattschnitt abgeschnittenen Signaturen.
Kartenrand
Der Kartenrand dient zur Aufnahme von kartentechnischen, redaktionellen, urheberrechtlichen und vertriebstechnischen Erläuterungen sowie von Angaben zum Herausgeber. Hier finden sich Name oder Bezeichnung der Karte, des Kartenwerks und des Kartenblatts. Das Maßstabsverhältnis („Maßstab“) ist numerisch (z. B. 1 : 25.000), häufig auch grafisch mit Hilfe einer Maßstabsleiste angegeben. In der Legende (Zeichenerklärung) sind die wichtigsten Kartenzeichen benutzungsfreundlich zusammengestellt. Weiterhin können der Name des Herausgebers, Angaben zu Auflagenummer und Erscheinungsjahr (z. B. 6. Auflage 1996), zum Aktualitätsstand sowie Urheberrechtshinweise und die Internationale Standard-Buchnummer (ISBN) im Kartenrand untergebracht sein.
Konfektionierte Karten, besonders die von der gewerblichen Verlagskartografie herausgegebenen, besitzen meist einen mit einem attraktiven Titel versehenen Kartenumschlag, der dann auch die Funktionen des Kartenrandes erfüllen kann.
Blattschnitt
Wenn ein größeres Gebiet kartografisch erfasst werden soll, das nicht auf einem Kartenblatt Platz findet, wird dieses auf mehrere Blätter aufgeteilt. Dazu wird häufig ein regelmäßiges Raster verwendet. Dieses kann mit dem Gitter der geografischen Koordinaten oder dem Koordinatensystem der Kartenabbildung in der Ebene zusammenfallen. Es wird als Blattschnitt bezeichnet.
Fällt der Blattschnitt mit ganzzahligen Meridianen und Breitenkreisen zusammen, spricht man auch von Gradabteilungskarten.
Bildschirmkarte
Die am Bildschirm (Display) dargestellte Karte („Bildschirmkarte“) ist die Präsentation einer auf einem Speichermedium (CD, DVD, Festplatte) gespeicherten oder aus dem Internet heruntergeladenen digitalen Karte. Ihr Aufbau ist meist nicht in der Karte selbst erkennbar, sondern in der Software und den Kartendaten verborgen.
Ein wesentliches Merkmal der Bildschirmkarte ist, dass sie in der Regel Aktionen des Benutzers oder Dialoge und Interaktionen mit ihm zulässt, z. B. Vergrößerung oder Verkleinerung des Kartenbildes, Maßstabsveränderung, Ein- und Ausblenden von Kartenthemen, Entfernungsmessungen, Profilschnitte, Positionierung eigener Kartenzeichen, Abfragen. Das geschieht üblicherweise über die Bedienelemente einer grafischen Benutzeroberfläche.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Kartografie
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurden topografische Karten gedruckt. Erste Aufnahmen wurden in Deutschland 1855 gemacht. Seit den 1970er Jahren hat die Speicherung von Karteninformationen auf elektronischen Datenträgern zugenommen.
Berühmte Karten
- Geographike Hyphegesis – erste Weltkarte mit Koordinatensystem, um 150 n. Chr.
- Weltkarte des Andreas Walsperger
- Ebstorfer Weltkarte
- Karte des Piri Reis
- Tabula Peutingeriana
- Vinland-Karte
- Dufourkarte
Kartenherstellung
Historische Verfahren
Die ersten Karten wurden in Tontafeln oder Tierknochen geritzt. Später konnte man sie auf Papyrus oder Pergament zeichnen, aber eine Vervielfältigung war eine mühsame Arbeit. Erst mit der Erfindung der Drucktechnik im 15. Jahrhundert konnten höhere Stückzahlen produziert werden. Von der Karte wurde je nach Technik eine Vorlage geschaffen, die dann im Druckprozess vervielfältigt wurde. Durch verbesserte Verfahren konnten immer feinere Elemente in die Karte aufgenommen und auch Mehrfarbdruck eingesetzt werden.
Holzschnitt
Der Holzschnitt, zu Beginn der Kartografie noch oft verwendet, wurde fast gänzlich verdrängt. Holzschnitt und Kupferstich reichen bis in das letzte Viertel des 15. Jahrhunderts zurück.
Kupferstich
Der Kupferstich liefert in Bezug auf Schärfe und Tiefe des Strichs sowie Weichheit und Feinheit der Ausführung die schönsten Karten; durch galvanisch erzeugte Hilfsplatten unterstützt, auch in beliebiger Menge. Korrekturen sind nicht schwierig auszuführen, namentlich auf den Hochplatten, doch erfordern sie Zeitaufwand und Kosten.
Stahlstich
Der Stahlstich, eingeführt ca. 1820, eignet sich für sehr große Auflagen von der Mutterplatte, wird aber, seit Kupferstich in Verbindung mit Galvanoplastik entwickelt wurde, wegen der Schwierigkeit der Plattenkorrekturen kaum noch angewandt.
Lithografie
Die Lithografie (Steindruck) datiert vom Anfang des 19. Jahrhunderts. In Verbindung mit dem Steindruck gestattet sie mittels Schnellpresse eine preiswerte Produktion auch in Farbe.
Im 19. Jahrhundert hat die Lithografie in Verbindung mit der Buchdruckpresse glänzende Erfolge erreicht, indem lithografisch gravierte Karten zur Verwendung in der Buchdruckpresse durch Überdruck auf Zink (Chemigrafie oder Zinkografie) in Hochdruckplatten verwandelt werden. Auch bei dieser Art der Vervielfältigung kann farbiger Druck zum Einsatz kommen, doch ist das Verfahren nur bei sehr großen Auflagen von Vorteil, da umfassendere Korrekturen stets eine Erneuerung der Druckplatten erforderlich machen.
Kartenabdrücke jeder Art können auch durch das anastatische Verfahren reproduziert werden, doch wird es nur noch selten verwendet, seit man mit Hilfe der Fotografie in technischer Beziehung weit günstigere Resultate erzielt. Denn durch Fotolithografie und Heliografie können Originalzeichnungen unmittelbar auf Stein oder Kupfer übertragen und auch verkleinert oder vergrößert werden.
Typografische Herstellung
Die typografische Herstellung (d. h. der Buchdruck mit beweglichen Lettern) von Landkarten wurde schon öfters versucht (1478, 1777, 1839, 1862), aber jedes Mal wieder aufgegeben.
Gravur
Bis in die 1990er Jahre galten die Gravierutensilien, der Leuchttisch und die Tuschefeder als Werkzeug des Kartografen. Damit konnte er auf die einzelnen Folien oder Glasplatten gravieren und retuschieren, die zur Herstellung der Druckplatten benötigt wurden.
Moderne Reproduktionsverfahren
Computerbasierte Herstellung
Die fortschreitende Entwicklung der Computertechnik ermöglichte dann den Umstieg von der analogen zur digitalen Kartenherstellung. Anfangs wurden im starken Maße Grafikprogramme (z. B. FreeHand von Macromedia) eingesetzt. Im Zuge der Entwicklung kamen auch kartografische Spezialprogramme (z. B. OCAD oder Themak von GraS) und Komplettlösungen (z. B. LorikSoftware von Lorienne S.A.) auf den Markt. Heute werden die meisten Karten mit Hilfe von Geoinformationssystemen (z. B. ArcGIS) auf Grundlage von Geobasisdaten (beispielsweise ATKIS) und anderen Geodaten hergestellt. Die Geodäsie und die Fernerkundung liefern die Daten, die von den Kartografen dann in Karten umgesetzt werden.
Herstellung von Echt-3D-Karten in Lentikulartechnik
Lentikulartechnik ist ein Verfahren der Mehrbild-Visualisierung,[1] auch bekannt als „Wackelbild“ oder „Linsenraster-Bild“.
Mit dieser Technik lassen sich Echt-3D-Karten herstellen. Der Betrachter kann so Höhenrelationen, Hangneigungen und Reliefformen erkennen. Möglich wird das durch den Einsatz sogenannter Lentikularabbildungen und -folien.
- Lentikularabbildungen bestehen aus Bildern, denen ein Motiv zugrunde liegt, das aus zwei verschiedenen Blickwinkeln (stereoskopisch) aufgenommen wurde. Diese Bilder werden in feine Streifen zerlegt und wechselweise parallel angeordnet (Interlacing).
- Lentikularfolien sind transparente Kunststofffolien, auf deren Oberseite sich parallel und vertikal (für 3D-Darstellungen) verlaufende, tunnelförmige Mikrolinsen befinden. Für eine Echt-3D-Karte im Format von 60 × 45 cm wird eine Lentikularfolie mit einer Linsendichte von 70 Linsen pro Inch verwendet.
Abbildungen und Folie werden so verklebt oder gedruckt, dass sowohl die Abbildungsstreifen als auch die tunnelförmigen Mikrolinsen vertikal verlaufen. So entsteht der „Wackelbild“-Effekt und je nach Blickwinkel des Betrachters werden unterschiedliche Abbildungen wahrgenommen. So wird das dreidimensionale Sehen ermöglicht. Zusätzliche stereoskopische Betrachtungshilfen sind daher nicht mehr notwendig.
Um den Raumeindruck zu verstärken, kommen bei Echt-3D-Karten eine Reliefschummerung und ein Faktor zur Überhöhung des Geländes hinzu. Die Beschriftungen schweben über dem Relief.
Lentikular-Darstellungen können analog als Printprodukte oder auch digital mittels autostereoskopischer Displays (sog. 3D-Monitore) präsentiert werden.
Kartennutzung
Karten dienen zur Orientierung und Navigation zu Lande, im Wasser und in der Luft. Weiterhin werden sie zur Planung eingesetzt. Dabei kann man mit ihnen Entfernungen, Winkel oder Flächen messen oder schätzen. Als Hilfsmittel können dabei dienen Kompass, Streckenteiler, Planimeter, Kurvimeter oder Lineal.
Da die Karte ein ebenes Abbild der gewölbten Erdoberfläche ist, kann sie nicht gleichzeitig flächentreu, längentreu und winkeltreu sein – nur ein Globus ermöglicht eine solche naturgetreue Darstellung der geometrischen Verhältnisse, allerdings notgedrungen in sehr kleinem Maßstab. Für alle anderen Anwendungen muss ein geeigneter Kartennetzentwurf eingesetzt werden.
Manipulation von Karten
Die Karte als Darstellungsmittel bietet vielfältige Möglichkeiten zur Manipulation bis hin zu Zensur mit dem Ziel, bestimmte Aspekte hervorzuheben, zu unterdrücken oder absichtlich falsch wiederzugeben. Anlässe können sein:
- Nationale Sicherheit (Schutz strategisch wichtiger Anlagen, z. B. Militäranlagen, Sendeanlagen, Kraftwerke; auch Eisenbahnanlagen, Straßen, Industrieanlagen, Furten, Höhenangaben)
- Politische Propaganda (internationale Grenzstreitigkeiten, Herabsetzung des politischen Gegners durch falsche Darstellung der Größenverhältnisse der Staaten, suggestive Wahl von Kartensymbolen und Farben)
- Werbung (z. B. einseitig wertende Darstellung von Verkehrsverbindungen)
- Durchsetzung von Interessen (Durchführung umstrittener Bauvorhaben und deren Verhinderung)
Bei der Betrachtung und Verwendung einer Karte ist also immer ein gewisses Maß an Skepsis angebracht, besonders wenn sie erkennbar zur Verfolgung eines bestimmten Ziels erstellt wurde.
Sonstiges
- Erst seit der Neuzeit gibt es die Konvention, dass – bei Fehlen anderslautender Angaben – eine Karte nach Norden ausgerichtet ist. Bis ins späte Mittelalter war, besonders bei Seekarten, die Orientierung im ursprünglichen Wortsinn üblich, d. h. die Ausrichtung nach Osten. Das hatte auch religiöse Gründe, da vom Abendland aus betrachtet Jerusalem, das als Zentrum der Christenheit gesehen wurde, im Osten liegt und auf jeder Karte oben erscheinen sollte. Ein Beispiel dafür ist die Ebstorfer Weltkarte.
- Die Darstellung der Kontinente in Weltkarten ist in bestimmten Ländern verschieden, so stellen manche Länder Amerikas oder Asiens ihren Kontinent in den Mittelpunkt (siehe Abbildungen). Dabei geht es um die Vermeidung von Eurozentrismus. In den in Europa und Afrika verwendeten Weltkarten ist es üblich, dass Europa mittig dargestellt wird.
- Wenn ein Land nicht (wie in der Realität häufig der Fall) auf mehrere nicht-angrenzende Gebiete verteilt ist, lässt sich eine politische Karte mit vier Farben so einfärben, dass benachbarte Länder verschiedene Farben haben, siehe auch Vier-Farben-Satz.
- Für spezielle Anwendungen gibt es Karten, bei denen diese Anforderungen berücksichtigt werden, z. B. Radwanderkarten, Wanderkarten, Seekarten und Stromkarten.
- Für den Kopierschutz oder zur Desinformation werden fiktive Straßen (Trap Streets) in Karten eingebaut, oder andere Details verfälscht.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Frank Dickmann, Jürgen Dodt und Björn Schmidt, Bochum: Zum Potenzial der Lentikulartechnk in der thematischen Kartographie. In: Kartographische Nachrichten 6/2009, S. 295.
Literatur
- Peter Barber (Hrsg.): Das Buch der Karten: Meilensteine der Kartographie aus drei Jahrtausenden. Primus, Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-299-1.
- Jürgen Bollmann, Wolf Günther Koch (Hrsg.): Lexikon der Kartographie und Geomatik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001–2002, ISBN 3-8274-1055-X (Bd. 1), ISBN 3-8274-1056-8 (Bd. 2).
- Christof Dipper, Ute Schneider (Hrsg): Kartenwelten: der Raum und seine Repräsentation in der Neuzeit. Primus, Darmstadt 2006, ISBN 3-89678-289-4.
- Günter Hake, Dietmar Grünreich, Liqiu Meng: Kartographie: Visualisierung raum-zeitlicher Informationen. 8., vollständig neu bearbeitete und erweiterte Auflage; de Gruyter, Berlin 2002 (De Gruyter Lehrbuch), ISBN 3-11-016404-3.
- Mark Monmonier: Eins zu einer Million. Die Tricks und Lügen der Kartographen. Birkhäuser Verlag, Basel 1996, ISBN 3-7643-5391-0.
- Gerald Sammet: Der vermessene Planet: Bilderatlas zur Geschichte der Kartographie. GEO, Hamburg 1990, ISBN 3-570-03471-2.
- M.F. Buchroithner: Echtdreidimensionalität in der Kartographie: Gestern, heute und morgen. In: Kartographische Nachrichten Heft 5/2007, S. 239-248.
- Dirk Wüstenberg: Die Rechtsprechung zum Urheberrechtsschutz von Stadt- und Landkarten. In: Kartographische Nachrichten Heft 3/2011, S. 139-144.
Weblinks
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