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Kartennetzentwurf

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Beispiele unterschiedlicher Kartennetzentwürfe

Ein Kartennetzentwurf (auch Kartenabbildung genannt) ist eine Methode in der Kartografie, mit der man die gekrümmte Oberfläche der (dreidimensionalen) Erde auf die flache (zweidimensionale) Karte überträgt.

Vorgehen

Der Prozess der Modellbildung geschieht mit Hilfe von Abbildungsvorschriften, die man mathematisch ausdrücken kann. Kartenprojektionen kann man auch anschaulich graphisch oder geometrisch erklären.

In der modernen Entwicklung hin zur Geodateninfrastruktur (Technologie und Terminologie) bilden Kartennetzentwürfe eine spezielle Gattung von Koordinatenreferenzsystemen und stellen dabei eine Konversionsmethode von einem mathematischen Erdmodell in die Ebene dar. Es sind über 400 verschiedene Abbildungen bekannt.

Bei der Nutzung von Kartennetzentwürfen sind grundsätzlich drei Schritte notwendig:

  1. Auswahl eines geeigneten Modells (normalerweise wählt man zwischen einer Kugel oder einem Ellipsoid) für die Form der Erde oder des abzubildenden Gegenstandes (beispielsweise anderer planetarischer Körper)
  2. Umwandlung der geographischen Koordinaten (Länge und Breite) in ein kartesisches Koordinatensystem (x und y oder Rechtswert und Hochwert)
  3. Skalierung der Karte (in der manuellen Kartografie kam dieser Schritt an zweiter Stelle, bei der digitalen Kartografie kann er zuletzt kommen)

Kategorien

Grundsätzlich klassifiziert man Kartennetzentwürfe entweder nach

  • der Abbildungsfläche
  • der Lage der Abbildungsfläche
  • den Abbildungseigenschaften (Verzerrungseigenschaften)
  • echten bzw. unechten (Pseudo)abbildungen.

Viele Netzentwürfe wurden nach ihren Erfindern benannt.

Klassifikation nach Abbildungsflächen

Auswahl der Abbildungsfläche

Die meisten Kartennetzentwürfe sind keine Projektionen in physikalischer Hinsicht. Sie beruhen eher auf mathematischen Formeln. Um jedoch das Konzept der Kartenprojektion zu verstehen, ist es hilfreich, sich einen Globus mit einer Lichtquelle vorzustellen. Diese Lichtquelle projiziert die Punkte, Linien und Flächen des Globus auf die Oberfläche eines Hilfskörpers, die sich einfach in die Ebene abrollen lässt.

Als Hilfskörper kann man entweder eine Ebene, einen Kegel, einen Zylinder oder einen anderen Körper nutzen. Durch die Projektion der Globuselemente auf diese Hilfsfläche erhält man ein flaches Abbild. Allerdings muss man bei Kegel und Zylinder vorher noch die Oberfläche in die Ebene abrollen. Grundsätzlich kann man alle Kartenprojektionen nach der Art des genutzten Hilfskörpers unterscheiden.

Schließlich ist es von Bedeutung, ob die Hilfsfläche modellhaft den Globus berührt oder schneidet. Bei einer zylindrischen Abbildung berührt (in normaler Lage) die Abbildungsfläche den Globus rund um den Äquator (an dieser Stelle gibt es auch keine Verzerrungen), ein Schnittzylinder schneidet dagegen den Globus an den nördlichen und südlichen Breitenkreisen. Das Prinzip gilt für alle Abbildungshilfsflächen.

Hilfskörper Projektionsname Beispiel
Ebene azimutale Abbildung
Azimutalprojektion
Azimutalprojektion
Kegel konische Abbildung
Kegelprojektion
Kegelprojektion
Zylinder zylindrische Abbildung
Zylinderprojektion
Zylinderprojektion

Azimutale Abbildungen

Eine azimutale Abbildung berührt die Erde an einem Punkt. Viele azimutale Abbildungen sind echte perspektivische Projektionen (Zentralprojektionen), das heißt, sie können auch geometrisch konstruiert werden. Diese Abbildungsart eignet sich besonders zur Darstellung kreisförmiger Gebiete, beispielsweise der Polgebiete.

Folgende geometrische Projektionen mit einem Projektionszentrum sind üblich:

  • stereografische Projektion, die konforme azimutale Abbildung, bei der das Projektionszentrum gegenüber dem Berührungspunkt liegt. Sie wird u. A. wegen der Winkeltreue für Sternenkarten verwendet.
  • Gnomonische Projektion, auch „Zentralprojektion“ genannt (bezieht sich hier aber auf das Zentrum der Erde), bei der das Projektionszentrum im Erdmittelpunkt liegt. Sie bildet alle Großkreise als Geraden ab. Daher wird sie gerne in der Navigation verwendet, um die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten zu finden.
  • Orthografische Azimutalprojektion, auch Parallelprojektion genannt, bei der das Projektionszentrum im Unendlichen liegt, das heißt, die Projektionsstrahlen fallen parallel auf die Erdkugel. Sie wird zur anschaulichen Darstellung der Erdkugel, sowie zur Darstellung anderer Himmelskörper (Mond, Planeten) verwendet, da sie den Himmelskörper so darstellt, wie er im Weltraum (aus großer Entfernung) zu sehen wäre.

Weitere Abbildungen sind rein mathematisch definiert. Sie lassen sich in der Regel nicht mit Zirkel und Lineal geometrisch konstruieren. Dafür besitzen sie spezielle Eigenschaften, die von den geometrischen Projektionen nicht erreicht werden. Verwendung finden vor allem:

Unter Unechte azimutale Abbildungen fasst man alle mathematischen Konstruktionen zusammen, die den echten Azimutalprojektion ähneln.

Kegelabbildungen (konische Abbildungen)

Bei konischen Abbildungen (Kegelprojektionen) wird die Erde auf einen Kegel abgebildet. Die Kegelachse verläuft durch den Erdmittelpunkt. Die Lage der beiden Schnitt- oder des Berührkreises bestimmt Form und Lage des Kegels. Azimutale und zylindrische Abbildungen lassen sich ebenso über die Formeln der Kegelabbildung berechnen. Sie stellen sich als Grenzfälle der allgemeinen Kegelabbildung dar. Für Kegel in normaler Lage gilt:

Öffnungswinkel → 180°: azimutale Abbildung
Öffnungswinkel → 0°: zylindrische Abbildung

Unechte Kegelabbildungen sind ebenfalls konoide Konstruktionen, wie die Herzform (Bonnesche Projektion, Stab-Wernersche Projektion).

Zylinderabbildungen

Zylinderprojektionen werden mit Hilfe eines Zylinders um die Erde konstruiert.

Weiterhin werden beim Gauß-Krüger- und UTM-Koordinatensystem transversale Zylinderprojektionen (liegende Zylinderachse) genutzt.

Unechte Zylinderabbildungen sind mathematisch konstruierte Abbildungen, auf denen der Mittelmeridian und alle Breitenkreise gerade oder zumindest gestreckte Linien sind.

Klassifikation nach Lage bzw. Aspekt der Abbildungsfläche

Nachdem die Wahl des Hilfskörpers feststeht, muss nun über seine Lage entschieden werden. Zur Beschreibung nutzt man die Erdachse und die Masselinie des Hilfskörpers. Bei einer Ebene ist das die Senkrechte, bei einem Zylinder die Mittellinie und bei einem Kegel die Mittellinie durch die Spitze. Die unterschiedlichen Abbildungsflächen lassen sich an beliebigen Stellen an die Kugeloberfläche anlegen. Die Wahl der Lage (= Aspekt der Abbildungsfläche) wird durch den abzubildenden Teil der Erdoberfläche bestimmt, für den die Abbildung optimiert werden soll:

  • normale Abbildungen
  • transversale Abbildungen
  • schiefachsige Abbildungen.


Azimutalprojektion mit unterschiedlicher Lage
Lage/Aspekt Beschreibung Beispiel
normal oder polständig Achse des Hilfskörpers entspricht Erdachse
Azimutalprojektion
transversal oder querachsig, äquatorständig Achse des Hilfskörpers liegt senkrecht zur Erdachse
Azimutalprojektion
schiefachsig oder schiefständig Achse des Hilfskörpers liegt schief zur Erdachse
Azimutalprojektion

Klassifikation nach Abbildungseigenschaften (Verzerrungseigenschaften)

Eine Karte sollte möglichst exakt das Original wiedergeben. Bei der Abbildung der Kugel auf die Ebene sind allerdings Verzerrungen unvermeidlich (Mathematisch: Die Gaußsche Krümmung ist eine Invariante unter Isometrien; die Kugel mit Radius r besitzt die Krümmung 1/r, die Ebene hingegen die Krümmung 0, folglich kann es keine Isometrie zwischen beiden Objekten geben). Dieses Phänomen kann man sich am besten mit Hilfe einer Orange vorstellen: Selbst wenn man es schafft, diese in einem Stück zu schälen, kann man die Schale (Erdoberfläche) nur mit starkem Drücken flach bekommen (Papier) und nimmt dabei Verzerrungen in Kauf (die Schale dehnt sich, reißt oder faltet sich). Dieses Phänomen der Verzerrung lässt sich differenzialgeometrisch begründen. Zur Beschreibung der lokalen Verzerrungseigenschaften in einem Punkt wird die Tissotsche Indikatrix (Verzerrungsellipse) verwendet.

Somit können sich die Länge einer Strecke, die Größe und Form einer Fläche oder der Winkel zwischen zwei Linien durch die Kartenprojektion verändern. Demzufolge kann auch der Maßstab auf einer Karte variieren. Ein populäres Beispiel ist die nahezu riesige Darstellung von Grönland bei der Zylinderprojektion. Diese Verzerrungen lassen sich niemals vollständig beseitigen. Sämtliche Kartenprojektionen enthalten mindestens eine Form dieser Verzerrungen, weshalb man sich für bestimmte Vor- und Nachteile unter diesen Abbildungseigenschaften entscheiden muss:

  • längentreue (äquidistante) Abbildung – einige Strecken sind korrekt abgebildet (beispielsweise für Streckenmessungen)
  • flächentreue (äquivalente) Abbildung – alle Flächen sind dem Maßstab entsprechend korrekt abgebildet
  • winkeltreue (konforme) Abbildung (beispielsweise zur Navigation oder für die Geodäsie)
  • vermittelnde Verzerrungseigenschaften – Kompromisse zwischen Längentreue, Flächentreue oder Winkeltreue.

Die Längentreue kann bei ebenen Karten nur begrenzt erreicht werden: in bestimmte Richtungen oder an bestimmten Punkten. Alle echten Abbildungen sind an den Berühr- bzw. Schnittkreisen längentreu. Eine absolute Längentreue in allen Punkten und allen Richtungen ist nicht möglich. Bei winkeltreuen Abbildungen ist die Längenverzerrung an einem bestimmten Punkt in jede Richtung (Azimut) gleich groß.

Der Globus bietet die Möglichkeit, alle metrischen Eigenschaften in einem bestimmten Maßstab nahezu korrekt wiederzugeben. Aufgrund des sehr kleinen Maßstabes reicht als Näherung für die Erdfigur eine Kugel.

Längentreue Abbildungen

Diese Abbildungen sind nicht absolut längentreu, sondern lassen nur entlang weiterer Linien als den Berühr- bzw. Schnittkreisen längentreue Messungen zu.

Flächentreue Abbildungen

Diese Abbildungen stellen die Größe einer Fläche (z. B. eines Kontinents) korrekt dar. Die Form kann allerdings sehr stark verzerrt werden. Insbesondere am Kartenrand neigen diese Abbildungen zu starken Formverzerrungen.

Winkeltreue Abbildungen

Winkeltreue Abbildungen werden insbesondere bei der Navigation in der Schifffahrt und im Flugverkehr zur Erstellung von Karten benötigt, aber auch in der Kristallographie.

Vermittelnde Abbildungen

Da keine Kartenabbildung alle Verzerrungen vollständig aufhebt, wurden einige vermittelnde Abbildungen als Kompromiss entwickelt. Bei ihnen wurde versucht die Verzerrungen zu minimieren.

Unechte Abbildungen (Pseudo-Abbildungen)

In normaler Lage bleiben bei echten Abbildungen die Längenkreise Geraden, die Breitenkreise werden als dazu rechtwinklige konzentrische Kreise, Kreisbögen oder Geraden abgebildet. Alle anderen Abbildungen fallen in die Gruppe der unechten bez. Pseudo-Abbildungen.

Unechte azimutale Abbildungen

Unechte Kegelabbildungen

Unechte Zylinderabbildungen

Im Unterschied zu den echten Zylinderabbildungen sind die Meridianbilder (meist)(p) gekrümmte Linien.

Eine Apian-(II)-Projektion, Atlas Ortelius 1571
(p) Eckert-I und Eckert-II haben gerade Meridiane

Zerlappte Netze

Abbildungen in der Praxis

Literatur

Weblinks

 Commons: Kartenprojektion – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Referenzen

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Kartennetzentwurf aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.