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Kleines Schwarzes
Das Kleine Schwarze (französisch petite robe noire; amerikanisch englisch little black dress, LBD) ist ein Kleid, das zu vielen Anlässen getragen werden kann, da es klassisch-elegant geschnitten und die Farbe neutral schwarz gehalten ist. Es ist eng mit dem Etuikleid verwandt und wird beispielsweise als Cocktailkleid entworfen. Es gilt als Klassiker der Damenmode.
Geschichte
Schwarze Kleider waren im 19. Jahrhundert trauernden Witwen vorbehalten. Als Farbe der Verführung, die die Persönlichkeit ihrer Trägerin hervorhebt, tauchte erstmals ein dezentes schwarzes Kleid mit üppiger Spitze in Tolstois Roman Anna Karenina auf. Die Protagonistin trug es zu dem Ball, auf dem sie dem Grafen Alexej Wronskij begegnete. Als 1884 der Maler John Singer Sargent sein Gemälde Madame X ausstellte, ein Porträt von Virginie Amélie Avegno Gautreau, einer verheirateten Dame der Gesellschaft, die den Ruf hatte, liebeslustig zu sein, das sie in einem schwarzen Kleid mit tiefem Ausschnitt zeigte, löste das einen Skandal aus: Dass sie diese Farbe öffentlich trug, konnte nur heißen, dass sie ihren Mann „abgelebt“ hatte.[1]
Das kleine Schwarze wurde populär und wird so bezeichnet, seit die amerikanische Vogue 1926 den Entwurf eines schwarzen Etuikleides von Gabrielle ‚Coco‘ Chanel mit Chanels Zitat „Dieses schlichte Kleid wird eine Art von Uniform für alle Frauen mit Geschmack werden“ veröffentlichte.[1] Die Vogue-Redakteure benannten es nach einem schwarzen Automobil „Chanel ‚Ford‘“ – „ein Modell, das alle Welt tragen wird – ‚Modell 817‘“. Es war die Zeichnung eines schmal geschnittenen Kleides aus schwarzer Chinaseide, kniebedeckend, mit engen langen Ärmeln. Das Oberteil, vorne lose wie ein Blouson, wurde im Rücken straff gehalten.[2] Mit dem „kleinen Schwarzen“ sollten Witwen – in Folge des Ersten Weltkrieges – sowohl ihre Trauer als auch ihren Wunsch nach Zukunft ausdrücken können. Zu diesem Zweck hatte Coco Chanel das modische Stück entworfen.[3] Um 1927 brachte das Haus Chanel ein „kleines Schwarzes“ als Ensemble aus Woll-Jersey mit einem plissierten Rock heraus.[4] Das schlichte Kleidungsstück sollte schon bald die Mode der 20er Jahre prägen und als Symbol für einen neuen, modernen Typ Frau stehen. Mit ihrem ersten Modell hatte Coco Chanel die Modewelt inspiriert. Seitdem wird es von Designern immer wieder neu interpretiert und blieb bis heute ein Inbegriff von Eleganz und Stilbewusstein.
Designer Karl Lagerfeld äußerte im Buch Das kleine Schwarze (1998) von Amy Holman Edelman allerdings Zweifel an der eigentlichen Urheberschaft Chanels: „Kleine schwarze Kleider tauchten zum ersten Mal zwischen 1918 und 1920 auf, und ich habe das Gefühl, dass sie auf die Trauerkleidung im Ersten Weltkrieg zurückgehen.“[5] Auch die New Yorker Modedesignerin Nettie Rosenstein (1890–1980) käme als Urheberin in Frage.[6]
Seinen größten Erfolg hatte das „kleine Schwarze“ 1961 mit Audrey Hepburn als Holly Golightly in einem von Givenchy entworfenen ärmellosen Modell in dem Spielfilm Frühstück bei Tiffany.[7] Das von Hepburn getragene Kleid wurde 2006 für 692.000 Euro versteigert.[8]
Das „kleine Schwarze“ ist in der Damenmode beispielsweise als schmales Cocktailkleid aus Satin verbreitet. Häufig verwendete Stoffe sind auch Chiffon und Viskose. Das Besondere an dem „kleinen Schwarzen“ ist, dass es sich jedem neuen Stil anpassen kann. Es kann sowohl kurz als auch lang getragen werden, schulterfrei oder mit Schulterpolstern, mit einem schmalen Rock oder aber ausgestellt sein mit vier Lagen Petticoats.[9] Eine klar umrissene Definition des „kleinen Schwarzen“ gibt es im Grunde nicht.
Literatur
- Amy Holman Edelman.: The little black dress. Simon & Schuster, New York 1997. Deutsche Ausgabe: Das kleine Schwarze. Übers. von Henriette Zeltner. 3. Aufl. dtv, München 2001, ISBN 3-423-36212-X.
- N. J. Stevenson: Die Geschichte der Mode. Stile, Trends und Stars. Haupt, Bern u. a. 2011, ISBN 978-3-258-60032-1, S. 160 f.
- Andre Leon Talley: Little Black Dress, Rizzolo, New York 2013, ISBN 978-0-8478-4057-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Sara Hakemi: Schwarz wie die Nacht. Das kleine Schwarze. In: Alfons Kaiser, Susanne Kusicke (Hrsg.): Poncho, Parka, Prada-Täschchen. Kleines Glossar der unentbehrlichen Kleidungsstücke. H.C. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54160-7, S. 29–33.
- ↑ Susanne Mayer: Ausstellung Little Black Dress: Einfach nur schwarz. In: Die Zeit. Online 14. August 2013, abgerufen am 28. Juli 2017.
- ↑ Das Kleine Schwarze: Die Wunderwaffe, die jede Frau besitzen sollte. In: Die Welt. 18. November 2015, abgerufen am 28. Juli 2017.
- ↑ Ensemble, Designer: Gabrielle “Coco” Chanel, ca. 1927. Heilbrunn Timeline of Art History, Metropolitan Museum of Art, abgerufen am 28. Juli 2017.
- ↑ Das „Kleine Schwarze“ hatte den großen Auftritt. In: Augsburger Allgemeine. 27. September 2010, abgerufen am 28. Juli 2017.
- ↑ Johanna Lutteroth: Das kleine Schwarze: So schlicht! So sexy! einestages auf Spiegel Online, 22. September 2008, abgerufen am 28. Juli 2017.
- ↑ Sabine Glaubitz: Givenchy wird 80 – Der Erfinder des „kleinen Schwarzen“. dpa-Artikel auf sueddeutsche.de, 11. Mai 2010, abgerufen am 28. Juli 2017.
Die wahren Stilikonen – Stil statt Style, Bild 7. süddeutsche.de, 24. November 2010, abgerufen am 28. Juli 2017.
Paola Saltari: Eine Frage des Stils: 10 außergewöhnliche Frauen, die die Modewelt veränderten. White-Star-Verlag, Wiesbaden, 2010, ISBN 978-3-86726-162-3. - ↑ Audrey-Hepburn-Kleid für über 650.000 Euro versteigert. europolitan.de, 6. Dezember 2012, archiviert vom Original am 11. Juni 2013; abgerufen am 28. Juli 2017.
- ↑ Vanessa Loewel: Unerhört schwarz: Die Geschichte des Kleinen Schwarzen. arte.tv, 16. Januar 2007, archiviert vom Original am 19. November 2015; abgerufen am 28. Juli 2017.
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