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Kleinwuchs
Kleinwuchs, Kleinwüchsigkeit, Minderwuchs oder Mikrosomie[1][2] ist eine Bezeichnung für ein nicht der Norm entsprechendes, geringeres Körperlängenwachstum, das durch eine Vielzahl von angeborenen oder erworbenen Wachstumsstörungen hervorgerufen werden kann. Kleinwuchs ist in der Kinderheilkunde als Unterschreitung der 10. Perzentile definiert, d. h. weniger als zehn Prozent der Gleichaltrigen sind kleiner; Kleinwuchs oder Hyposomie kann vorliegen, wenn die Körpergröße das dritte Perzentil der Wachstumskurve für das entsprechende Alter unterschreitet bzw. den Mittelwert um mehr als zwei Standardabweichungen unterschreitet (d. h. nur 3 % der Gleichaltrigen sind kleiner).[3] Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Normalverteilung der Körperlänge bedeutet, dass auch Gesunde diese Grenzen unterschreiten können; zudem gibt es große regionale Unterschiede der Körpergrößen. Wichtiger als der Absolutwert ist deshalb die zeitliche Entwicklung des Kindes, d. h. sollte seine Entwicklung den Perzentilen folgen und sie nicht nach unten hin kreuzen.[4] Bei Erwachsenen bedeutet Kleinwuchs eine Körpergröße von unter 150 cm. Extremer Kleinwuchs (früher als Zwergwuchs oder Nanosomie bezeichnet) führt zu einer Endkörpergröße von unter 130 cm.[5]
Differenzialdiagnose und Ursachen
Grob einteilend können pränatale und postnatale Ursachen definiert werden. Geläufig ist auch die Unterteilung in Primären Kleinwuchs und Sekundären Kleinwuchs.
Pränatale Ursachen (Primärer Kleinwuchs)
- Chromosomenanomalien und Genmutationen
- Verschiedene Syndrome (Silver-Russell-Syndrom, Laron-Syndrom, Ullrich-Turner-Syndrom, Trisomie 21, Achondroplasie), auch Hypophosphatasie und viele andere
- Pränatale Entwicklungsstörungen
- Exogene Noxen wie Nikotin, Alkohol (siehe auch: Fetales Alkoholsyndrom), Drogen und Infektionen
- Fetale Mangelernährung
- Plazentainsuffizienz
- Vererbung
- Familiärer Kleinwuchs[6]
Postnatale Ursachen (Sekundärer Kleinwuchs)
- Chronische Krankheiten
- Anämien
- chronische Niereninsuffizienz
- Herzvitien
- Rheumatoide Arthritis
- Endokrine Störungen
- Iatrogen
- Chemotherapie
- hochdosierte Cortisontherapie
- Strahlentherapie
- Mangelversorgung
- Eiweißmangel
- Malresorption oder Malabsorption (Zöliakie, Morbus Crohn)
- Unterernährung, weltweit der häufigste Grund für Kleinwuchs [7]
- Vitaminmangel (insb. Vitamin D)
- Psychosoziale Faktoren
- Deprivation ist Ursache des psychosozialen Kleinwuchses
- Stoffwechseldefekte
Eine Sonderform nimmt die konstitutionelle Entwicklungsverzögerung ein, die zwar pränatal/familiär angelegt ist, jedoch erst sekundär in Erscheinung tritt und eine verzögerte Entwicklung der Knochenreife zur Folge hat. Hier kann eine normale Körpergröße erreicht werden, nur eben mit Verzögerung.[6]
Hinsichtlich der klinischen Präsentation unterscheidet man den proportionierten Kleinwuchs vom dysproportionierten Kleinwuchs:
Proportionierter Kleinwuchs (Beispiele)
- Chronische Krankheiten
- Endokrine Störungen
- Konstitutionelle Entwicklungsverzögerung
- Silver-Russell-Syndrom
- Stoffwechseldefekte
- Trisomie 21
Dysproportionierter Kleinwuchs (Beispiele)
Therapie
Die Therapie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache. Ist eine mangelnde Versorgung mit den zum Wachstum benötigten Nährstoffen, Vitaminen und ähnlichem die Ursache, müssen die Defizite ausgeglichen werden, gegebenenfalls durch Umstellung der Ernährung. Bei Störungen der hormonellen Schiene muss der Hormonstatus ausgeglichen werden, zum Beispiel durch die Gabe von Wachstumshormonen.[8][6] Auf diese Weise lässt sich jedoch nur so lange korrigierend eingreifen, wie das Skelett noch im Wachstum befindlich ist. Nach Abschluss des Skelettwachstums bleiben diese Maßnahmen in der Regel erfolglos. Die Bestimmung des Knochenalters ist daher für die Therapieentscheidung ausschlaggebend.
Literatur
- S1-Leitlinie Kleinwuchs der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin(DGKJ). In: AWMF online (Stand 2010)
- Betty M. Adelson: Dwarfism: Medical and Psychosocial Aspects of Profound Short Stature. Johns Hopkins University Press, 2005, ISBN 0801881226, S. 50–54.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ DocCheck Flexikon: Kleinwuchs, abgerufen 12. Oktober 2013.
- ↑ Peter Hoffmann: Kleinwüchsigkeit, abgerufen 12. Oktober 2013.
- ↑ Pädiatrie auf den Punkt Gebracht. Walter de Gruyter 1999, ISBN 978-3-11-015552-5 (Zugriff am 29 January 2013)
- ↑ Klaus Buckup: Kinderorthopädie, S. 58–9, Georg Thieme Verlag 2001, ISBN 978-3-13-697602-9 (Zugriff am 29 January 2013)
- ↑ Arbeitsbuch Pathologie. Facultas-Univ.-Verlag 2002, ISBN 978-3-85076-492-6 (Zugriff am 29 January 2013)
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Gustav-Adolf von Harnack, Berthold Koletzko: Kinder- und Jugendmedizin : mit 154 Tabellen ; [jetzt neu mit Fallquiz]. Heidelberg: Springer-Medizin-Verl. 2007, ISBN 9783540486329
- ↑ WHO Countdown Accountability Report 2013 "Unacceptably high levels of stunting, a form of growth failure resulting from chronic undernutrition, in virtually all 75 countries"
- ↑ M. B. Ranke, H.-G. Dörr et al.: „Therapie des Kleinwuchses mit Wachstumshormon Entwicklungen 10 Jahre nach der Einführung von rekombinantem Wachstumshormon“, Monatsschrift Kinderheilkunde, Bd. 148, Number 8 / August 2000, S. 746–761, Springer-Verlag Berlin – Heidelberg, ISSN 0026-9298 (print), 1433-0474 (Online), doi:10.1007/s001120050633; (Abstract)
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