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Klosterschule

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Ein Benediktiner im Stiftsgymnasium Melk, um 1890

Klosterschulen (Scholae monasticae, claustrales) waren mit Klöstern verbundene Bildungseinrichtungen, in denen Ordensleute den Unterricht erteilten.

Geschichte

Mittelalter

Knaben auf dem Weg in die Klosterschule. Bologneser Handschrift des Decretum Gratiani, Mitte des 14. Jahrhunderts

Klosterschulen hatten bei ihrer Entstehung im 6. Jahrhundert zunächst nur die Bildung von Ordenspriestern zum Ziel, wurden aber im Spätmittelalter auch für Laien erweitert. Dadurch konnten viele begabte Buben vom örtlichen Pfarrer einer gediegenen Ausbildung zugeführt werden.

Benediktiner

Die Begründung der Klosterschulen im Abendland wird der Legende nach auf Benedikt von Nursia, den Ordensgründer der Benediktiner († 547), und seinen Zeitgenossen Cassiodorus zurückgeführt. Wesentlichen Aufschwung nahmen sie innerhalb des Fränkischen Reichs unter Karl dem Großen namentlich durch Benedikt von Aniane. Seit dieser Zeit teilte man die Klosterschulen in exteriores, die sich auch solchen öffneten, die Laien bleiben wollten, namentlich Junkern, und interiores, für künftige Mönche (pueri oblati).

Die Benediktiner pflegten den wissenschaftlichen Unterricht insbesondere auf den britischen Inseln und verbreiteten ihn von dort aus während ihrer Missionstätigkeit über Europa, in Gallien, Spanien und durch Bonifatius auch in den germanischen Regionen des Fränkischen Reiches. Seit dem 12. Jahrhundert traten die Zisterzienser sowie die Bettelorden der Dominikaner, Franziskaner und Karmeliten hinzu, die auch außerhalb der Klöster lehrten. Später kamen die Prämonstratenser, die von Gerhard Groote gestifteten „Brüder vom gemeinsamen Leben“ hinzu.

Domschule

Klosterschulen blieben in Deutschland neben den ähnlich eingerichteten Dom- oder Kathedralschulen der Bischofsstädte lange die einzigen gelehrten Bildungsanstalten. Die ältesten deutschsprachigen Klosterschulen, die ihren Höhepunkt in ottonischer und salischer Zeit erreichten, sind die 724 gegründete Reichenau, St. Gallen (Mitte des 8. Jh.), Niederaltaich (731 bzw. 741), Fulda (744), Kremsmünster (777), Fulda (Hrabanus Maurus im 9. Jahrhundert), Melk a.d. Donau (985), Admont, St. Florian (1071) sowie Corvey, Hirsau, Prüm, das Schottenstift in Wien und Hersfeld.

Pfarrschule

Bereits im 11. Jahrhundert verfielen viele Klosterschulen, nachdem Reformen sie stärker von der Außenwelt abschirmten. In den wachsenden Städten blühten die Domschulen auf, zu denen weitere Pfarreischulen (Pfarrschulen unter dem jeweiligen Pfarrer, auch Küsterschulen unter Assistenz des Küsters) kamen.[1] Die anspruchsvollste Bildung ging ab dem 13. Jahrhundert an die Universitäten über. Eine bedeutende Schule im Übergang war in Paris Saint-Victor mit Wilhelm von Champeaux.

Unterricht

Der Unterricht umfasste als Lehrstoff die sieben freien Künste sowie als theologischen Lehrkursus das Bibelstudium und die kirchlichen Ordnungen und Regeln. Die sieben freien Künste umfassten das Trivium (Grammatik, Rhetorik und Dialektik) und das Quadrivium (Musik, Arithmetik, Geometrie und Astronomie).

Neuzeit

In der katholischen Kirche drängten in der frühen Neuzeit die Jesuitenkollegien die älteren Lehranstalten der Benediktiner sowie die neueren der Barnabiten und Piaristen in den Hintergrund. Die Schulen der Bettelorden bestanden weiter.

Theologische Hauslehranstalt

Die klostereigenen Theologischen Hauslehranstalten fokussierten ihre Ausbildung auf den theologischen Bereich, weil sie bereits auf in Klosterschulen vorgebildete Knaben zurückgreifen konnten.

Klosterschulen für Mädchen

Mehrere Frauenklöster betrieben im Mittelalter Erziehungsanstalten für die Töchter des Adels, von denen nicht wenige als Nonnen ein humanistisches Gelehrtenniveau erreichten. In der Neuzeit wurden weitere neue Kongregationen zur Mädchenerziehung gegründet, etwa die Ursulinen. Die Klosterschulen für Mädchen wurden in katholischen Ländern besonders von höheren Gesellschaftskreisen genutzt. In jüngerer Zeit haben sich diese Schulen sozial geöffnet, doch zurzeit leiden alle Kongregationen, die in der Erziehung tätig sind, an mangelndem Nachwuchs.

Evangelische Klosterschulen

In einigen Ländern, die sich der Reformation anschlossen, wurden die Einkünfte mehrerer Klöster und Domstifter zur Stiftung von Gelehrtenschulen verwendet, welche noch jetzt die Namen Klosterschulen, Domschulen oder Fürstenschulen führen. Auch wurden ganze Klöster in Schulen umgewandelt. So entstanden beispielsweise in Sachsen die Schulen in Schulpforta, Meißen und Merseburg (später nach Grimma verlegt); in Thüringen die Schule in Roßleben; Ilfeld gehörte bis 1866 als Exklave zu Hannover. In Württemberg wurden nach der Reformation durch die 1556 erlassene Klosterordnung die vierzehn verbliebenen Mannsklöster mit einer Ausnahme ebenfalls in Klosterschulen umgewandelt. Von diesen Klosterschulen existieren heute einzig noch die Evangelischen Seminare Maulbronn und Blaubeuren.

Siehe auch

Literatur

  • Georg Schwaiger: Orden und Klöster. Das christliche Mönchtum in der Geschichte, München 2002
  • Roland Girtler: Die alte Klosterschule - eine Welt der Strenge und der kleinen Rebellen, Wien 2000 (Böhlau)

Einzelnachweise

  1. Franz-Michael Konrad: Geschichte der Schule: Von der Antike bis zur Gegenwart, München 2007, S.28
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Klosterschule aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.