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Kohle
Kohle (von altgerm. kula, althochdeutsch kolo, mittelhochdeutsch Kul) ist ein schwarzes oder bräunlich-schwarzes, festes Sedimentgestein, das durch Karbonisierung von Pflanzenresten entsteht. Mehr als 70 Prozent ihres Volumens und mehr als 50 Prozent ihres Gewichtes besteht aus dem Element Kohlenstoff.
Kohle ist auf allen Kontinenten vorhanden. Sie ist vorwiegend zwei geologischen Formationen zuzurechnen: dem Tertiär, in dem die meisten Braunkohlen entstanden sind, und dem Karbon, in dem sich die Steinkohlen bildeten. Daneben gibt es auch noch jüngere Steinkohlen aus der Jura- und Kreidezeit, die z. B. in Westkanada gefunden werden.
Verwendet wird Kohle hauptsächlich als Träger fossiler Energie. Bei ihrer Verbrennung wird Wärme freigesetzt, die z. B. zum Heizen genutzt werden kann. Kohleverbrennung ist weltweit eine der meistverbreiteten Techniken zur Erzeugung elektrischer Energie. Sie ist ebenso als Ausgangsstoff bei der Koks- und Graphitherstellung sowie der Gewinnung flüssiger Kohlenwasserstoffe von Bedeutung. Der Heizwert einer Steinkohleeinheit dient als Vergleichsmaßstab für andere Brennstoffe.
Sowohl Inkohlung als auch Kohleverbrennung sind wesentliche Bestandteile des globalen Kohlenstoffzyklus. Der durchschnittliche Kohlenstoffdioxidausstoß beim Verbrennen liegt etwas über dem aus Erdöl und ist etwa doppelt so hoch wie der aus Erdgas.[1]
Die Menge der weltweiten Kohlevorräte ist Gegenstand anhaltender Untersuchungen. Manche Schätzungen rechnen bei gleichbleibendem Verbrauch (2004) mit mehreren hundert Jahren bis zu deren Erschöpfung,[2] andere Schätzungen gehen davon aus, dass das Kohlefördermaximum bereits im Jahr 2025 erreicht sein könnte.[3] Der Marktpreis für Kohle ist seit dem Jahr 1996 deutlich angestiegen (Stand Juni 2010).[4] Fördermengen der einzelnen Kohlearten finden sich unter Kohle/Tabellen und Grafiken.
Entstehung
Das Ausgangsmaterial von Kohle ist hauptsächlich pflanzlichen Ursprungs wie beispielsweise Farne (Baumfarne). Im Karbon, der erdgeschichtlichen Entstehungszeit der heute abbaubaren Steinkohle, herrschte ein sehr warmes und feuchtes Klima mit einem ausgeprägten Pflanzenwachstum. Beim Absterben einzelner Pflanzen versanken diese im Sumpf und wurden so dem normalen aeroben Zersetzungsprozess entzogen. Es entstand Torf.
Bei Meereseinbrüchen wurden diese Sümpfe mit Sedimenten bedeckt. Unter dem wachsenden Druck und der erhöhten Temperatur begann der Prozess der Inkohlung. Der Druck presste das Wasser aus dem Torf und es entstand zuerst Braunkohle. Der zu dieser Zeit noch geringe Druck presste nur wenig Wasser aus der Kohle. Mit der Ablagerung weiterer Schichten erhöhte sich der Druck und immer mehr Wasser wurde aus der Kohle herausgepresst. Nach und nach wurde aus der Braunkohle Steinkohle und mit nochmals mehr Druck Anthrazit. Deshalb ist die wirtschaftliche Qualität der Kohle umso besser, je tiefer sie in der Erde liegt und je älter sie ist.
Insbesondere während des Karbons vor etwa 280 bis 345 Millionen Jahren entstanden mächtige Steinkohlelagerstätten, die heute zu den weltweit wichtigsten Energielieferanten zählen. Die Braunkohlelagerstätten sind wesentlich jünger und sind im Tertiär vor 2,5 bis 65 Millionen Jahren entstanden.
Neue Untersuchungen legen einen Zusammenhang nahe zwischen der Bildung mächtiger Kohleflöze und der Evolution von Weißfäule. Im Kambrium gab es keine Lebewesen, die Lignin abbauen konnten. Erst im Tertiär entwickelten sich Weißfäulepilze, die Lignin zersetzten. In der Zeit danach konnte sich Kohle nur noch unter Luftabschluss bilden.[5]
Je nach Bildungsort und Bildungsumständen unterscheidet man zwischen palustrischen, paralischen und intramontanen Kohlebildungen. Unter palustrisch versteht man dabei Kohlebildungen, die auf Moore in Feuchtgebieten nahe Gewässern, wie z. B. Flüssen zurückgehen. Paralisch bedeutet, dass das Kohlelager auf Moorbildungen im Bereich der Meeresküste zurückgeht. In die einzelnen Flözbildungen sind dabei immer wieder marine Sedimente eingeschaltet, die auf kurzzeitige transgressive Phasen zurückgehen. Intramontane Kohlelagerstätten finden ihren Ursprung in Moorbildungen innerhalb von Becken in gebirgigen Regionen.[6]
Gewinnung
Vorräte
Die förderfähigen Reserven wurden 2004 auf weltweit 783,1 Mrd. t SKE Kohle geschätzt. Davon entfallen 27 % auf die USA, 16 % auf Russland, 12 % auf China, 12 % auf Indien, 7 % auf die Europäische Union (EU-25) und ebenfalls 7 % auf Australien. Bei gleich bleibendem Verbrauch (2004: 3,8 Mrd. t SKE Kohle) könnte der Bedarf noch für etwa 206 Jahre gedeckt werden.[7]
In Deutschland lagern derzeit etwa 77 Milliarden Tonnen Braunkohle, von denen 53 % (ca. 41 Mrd. t) mit dem Stand der heutigen Technologie gewinnbar wären. Damit würden die Vorräte bei konstanter Förderung (2004: 181,9 Mill. t) noch für 225 Jahre ausreichen.[2]
Von den deutschen Steinkohlevorräten gelten rund 24 Milliarden Tonnen als gewinnbar. Angesichts einer aktuellen Förderquote von 25,7 Millionen Tonnen (2004) ergibt sich eine theoretische Reichweite von über 900 Jahren. Aufgrund ungünstiger geologischer Bedingungen sind diese jedoch zurzeit nicht international wettbewerbsfähig förderbar.
Vertreter der deutschen Kohlewirtschaft beziffern deshalb unter Beibehaltung der derzeitigen Fördermengen die Reichweite der deutschen Kohle auf etwa 400 Jahre.
Die deutsche Energy Watch Group, eine unabhängige Analytikergruppe um Wissenschaftler der Ludwig-Bölkow-Stiftung (München), kam im Frühjahr 2007 hinsichtlich der weltweiten Kohlereserven und insbesondere hinsichtlich der Reservensituation in Deutschland zu einem anderslautenden Ergebnis:
„Viele Statistiken sind veraltet. […] Vermutlich ist deutlich weniger Kohle verfügbar als weithin angenommen. […] Viele Angaben wurden seit Jahren nicht mehr aktualisiert. Wo dies erfolgte, wurden die Reserven meist nach unten korrigiert, teilweise sehr drastisch.' So hatte die Bundesanstalt für Geowissenschaften die deutschen Steinkohlereserven über Jahrzehnte mit 23 bis 24 Milliarden Tonnen angegeben. Im Jahr 2004 wurden sie auf 183 Millionen Tonnen herabgestuft, also um 99 Prozent reduziert… Auch bei der Braunkohle gab es dramatische Abwertungen um mehr als 80 Prozent. Deutschland ist der größte Braunkohleförderer der Welt. Ähnliche Tendenzen, wenn auch nicht ganz so massiv, gibt es beispielsweise in Großbritannien oder Polen. […] Geht man nun davon aus, dass die Kohle in den kommenden Jahrzehnten die Förderrückgänge bei Erdgas und Erdöl auffangen soll, wäre zunächst eine Ausweitung der globalen Förderung um 30 Prozent denkbar. Diese Zunahme müsste vor allem aus Australien, China, Russland, der Ukraine, Kasachstan und Südafrika kommen. Danach wird die Förderung konstant bleiben, um ab 2025 kontinuierlich abzufallen.“
Die US-amerikanische Wissenschaftsakademie National Academy of Sciences schätzt in einer im Juni 2007 veröffentlichten Studie, dass die Kohlevorräte in den USA bei gleichbleibendem Verbrauch entgegen den Erwartungen nur noch für 100 Jahre reichen.[8]
In den letzten zehn Jahren hat sich der Weltmarktpreis für Kraftwerkskohle von zirka 40 Euro pro Tonne SKE (im Mittel der Jahre 1996-2003) auf 106,22 Euro (3. Quartal 2011) erhöht.[4]
Die Annahmen verschiedener energiewirtschaftlicher Studien zur Preisentwicklung fossiler Energieträger gehen stark auseinander. Ein Vergleich von Studien aus den Jahren 2010-2012 zeigt, dass die Annahmen für das Jahr 2030 teilweise um 150 Prozent voneinander abweichen. Beispielsweise schätzt die „Energieprognose 2009“ der Institute IER/RWI/ZEW den Importpreis für eine Tonne Steinkohle im Jahr 2030 auf 76 Euro2010, wohingegen die Leitstudie 2010 des Bundesumweltministeriums von über 200 Euro2010 pro Tonne ausgeht. Zum Vergleich: 2011 lag der Importpreis für eine Tonne Steinkohle bei 104,7 Euro2010. Beispiele für solch stark voneinander abweichende Preisannahmen gibt es auch bei Gas- und Ölimporten.[9]
Fördermenge
Entwicklung der weltweiten Weichkohleförderung (in Millionen Tonnen; Weichkohle ist ungefähr gleichbedeutend mit Braunkohle)[10] |
Entwicklung der weltweiten Hartkohleförderung (in Millionen Tonnen; Hartkohle ist ungefähr gleichbedeutend mit Steinkohle)[10] |
Umweltproblematik bei der Gewinnung
Die Gewinnung von Kohle im Tagebau ist mit einem immensen Flächenverbrauch verbunden. Während in Deutschland nur Braunkohle im Tagebau abgebaut wird, wird in anderen Ländern z.T. auch Steinkohle auf diese Art gefördert, beispielsweise in der Mine El Cerrejón in Kolumbien, der mit einer Fläche von ca. 690 km² größten Steinkohlemine Südamerikas.
Eine weitere Form ist das v.a. in den amerikanischen Appalachen praktizierte Mountaintop removal mining, bei dem zunächst Bergkuppen gesprengt und abgetragen werden, um anschließend die Steinkohle im Tagebau fördern zu können. Alleine in den Appalachen erstrecken sich die Abbaugebiete derzeit (2012) über eine Fläche von ca. 5.700 Quadratkilometer, häufig ursprüngliche Waldflächen. Zudem werden beim Bergbau Schwermetalle wie Arsen und Quecksilber freigesetzt, die die Umwelt belasten sowie die Gesundheit der Anwohner gefährden, auch kommt es häufig zu Überschwemmungen, da durch die Ablagerung des Abraums in Tälern oftmals Flussläufe begraben werden.[11]
Um Lagerstätten möglichst vollständig ausbeuten zu können, werden bisweilen ganze Dörfer umgesiedelt, was zu Konfliktpotenzial mit der Bevölkerung führen kann (siehe auch Liste abgebaggerter Ortschaften). Unter Umständen werden auch ökologisch oder kulturell besonders wertvolle Gebiete zerstört – Beispiele dafür sind die Lacomaer Teichlandschaft und das Dorf Lakoma, die dem von Vattenfall Europe betriebenen Tagebau Cottbus-Nord weichen sollen sowie zahlreiche Dörfer im Herzen des sorbischen Siedlungsgebietes, die in den letzten Jahrzehnten weichen mussten bzw. teilweise bis heute bedroht sind (sh. Rohne).
In Braunkohletagebauen können ähnlich wie bei weiten, trockenen Äckern in der Landwirtschaft große Staubmengen entstehen. Daher ist der Einsatz von effizienter Staubbekämpfungstechnik unerlässlich.
Ein weiterer Aspekt ist die Absenkung des Grundwasserspiegels auf ein Niveau unterhalb der tiefsten Fördersohle im Braunkohletagebau. Dies geschieht mit Tauchpumpen in extra dafür geschaffenen Brunnen. Eine Absenkung des Grundwasserspiegels kann negative Auswirkungen auf die Flora haben, da obere Bodenschichten trockenfallen können. Auch führt die Absenkung zu einem Trockenfallen nahegelegener Brunnen, die ihr Wasser aus dem betroffenen Grundwasserleiter beziehen.
Umgekehrt führt eine Stilllegung eines Tagebaus zur Erhöhung des Grundwasserspiegels, sobald die Tauchpumpen abgestellt werden. Dies kann bei den in der Umgebung erbauten Gebäuden zu großen Schäden führen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist die Umgebung der Stadt Korschenbroich, deren Bewohner seit der schrittweisen Stilllegung des Tagebaus Garzweiler I mit dem steigenden Grundwasserspiegel zu kämpfen haben.
Einteilungen und handelsübliche Qualitätsmerkmale
Vorbemerkung
Bei der Einteilung der Kohlen sind zwei Begriffe sorgfältig auseinander zu halten: Kohlenarten und Kohlensorten.
Kohlenart bezeichnet den Reifegrad oder Fortschritt der Inkohlung, ist also ein System der Beschreibung von Eigenschaften. In der Regel wird für die Klassifizierung der Gehalt an Flüchtigen Bestandteilen herangezogen, eine Einteilung nach Vitrinitreflexion ist auch verbreitet. Kohlensorten bezeichnen Kornfraktionen, die durch Absieben aus dem Gesamtprodukt erzeugt werden. Beispielsweise bezeichnet man bei Anthrazit für den Hausbrand die Fraktion 12mm bis 8mm als „Nuss 5[12].
Zusammensetzung der Kohle
Kohle besteht aus organischer Substanz, Mineralen und Wasser. Häufig wird vom „Aschegehalt“ der Kohlen gesprochen; dies ist jedoch falsch, da Asche erst bei der Verbrennung aus den in der Kohle vorhandenen Mineralen entsteht. Die organische Substanz wird in verschiedene Mazerale unterteilt, welche aufgrund der unterschiedlichen Herkunft des Ausgangsmaterials und der Entwicklungsgeschichte auch unterschiedliche Eigenschaften aufweisen. Die Petrographie nutzt die Eigenschaft des Mazerals Vitrinit, Licht zu reflektieren, um den Rang und damit die Kohlenart einer Kohle zu bestimmen. Die organische Substanz besteht hauptsächlich aus Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Schwefel und Sauerstoff, die Verteilung variiert mit der Herkunft der Kohle und der Kohlenart (siehe nachstehende Tabelle). Kohle ist ein organisches Makromolekül, dessen genaue Struktur unbekannt ist und sich zudem je nach Herkunft ändert. Es gibt verschiedene Modelle, die versuchen, diese Struktur abzubilden; eines davon ist rechts dargestellt.
Bezugszustände
Kohle besteht aus organischer Substanz, Mineralen und Wasser. Während organische Substanz und Minerale unter normalen Umgebungsbedingungen praktisch unveränderlich sind, kann der Wassergehalt stark schwanken, d.h. Kohle nimmt Wasser auf und gibt es auch wieder ab. Daher sind Bezugszustände definiert, die dies berücksichtigen. Unterschieden werden hauptsächlich die Zustände[13].
- • roh: im Anlieferungszustand (Brennstoff zur Zeit der Probenahme ohne Wasserverlust, entspricht etwa dem Zustand, in dem er verwendet wird)
- • an: analysenfeucht (Brennstoff feingemahlen zum Zeitpunkt der Analysen)
- • wf: wasserfrei (Brennstoff bei 106°C getrocknet)
- • waf: wasser- und aschefrei (Brennstoff getrocknet und ohne Asche)
Der Bezugszustand waf ist hypothetisch, hier sind der Anteil an Wasser und Asche rechnerisch abgezogen; er dient zur Charakterisierung der organischen Substanz. Alle Bezugszustände können ineinander umgerechnet werden.
Analysemethoden
Da einige Eigenschaften der Kohle von erheblicher finanzieller Bedeutung sind (Preisbildung aufgrund von Analysedaten) und national und international mit denselben Methoden bestimmt werden müssen, sind nationale (DIN) und internationale Normen (ISO) erarbeitet worden. In Deutschland macht dies der Arbeitsausschuss „Prüfung Fester Brennstoffe“ im Normenausschuss Bergbau (FABERG) im DIN, international das technische Komitee ISO/TC 27 „Solid Mineral Fuels“ in der ISO.
Bestimmung des Wassergehalts
Beim Wassergehalt unterscheidet man zwischen grober und hygroskopischer Feuchtigkeit. Grobe Feuchtigkeit bezeichnet das rein mechanisch anhaftende Wasser, hygroskopische Feuchtigkeit ist das in den Kapillaren der Kohlekörner festgehaltene Wasser. Die Bestimmung erfolgt nach DIN 51718. Bei den meisten Kohlen wird die Bestimmung zweistufig durchgeführt: Die grobe Feuchtigkeit bestimmt man im Trockenschrank bei (30 ± 2) °C, die hygroskopische Feuchtigkeit bei (106 ± 2) °C unter Stickstoffatmosphäre. Bei oxidativ stabilen Kohlen (Anthrazit) kann der Gesamtwassergehalt auch einstufig bei 106 °C in Luft bestimmt werden. Eine weitere Methode ist die Xylol-Destillation mit anschließender volumetrischer Wasserbestimmung.
Bestimmung der Asche
Als Asche wird der anorganische Rückstand bezeichnet, der nach DIN 51719 durch Verbrennung der Kohle im Ofen bei 815 °C verbleibt. Asche ist ein Gemisch von Alkali-, Erdalkali-, Eisen- und Aluminiumsalzen wie Oxiden, Sulfaten, Silikaten und Phosphaten.
Bestimmung des Gehalts der Flüchtigen Bestandteile
Flüchtige Bestandteile sind nicht eindeutig zu definieren, die Bestimmung ist ein Konventionsverfahren. Bestimmt werden diese nach DIN 51720: die Kohle wird 7 min auf 900 °C erhitzt, entweichenden Bestandteile, korrigiert um das ebenfalls entweichende Wasser, sind konventionsgemäß die Flüchtigen Bestandteile.
Einteilung der Kohlenarten
Kohlenarten werden international nicht einheitlich unterteilt. Die Tabelle zeigt eine Zusammenstellung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)[14]. Wesentliche Kriterien zur Klassifizierung sind Energiegehalt (Heizwert), Flüchtige Bestandteile und Vitrinitreflexion.
Kohlearten | ||
---|---|---|
UN-ECE | USA | Deutschland |
Peat | Peat | Torf |
Ortho-Lignite | Lignite | Weichbraunkohle |
Meta-Lignite | Lignite/Sub-bituminous coal | Mattbraunkohle |
Sub-bituminous coal | Sub-bituminous coal | Glanzbraunkohle |
Bitumiuous coal | Sub-bituminous coal/Medium volatile bitumiuous coal | Flammkohle |
Medium volatile bitumiuous coal | Gasflammkohle | |
Medium volatile bitumiuous coal | Gaskohle | |
Medium volatile bitumiuous coal | Fettkohle | |
Low volatile bitumiuous coal | Esskohle | |
Anthracite | Semi-Anthracite | Magerkohle |
Anthracite | Anthrazit |
Eine ähnliche Einteilung der Kohlearten erfolgt nach dem Gehalt an Flüchtigen Bestandteilen, diese Einteilung ist vor allem im Ruhrbergbau üblich. Die nächste Tabelle[16] zeigt die Kohlenarten sowie typische Elementarzusammensetzungen.
Name | Inkohlung | Wassergehalt der Rohkohle | Flüchtige Bestandteile
(waf) in % |
C Kohlenstoff %
(waf) |
H Wasserstoff %
(waf) |
O Sauerstoff %
(waf) |
Heizwert (waf) in
MJ/kg |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Braunkohle | niedrig | 45-60 | 60-43 | 65-75 | 8,0-5,5 | 30-12 | <25-28 ♦ |
Flammkohle | 4-7 | 45-40 | 75-81 | 6,6-5,8 | > 9,8 | > 32 | |
Gasflammkohle | 3-6 | 40-35 | 81-85 | 5,8-5,6 | 9,8-7,3 | 33,0-34,2 | |
Gaskohle | 3-5 | 35-28 | 85-87,5 | 5,6-5,0 | 7,3-4,5 | 33,9-34,8 | |
Fettkohle | 2-4 | 28-19 | 87,5-89,5 | 5,0-4,5 | 4,5-3,2 | 34,5-35,6 | |
Esskohle | 2-4 | 19-14 | 89,5-90,5 | 4,5-4,0 | 3,2-2,8 | 35,2-35,6 | |
Magerkohle | 1-3 | 14-121 | 90,5-91,5 | 4,0-3,75 | 2,8-2,5 | 35,2-35,5 | |
Anthrazit | hoch | < 2 | < 12 | > 91,5 | < 3,75 | < 2,0 | 35,0-35,3 |
♦Aufgrund des hohen Wassergehaltes ist der Heizwert der Rohbraunkohle nur etwa 1/3 so hoch wie der von Steinkohle.
Kohle enthält auch Stickstoff im Bereich von etwa 0,8 % bis etwa 2 %, Schwefel im Bereich von etwa 0,2 % bis etwa 3 %, in Einzelfällen auch höher. Mit steigender Inkohlung nehmen die flüchtigen Bestandteile, der Wasserstoff- und Sauerstoff-Gehalt ab, der Heizwert nimmt zu.
Braunkohle
Braunkohle wird heute - gemahlen und getrocknet - fast ausschließlich als Brennstoff für die Stromerzeugung genutzt. Der Anteil der Förderung, der zu Briketts gepresst wird, ist erheblich zurückgegangen. Braunkohle ist bräunlich bis schwarz und hat mit bis zu 50 Prozent einen hohen Feuchtigkeitsanteil. Ihr Kohlenstoffgehalt liegt bei 65-70 % in der wasserfreien Kohle. Der Schwefelgehalt beträgt bis zu 3 %. Sie wird im Tagebau abgebaut.
In Deutschland gibt es drei große Braunkohle-Reviere:
Das größte deutsche Braunkohleunternehmen ist die RWE Rheinbraun AG in Köln, Ihre Briketts werden unter dem Namen Union-Brikett vermarktet.
Entstehungszeit der Braunkohle ist das Tertiär. Wie bei der Steinkohle, spielt auch hier das Holz abgestorbener Bäume eine Rolle, welches unter Druck und Luftabschluss den Prozess der Inkohlung durchlief. Jedoch ist Braunkohle in einem jüngeren Erdzeitalter entstanden, deswegen unterscheidet sie sich qualitativ von der Steinkohle zum Beispiel durch einen höheren Schwefelgehalt und eine grobe, lockere und poröse Grundmasse, in der auch große Einschlüsse (mitunter ganze Baumstubben) zu finden sind.
Bei der Braunkohle unterscheidet man die Glanzbraunkohle, Mattbraunkohle und die Weichbraunkohle. Die Sorten mit einem hohen Anteil flüchtiger Bestandteile lassen sich in einer Kokerei zu Koks verarbeiten. Je nach Temperatur des Verfahrens erhält man Schwel- oder Grudekoks. Braunkohlenkoks wird in erster Linie im großtechnischen Maße zur Filtration verwendet, wobei das Material die im Labormaßstab übliche Aktivkohle aus Holz ersetzt.
Bei der Braunkohlenverfeuerung fällt als Nebenprodukt Braunkohlenflugasche an.
Huflattich ist laut des Heilpflanzenbuches von Gerhard Madaus von 1938 die einzige Pflanze, die problemlos auf reiner Braunkohle gedeihen kann.
Siehe auch: Braunkohlebergbau zur Geschichte der Förderung von Braunkohle und den bekannten Braunkohlerevieren.
Steinkohle
Steinkohle ist ein Sammelbegriff für höherwertige Kohlen. Entstanden ist sie aus großen Urwaldbeständen, die im Prozess des Absterbens große Mengen Biomasse anhäuften, ähnlich wie in einem Torfmoor zur heutigen Zeit. Diese Ablagerungen wurden teilweise in regelmäßigen Abständen (deswegen gibt es im Steinkohlebergbau meist mehrere Kohleflöze) durch andere Sedimente wie Tone und Sand/Sandsteine abgedeckt. Dadurch wurde das organische Ausgangsmaterial unter Luftabschluss und hohen Drücken und Temperaturen solange verdichtet und umgewandelt, bis ein fester Verbund aus Kohlenstoff, Wasser und unbrennbaren mineralischen Einschlüssen entstand. Die Mineralsubstanz wird bei der Verbrennung verändert und erscheint dann in Form von Asche. Steinkohle zeichnet sich durch eine schwarze, feste Grundmasse aus, in welcher mitunter Einschlüsse und Abdrücke prähistorischer Pflanzen zu finden sind.
Abbaureviere in Deutschland:
- Ruhrgebiet
- Saarland
- Ibbenbüren (Anthrazitkohle)
- Aachener Revier (1113–1997)
- Provinz Oberschlesien (1750-1945)
- Sachsen (1138-1978)
Der Abbau von Steinkohle erfolgt in Deutschland in Bergwerken von bis zu 1.750 Meter Teufe. Hereingewonnen wird sie entweder mit dem Kohlenhobel oder dem Walzenschrämlader. In Kolumbien, Südafrika oder Australien kann die Kohle billiger als in Deutschland gefördert werden. Daher kommt auch in deutschen Kraftwerken Importkohle häufiger zum Einsatz als heimische Kohle. Damit in Deutschland nicht ausschließlich Kohle aus dem Ausland verstromt wird, existiert die Steinkohlesubvention.
→ Siehe auch: Steinkohlenbergbau zur Geschichte der Förderung von Steinkohlen und den bekannten Steinkohlenrevieren.
Spezielle Kohlen
Pechkohle
Pechkohle wurde in Bayern (Penzberg, Peißenberg, Peiting, Hausham etc.) gefördert. Ihr Alter entspricht dem von Braunkohle. Infolge des höheren Bergdrucks hat sie jedoch Eigenschaften wie Anthrazit. Die Stollen in der Bergbauabteilung des Deutschen Museums in München sind mit Pechkohle an den Wänden errichtet worden.
Shungitkohle
An einigen Orten in Finnland und Russland gefundenes Gestein, das bis zu 95 % aus Kohlenstoff besteht, wird als Shungitkohle bezeichnet.
Wealdenkohle
In Niedersachsen und im nördlichen Westfalen kommt die Wealdenkohle aus der Unterkreide vor. Sie erreicht verschiedene Inkohlungsstadien von Braunkohle bis zum Anthrazit. Bis zu 5 Flöze wurden in dieser Zeit gebildet.
Sapropelkohle
In verschiedenen Steinkohle-Lagerstätten kommt in sehr geringem Umfang Sapropelkohle vor, die aus Faulschlamm entstanden ist. Sie ist weich und lässt sich gut bearbeiten, so dass aus ihr z. B. Figuren geschnitzt werden können.
Verwendung
Kohle wird überwiegend als fester Brennstoff benutzt, um Wärme durch Verbrennung zu erzeugen. Dabei entstehen Kohlendioxid, Wasserdampf und andere Gase wie Schwefeldioxid.
Um z. B. in Kohlekraftwerken elektrische Energie zu erzeugen, wird mittels der freigesetzten Wärme Wasserdampf erzeugt, der wiederum Dampfturbinen antreibt. Um zu vergleichen, welche Energiemenge mit welcher Kohle gewonnen werden kann, bedient man sich meist der Steinkohleeinheit.
2003 wurden weltweit 24,4 % der Primärenergie und 40,1 % der Elektroenergie durch die industrielle Nutzung von Kohle als Brennstoff erzeugt. Steinkohle und Braunkohle sind dabei in etwa gleich stark vertreten.
In modernen Kohlekraftwerken werden verschiedene Techniken zur Schadstoffreduzierung und Effizienzsteigerung angewandt.
Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Kohle wird nach ihrer Verkokung zur Reduktion von Erzen, hauptsächlich Eisenerz, in Hochöfen verwendet.
In Großbritannien entwickelte sich der Kohlebergbau seit Beginn des 18. Jahrhundert zu einer wesentlichen Grundlage der von dort ausgehenden Industrialisierung. Ab dem 19. Jahrhundert fand die Kohle auch Verwendung zur Herstellung von Stadtgas, welches für die Straßenbeleuchtung und das Kochen sowie Heizen verwendet wurde. In Gaswerken gewann man das Stadtgas durch die Trockendestillation aus der Kohle - ein Nebenprodukt war der Koks. Im 20. Jahrhundert wurde das Stadtgas weitgehend durch Erdgas ersetzt.
Im 18. Jahrhundert wurde Braunkohle unter dem Namen Umber oder Cöllnische Erde als Farbpigment verwendet.
Produkte aus Kohle
Koks
Koks ist ein fester, kohlenstoffhaltiger Rückstand, der vorzugsweise aus asche- und schwefelarmer Fettkohle gewonnen wird. Dabei werden in Kokereien die flüchtigen Bestandteile entfernt, indem sie in einem Ofen unter Luftausschluss bei mehr als 1000 °C erhitzt wird, so dass der feste Kohlenstoff und die verbleibende Asche verschmelzen. Als Nebenprodukt fällt Koksofengas und Steinkohlenteer an. Dieser ,Verkokung‘ genannte Prozess gehört zu den Verfahren der Kohleveredlung. Koks brennt mit einer nahezu unsichtbaren blauen Flamme. Es entstehen dabei keinerlei Ruß oder sichtbares Rauchgas. Koks wird als Brennstoff und als Reduktionsmittel bei der Eisenproduktion in Hochöfen eingesetzt. Er hat eine stumpf-graue Farbe und ist dabei hart und porös.
Briketts
Briketts werden durch Pressen hergestellt, überwiegend aus Braunkohle. Steinkohlebriketts (Eierkohlen) haben für den Hausbrand in Deutschland nur noch geringe Bedeutung, lediglich aus Anthrazit hergestellte werden noch vertrieben.
Kohleverflüssigung
Kohleverflüssigung bezeichnet chemische Verfahren, die aus fester Kohle flüssige Kohlenwasserstoffe erzeugen. Das Verfahren der direkten Hydrierung von Kohle diente zur Erzeugung von Gasen, Vergaser- und Dieselkraftstoffen Die Motivation zum großtechnischen Einsatz der Kohleverflüssigung ist der Ersatz von Erdöl als Ausgangsstoff für die Petrochemie und den Energiesektor. Die Verfahren erlangen an Bedeutung, wenn Erdöl nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht
Umweltproblematik bei der Verbrennung
Bei der Verbrennung von Kohle wird verglichen mit anderen in großem Umfang genutzten fossilen Energieträgern pro nutzbarem Energiegehalt die größte Menge des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) freigesetzt.[17] Aufgrund ihres niedrigeren Wirkungsgrads sind Braunkohlekraftwerke (ca. 1080 Gramm CO2/kWh) in dieser Hinsicht ungünstiger als Steinkohlekraftwerke (ca. 800 g CO2/kWh).[18] Die Freisetzung von CO2 ist prinzipbedingt und kann nicht verhindert werden, sondern nur durch einen besseren Wirkungsgrad der Kraftwerke und dadurch geringeren Kohleverbrauch in Maßen reduziert werden. Zusätzlich zu dem in Kraftwerken und Industrieanlagen direkt emittierten CO2 wird als Folge des Kohlebergbaus durch Kohlebrände weiteres CO2 freigesetzt.
Das Schwefeldioxid, das vor allem bei der Verbrennung von Braunkohle entsteht, ist mitverantwortlich für den Sauren Regen. Bei modernen Stein- und Braunkohlekraftwerken werden die Abgase in Rauchgasentschwefelungsanlagen (siehe auch REA-Gips) von Schwefeldioxid, durch katalytische (SCR) oder nichtkatalytische (SNCR) Entstickung von Stickoxiden und in elektrischen Abscheidern vom Staub gereinigt. Die bei der Verbrennung von Kohle entstehende Asche enthält erhöhte Konzentrationen von Schwermetallen wie z. B. Arsen und Quecksilber.[19]
Literatur
- The Future of Coal. Options for a Carbon-Constrained World An interdisciplinary MIT Study, 2007, ISBN 978-0-615-14092-6
- Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr. Vergangenheit und Zukunft einer Schlüsseltechnologie. Mit einem Katalog der "Lebensgeschichten" von 477 Zechen. 6., um einen Exkurs nach S. 216 erweiterte und in energiepolitischen Teilen aktualisierte Auflage 2008 der 5., völlig neu bearbeiteten und erweiterten Auflage 2003, Nachbearbeitung 2002: Christiane Syré, Endredaktion 2007 Hans-Curt Köster. Langewiesche, Königstein i. Ts. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9
- Praxis der Naturwissenschaften – Kohle Themenheft Kohle des Aulis-Verlags in der Reihe "Praxis der Naturwissenschaften - Chemie in der Schule (1/58 vom Januar 2009), herunterladbar bei gvst.de.
Weblinks
- Mineralienatlas: Kohle Entstehung, Geologie…
- Internationale Klassifizierung der Kohlearten; PDF-Datei (417 kB)
- Zahlen zur Förderung von Braun- und Steinkohlen weltweit
- Schema zur Entstehung von Kohle
Einzelnachweise
- ↑ EIA Statistik, 1980 – 2006
- ↑ 2,0 2,1 Webseite des RWE: Special Braunkohle, zuletzt abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ 3,0 3,1 Webseite der Energy Watch Group: Die Reichweite der Kohle wird deutlich überschätzt (3. April 2007), zuletzt abgerufen am 4. August 2010.
- ↑ 4,0 4,1 Webseite des deutschen Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle: Statistiken (2010), zuletzt abgerufen am 5. August 2010.
- ↑ Dimitrios Floudas et al; Science 29 June 2012: Vol. 336 no. 6089 pp. 1715-1719
- ↑ Murawski, H., Meyer, W. (2004): Geologisches Wörterbuch. Spektrum Akademischer Verlag, 11. Auflage, 262 S. ISBN 3-8274-1445-8.
- ↑ T-1176461894.pdf (application/pdf-Objekt). www.rag-deutsche-steinkohle.de. Abgerufen am 13. Januar 2010.
- ↑ National Academy of Sciences: Coal Research and Development to Support National Energy Policy
- ↑ Dossier Studienvergleich Brennstoffpreise
- ↑ 10,0 10,1 Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe: Energierohstoffe 2009: Teil 2
- ↑ Weg mit den Bergen. In: Die Zeit, 18. Oktober 2007. Abgerufen am 16. Mai 2012.
- ↑ Ruhrkohlen Handbuch, Verlag Glückauf, 1987, ISBN 3-7739-0503-3
- ↑ Eberhard Lindner; Chemie für Ingenieure; Lindner Verlag Karlsruhe, S. 258
- ↑ Energierohstoffe 2009: Reserven, Ressourcen, Verfügbarkeit, Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover, Seite 21, ISBN 978-3-9813373-1-0
- ↑ Internationale Klassifizierung der Kohlesorten; PDF-Datei (417 kB)
- ↑ Franck und Knoop: Kohleveredlung. Chemie und Technologie, Springer-Verlag, Heidelberg; nach G.Kölling und F.Schnur: Chemierohstoffe aus Kohle, Thieme, Stuttgart 1977
- ↑ International Energy Agency: CO2 Emissions from Fuel Combustion 2010 - Highlights. S.37
- ↑ Konrad Kleinknecht: Wer im Treibhaus sitzt, Piper, 2007, ISBN 978-3-492-05011-1
- ↑ COAL ASH IN ALASKA:OUR HEALTH, OUR RIGHT TO KNOW - A Report on Toxic Chemicals Found in Coal Combustion Waste in Alaska. S.8
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