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Provinz Oberschlesien
Flagge | Wappen |
---|---|
Lage in Preußen | |
Bestehen | 1919–1938, 1941–1945 |
Provinzhauptstadt | Oppeln, ab 1941 Kattowitz |
Fläche | 9.702 km² |
Einwohner | 1.482.765 (1933) |
Bevölkerungsdichte | 152,8 Ew./km² |
Entstanden aus | Provinz Schlesien |
Heute Teil von | Woiwodschaft Oppeln, Woiwodschaft Schlesien (PL) Moravskoslezský kraj - Region Mähren-Schlesien (Hultschiner Ländchen) (CZ) |
Karte | |
Die Provinz Oberschlesien entstand nach dem Ersten Weltkrieg durch Aufteilung der Provinz Schlesien in die zwei neuen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien. Das 1922 an Polen abgetretene Ost-Oberschlesien bildete fortan die Autonome Woiwodschaft Schlesien mit der Hauptstadt Kattowitz. Vorher waren beide Teile Oberschlesiens im Regierungsbezirk Oppeln zusammengefasst.
Geschichte
Nach der Völkerwanderungszeit kamen die slawischen Opolanen (nach ihnen ist die Hauptstadt Oppeln benannt) ins Land und vermischten sich vereinzelt mit zurückgebliebenen Germanen. Im Laufe des Mittelalters kamen deutsche Siedler auch nach Oberschlesien.
Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die Verstädterung stark zu. Es kamen zu den Oberschlesisch sprechenden Schlesiern auch viele Deutsche aus Niederschlesien oder den benachbarten sudetendeutschen Gebieten und außerdem eine große Zahl von Polen aus der preußischen Provinz Posen oder dem angrenzenden russischen „Kongresspolen“ nach Oberschlesien.
Nach dem Ersten Weltkrieg sollten nach dem Versailler Vertrag Teile des Grenzverlaufs zwischen Polen und Deutschland per Volksabstimmungen geregelt werden. Zwischen Kriegsende und der Volksabstimmung in Oberschlesien kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen (drei Aufstände in Oberschlesien) zwischen polnischen Einwohnern, die den Anschluss an die Zweite Polnische Republik forderten, und deutschen Polizeieinheiten sowie Freikorps. Am Abstimmungstag 20. März 1921 stimmten (bei einer Wahlbeteiligung von 97,8 %) 707.554 Oberschlesier (59,6 %) für den Verbleib bei Deutschland, während 478.820 (40,4 %) für Polen votierten.
Im Mai kam es zu einem weiteren Aufstand mit dem Ziel der kompletten Angliederung an Polen, der aber erfolglos blieb. Danach wurde der kleinere (29 %) Teil Oberschlesiens („Ost-Oberschlesien“), mit ihm aber der Großteil des Oberschlesischen Industriegebiets mit der Hälfte aller Hüttenwerke, einem Großteil der Kohle- und Eisenerzvorkommen und den wirtschaftlich bedeutenden Bergbauregionen, auf Beschluss des Völkerbundes am 10. Oktober 1921 Polen zugeschlagen. Die Städte und Industrieorte Königshütte, Kattowitz, Myslowitz, Laurahütte, Bismarckhütte, Schwientochlowitz, Lipine, Godullahütte, Morgenroth und Ruda wurden polnisch. Der Rest blieb bei Deutschland („West-Oberschlesien“); ein Teil des Kreises Ratibor, das so genannte Hultschiner Ländchen, war bereits mit Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 an die Tschechoslowakei abgetreten worden.
Am 3. September 1922 wurde im deutsch gebliebenen Teil Oberschlesiens eine Volksabstimmung durchgeführt, bei der über die Bildung eines eigenen Landes Oberschlesien im Deutschen Reich entschieden werden sollte. Jedoch sprachen sich über 90 % für den bisherigen status quo, also den Verbleib Oberschlesiens im Freistaat Preußen des Deutschen Reiches (sog. „Weimarer Republik“) aus.[1]
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Oberschlesien 1945 von der Roten Armee erobert und fiel bis auf das Hultschiner Ländchen, welches wieder zur Tschechoslowakei kam, an Polen. Anders als in Niederschlesien gab es im oberschlesischen Industriegebiet aus ethnischen und ökonomischen Gründen keine flächendeckende Zwangsaussiedlung, da viele Einwohner zweisprachig waren, weil sie entweder den schlesischen Dialekt gebrauchten oder in der Zeit zwischen den Weltkriegen in der Woiwodschaft Schlesien (zwangsweise) Polnisch erlernen mussten. Darüber hinaus verfügten viele Oberschlesier über berufliche Qualifikationen, die in der Kohle- und Stahlindustrie nicht kurzfristig ersetzt werden konnten. Wer einen, mehr oder weniger streng gehandhabten, polnischen Sprachtest bestand und als „autochthon“ eingestuft wurde, erhielt ein Bleiberecht. Auch Oberschlesier, die als (allein) deutschsprachig eingestuft wurden, erhielten ein Bleiberecht, wenn sie in wichtigen Industrien arbeiteten. Schließlich wurden von der oberschlesischen Bevölkerung „nur“ etwa 40 % und nicht, wie in Niederschlesien, mehr als 90 %, zwangsausgesiedelt. Insbesondere um Oppeln und Kattowitz blieb daher bis heute eine deutsche Minderheit zurück.
Heute gehört der größte Teil Oberschlesiens zu Polen, das Hultschiner Ländchen zu Tschechien. Die Region ist auch die Heimat der nach den ethnischen Schlesiern (Volkszählung 2002) größten ethnischen Minderheit Polens, der Polendeutschen. Etwa 250.000 Bewohner Schlesiens verfügen neben der polnischen seit 1991 auch über die deutsche Staatsbürgerschaft.
Siehe auch: Schlesien (Geschichte)
Gebiet und Bevölkerung
Provinz Schlesien: 37.013 km²; 4.846.333 Einwohner (Mai 1939), von denen der Großteil römisch-katholischen Glaubens war, was eine (weitere) Besonderheit darstellte, da die Mehrheit im östlichen Deutschland protestantisch war.
Politik
Verwaltungsgliederung Oberschlesiens
Ursprünglich bestand die Provinz Oberschlesien nur aus dem Regierungsbezirk Oppeln, aus dem dann 1921 Ost-Oberschlesien als Woiwodschaft Schlesien ausschied und zu Polen kam. Diese Gebiete wurden im Zweiten Weltkrieg mit einigen anderen Kreisen und Teilkreisen, die bis 1918 österreichisch oder russisch waren, zum Regierungsbezirk Kattowitz zusammengefasst.
Verwaltungsgliederung Stand 1. Januar 1945
Regierungsbezirk Kattowitz
Stadtkreise Landkreise
|
Regierungsbezirk Oppeln
Stadtkreise Landkreise |
Verwaltungsgliederung heute
Die Provinz wurde 1945 aufgelöst und der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen.
Oberpräsidenten
- 1919–1922: Joseph Bitta, Zentrum
- 1923–1929: Alfons Proske, Zentrum
- 1929–1933: Hans Lukaschek, Zentrum
- 1933–1934: Helmuth Brückner, NSDAP
- 1935–1938: Josef Wagner, NSDAP
- 1938–1941: Provinz Schlesien
- 1941–1945: Fritz Bracht, NSDAP
Provinziallandtag
1925: Zentrum 48,2 % - 26 Sitze | DNVP 20,9 % - 12 Sitze | SPD 8,5 % - 5 Sitze | KPD 8,4 % - 5 Sitze | Polen 7,2 % - 4 Sitze | DDP 2,2 % - 2 Sitze
1929: Zentrum 42,2 % - 24 Sitze | DNVP 17,3 % - 10 Sitze | SPD 12,2 % - 7 Sitze | KPD 8,9 % - 5 Sitze | Polen 5,7 % - 3 Sitze | Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei 4,7 % - 3 Sitze | OBB 4,4 % - 3 Sitze
1933: NSDAP 43,1 % - 24 Sitze | Zentrum 33,3 % - 18 Sitze | DNVP 8,3 % - 5 Sitze | SPD 6,6 % - 4 Sitze | KPD 6,4 % - 4 Sitze
An 100 % fehlende Stimmen = Nicht im Provinziallandtag vertretene Wahlvorschläge.
Siehe auch
- Landsmannschaft der Oberschlesier
- Bund der Oberschlesier
- Unser Oberschlesien
- Kirchlicher Suchdienst
- Gau Oberschlesien
- Neuschlesien
Einzelnachweise
Literatur
- Bernhard Sauer: „Auf nach Oberschlesien“ – Die Kämpfe der deutschen Freikorps 1921 in Oberschlesien und den anderen ehemaligen deutschen Ostprovinzen In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 58. Jahrgang (2010), Heft 4, S. 297-320 (Pdf, 7,6 Mbyte)
Im 19. Jh. aufgelöst: Netzedistrikt | Südpreußen | Neuostpreußen | Neuschlesien | Niederrhein | Jülich-Kleve-Berg | Preußen
1772/1822 bis ins 20. Jh.: Ostpreußen | Westpreußen | Brandenburg | Pommern | Posen | Sachsen | Schlesien | Westfalen | Rheinprovinz
1850/68 bis ins 20. Jh.: Hohenzollernsche Lande | Schleswig-Holstein | Hannover | Hessen-Nassau
Im 20. Jh. gebildet: Niederschlesien | Oberschlesien | Groß-Berlin | Posen-Westpreußen | Halle-Merseburg | Kurhessen | Magdeburg | Nassau
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