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Konjugation (Grammatik)
Als Konjugation (von lateinisch coniugatio ‚Verbindung‘) bezeichnet man die Flexion (Beugung) von Verben, zum Beispiel durch die Veränderung des Wortstammes oder das Anhängen von Affixen.
Konjugationsklassen
Man unterscheidet oft zwischen zwei Hauptklassen: Primäre Konjugation und sekundäre Konjugation.
Kaum eine Sprache hat Formen für alle Konjugationsklassen. So gibt es zum Beispiel im Chinesischen oder Japanischen weder Person noch Numerus. Das Englische wiederum hat nur wenige eigene Formen für die Modi.
Primäre Konjugation
Die primäre Konjugation flektiert das Verb, um es an andere Satzteile anzupassen (diese Anpassung heißt Kongruenz). Es gibt nur zwei Arten primärer Konjugation: Person (1., 2. oder 3. Person) und Numerus (Singular, Dual, Plural, Paukal, Distributiv, Quadral, Trial).
Sekundäre Konjugation
Mit der sekundären Konjugation kann der Sprecher im Verb bestimmte Eigenschaften des ganzen Satzes (genauer gesagt: der Proposition) ausdrücken, nämlich Tempus (Zeit) und Aspekt, Modus, Genus Verbi (Aktiv, Passiv) und die Aktionsart.
Nicht-konjugierte Formen
Der Infinitiv gilt in der deutschen Sprache als nicht konjugiert, wird aber in heutigen linguistischen Theorien und Beschreibungen als eine unter vielen Flexionsformen des Verbs betrachtet (-> Infinite Verbform). Er ist in der Regel gekennzeichnet durch die Flexionsendung „en“, bei etlichen Verben durch die Infinitivendung „eln“ oder „ern“ (von ursprünglich „elen“ und „eren“), bei manchen dialektalen Verben kommt auch „erln“ vor („busserln“). Ausnahmen hierzu sind die Verben „sein“ und „tun“. Daneben gibt es in den indogermanischen Sprachen noch andere „nicht-konjugierte“ Verbformen außerhalb des oben dargestellten Systems; viele dieser Sprachen haben folgende nichtkonjugierte Formen:
Bezeichnung der Form (Latein/Deutsch) | Beispiel |
---|---|
Infinitiv (ungebeugte Form) | lieben |
Partizip Präsens Aktiv / Partizip I | liebend |
Partizip Perfekt Passiv / Partizip II (wird zum Beispiel zur Bildung des Perfekts gebraucht) |
geliebt |
Gerundium (nicht im Deutschen) | zum Beispiel in Latein u. Englisch (Gerund); Das lateinische Gerundium wird im Deutschen meist durch den substantivischen Infinitiv (Verbalnomen) oder durch den erweiterten Infinitiv (Infinitiv mit zu) übersetzt. |
Gerundivum (nicht im Deutschen) | etwa so viel wie zu liebend, oder liebenswert |
Supin (nicht im Deutschen) | etwa: um zu lieben |
Es gibt jedoch hierbei Unterschiede zwischen den indogermanischen Sprachen, im Neugriechischen gibt es zum Beispiel keinen Infinitiv.
In der englischen Sprache wird der Infinitiv mit „to“ gebildet: to go, to see.
In der russischen Sprache endet der Infinitiv auf ть (понимать) oder ти (нести). Die Infinitivform gibt weitere Eigenschaften des Verbs an (Aspekt: писать – написать, Rückbezüglichkeit: возвращаться).
In der litauischen Sprache endet der Infinitiv bei nichtreflexiven Verben und reflexiven Verben mit zusätzlichem Präfix immer auf -ti (gerti), welches nicht betont wird. Bei reflexiven Verben ohne weiteres Präfix endet der Infinitiv auf -tis (rūpintis).
In der lettischen Sprache endet der Infinitiv bei nichtreflexiven Verben auf -t (dzert) und bei reflexiven auf -ties (klausīties).
Konjugation in den indogermanischen Sprachen
In den indogermanischen Sprachen wird die Form eines Verbs durch die folgenden Eigenschaften bestimmt:
Bezeichnung der Form Beispiel 1. Person ich gehe 2. Person du gehst 3. Person er, sie, es geht
- Numerus (Anzahl)
Bezeichnung der Form Beispiel Singular (Einzahl) ich gehe Dual (Zweizahl) beide *gehen (dual) (im Deutschen nicht mehr vorhanden) Plural (Mehrzahl) wir gehen
Bezeichnung der Form Beispiele Indikativ (Wirklichkeitsform) er läuft Konjunktiv (Möglichkeitsform) Konjunktiv I (Möglichkeitsform) er laufe er hoffe er sei Konjunktiv II (Möglichkeitsform) er liefe er hoffte er wäre Konjunktiv I
(Ersatzkonjunktiv: umgangssprachlich
oder Konditional(is) I)er würde laufen er würde hoffen Konjunktiv II
(Ersatzkonjunktiv: umgangssprachlich
oder Konditional(is) II)er würde gelaufen sein er würde gehofft haben Imperativ (Befehlsform) Lauf(e)! (sg.) Lauft! (pl.)
- Tempus (Zeit)
Bezeichnung der Form Beispiele Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit) ich war gegangen ich hatte gehofft Präteritum (Vergangenheit) ich ging ich hoffte Perfekt (vollendete Gegenwart) ich bin gegangen ich habe gehofft Präsens (Gegenwart) ich gehe ich hoffe Futur I (Zukunft) ich werde gehen ich werde hoffen Futur II (vollendete Zukunft) ich werde gegangen sein ich werde gehofft haben
Bezeichnung der Form Beispiele Aktiv ich liebe er wäscht Medium /reflexiv: ich liebe mich
(im Altgriechischen noch als Flexion vorhanden)er wäscht sich Passiv ich werde geliebt er wird gewaschen
Dadurch ergeben sich sehr viele unterschiedliche Formen bei Verben, wobei nicht alle Kombinationen in einer Sprache vorkommen (der Imperativ zum Beispiel ist schon durch die zusätzliche Angabe des Numerus eindeutig gekennzeichnet). Jede dieser Formen ist durch Angabe von Modus, Tempus, Genus, Numerus und Person genau bestimmt.
- Beispiel:
- ihr werdet gelobt worden sein
- ist 2. Person Plural Indikativ Futur II Passiv von loben.
Nicht in jedem Falle kann man aber bei einem konkreten Verb eindeutig bestimmen, welche Form vorliegt, da verschiedene Formen zusammenfallen können.
Sehr oft verwenden die Sprachen Hilfsverben, um Tempus oder Diathese auszudrücken:
- Beispiel mit Hilfsverb:
- Deutsch: ich liebe – ich habe geliebt
- Beispiel ohne Hilfsverb:
- Latein: amo – amavi
Oft genügt es beim Erlernen einer Sprache, sich ein paar wenige Formen pro Verb zu merken und dann mittels Regeln alle anderen Formen daraus zu bilden.
Im Speziellen bezeichnet man mit Konjugation in diesem Sinne auch die Gruppe von Verben, deren Formen mit einheitlichen Regeln gebildet werden können.
Beispiele:
Deutsch:
- schwache Konjugation (lieben – ich liebte, hoffen – ich hoffte)
- starke Konjugation (laufen – ich lief, sehen – ich sah)
Latein:
- a-Konjugation (amare, laudare)
- e-Konjugation (monere)
- i-Konjugation (audire)
- kurzvokalische i-Konjugation (capere)
- konsonantische Konjugation (regere)
Konjugationslexika
Erstmals 1842 erschien in französischer Sprache ein eigenes Nachschlagewerk für Konjugationsformen, das auch heute noch unter dem Namen seines Autors als Bescherelle bekannt ist.
Siehe auch
Deklination, Ablaut, regelmäßiges Verb, unregelmäßiges Verb, Bedingungssatz, Französische Konjugation, Paradigma (Linguistik)
Weblinks
Deutsch
Latein
Englisch
Französisch
Polnisch
Russisch
Verschiedene Sprachen
- Online Verben konjugieren (deu, eng, fra, ita, es)
- Online konjugation
- Online Verben konjugieren (deu, eng, fra, ita, spa u. v. m.)
- Online Übungen zur Verbkonjugation erstellen (deu, eng, fra, ita, spa)
Arabisch
Aktionsart | Aspekt | Diathese | Konjugation | Modus | Numerus | Person | Rektion | Tempus | Valenz
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Konjugation (Grammatik) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |