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Kreuz (Schriftzeichen)

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† ‡
Kreuz und Zwei­balken­kreuz in Schriftart Times New Roman

Das Schriftzeichen Kreuz, Langkreuz[1][2] (engl. dagger) (†) ist ein dem Schriftzeichen „Lateinisches Kreuz“ (✝)[1] ähnliches Schriftzeichen, das jedoch in vielen Schriftarten unten spitz zuläuft. Gelegentlich finden sich auch die Bezeichnung Dolch (in Anlehnung an englisch dagger) oder Obeliscus[3] (altgriechisch ὀβελίσκος obelískos, deutsch ‚kleiner Spieß‘). Die englische Bezeichnung dagger wie auch die im romanischen Sprachraum gebräuchlichen, mit Obelisk verwandten Bezeichnungen (z. B. französisch obèle, spanisch obelisco) zeigen, dass das Zeichen nicht überall primär als Form des christlichen Kreuzes aufgefasst wird. In Unicode ist es im Block Allgemeine Interpunktion enthalten als U+2020 dagger.

Verwendung

Kreuz als Fußnotenzeichen in einem britischen Druck von 1839[4]

Das Kreuz wird als Fußnotensymbol verwendet, wenn der Asterisk schon im gleichen Textteil verwendet wurde. Es kann hinter Personennamen jedoch in Zusammenhängen missverständlich sein, in denen es auch als Markierung des Verstorbenseins verwendet wird (speziell im deutschen Sprachraum, s. u.).

Im deutschen Sprachraum hat das Kreuz außerdem folgende Verwendungen:

  • Als Symbol zur Markierung von Verstorbenen, entweder bei der Altersangabe oder als Markierung des Todesjahrs, in Verbindung mit dem Sternchen auch häufig als Angabe von Geburts- und Todestag (Beispiel: * 15. Oktober 1910; † 20. April 1990).
Siehe auch: Genealogische Zeichen (speziell zu Kombinationen mit dem Kreuz, wie z. B. „†*“, „*†“, „††“ oder „†X“)
  • In Fahrplänen als Kennzeichen für „an Sonn- und Feiertagen“.
  • Bei Notationen einer Schachpartie wird das Kreuz häufig für Schachgebot verwendet, das Zweibalkenkreuz für Schachmatt.
  • In mathematischen Formeln als eine Variante der Kennzeichnung einer adjungierten Matrix.
  • Der Entdecker des Asteroiden (37) Fides schlug 1855 als astronomisches Symbol dafür ein „Zeichen eines Kreuzes“ vor, das im Originaldruck mit runden und tropfenförmig verbreiterten Enden dargestellt wurde.[5]

Herkunft

Das Kreuzzeichen wurde bereits vor Christi Tod z. B. auf Münzen als Schriftzeichen verwendet, Verbreitung fand es jedoch mit dem Christentum. Ausgehend vom kreuzähnlichen Christussymbol Staurogramm wird die Wissenschaft der unterschiedlichen Formen des Kreuzzeichens Staurologie genannt. Johann Christoph Gatterer schrieb 1798, dass die Christen glaubten, „ohne das Kreuzzeichen nichts mit Bestand und Erfolg thun oder verrichten zu können; so unternahmen sie auch nicht leicht, etwas zu schreiben, welchem sie nicht durch dieses Religionszeichen gleichsam das Siegel aufdrückten.“[6] Die verschiedenen Nutzungsarten der Kreuzzeichen unterteilt Gatterer in militärische (auf Fahnen, Helmen und anderen Waffenstücken), majestätische (unter anderem auf Kronen, Zeptern und Reichsapfeln), heraldische (Wappen), lapidarische (Epitaphien und Denkmäler), Bücher- und Briefkreuze und Urkundenkreuze.

Die Bücher- und Briefkreuze unterscheidet er weiter nach ihrem Gebrauch: zum ersten in der Einsetzung statt der Interpunktion, zum zweiten als kritische Zeichen in Textanmerkungen mit verschiedenen Bedeutungen durch verschiedene Kreuzarten, so zum Beispiel das Andreaskreuz oder das (dem Sextil-Symbol gleichende) auch Sternkreuz genannte Ceraunion. Die dritte Gebrauchsart war das Chrismon.

Mit dem Obeliscus (griechisch Obĕlos) als textkritischem Zeichen merkte man in Büchern und Handschriften verdächtige oder unechte Stellen an (Obelismus oder Obelisirung).[7][8]

Kreuze in Urkunden waren seit dem 5. Jahrhundert gebräuchlich, sie wurden vor allem als Unterschrift und Unterschriftsbezeugung genutzt und sind erstmals durch Justinian I. im Codex Iustinianus als Urkunde des Schreibens oder Signum rechtlich anerkannt worden. Neben der Notwendigkeit für Schreibunkundige, Blinde und „Gebrechliche“ nannte Gatterer als weitere Ursachen für den häufigen Gebrauch: Trägheit, Stolz und Mode.[9] Im frühen Mittelalter war das Kreuzzeichen das in Urkunden am häufigsten verwendete Symbol. Es stand sowohl am Textanfang als auch vor den Namen der anwesenden Zeugen, was an dieser Stelle als Beglaubigung zu verstehen war.[10]

Kreuz als Sterbedatumszeichen in einem deutschen Druck Johann David Köhlers von 1722

Das vorangestellte Kreuzzeichen bei Sterbedaten wird im deutschen Sprachraum mindestens seit dem 17. Jahrhundert als genealogisches Zeichen verwendet. Je nach dem Zeichenvorrat der Druckerei ist es als Lateinisches Kreuz (crux ordinaria) mit rechteckigen Balken oder als Obeliscus mit unten spitz zulaufendem Pfahl (ebenfalls crux ordinaria) oder passend zur Schriftart mit Serifen ausgebildet. Auf der Schreibmaschine dient das Pluszeichen als Ersatzzeichen.[11] Gatterer benutzte in seinem Abriß der Genealogie im Jahr 1788[12] das Zeichen für Sterbedaten als einziges genealogisches Zeichen.[13] Weitere genealogische Zeichen wurden Ende des 19. Jahrhunderts entwickelt und im Jahr 1910 von Stephan Kekule von Stradonitz in seiner Schrift Über den Nutzen einer internationalen Hilfssprache für die genealogische Forschung vorgestellt.[14]

Zweibalkenkreuz ‡

Ein verwandtes Schriftzeichen ist das Zeichen ‡ (Unicode: U+2021 double dagger). Die beiden Querbalken sind stets gleich lang und gleich weit vom Ende entfernt, insofern ähnelt es einer Form des Lothringer Kreuzes. Die Bezeichnung „Doppelkreuz[15] wird sowohl für dieses als auch für das Nummernzeichen „#“ verwendet.

In der Typografie wird es (neben dem Sternchen und dem Kreuz) als drittes Fußnotensymbol verwendet.

In der Chemie wird es – unter anderem – benutzt, um Übergangszustände zu kennzeichnen.

Lateinisches Kreuz als Schriftzeichen

Latin-Cross-in-Zapf-Dingbats.svg
†️

In Unicode ist das lateinische Kreuz enthalten als U+271D latin cross sowie als Emoji †️.[16] Im Gegensatz zum zumeist unten spitz zulaufenden Kreuz-Schriftzeichen sind Schaft und Querbalken des lateinischen Kreuzes in der Regel rechteckig.

Darstellung auf Computersystemen

Vorlage:Zeichencodierung

Ähnliche und verwandte Schriftzeichen und Symbole

Die folgende Tabelle enthält Unicode-Zeichen, die aus einem (durchgezogenen oder unterbrochenen) senkrechten Strich und einem oder (analog zum Zweibalkenkreuz) zwei waagerechten Strichen bestehen.

Zeichen Unicode-Position Unicode-Bezeichnung Beschreibung
+ U+002B PLUS SIGN Pluszeichen
ǂ U+01C2 LATIN LETTER ALVEOLAR CLICK Buchstabe der Orthografie des Khoekhoegowab für einen Klicklaut
U+16ED RUNIC CROSS PUNCTUATION kreuzförmiges Satzzeichen für Runen
U+2020 DAGGER Kreuz
U+2021 DOUBLE DAGGER Zweibalkenkreuz
U+205C DOTTED CROSS punktiertes Kreuz
U+22B9 HERMITIAN CONJUGATE MATRIX hermitesch konjugierte Matrix
U+2626 ORTHODOX CROSS russisch-orthodoxes Kreuz
U+2628 CROSS OF LORRAINE Patriarchenkreuz
U+2629 CROSS OF JERUSALEM Krückenkreuz
U+2670 WEST SYRIAC CROSS westsyrisches Kreuz
U+2671 EAST SYRIAC CROSS ostsyrisches Kreuz
U+26E8 BLACK CROSS ON SHIELD Kreuz auf Wappenschild, japanisches Kartenzeichen für Krankenhaus
U+2719 OUTLINED GREEK CROSS umrandetes griechisches Kreuz
U+271A HEAVY GREEK CROSS starkes griechisches Kreuz
U+271B OPEN CENTRE CROSS Kreuz mit offener Mitte
U+271C HEAVY OPEN CENTRE CROSS starkes Kreuz mit offener Mitte
U+271D LATIN CROSS lateinisches Kreuz
U+271E SHADOWED WHITE LATIN CROSS schattiertes hohles lateinisches Kreuz
U+271F OUTLINED LATIN CROSS umrandetes lateinisches Kreuz
U+2720 MALTESE CROSS Tatzenkreuz (bzw. Malteserkreuz)
U+2795 HEAVY PLUS SIGN starkes Pluszeichen
U+29E7 THERMODYNAMIC senkrechter Strich mit zwei Querbalken
U+2E38 TURNED DAGGER Petruskreuz
🕀 U+1F540 CIRCLED CROSS POMMEE eingekreistes Apfelkreuz
🕁 U+1F541 CROSS POMMEE WITH HALF-CIRCLE BELOW Apfelkreuz im Halbkreis liegend
🕂 U+1F542 CROSS POMMEE Apfelkreuz
🕆 U+1F546 WHITE LATIN CROSS hohles lateinisches Kreuz
🕇 U+1F547 HEAVY LATIN CROSS starkes lateinisches Kreuz
🕈 U+1F548 CELTIC CROSS Keltenkreuz
🜊 U+1F70A ALCHEMICAL SYMBOL FOR VINEGAR alchemisches Symbol für Essig
🜋 U+1F70B ALCHEMICAL SYMBOL FOR VINEGAR-2 alchemisches Symbol für (destillierten) Essig

Trivia

Aus der französischen Bezeichnung obèle entwickelten René Goscinny (der mit typografischen Begriffen vertraut war, da seine Eltern eine Druckmaschine besaßen) und Albert Uderzo den Namen ihrer Comicfigur Obelix, analog zum Namen der Figur Asterix aus der französischen Bezeichnung astérisque für das Schriftzeichen „*“ (Sternchen).[17]

Literatur

  • Keith Houston: Shady Characters: The Secret Life of Punctuation, Symbols, & Other Typographical Marks. W W Norton & Co, 2013, ISBN 978-0-393-06442-1.

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 DIN 5008:2020-03, Anhang H „Codierung und Eingabe der Satz- und Sonderzeichen“, Tabelle H.1 „Liste der Satz-, Sonder- und Tastatureingabezeichen“
  2. Neue Themen in der DIN 5008. (Informationsflyer; PDF) Westermann Gruppe, 11. März 2020, S. 2, abgerufen am 21. März 2020. (im Abschnitt »Zeichen für „geboren“«, letzte Tabellenspalte)
  3. Asteriscus. In: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4., umgearb. und stark vermehrte Auflage, Band 1: A–Aufzwingen, Eigenverlag, Altenburg 1857, S. 850.
  4. Thomas Henderson: On the Parallax of α Centauri. In: Memoirs of the Royal Astronomical Society. 11, 1839-01-03 S. 61.
  5. Schreiben des Herrn Dr. R. Luther, Directors der Sternwarte zu Bilk, an den Herausgeber (datiert 11. Oktober 1855), in: Astronomische Nachrichten, Band 42, Altona 1856, Spalte 107/108, online auf Wikimedia Commons
  6. Johann Christoph Gatterer: Abriß der Diplomatik. Göttingen 1798, S. 108 f.; digitalisierte Fassung der Bayerischen Staatsbibliothek, abgerufen 31. August 2010.
  7. Obeliscus. In: Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4., umgearb. und stark vermehrte Auflage, Band 12: Nishnei-Nowgorod–Pfeufer, Eigenverlag, Altenburg 1861, S. 173.
  8. Karl Ernst Georges: obeliscus. In: Ausführliches lateinisch-deutsches Handwörterbuch. 8., verbesserte und vermehrte Auflage. 2, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1918, Sp. 1240 (Vorlage:Zeno.org).
  9. Johann Christoph Gatterer: Abriß der Diplomatik. Göttingen 1798, S. 113.
  10. Klaus-Peter Schäffel: Tinte und Feder. In: Lebenswelten des frühen Mittelalters in 36 Kapiteln.. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2019, ISBN 978-3-95976-182-6, S. 62.
  11. DIN 5008:1986-11 „Regeln für Maschineschreiben“, Abschnitt 6.8: »Zeichen für „geboren“ * und „gestorben“ +« – so in: DIN Taschenbuch 165: Büromaschinen – Normen (Informationstechnik 3). 2. Auflage. 1987, ISBN 3-410-11992-2, S. 71. Die (mit Stand Februar 2017) aktuelle Ausgabe der Norm DIN 5008:2011 „Schreib- und Gestaltungsregeln für die Textverarbeitung“ enthält diesen Passus nicht mehr, sondern zeigt im Abschnitt 7.8 »Zeichen für „geboren“ und „gestorben“« nur noch das Zeichen † im Anwendungsbeispiel, während im Text nur noch „genealogischen Zeichen“ ohne konkrete Darstellung derselben genannt werden.
  12. Johann Christoph Gatterer: Abriß der Genealogie. Göttingen 1788; archive.org.
  13. Genealogische Symbole und Zeichen. genealogy.net; abgerufen am 31. August 2010
  14. Stephan Kekule von Stradonitz: Über den Nutzen einer internationalen Hilfssprache für die genealogische Forschung. In: Mitteilungen der Zentralstelle für deutsche Personen- und Familiengeschichte. 6. Heft. Leipzig 1910, S. 27–38; wiki-de.genealogy.net abgerufen am 31. August 2010.
  15. Friedrich Forssman, Ralf de Jong: Detailtypografie. 2. Auflage. Hermann Schmidt, Mainz 2004, ISBN 3-87439-642-8, Satzzeichen – Alltägliche Sonderzeichen, S. 190 (Für das Doppelkreuz findet sich dort (S. 189) der Begriff „Nummer-Zeichen“.).
  16. †️ Latin Cross Emoji. In: Emojipedia. Abgerufen am 11. Oktober 2017 (english).
  17. Goscinny-Uderzo: Le livre d’Astérix le gaulois. Olivier Andrieu, Éditions Albert-René, Paris 1999, S. 13.
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