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Ladislaus Postumus

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Ladislaus Postumus

Ladislaus Postumus (tschechisch Ladislav Pohrobek, ungarisch V. László, kroatisch Ladislav V. Posmrtni; * 22. Februar 1440 in Komorn; † 23. November 1457 in Prag) war Herzog von Österreich, König von Böhmen und als Ladislaus V. König von Ungarn. Zwischen 1440 und 1453 wurde der junge König von seinem Verwandten Friedrich V. in Österreich erzogen und in Gewahrsam gehalten.

Kindheit

Ladislaus wurde erst nach dem Tod seines Vaters Albrecht V. durch Elisabeth von Luxemburg zur Welt gebracht, daher erhielt er den Namen Postumus (der Nachgeborene). Seine schwangere Mutter war als Tochter des Königs Sigismund die legitime Erbin Ungarns und versuchte sofort den Thronanspruch des noch ungeborenen Kindes durchzusetzen. Die magyarische Magnaten bedrängten Elisabeth seit Januar 1440, sich mit dem weit jüngeren König Władysław III. von Polen zu vermählen und damit die Abwehrkraft beider Länder gegen einen drohenden Angriff der Türken zu vereinen. Davon überzeugt, dass sie einen männlichen Thronerben gebären werde, widerstrebte Elisabeth diesen Forderungen entschieden. Kurz vor ihrer Niederkunft konnte ihre Hofdame Helene Kottannerin unter abenteuerlichen Umständen die ungarische Stephanskrone am 21. Februar 1440 stehlen und nach Komárom bringen.[1] [2] Theoretisch war Ladislaus von Geburt an Herzog und Doppelkönig, doch war sein Königtum in Böhmen und Ungarn umstritten. In Böhmen widerstrebte sich die Partei der Utraquisten der Thronfolge durch Ladislaus Postumus, ein großer Teil des Adels erkannte seine Ansprüche aber an. Letztere forderten aber gleichzeitig, dass der junge Ladislaus unter Vormundschaft des böhmischen Hochadels in Prag erzogen werden sollte, erst danach wollten sie ihn zu ihrem König krönen. Um den Polen zuvorzukommen, ließ Elisabeth den zweimonatigen Ladislaus am 15. Mai 1440 in Stuhlweißenburg mit der Stephanskrone zum König von Ungarn krönen. Der mittlerweile nach Ungarn gerufene Wladyslaw III. (als ungarischer König: I. Ulászló) ließ sich am 17. Juli 1440 ebenfalls zum König von Ungarn krönen. Er folgte ein fast zweijähriger Bürgerkrieg, in welchem sich Elisabeth trotz finanzieller Not in West- und Nordungarn gegen Wladyslaw behaupten konnte. Hatte Elisabeth zunächst den Herzog Albrecht VI. als Vormund ihres Sohnes bestimmt, so näherte sie sich unterdessen dessen Bruder, den zum römisch-deutschen König aufgestiegenen Friedrich V. von Habsburg an. Sie verpfändete ihm große Gebiete in Westungarn und sogar die Stephanskrone um den Krieg gegen ihre Gegner weiterführen zu können. Am 23. August 1440 übergab Elisabeth ihren Sohn an Friedrich und bestätigte diesen als offiziellen Vormund des jungen Ladislaus. Auch die österreichischen Stände forderten wie die böhmischen, dass Ladislaus unter ihrer Obhut aufwachsen sollte. Ladislaus wurde anfangs in Wiener Neustadt erzogen, König Friedrich übernahm als neuer Chef des Hauses Habsburg die Regierung des Herzogtums Österreich. Am 19. Dezember 1442 verstarb Elisabeth in Raab, Ladislaus wurde zum völligen Waisen, ihm verblieb aber die kleine Schwester Elisabeth als Spielgefährtin und die Hofdame Helene Kottannerin als Erzieherin.

Wappen Ladislaus’ 1444

Erst als König Władysław III. auf einem Feldzug gegen die Türken in der Schlacht von Varna fiel, wurde der Knabe am 7. Mai 1445 auf einem Reichstag in Pest formell als König Ladislaus V. von Ungarn anerkannt, auch die böhmische Wenzelskrone war ihm jetzt sicherer als vorhin. Die eigentliche Regierung blieb jedoch bei dem von den ungarischen Ständen am 6. Juni 1446 gewählten Reichsverweser Johann Hunyadi. Für eine nochmalige Krönung sollte Ladislaus nun persönlich nach Ungarn kommen. Friedrich verweigerte jedoch Ladislaus' Auslieferung, er hielt ihn als politisches Pfand auf Schloss Orth in Gewahrsam. Hunyadi fiel daraufhin in Österreich ein, doch sah er sich, bedingt durch die verlustreichen Kämpfe gegen die Türken in der Schlacht auf dem Amselfeld vom 18. Oktober 1448, zu einem Ausgleich mit dem Habsburger gezwungen. Der am 22. Oktober 1450 geschlossene Vertrag von Pressburg bestimmte, dass Ladislaus bis zu seinem 18. Lebensjahr bei Friedrich verbleiben und Hunyadi bis dahin für ihn die Regentschaft in Ungarn führen solle.[3] Auch in Böhmen wurde Ladislaus nicht sofort als König anerkannt. Nach einigen Jahren der Anarchie gelang es dem mährischen Adligen Georg von Podiebrad 1448, die Hauptstadt Prag einzunehmen. Mit Georg unterhielt Friedrich gute Beziehungen. 1451 übertrug ihm Friedrich die Reichsverweserschaft. Podiebrad verzichtete dafür auf die Überstellung des Thronerben nach Böhmen. Ab 1450 wurden die Forderungen der österreichischen aber auch böhmischen Stände, Ladislaus endlich freizugeben, immer drängender, zumal der böhmische Landesverweser in einem Bürgerkrieg gegen die katholischen Aristokraten die Oberhand gewonnen hatte.

Befreiung aus der Vormundschaft

Am 14. Oktober 1451 trafen sich unter der Führung von Ulrich von Eyczing auf Schloss Mailberg im Weinviertel 39 Herren und Ritter sowie Städtevertreter aus Ober- und Niederösterreich und schlossen ein Bündnis gegen König Friedrich III. Vorwand des Bündnisses war die Entlassung Ladislaus aus der Vormundschaft seines Onkels, doch ging es den Ständen vorrangig um die Verstärkung des eigenen Einfluss. Gleichzeitig drängte die böhmische Aristokratie Friedrich, der sich am 19. März 1452 in Rom zum Kaiser Friedrich III. krönen ließ, Ladislaus endlich seine Rechte ausüben zu lassen. Nach dessen Weigerung mit dem Hinweis, dass Ladislaus nicht volljährig sei, versuchte der katholische Adel den jungen König mit Gewalt nach Prag holen zu lassen. Unter Führung von Heinrich IV. von Rosenberg zog ein böhmisches Heer nach Österreich, vereinigte sich mit den dortigen Aufständischen und begannen am 28. August den Angriff auf Friedrichs Residenz in Wiener Neustadt.

Am 4. September 1452 erreichten die Truppen der vereinigten Stände nach kurzer Belagerung des Kaisers die Auslieferung von Ladislaus. Unter der Führung von Ulrich von Eyczing und Ulrich von Cilli war Ladislaus befreit worden und zog am 6. September feierlich in Wien ein. [4] Am 1. Januar 1453 legte Johann Hunyadi seine Reichsverweserschaft über Ungarn in die Hände des 12-jährigen Ladislaus zurück, wenig später begannen aus gleichem Grunde in Znaim Verhandlungen mit dem böhmischen Gubernator Podiebrad. Am 28. Oktober 1453 wurde Ladislaus durch den Olmützer Bischof Johannes XIII. Haes zum König von Böhmen gekrönt; hier wurde er relativ problemlos anerkannt. Ulrich von Cilli konnte seinen Einfluss über Ladislaus gegen Eyczing durchsetzen und übernahm die politische Beratung des jungen Königs. In Ungarn verfeindete sich der ehrgeizige Ulrich von Cilli aber bald mit den Hunyadis. Ein wesentlicher Faktor dabei war, dass diese die Hauptlast im Kampf gegen die Türken trugen, während Cilli (und mit ihm Ladislaus) in dieser Frage völlig untätig blieben. Nach der Belagerung und Entsetzung Belgrads 1456 erlag Johann Hunyadi einer Seuche, und Ulrich von Cilli wurde von Ladislaus, einem Sohn Johann Hunyadis, ermordet, dessen anschließende Hinrichtung in Ungarn Empörung auslöste. Ladislaus floh von Ofen nach Prag, wo er sein letztes Lebensjahr verbringen sollte.

Ladislaus Postumus und Magdalena von Frankreich

Am 23. November 1457, kurz vor seiner geplanten Hochzeit mit Magdalena von Frankreich, starb Ladislaus noch vor seinem 18. Geburtstag. Die Vermutung, er sei ermordet worden, ist zwar ziemlich plausibel, aber nie bewiesen worden. Angesichts der plötzlichen Krankheitssymptome meinen manche Forscher, die Todesursache sei eine Form der Leukämie gewesen. Auch die Beulenpest wird als mögliche Todesursache angenommen. In Österreich wurde sein Nachfolger Friedrich V., in Ungarn Matthias Hunyadi (= Matthias Corvinus) und in Böhmen Georg von Podiebrad, der damit der einzige Hussitenkönig des Landes wurde. Die Pläne zu einer habsburgischen Oberherrschaft im östlichen Mitteleuropa waren damit zum zweiten Mal gescheitert. Mit Ladislaus Postumus starb die durch den 1379 geschlossenen Vertrag von Neuberg von Albrecht III. von Österreich begründete Albertinische Linie des Hauses Habsburg aus.

Literatur

  • Ernst Birk: Beiträge zur Geschichte Königin Elisabeths von Ungern und ihres Sohnes König Ladislaus (1440 - 1457), in: Quellen und Forschungen zur vaterländischen Geschichte, Literatur, Kunst, hrsg. von Wilhelm Braumüller, Wien 1849, S. 209 - 258.
  • Gertrud Buttlar: Die Belagerung des Ladislaus Postumus in Wiener Neustadt 1452. Bundesverlag, Wien 1986, ISBN 3-215-06263-1 (Militärhistorische Schriftenreihe 57).
  • Fasbender, Christoph: Ach durch got vernempt die klag. Der Tod des Ladislaus Postumus, Königs von Ungarn und Böhmen, als mediales Ereignis. In: Daphnis 39 (2010), Heft 3/4, 375-390.
  • Heinrich Koller: Kaiser Friedrich III. Wien 2007, ISSN 978-3-205-77701-4(?!?!).
  • Karl Mollay (Hrsg.): Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439–1440). Österreichischer Bundesverlag, Wien 1971, ISBN 3-215-72208-9 (Wiener Neudrucke 2).
  • Günther Hödl: Ladislaus Postumus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, S. 393 f. (Onlinefassung).
  • Oskar Pausch: Imperator – Kaiser – Cyesars. Die dreisprachigen Vokabulare für Ladislaus Postumus und Maximilian I. Mit einem Beitrag von Alois Haidinger. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3294-8 (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Denkschriften 321 = Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters. Reihe 4: Monographien 3).
  • Andreas Rüther: Königsmacher und Kammerfrau im weiblichen Blick. Der Kampf um die ungarische Krone (1439/40) in der Wahrnehmung von Helene Kottaner. In: Jörg Rogge (Hrsg.): Fürstin und Fürst. Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter. Thorbecke, Ostfildern 2004, ISBN 3-7995-4266-3, S. 225–247 (Mittelalter-Forschungen 15).
  • Sabine Schmolinsky: Zwischen politischer Funktion und Rolle der „virgo docta“: Weibliche Selbstzeugnisse im 15. Jahrhundert. In: Fifteenth Century Studies. Band 24, 1998, ISSN 0179-2482, S. 63–73.
  • Barbara Schmid: Ein Augenzeugenbericht im Dienst politischer Werbung. Helene Kottanner, Kammerfrau am Hof König Albrechts II., und ihre Schrift von der Geburt und Krönung Ladislaus' Postumus. In: Barbara Schmid: Schreiben für Status und Herrschaft. Deutsche Autobiographik in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Chronos, Zürich 2006, ISBN 3-0340-0765-5, S. 132–140 (Zugleich: Zürich, Univ., Diss., 1999).
  • Barbara Schmid: Raumkonzepte und Inszenierung von Räumen in Helene Kottanners Bericht von der Geburt und Krönung des Königs Ladislaus Postumus (1440–1457). In: Ursula Kundert, Barbara Schmid, Regula Schmid (Hrsg.): Ausmessen – Darstellen – Inszenieren. Raumkonzepte und die Wiedergabe von Räumen in Mittelalter und früher Neuzeit. Chronos, Zürich 2007, ISBN 978-3-0340-0852-5, S. 113–138.
  • Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone Edition Roetzer, Eisenstadt 1994.
  • Horst Wenzel: Zwei Frauen rauben eine Krone. Die denkwürdigen Erfahrungen der Helene Kottannerin (1439–1440) am Hof der Königin Elisabeth von Ungarn (1409–1442). In: Regina Schulte (Hrsg.): Der Körper der Königin. Geschlecht und Herrschaft in der höfischen Welt seit 1500. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-593-37112-X, S. 27–48 (Campus historische Studien 31).

Weblinks

 Commons: Ladislaus Postumus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Ausführliche Beschreibung des Donauschwäbisches Zentralmuseums (PDF; 149 kB).
  2. Der Legende nach ist das Kreuz auf der Krone auch deshalb schief, weil es beim Transport beschädigt wurde.
  3. Karl-Friedrich Krieger: Die Habsburger im Mittelalter. Von Rudolf I. bis Friedrich III. 2., aktualisierte Auflage, Stuttgart 2004, S. 176.
  4. Franz Theuer: Der Raub der Stephanskrone, 1994, S. 184
Vorgänger Amt Nachfolger
Albrecht V./I. Herzog von Österreich
(Erzherzog ab 1453)
Friedrich V., Regent
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1440–1457
Friedrich V.
König von Böhmen
Blason Boheme.svg

1440–1457
Georg von Podiebrad
Vladislav I. König von Ungarn und Kroatien
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1444–1457
Matthias Corvinus
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