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Leo Haas

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Grabstätte von Leo Haas in der Reihe der Künstlergräber im Zentralfriedhof Friedrichsfelde.
Grenzgänger. Plakat von Leo Haas.

Leo Haas (geb. 15. April 1901[1] in Troppau, Österreich-Ungarn; gest. 13. August 1983[1] in Berlin) war ein deutscher Maler, Grafiker, Zeichner und Karikaturist.

Leben

Leo Haas studierte von 1919 bis 1922 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und anschließend in Berlin bei Emil Orlik und Willy Jaeckel. Er arbeitete ab 1926 als Maler, Grafiker, Pressezeichner und Karikaturist in Wien und später in seiner Heimatstadt Opava in der Tschechoslowakei.

Nach dem Münchner Abkommen wurde Leo Haas, der einer bürgerlichen jüdischen Familie entstammte, inhaftiert und zur Zwangsarbeit nach Ostrau gebracht. 1939 wurde er in das berüchtigte „Juden-KZ“ Nisko, dem von Adolf Eichmann initiierten und persönlich beaufsichtigten Versuchsfeld und Vorläufer von Auschwitz, deportiert. Leo Haas gehörte zu den 500 Insassen, die dann später in ihre Heimatstädte zurückgebracht wurden.[2]

Im Spätherbst 1942 wurde er zusammen mit seiner Ehefrau in das KZ Theresienstadt verschleppt, dort schloss er sich der Gruppe der Maler von Theresienstadt um Bedřich Fritta aus Prag an. Ihnen gelang es unter anderem, Zeichnungen über die Gräuel in Theresienstadt ins neutrale Ausland zu schmuggeln. Dies warfen ihnen 1944 die Gestapooffiziere der KZ-Kommandantur und Adolf Eichmann in persönlich durchgeführten Verhören vor. Die Künstler und ihre Familienangehörigen wurden in die Zellen der Kleinen Festung und später in andere KZ's gebracht. Leo Haas war der einzige Maler von Theresienstadt, der die Haft überlebte.[2] Direkt bevor sie zum Verhör gebracht wurden, gelang es den Künstlern, viele hundert Zeichnungen [3] und auch das Bilderbuch von Bedřich Fritta für seinen Sohn zu verstecken.[2] Nach der Befreiung konnte Leo Haas diesen Schatz bergen.

Datei:Silverjubilee1935.jpg
Oben Original, unten Fälschung.

Am 28. Oktober 1944 wurde Leo Haas Häftling Nr. 199 885 in Auschwitz. Auch dort gelang es ihm zu zeichnen. Am 27. November 1944 wurde Leo Haas zusammen mit anderen „Spezialisten“ und dem Vermerk „Rückkehr unerwünscht“ ins KZ Sachsenhausen in das Sonderkommando für Geldfälschung verlegt. Dort wurde er unter anderem mit der Fälschung von Britischen Briefmarken beauftragt.[4] [2] Gegen Kriegsende wurden die Häftlinge des Fälscherkommandos zusammen mit den Druckmaschinen nach Mauthausen und später ins Nebenlager Ebensee gebracht. Dort wurden sie kurz nach ihrer Ankunft am 6. Mai 1945 von amerikanischen Truppen befreit.

Nach 1945 lebte Leo Haas mit seiner Frau Erna, die auch das KZ Theresienstadt, die Kleinen Festung Theresienstadt, Auschwitz und andere KZ überlebt hatte, als Pressezeichner in Prag. In seiner Biografie betonte er, das er sich auf Grund der KZ-Erlebnisse bewusst für diesen Weg und gegen die „reine“ Künstlerlaufbahn als Maler entschieden hat. Seine Frau verstarb 1955 an den Folgen medizinischer Versuche in Auschwitz.[2]

Im Gestapo-Gefängnis Kleine Festung Theresienstadt hat sich Erna Haas intensiv um den dreijährigen Sohn von Bedřich Fritta, Tomáš gekümmert. Nach ihrer Befreiung 1945 adoptierten sie Tomáš Fritta. Bedřich Fritta war im November 1944 in Auschwitz umgekommen, seine Frau war in der Kleinen Festung Theresienstadt verstorben.[5]

Ab 1955 lebte Leo Haas in Ost-Berlin, wo er als Zeichner für das Neue Deutschland, den Eulenspiegel und andere Zeitungen tätig war.[1] Zu letztgenannter Zeitschrift hat er vom ersten Heft an (1954)[6] bis 1982 insgesamt 1185 Zeichnungen beigesteuert.[7]

Literatur

  • Wolf H. Wagner: Der Hölle entronnen. Stationen eines Lebens. Eine Biografie des Malers und Graphikers Leo Haas, Henschel Verlag, Berlin, 1987, ISBN 3-362-00147-5
  • Des Teufels Werkstatt : im Fälscherkommando des KZ Sachsenhausen / Adolf Burger. [Mit Zeichn. aus d. Fälscherwerkstatt Sachsenhausen von Peter Edel u. Leo Haas], Verl. Neues Leben Berlin, 1989, ISBN 3-355-00494-4 DNB
  • Terezín/Theresienstadt / Leo Haas, Eulenspiegel-Verlag Berlin 1971, 24 Tafeln, DNB
  • Bedřich Fritta: Für Tommy zum dritten Geburtstag in Theresienstadt, 22. 1. 1944, Pfullingen 1985 (Bilderbuch), ISBN 3-7885-0269-X, DNB
  • Arie Goral-Sternheim: KZ-Transit Theresienstadt : Bilder und Dokumente aus Ghettos und Lagern / Jüdisches Museum Rendsburg. [Hrsg. vom Rendsburger Kulturkreis in Zusammenarbeit mit dem Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum]. Vorgestellt und kommentiert von Arie Goral-Sternheim. Mit einem Beitr. von Frauke Dettmer und mit Texten von H. G. Adler und Leo Haas, DNB
  • Bodo Schulenburg. Ill. von Leo Haas: "Es war einmal ein Drache ... : e. Weihnachtsgeschichte", Verlag Junge Welt Berlin, 1983, DNB
  • Kinder im KZ : ... u. draußen blühen Blumen ; mit Kinderzeichn. aus Theresienstadt, Zeichnungen der Theresienstädter Maler Leo Haas u. Fritz Fritta, Fotos u. Dokumenten, herausgegeben von Dorothea Stanić, Elefanten-Press Berlin (West), 1982, ISBN 3-88520-021-X DNB
  • Bernd-Rainer BarthHaas, Leo. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 1.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Nachruf der Redaktion. In: Eulenspiegel, 30./38. Jg., Nr. 34/83, ISSN 0423-5975, S. 3.
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Wolf H. Wagner: Der Hölle entronnen. Stationen eines Lebens. Eine Biografie des Malers und Graphikers Leo Haas, Henschel Verlag, Berlin, 1987, ISBN 3-362-00147-5
  3. „Mit dem Zeichenstift gegen das Vergessen“. Die Holocaust-Künstler Fritz Lederer (1878–1949) und Leo Haas (1901–1983). Ausstellung im Museum bei der Kaiserpfalz Ingelheim, 3. September 2009 – 28. März 2010.
  4. Peter Edel: Wenn es ans Leben geht, Autobiografie, 1. Aufl., Teil 2, S. 54 ff., Verlag der Nation, Berlin 1979, ISBN 3-87682-714-0
  5. Tomáš Fritta im Theresienstadt-Lexikon
  6. Sylvia Klötzer: Satire und Macht. Film, Zeitung, Kabarett in der DDR. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2006, ISBN 3-412-15005-3, S. 100.
  7. Eulenspiegel-Sonderausgabe. Die Jahre 1980–1989. Berlin 2004, S. 209.
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Leo Haas aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.