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1901

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Ereignisse

  • 1901: Hilfsverein der Juden in Deutschland, gegründet 1901 in Berlin, Wohlfahrtsorganisation, umfassende Hilfsleistungen für notleidende Juden in Russland und Galizien, Gründung von Kindergärten in Palästina, später dann engagiert für jüdische Auswanderungsangelegenheiten, gab heraus: "Korrespondenzblatt über Auswanderung- und Siedlungswesen"
  • 1901: in Frankfurt am Main schliesst das Stammhaus der Bank Rothschild seine Pforten wegen des latenten Antisemitismus
  • 1901: L. Wollenberg italienischer Finanzminister
  • 1901: Benno Straucher und Mayer Ebner gründen in Czernowitz den Jüdischen Volksverein
  • 1901: Alfred Lichtenstein geboren, Flötist
  • 2.1.1901: Herzl beim Fürsten Eulenburg, auch ihm erzählt Herzl, dass er dem Sultan „seine Anleihen verderben wolle, wenn er ihn, Herzl, durchaus nicht anhören wolle“
  • 4.1.1901: Als die Presse von – unwahrscheinlichen, aber möglichen – Plänen berichtet, Deutschland und England könnten Cypern und Deutsch-Ostafrika untereinander tauschen (so dass also England Deutsch-Ostafrika erhält und Deutschland dafür Cypern), überlegt Herzl, ob es nicht das Beste sei, dass die Juden zunächst nach Cypern gehen „und eines Tages nach Erez Israel hinüberfahren u. es mit Gewalt nehmen, wie man es uns einst genommen hat …“
  • 4.1.1901: Herzl zu Ministerpräsident Ernst von Koerber gerufen, Hauptthema ist die mögliche Gründung einer der Regierungspolitik gegenüber gefügigeren Zeitung (mit Herzl an der Spitze) als es die Neue Freie Presse ist oder alternativ der Kauf derselben; Herzl erhielt vom Ministerpräsidenten den Auftrag, mit Leopold Graf Auersperg darüber in Verhandlungen einzutreten
  • 7.1.1901: Herzl zu Eulenburg gerufen
  • 8.1.1901–9.2.1971: Leonard Steckel, geb. in Knihinin/Ungarn, gest. bei Aitrang/Bayern, Schauspieler und Regisseur, ging in Berlin zur Schule und wurde dort in den 20er-Jahren einer der bedeutendsten Charakterdarsteller; 1933 emigrierte er nach Zürich und war Mitglied des Zürcher Schauspielhauses bis 1953; 1943 inszenierte er die Uraufführung des "Guten Menschen von Sezuan" und des "Galilei" von Bert Brecht; 1957-1959 war er Intendant der Freien Volksbühne in Berlin; er kam bei einem Eisenbahnunglück ums Leben
  • 9.1.1901: Herzl schreibt, nachdem ihm angedeutet wurde, ein Empfang beim Sultan stehe bevor, einen geharnischten Antwortbrief an die türkische Diplomatie, in dem er u. a. mitteilt, er stehe ein letztes Mal zur Verfügung, werde sich aber nicht länger zum Narren halten lassen; sein „Ultimatum“ verlängert er bis zum 20. Januar 1901
  • 22.1.1901: Victoria, Königin von Grossbritannien und Irland, Kaiserin von Indien, Symbol eines grossen Zeitalters, stirbt auf der Isle of Wight in den Armen ihres Enkels, Kaiser Wilhelm II., in ihrem 64. Regierungsjahr; mit ihr versinkt auch das nach ihr benannte Zeitalter; Eduard (Edward) VII. (1841-1910) König von England (bis 1910)
  • 26.1.1901: Herzl in seinen Tagebüchern: „Von Crespi [türkischer Mittelsmann] ein alberner Brief: ich solle garantiren, dass kein „tollé générale“ [„allgemeines Protestgeschrei“] in Europa entstünde, wenn der Sultan mich empfinge. Ich antworte: sie sollen mir die Audienz verschaffen u. das Uebrige Allah überlassen u. den Audienzbakschisch einstecken“
  • 2.2.1901–10.12.1987: Jascha Heifetz (eigentlich Iossif Ruwimowitsch Heifetz), geb. in Vilnius, gest. in Los Angeles; US-amerikanischer Violinvirtuose russisch-jüdischer Herkunft, einer der bekanntesten Geiger des 20. Jahrhunderts und einer der weltbesten Geiger seiner Zeit; u. a. Schüler von Leopold von Auer; nach seinem Debüt 1907 (!) beeindruckte er durch vollendetes, ebenmässiges Spiel, das sich durch Präzision und Sinnlichkeit auszeichnete; emigrierte 1917 in die USA; wurde 1959 Professor an der University of California; auch Kammermusiker
  • 9.-12. Februar 1901: Konferenz der russischen Aktionskomitee-Mitglieder in Odessa (u. a. wurde der Vorschlag formuliert, nur alle zwei Jahren einen grossen Zionistenkongress und in den dazwischen liegenden Jahren einen kleinen Kongress abzuhalten)
  • 13.2.1901–30.8.1976: Paul F. Lazarsfeld (Paul Felix Lazarsfeld), geb. Wien, gest. New York City, österreichisch-amerikanisch-jüdischer Soziologe und Wissenschaftsorganisator, gilt als Begründer der modernen empirischen Sozialforschung; wurde Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs, Studium der Mathematik an der Universität Wien, 1924-1925 Post-Graduierten-Studium in Frankreich, wird Mitglied der Parti Socialiste, 1925-1929 Gymnasiallehrer für Mathematik in Wien, 1929-1933 Mitarbeiter am Psychologischen Institut der Universität Wien, 1926 heiratet er Marie Jahoda (1934 geschieden); 1933 Emigration in die USA (amerikanische Staatsbürgerschaft 1943); dort Stipendiat der Rockefeller Foundation, 1934 Direktor des Institute for Social Research der Universität Princeton, 1935-1936 Supervisor der National Youth Administration in New Jersey, 1936-1937 Direktor des Research Center der University of Newark, New Jersey; die zweite Ehe mit Herta Herzog wird bereits 1936 wieder geschieden; ab 1937 Forschungs- und zahlreiche weitere Tätigkeiten in Princeton und an der Columbia University, 1948-1949 Gastprofessur an der Universität in Oslo, ab 1949 in dritter Ehe verheiratet mit der Sozialwissenschaftlerin Patricia Louise Kendall, 1963 gründet er zusammen mit Oskar Morgenstern das Institut für Höhere Studien in Wien, 1962-1963 und 1967-1968 Gastprofessor an der Sorbonne, bis 1976 arbeitet er als Soziologie-Professor an der University of Pittsburgh, Pennsylvania; arbeitete vor allem auch über Meinungsforschung; Hauptwerke: Jugend und Beruf, 1928; Die Arbeitslosen von Marienthal, 1933; Radio and the printed page, 1940; The people's choice, 1944; Mass communication, 1948; Mathematical thinking in the social sciences, 1954; Am Puls der Gesellschaft, 1968
  • 20.2.1901: Herzl erhielt vom türkischen Mittelsmann Crespi eine Depesche und wird darin um die Erneuerung des Darlehensantrags vom November gebeten, da die türkische Regierung wieder Geld brauche; Herzl antwortet umgehend: „Je ne ferai absolument rien, avant d’être appelé“
  • 27.2.1901: Konferenz des Odessaer Komitees in Odessa. Thema: zur Lage im Jischuv
  • 13. März 1901: Brief Herzls an Max E. Mandelstamm, Kiew/Russland: "Theurer Freund, Dank für Ihren lieben Brief. Ich kann Ihnen von mir nichts Gutes melden. Ich bin nahezu aufgerieben. Ihr werdet Euch bald nach einem anderen Führer umsehen müssen. Meine Energie u. Ideation ermüdet. Wenn ich noch Anknüpfungsideen habe, bin ich durch die Geldmisèren der Actions-Comité Kasse verhindert, sie auszuführen. Ich habe die Grenze erreicht u. überschritten, wo das was ich für die Bewegung hergebe kein Verbrechen an meinen Kindern ist. Es ist nicht mehr, wie in den Jahren 1895-98 wo ich einfach in meine Tasche griff u. Agenten auf Reisen schickte, zu Cohn [Codewort für den Sultan] oder Anderen. Die Kasse des AC ist leer, diese Woche musste ich schon wieder einen wenn auch kleinen Betrag vorstrecken. Von grösseren, wie ehemals, kann keine Rede mehr sein. Nun hätte ich wieder einen Mann [gemeint ist Arminius Vámbéry] zu Cohn schicken wollen, der mit Cohn an einem Tisch sitzt u. aus einer Schüssel (mit den Fingern! malerischer Weise) isst. Er versprach mir schon im Herbst, er wolle im Frühjahr fahren, u. iterum unsere Sache, wenigstens meine Berufung zur Sprache bringen. Wüsste ich, dass es ihm gelingt, würde ich ja mein letztes Hemd dafür hergeben. Aber ich weiss es nicht sicher. Darum wage ich nicht, ihn an sein Versprechen zu erinnern. Denn wenn er es hält, muss man ihm elegante Reisespesen geben – das kostet ein paar Tausend Gulden, u. wir haben nicht einmal die 1200-1500 Gulden, die Kokesch am Ersten für Bureau u. Personal braucht. Dabei warten die armen Leute überall, dass man etwas thue, klagen mich vielleicht der Sorglosigkeit oder Unthätigkeit an. Ich habe ein schweres Kreuz auf mich geladen. Ich schreibe Ihnen diese Misère, vielleicht könnt Ihr Russen helfen. Von anderswoher ist ohnehin nichts, absolut nichts zu erwarten. Die anderen Landesorganisationen verlangen zumeist von uns noch Geld. Das ist der Humor davon ... Nur das Gefühl der übernommenen Pflicht hält mich jetzt noch aufrecht. Herzlich, Ihr getreuer Benjamin [= Herzl] "
  • März 1901: erster österreichischer Zionistentag in Olmütz; zum Präsidenten der österreichischen zionistischen Landesorganisationen wird Salomon Krenberger gewählt (Ende 1905 trat er von diesem Amt zurück)
  • 26.3.1901–2.1.1982: Leo Stern (eigentlich Jonas Leib Stern), geb. in Woloka bei Czernowitz, gest. in Halle/Saale, Kommunist und einer der bekanntesten Historiker der DDR, trat 1921 der SPÖ bei, promovierte 1925 zum Dr. rer. pol., kam ins KZ Wöllersdorf (Niederösterreich), emigrierte 1935-1945 in die CSR und in die Sowjetunion und nahm am Spanischen Bürgerkrieg teil, 1940 habilitierte er sich an der Universität Moskau für Neuere Geschichte, 1941-1945 war er Offizier der Roten Armee, 1945 wurde er Prof. in Wien, 1950-1966 in Halle (dort 1953 bis 1959 Rektor der Universität); er wurde Direktor der Forschungsstelle für Geschichte an der Akademie der Wissenschaften der DDR und dort wiederholt ausgezeichnet; Hauptwerk: Melanchthon, 1963; - Leo Stern wurde als eines von 12 Kindern, darunter vier Söhnen, in eine kleinbäuerliche jüdische Familie geboren; zwei seiner Brüder, Manfred Stern und Wolf Stern wurden später ebenfalls Kommunisten; Manfred wurde als General Kléber im Spanischen Bürgerkrieg bekannt; Wolf nahm in der DDR bedeutende Funktionen ein
  • 27.3.1901: Herzl im Tagebuch: „Von Crespi ein Mumpitzbrief. Ich möge ihm schreiben, die Zionisten würden eine Wucheranleihe, die der Sultan bei Krupp aufnehmen will, bekämpfen. Pas si bête. Ich sitze ihm natürlich nicht auf, antworte gar nicht. Denn mit meinem Briefe würde er Chantagen u. Betrügereien machen.“ – Crespi erhielt später von der zionistischen Organisation ein „Monatsgehalt“ in Höhe von 1 000 francs, eine Art kontinuierlichen Bestechungsgeldes, um beim Sultan zu vermitteln und sich im Sinne der Zionisten nützlich zu machen
  • 5.4.1901-25.12.1991: Curt Bois, geb. u. gest. Berlin, als Schauspieler erfolgreicher Kinderstar, dann eher der komische Typ; Bruder von Ilse Bois; der Schauspieler Curt Bois war einer der ersten Kinderstars überhaupt; er spielte 1908 in der Operette "Der fidele Bauer" die Rolle des Heinerle; die Operette wurde gleichzeitig auf Schallplatte aufgenommen und als Tonbild aufgezeichnet, dem Vorgänger der laufenden Bilder; danach folgten zahlreiche weitere Kinderrollen auf der Bühne, in denen Curt Bois brillierte; als Kind und Jugendlicher stand er für die Filmproduktionen "Mutterliebe" (1909), "Der kleine Detektiv" (1909), "Des Pfarrers Töchterlein" (1912), "Streichhölzer, kauft Streichhölzer" (1916), "Die Spinne" (1916), "Das unruhige Hotel" (1917) und "Das grosse Los" (1917) vor der Kamera; in den kommenden Jahren arbeitete er parallel für das Theater und den Film; ins Erwachsenenalter gekommen, spielte er in der Stummfilmzeit in den Filmen "Die Austernprinzessin" (1919), "Sie und die Drei" (1922), "Wehe, wenn sie losgelassen" (1926), "Der Jüngling aus der Konfektion" (1926), "Dr. Bessels Verwandlung" (1927) und "Anschluss um Mitternacht" (1929); im deutschen Tonfilm konnte man Curt Bois nur noch selten bewundern; sein erster Tonfilm "Der Schlemihl" (1931) wurde ein grosser Erfolg, danach trat er nur noch in den Filmen "Ein steinreicher Mann" (1932) und "Scherben bringen Glück" (1932) mit auf, ehe er 1933 ins Ausland fliehen musste; über mehrere Stationen gelangte er schliesslich 1934 nach New York, wo er zunächst Beschäftigung am Broadway fand, später ging er nach Hollywood, wo er eine beeindruckende Karriere in kleinen Nebenrollen aufbauen konnte; in den 30er und 40er Jahren spielte er neben den grössten Stars des amerikanischen Films; zu der illustren Gesellschaft zählen Claudette Colbert, Charles Boyer, Basil Rathbone, Dick Powell, John Barrymore, Edward G. Robinson, Humphrey Bogart, Ray Milland, Charles Laughton, Rita Hayworth, Glenn Ford, Loretta Young, Melville Douglas, Clark Gable, Spencer Tracy, Don Ameche, Olivia de Havilland, Paulette Goddard, Ingrid Bergman, Charles Coburn, Gary Cooper, Gene Kelly, Mary Astor, James Mason, David Niven, Jane Wyman, Buster Keaton, Gregory Peck und Ava Gardner; zu den bekanntesten Filmen dieser Jahre gehören "The Amazing Dr. Clitterhouse - Das Doppelleben des Dr. Clitterhouse" (1938), "The Hunchback of Notre Dame - Der Glöckner von Notre Dame" (1939), "Casablanca" (1942), "Cover Girl - Es tanzt die Göttin" (1944), "Vendetta" (1946), "Caught - Gefangen" (1948) und "The Great Sinner - Der Spieler" (1949); 1950 kehrte Curt Bois nach Deutschland zurück und ging in den Ostteil von Berlin; dort spielte er wieder Theater und trat in seinem einzigen Film "Herr Puntila und sein Knecht Matti" (1955) auf; da interessante Rollen ausblieben, ging Curt Bois nach West-Berlin, wo er zunächst boykottiert wurde; erst ab 1957 konnte er wieder grössere Rollen am Theater übernehmen, der Film wurde ab 1958 wieder sein Arbeitgeber; die Filme "Das Spukschloss im Spessart" (1960), "Ganovenehre" (1966) und "Der Zauberberg" (1967) gehören zu den bekanntesten Produktionen der 60er Jahre, in denen man Curt Bois auf der Leinwand bzw. im Fernsehen betrachten konnte; danach konzentrierte sich Curt Bois vermehrt auf Fernsehfilme, wo er u. a die Hauptrolle in "Der Pott" (1970) und in der Serie "Die feine englische Art" (1982) verkörperte, aber auch mit kleineren Auftritten wusste er zu überzeugen, so in "Strychnin und saure Drops" (1974), "Das Rentenspiel" (1977), "Die Alten kommen" (1979), "Das Boot ist voll" (1980) und schliesslich "Der Himmel über Berlin" (1987), wofür er 1988 mit dem europäischen Filmpreis als bester Nebendarsteller ausgezeichnet wurde
  • 18.4.1901: Herzl bei Koerber; verschiedene Themen, u. a. erneut die mögliche Zeitungsgründung
  • 30.4.–2.5.1901: Delegiertentag der deutschen Zionisten in Berlin
  • 30.4.1901–8.7.1985: Simon Kuznets (Simon Smith Kuznets), geb. in Pinsk, Russisches Reich; gest. in Cambridge, Mass., US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler russisch-jüdischer Herkunft; lehrte u. a. an der Harvard University in Cambridge, Mass.; befasste sich insbesondere mit Konjunkturforschung und analysierte die Bestimmungsgründe für das Wachstum der Volkswirtschaften; führte den Begriff des Bruttosozialprodukts ein; 1971 Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften
  • 1.5.1901–27.1.1945: Antal Szerb (Aussprache: sserb), geb. in Budapest, ungarischer Schriftsteller; er schrieb auch unter dem Pseudonym A. H. Redcliff; der Sohn zum Katholizismus konvertierter Juden studierte erst in Graz klassische und moderne Philologie und ab 1920 in Budapest Hungarologie, Germanistik und Anglistik; von 1924 bis 1929 lebte er in Italien und Frankreich, 1930 in London; er promovierte 1924 und war von 1937 an Literaturprofessor an der Universität in Szeged; 1934 erschien seine bis heute gelesene Ungarische Literaturgeschichte (A magyar irodalom története), 1938 seine Romantheorie Die Suche nach dem Wunder. Umschau und Problematik in der modernen Romanliteratur (unter dem eingedeutschten Namen Anton Szerb); 1941 wurde seine Literaturgeschichte der Welt veröffentlicht; er wurde am 27. Januar 1945 im Internierungslager Balf in West-Ungarn von Aufsehern erschlagen; Antal Szerb ist in Ungarn einer der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts; seit 2003 gewinnt er nach neuen Übersetzungen auch in Deutschland an Popularität; weitere Werke (Auswahl): Az angol irodalom kistükre, 1929 (Englische Literatur); Cynthia, 1932; A Pendragon legenda, 1934; Szerelem a palackban, 1935 (Liebe in der Flasche, Kurzgeschichten); Budapesti útikalauz marslakók számára, 1935; Utas és holdvilág, 1937; VII. Olivér, 1943 (Oliver der VII, veröffentlicht unter dem Pseudonym A. H. Redcliff); A királyné nyaklánca, 1943 (Das Halsband der Königin); Száz vers, 1943/1944 (100 Gedichte); Übersetzungen ins Deutsche (Auswahl): Die Pendragon-Legende, 1966; Der Wanderer und der Mond, 1974; Reise im Mondlicht, 2003; Das Halsband der Königin, 2005
  • 8.5.1901: Vámbéry kehrt vom Sultan zurück, Herzl solle bald vom Sultan empfangen werden; Herzl im Tagebuch (8.5.1901): „ … Vámbéry … schimpfte auf den Sultan, der ihn fort u. fort zurückgehalten habe. Aber vorerst das Resultat: Der Sultan wird mich empfangen! Nicht als Zionisten, sondern als Chef der Juden u. einflussreichen Journalisten. „Als ich kam“, erzählte Vámbéry, „empfing er mich misstrauisch: Warum kommst du? – Ich sagte, dass ich vom König v. England eingeladen sei; vielleicht habe er dem etwas zu bestellen. Zweitens erachte ich es für nöthig, die öffentliche Meinung für ihn zu verbessern, darum solle er einen der angesehensten u. einflussreichsten Journalisten (mich) empfangen. Sechsmal hat er mich wiederkommen lassen, bis er es mir zugestand. Der Kerl ist total verrückt u. ein Räuber. Das Neueste ist, dass er die ganze europäische Post beschlagnahmt hat. Einen Krieg, denkt er sich, werden sie ihm darum nicht machen. Vom Zionismus dürfen sie ihm nicht sprechen. Das ist eine Phantasmagorie. Jerusalem ist ihnen so heilig wie Mekka. Aber doch ist der Zionismus gut – gegen das Christentum. Ich will, dass der Zionismus fortexistiert – darum habe ich Ihnen die Audienz verschafft – denn sonst hätten Sie nicht vor Ihren Congress hintreten können. Sie müssen Zeit gewinnen u. den Zionismus fortfristen … In Geduld werden Sie sich aber fassen müssen. Es kann 8 oder 14 Tage dauern, bis Sie vorkommen“ … [Herzl:] Uebrigens bin ich mit diesem Ergebniss hochzufrieden, vorausgesetzt, dass ich wenigstens eine Stunde mit dem Sultan reden kann. Dann verspreche ich ihm die Heilung seiner Uebel u. flösse ihm Vertrauen ein. Wenn er mir jetzt schon Palästina verkaufen wollte, wäre ich ja in der grössten Verlegenheit. Ich will ja erst noch das Geld auftreiben. Vorläufig brauche ich den Korb, den er mir geben wird. Diesen Korb werde ich dann füllen … „
  • 10.5.1901: Herzl im Orient Express mit Wolffsohn und Oskar Marmorek, Richtung Konstantinopel. Zuvor hatte es mit Vámbéry, der ja angeblich gar kein Geld will, Streit bzw. eine grosse Missstimmung gegeben, weil Vámbéry die „Provision“, die die zionistische Bewegung für die Ermöglichung der Audienz beim Sultan zur Verfügung stellt, mit anderen, die ebenso am Zustandekommen beteiligt waren und denen Herzl sein Wort gab, teilen soll
  • 11.5.1901–3.1.1988: Rose Ausländer (Rosalie Ausländer, geborene Scherzer), bedeutende deutschsprachige jüdische Lyrikerin, geb. in Czernowitz/Bukowina, gest. in Düsseldorf; 1941-1944 im jüdischen Ghetto Czernowitz, wanderte 1946 in die USA aus; lebte ab 1965 in Düsseldorf. Wegen einer schweren Arthritis war sie seit 1978 bettlägerig; da sie selbst nicht mehr schreiben konnte, diktierte sie ihre Texte seither. In ihrer Lyrik spricht sie von Verfolgung, Exilserfahrung, Leid und Einsamkeit; Werke: „Der Regenbogen“, 1939; "Blinder Sommer", 1965 (die wichtigste Gedichtsammlung; Gedenken an den "Aschensommer" der Judenverfolgung); "Ges. Gedichte", 1976; „Mutterland“, 1979; „Mein Atem heisst jetzt“, 1981; „Ich spiele noch“, 1987
  • 13.5.1901: Herzl in Konstantinopel, im selben Hotel Royal, in denselben Zimmern wie beim ersten Besuch mit Newlinski 1896; in den nächsten Tagen Vorgespräche mit wichtigen, unwichtigen, sich wichtig tuenden Leuten …
  • 18. Mai 1901: Herzl wurde vom türkischen Sultan Abd ul-Hamid II. empfangen – morgens ins Palais gerufen, musste er bis zum Abend in quälendem Warten ausharren; endlich sollte ihm der Medjidié-Orden II. Klasse verliehen werden (den der III. Klasse hatte Herzl schon), den Herzl (auf Anraten von Leuten, die sich damit auskannten: Wellisch) ablehnte und mitteilte, unter der I. Klasse könne er nichts annehmen, was den Beamten des Sultans wütend machte, er zog dann damit wieder ab, nicht ohne darauf hinzuweisen, er werde das dem Sultan melden; wenige Minuten später kam man dann mit dem Grosscordon der Medjidié, d. h. mit dem gewünschten Orden der I. Klasse; wiederum einige Minuten später wurde Herzl dann endlich zum Sultan geführt (ca. zweistündige Unterredung; Dolmetscher türkisch-französisch-türkisch: Ibrahim Bey; Herzl hatte sich schon seit Tagen für dieses Gespräch präpariert, alle möglichen Wendungen des Gesprächsverlaufs gedanklich durchgespielt und die passenden Bemerkungen, Fragen und Antworten parat); nach Begrüssung und diversen „Salamaleks“ dankte Herzl für die „Verleihung des hohen Ordens“ und bot – darauf hinweisend, dass alles strikt geheim bleiben müsse, was der Sultan zusagte – erneut und direkt „grosse Dienste“ an (d. h. Geld zur Beseitigung der türkischen Staatsschuld im Gegenzug für den Erlass judenfreundlicher Massnahmen und deren Kundmachung in geeigneter Weise); der Sultan brachte seine Sympathie für die Juden zum Ausdruck, er verlasse sich überhaupt nur auf „Muselmanen und Juden“, er habe sein Reich immer für jüdische Flüchtlinge als Zufluchtsort offen gehalten und versprach den Juden dauernden Schutz, wenn sie in seinen Ländern Zuflucht suchen würden (Herzl erhebt und verneigt sich); eine Kundmachung judenfreundlicher Schritte könne beispielsweise über den Chacham baschi (= Oberrabbiner, dies war zu dieser Zeit Moses Halevi, vgl. 1826-1910) erfolgen, was Herzl aber ablehnte (Herzl wusste von D. F. Markus, vgl. 1870-1944, dass der „Chacham baschi“ bei Nennung von Herzls Namen jeweils ausspuckte), es müsse nicht nur in der Türkei, sondern in der Welt verbreitet werden; das Osmanische Reich benötigte einen grossen industriellen Aufschwung durch das Engagement von Juden, die Herzl ins Land schicken würde; der Sultan stimmte zu, fragte gleichzeitig aber direkt nach einer finanzstarken Persönlichkeit bzw. nach einem Financier, der dem Lande neue Ressourcen schaffen könne, der offiziell dann in den osmanischen Regierungsapparat eingegliedert und quasi als Unterstaatssekretär dem Finanzminister beigeordnet werden, an Herzl berichten und als Mittelsmann zwischen Sultan und der zionistischen Bewegung mit Herzl als Anführer installiert werden solle; Herzl entwickelte dann eine grosse Zukunftsvision der wirtschaftlichen Entwicklung, der Ausbeutung der Rohstoffe, der Monopolisierung der Elektrizität des Landes usw., nannte grosse mögliche Projekte („eine neue Stambulbrücke, so hoch, dass die grössten Schiffe darunter durchfahren könnten in den Hafen des Goldenen Horns …“), woraufhin ihn der Sultan wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte: Herzl solle sich zunächst um die Beseitigung der Staatsschuld kümmern; nach zwei Stunden liess Herzl das Gespräch einschlafen, davon ausgehend, dass er den Sultan für sich und seine Sache interessiert habe und erneut eingeladen werde; Herzl hielt dann resümierend fest, dass man im Wesentlichen Übereinstimmung gefunden habe, dass alles geheim bleibe und wünschte sich noch eine judenfreundliche Kundgebung zu einem näher zu bestimmenden Zeitpunkte (das würde der nächste Kongress sein) sowie eine genauere Darstellung der finanziellen Lage und des Vorgehens bei der Beseitigung der Staatsschuld (Dette publique); dies alles wurde ihm zugesagt; die Audienz war beendet; beim Hinausgehen streckten sich ihm im Vorzimmer viele Bakschischhände entgegen; Herzl verteilte Goldstücke; draussen am Tor [Herzl, Tagebuch:] „wieder eine Bakschischrauferei. Um meinen Wagen drängten sich eine Menge Kerle. Ich verteilte Louis [= Goldstücke] so lange ich hatte … „
  • 21. Mai 1901: Herzl, Tagebuch, während der Rückreise auf dem rumänischen Schiff Principesa Maria: „Mein Eindruck vom Sultan war, dass er ein schwacher, feiger, aber durch u. durch gutmüthiger Mensch ist. Ich halte ihn weder für tückisch, noch für grausam, sondern für einen tief unglücklichen Gefangenen, in dessen Namen eine räuberische, infame, verlumpte Camarilla die äussersten Schändlichkeiten begeht … Abdul Hamid Khan II ist ein Sammelname für das schuftigste Spitzbubengesindel, welches jemals ein Land unsicher und unglücklich gemacht hat. Ich habe nie die Möglichkeit einer solchen troupe de malfaiteurs auch nur geahnt. Die Ehrlosigkeit der Trinkgeldnehmerei, die an den Thoren des Palastes beginnt u. erst an den Stufen des Thrones aufhört, ist wahrscheinlich noch das Schlimmste nicht. Alles ist Geschäft u. jeder Beamter oder Functionär ist ein Gauner. Wenigstens höre ich das von allen Seiten u. was ich von der Wirthschaft kennen gelernt habe, lässt mich glauben, dass es keine Verleumdung ist. Ich kann diese anonyme Bande von Strolchen nur einem giftigen Schlangenbündel vergleichen. Die schwächste, kränkste u. unschädlichste Schlange hat ein Krönlein auf. Aber die Heeresschlange hat eine so merkwürdige Struktur, dass es aussieht, als wäre das gekrönte Haupt dasjenige was Alles beisst u. vergiftet. Die Rotte von Yildiz Kiosk ist die richtige bande de malfaiteurs. Sie verlaufen sich nach begangener Schandtat, u. da es immer Mehrere waren, ist Keiner verantwortlich, als er, der Herr, in dessen Namen es geschieht. Und um diesen Namen ist aller Schrecken verbreitet, den nur ein raffinirt grausamer Verbrecher auf dem Throne verbreiten kann, während doch die Verbrecher um den Thron herum sind … Ich sehe ihn noch vor mir, diesen Sultan des endenden Räuberreiches. Klein, schäbig, mit dem schlecht gefärbten Bart, der wahrscheinlich immer nur zum Selamlik, einmal in der Woche frisch angestrichen wird. Die Hakennase eines Polichinells, die langen gelben Zähne mit der grossen Lücke rechts oben. Das Fez tief über die wahrscheinlich kahle Stirn gezogen, die abstehenden Ohren dienen als Hosenschützer wie ich zur Belustigung meiner Freunde von solchen Fezträgern zu sagen pflegte: damit nämlich der Fez nicht bis auf die Hosen herunterrutsche. Die kraftlosen Hände in zu grossen weissen Handschuhen, u. die unpassenden groben bunten Manschetten. Die meckernde Stimme, die Beschränktheit in jedem Wort, die Furchtsamkeit in jedem Blick. Und das regiert! Allerdings nur scheinbar u. nominell. Aber was ist der wirkliche Schuft hinter der grotesken Maske dieses armen Sultans? … “
  • 29.5.1901: Herzl trifft sich in Franzensfeste/Südtirol mit Arminius Vámbéry zur Besprechung der Audienzergebnisse
  • 30.5.1901: Herzl besucht in Karlsruhe Grossherzog Friedrich von Baden zur Herstellung einer Verbindung zum Zaren
  • 30.5.1901–21.2.1969: Itzik Manger (Itzig Manger), geb. in Tschernowitz, gest. in Gedera, Israel; jiddischer Schriftsteller, der seine Werke auch selbst vortrug; "Prinz der jiddischen Ballade"; 1940 Flucht nach England, dann in die USA und nach Israel (1967); humoristisch-geistreiche Darstellung der jüdischen Stammväter und -mütter in „Khumesh Lider“ (1935); in seinem Hauptwerk „Das Buch vom Paradies“ (1939, deutsch 1963) stellt er das Paradies satirisch als Abbild der ostjüdischen Welt dar
  • 31.5.1901–9.6.1901: Herzl in Paris
  • 1. Juni 1901 Herzl, Tagebuch: „Wenn einmal der Judenstaat existieren wird, wird Alles klein u. selbstverständlich erscheinen. Vielleicht wird ein gerechterer Geschichtsschreiber finden, dass es immerhin etwas war, wenn ein mittelloser jüdischer Journalist inmitten der tiefsten Erniedrigung des jüdischen Volkes, zur Zeit des ekligsten Antisemitismus, aus einem Lappen eine Fahne u. aus einem gesunkenen Gesindel ein Volk gemacht hat, das sich aufrecht um diese Fahne schaarte“
  • 4. Juni 1901: Herzl erleidet in Paris einen Ohnmachtsanfall (Tagebuch Herzl, 5.6.1901): „Gestern Abend wieder einen Anfall von Gehirnanämie. In einem solchen werde ich einmal bleiben. Ich befand mich auf einer Spazirfahrt im Bois, als ich im Wagen ohnmächtig wurde. Ich legte mich zuerst auf zwei Stühle im Dickicht u. fuhr dann mit stark vermindertem Bewusstsein nach Hause. Heute bin ich wieder wohler. Aber meine Nerven sind hin. Diese leeren Strohdreschereien in den allnachmittäglichen Conferenzen bei Nordau halte ich nicht mehr aus … “
  • Juni 1901 Muhammad Dschuad Bey löst Tafik Pascha als Gouverneur Jerusalems ab
  • 17.6.1901: Brief Herzls an den Sultan, worin er ihm mitteilt, dass es ihm, Herzl, gelungen sei, über seine Freunde eine erste für die Türkei notwendige Zahlung in Höhe von 1,5 Mio. türkischen Pfund sicherzustellen in Form der Gründung einer „Grossen Osmanisch-Jüdischen Gesellschaft für Kleinasien“ (Grande Compagnie Ottomane-Juive pour l’Asie Mineure) mit einem Aktienkapital von 5 Mio türkischen Pfund, die die Entwicklung von Landwirtschaft, Industrie und Handel Kleinasiens, Palästinas, Syriens mit grosszügiger jüdischer Einwanderung und jüdisch-wirtschaftlicher Betätigung verbinden soll und deren künftige Erträge über eine Anleihe kapitalisiert und dem Sultan zur Verfügung gestellt würden
  • 27.6.1901: Gründung des Verbandes "Kibbuz Achim" mit dem Ziel, die Neuankömmlinge der ersten Alija bei der Suche nach Arbeit und Unterkunft zu unterstützen
  • 2.7.1901: Brief Herzls, Wien, an Chaim Weizmann in Genf, in dem er ihn bittet, einen geplanten "Jungzionisten-Congress" wieder abzusagen: " ... Es ist selbstverständlich, dass wir Ihnen in ein solches Vorhaben nicht dreinreden würden, wenn nicht zwingende politische Gründe vorlägen. Die Ereignisse der letzten Zeit und der Zustand, in welchem die gegenwärtigen Verhandlungen schweben, nötigen uns jedoch, an Ihre zionistische Gesinnungstreue und Parteidisziplin zu appellieren und Sie zu bitten, für die nächste Zeit von diesem Vorhaben abzustehen. Ueberhaupt würde es dem Zwecke nicht entsprechen, wenn internationale zionistische Versammlungen stattfinden, bevor die zur Verhandlung kommende Materie vom sogenannten grossen, das heisst vom allgemeinen Zionistencongress genügend geklärt ist. Wir brauchen Ihnen nichts zur Begründung unseres Wunsches zu sagen. Sie können sich denken, dass jetzt schon alle internationale zionistische Kundgebungen allerorten Aufmerksamkeit erregen, namentlich aber in der Türkei, und dass es selbst bei der grössten Behutsamkeit und Klugheit des Präsidiums auf einem solchen Congresse leicht vorkommen kann, dass irgendwelche Aeusserungen fallen, welche den Argwohn betheiligter Factoren wecken und unsere ganze mühsame Arbeit auf das Empfindlichste, vielleicht sogar für immer stören können ... "
  • 8.7.1901: George Antheil in Trenton (New Jersey) geboren, polnisch-amerikanischer Komponist fortschrittlichster Richtung, Oper „Transatlantic“ 1930 in Frankfurt/Main, später in Amerika
  • Juli 1901: Jerusalem: Die öffentliche Bibliothek "Midrasch Abravanel" öffnet ihre Tore, Keimzelle der späteren Staats- und Universitätsbibliothek
  • 28.7.1901: Aus Herzls Tagebüchern erfahren wir, dass Herzl im Juli 1901 auch versucht hatte, mit Cecil Rhodes zusammenzukommen, damit „seine Südafrikaner … die türkische Schuld unter der Hand zusammenkaufen … dann würde ich [Herzl] dem Sultan sagen: hier die Befreiung von der Dette [Staatsschuld] für Hingabe Palästinas – u. den Juden würde ich sagen: hier Palästina für x + y. X der Betrag, um den die Südafrikaner die Dette zusammenkauften, y der Gewinn, den sie sich dafür ausbedingen …“; die Antwort von Rhodes war kurz und bündig: „ … if he [Herzl] wants any tip from me, I have only one word to say, and that is let him put money in his purse …“ – es gelang Herzl bzw. seinen Helfern in England nicht, ein persönliches Treffen mit Cecil Rhodes, der am 26. März 1902 starb, zu arrangieren; am 4. August 1901 hatte Herzl noch an Joseph Cowen in London geschrieben: "Ich denke fort u. fort über diese Cecil-Sache nach u. sehe darin augenblicklich das Wichtigste, wichtiger als Sultan, Czar, Kaiser u. König. Er liebt den Geldgewinn, er kann mit seinen Freunden zwei Millionen Pfund u. mehr verdienen, wenn er uns hilft ... Sie können mich auch für eine Hühnerjagd oder was Sie wollen anmelden. Ich schiesse gern, obwol ich seit Jahren andere Sorgen hatte. Schliesslich werde ich mir auch nichts daraus machen, wenn ich von der Jagd bredouille heimkehre ... "
  • 31.7.1901–3.12.1952: Rudolf Slánský, geb. in Nezvěstice (Böhmen, heute Tschechien), hingerichtet (gehängt) in Prag (mit 9 seiner Mitangeklagten als letzte Opfer des Stalin-Terrors: Slánský-Prozess; der Prozess wurde gegen 13 führende Partei- und Staatsfunktionäre der KPČ inszeniert, darunter 7, nach anderen Quellen 11 Juden); war tschechischer Politiker (Generalsekretär der Kommunistischen Partei und Vizepräsident der Tschechoslowakei 1946-1951, er konnte die Kommunistische Partei zur mitgliederstärksten Partei der ČSSR ausbauen und damit eine der Voraussetzungen für die Machtübernahme der Kommunisten 1948 schaffen); Slansky trat im Jahr 1921, ein Jahr nach seinem Abitur, der Kommunistischen Partei bei und war faktisch ab dieser Zeit Parteifunktionär; 1929 wurde er Mitglied des Zentralkomitees und als Anhänger von Klement Gottwald, der zu diesem Zeitpunkt die Macht in der Partei übernommen hatte, auch des Politbüros; von 1935 bis 1938 war er Parlamentsabgeordneter, 1938 ging er nach Moskau und wurde dort Mitglied der Auslandsleitung der KSČ, in dieser Funktion nahm er 1944 auch am Slowakischen Nationalaufstand teil; 1945 kehrte er in die Tschechoslowakei zurück und wurde im gleichen Jahr Generalsekretär der KSČ; in dieser Funktion war er massgeblich an der Bekämpfung der demokratischen Parteien und der Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1948 beteiligt und für die Verfolgung zahlreicher Gegner der Kommunistischen Partei verantwortlich; am 8. September 1951 wurde er als Generalsekretär entlassen und erhielt den Posten eines stellvertretenden Ministerpräsidenten; am 23. November 1951 wurde er im Zuge der Fieldaffäre verhaftet und des Hochverrats angeklagt; die Motivation dürfte einerseits darin zu sehen sein, dass Gottwald sich – mit Billigung Stalins (Ziel war, den "Titoismus", d. h. nationalkommunistische Strömungen in den Führungseliten der sowjetischen Satellitenstaaten, zu beseitigen und sie unter Kontrolle moskautreuer Stalinisten zu bringen; der Prozess stand in engstem Zusammenhang mit der antisemitischen Kampagne in der Sowjetunion während der letzten Jahre der Stalin-Herrschaft:"Ärzteverschwörung") – eines potentiellen Rivalen entledigen wollte, andererseits spielten auch antisemitische Motive eine wichtige Rolle, Slánský war wie die Mehrzahl seiner Mitangeklagten jüdischer Abstammung; in einem Schauprozess im November 1952 wurde er als angeblicher „Leiter eines staatsfeindlichen Verschwörungszentrums“ (die Vorwürfe im Einzelnen: "Sabotage, Spionage, Trotzkismus, Titoismus Zionismus") zum Tode verurteilt und am 3. Dezember 1952 zusammen mit zehn weiteren Mitangeklagten hingerichtet; die Asche der Hingerichteten wurde dem Streusplitt im Winterdienst beigemischt und auf einer Strasse bei Prag verteilt; am 8.9.1963 wurde Rudolf Slánský juristisch rehabilitiert (ebenso auch Mordechai Oren, ein Mitglied der israelischen Mapam, der nach Abbüssung von drei Jahren einer zehnjährigen Gefängnisstrafe begnadigt und nach Israel repatriiert worden war), 1968 auch durch die Partei; Angeklagte und zum Tode Verurteilte im Slánský-Prozess (20.–27. November 1952): Vladimír Clementis, Otto Fischl, Josef Frank, Ludvík Frejka alias Ludwig Freund, Bedřich Geminder, Rudolf Margolius, Bedřich Reicin, Hanus Lomsky, André Simone alias Otto Katz, Rudolf Slánský, Otto Šling, Karel Šváb; Slanskys Witwe veröffentlichte 1969 ihren "Bericht über meinen Mann. Die Affäre Slansky" (Josefa Slánská: Zpráva o mém muži); der Slansky-Prozess gab das Signal für eine Reihe von judenfeindlichen Willkürakten der Justiz, Hunderte von tschechischen Juden wurden inhaftiert oder in Arbeitslager deportiert; nach Stalins Tod 1953 entspannte sich die Lage, die Opfer wurden jedoch erst Ende der 50er-Jahre oder noch später rehabilitiert
  • 6. August 1901: Herzl lernt gemeinsam mit seinem Sohn Hans Türkisch
  • 7. August 1901: Brief Herzls, Alt-Aussee, an Buber, Edlach/Niederösterreich, in dem er ihm die Leitung des zionistischen Organs "Die Welt" anträgt, da Feiwel die Redaktion niederlegen möchte (Buber nahm wenige Tage später unter Bedingungen an)
  • 8. August 1901: Brief Herzls, Alt-Aussee, an Richard Gottheil, Badenweiler, in dem er Gottheil darum bittet, gegen den Ersatz Palästinas durch Amerika öffentlich Stellung zu nehmen: " ... Bei Gelegenheit meiner letzten Zusammenkunft in London und Paris mit einigen bedeutenderen Gegnern unserer Bewegung habe ich die verblüffende Wahrnehmung gemacht, dass diese Herren im Besitze einer Lösung unserer Frage sind, die Sie [sic] mir mit überlegenem triumphierenden Lächeln als die einzig richtige angaben. Das Allheilmittel ist nämlich nach ihrer Behauptung Amerika, und alle Anstrengungen, wenn sie überhaupt welche machen, sollten darauf gerichtet sein, die Emigration nach Amerika zu lenken. Diese "Entdeckung von Amerika" hat den besonderen Vortheil, dass die Herren sich nicht weiter den Kopf zu zerbrechen brauchen und den alten Schlendrian weiter gehen lassen können. Nun habe ich sowohl von Ihnen als auch von anderen Freunden wiederholt gehört, dass es mit der Allheilsamkeit Amerikas keineswegs besonders weit her ist, und dass es auch dort eine bedeutende und immer mehr anwachsende Judenmisère gibt. Ich glaube daher, dass es von Wert wäre, einen Artikel an weithin sichtbarer Stelle gegen diese merkwürdige Entdeckung von Amerika zu schreiben, und wer wäre dazu geeigneter als Sie, verehrter Freund, mit ihrer Competenz, Autorität und Sachkenntnis. Ich legen Ihnen daher nahe ... einen Artikel für die "Welt"'zu schreiben, der dann an leitender Stelle erschiene, und auf den wir ausdrücklich aufmerksam machen würden als eine Widerlegung dieser bequemen Ausflucht unserer Herren Wohlthäter. Als Titel würde sich empfehlen: "Die Entdeckung von Amerika" ... "
  • 11. August 1901: Brief Herzls an Vámbéry: Vámbéry solle dem Sultan nochmals klarmachen, was Herzl und die Zionisten alles für ihn tun können, Herzl hätte dem Sultan sogar einen „Torpedozerstörer besorgen“ und ihm die französische Demütigung ersparen können [die Franzosen hatten zur Durchsetzung einer strittigen Forderung gegen die Türkei mit Kriegsschiffen die Insel Mytilene besetzt und waren erst abgezogen, nachdem das osmanische Reich sich zu einer ratenweisen Bezahlung verpflichtet hatte]; im Übrigen bietet Herzl Vámbéry 300 000 Gulden für die Besorgung des Charters zur jüdischen Besiedlung Palästinas; das Geld könne er nach Belieben zur Erreichung des Zwecks einsetzen oder für sich behalten, das Ergebnis zählt; - der Brief zeigte Wirkung: Vámbéry, der angeblich kein Geld benötigt, antwortet, er wolle im Zweifel selbst einen wichtigen Posten in der osmanischen Regierung einnehmen oder sogar den Sultan stürzen [!]
  • 6.9.1901: in Buffalo Attentat auf den amerikanischen Präsidenten McKinley, dem er am 14.9.1901 erliegt
  • 6.9.1901–22.9.1972: Francesco von Mendelssohn, geb. in Berlin, gest. in New York, Cellist, dann Theaterregisseur, auch Schauspieler, Sohn des Bankiers Robert von Mendelssohn, Bruder der Schauspielerin Eleonora von Mendelssohn, er lebte und arbeitete in Berlin, New York, Paris, Venedig, Kalifornien, dann wieder New York
  • 14. September 1901: Theodore Roosevelt 26. amerikanischer Präsident (bis 3.3.1909)
  • September 1901: Ernennung von Chaim Klovrisky-Margalit zum neuen J. C. A.-Direktor für Untergaliläa (er ist erklärter Zionist und bringt einen Aufschwung der Siedlungstätigkeit)
  • 24. September 1901: Brief Herzls, Alt-Aussee, an Wolffsohn, Köln: "Mein lieber Daade, Dein Freund [gemeint ist Jacobus H. Kann] ist unzuverlässig, das weiss ich seit 1898, als er in London versprach, nach Palästina mitzukommen u. dann nicht kam. Die Zusammenkunft in München [eine für die nächsten Tage geplante Sitzung] hatte keinen Zweck, dennoch war ich bereit, weil ich zu keinem Versuch zu faul bin. Nun kommt er nicht. Was sollte da geredet werden? Die Geschichte mit der Debe [= Deutsche Bank]? Ich schrieb dir schon vor Wochen, dass ich einverstanden bin. Er soll doch gleich nach Berlin fahren u. die Sache machen. Du kannst ja die Bedingungen mit ihm vorher besprechen. Mit einem Telegramm kannst du mich in Kenntnis setzen u. [in zwei Stunden] meine Zustimmung kriegen ... Jede Bedingung lässt sich formuliren u. telegraphiren. Also wozu die überflüssige Reiserei? Ich glaube nicht an seine Tüchtigkeit. Geschmust ist schon genug. Auch von Deiner Unterredung mit Seligmann [Isaac Seligmann, London] halte ich nichts. Dabei kommt nichts heraus, das kenne ich schon. Es soll mich freuen, wenn ich mich irre. Wenn er so geneigt ist, warum macht er uns nicht flott? Das ist die Rechenprobe. Deine Kritik der Londoner Zustände ist scharf. Nur vermisse ich einen Vorschlag, wie du es besser machen willst. Ich habe schon meinen Plan. So wird's gehen. Heute ist mir nicht mehr bange um die Zukunft der JCT [Jew. Colonial Trust]. Die Banquiers imponiren mir gar nicht. Was sie können, kann ich auch. Nur kann ich mich auf mich verlassen. Den Glauben an die Fachleute habe ich gründlich verloren. Die haben uns ein wahnsinniges Geld gekostet u. hätten uns ruinirt, wenn ich zum Glück der Sache nicht ein solcher Gewaltmensch wäre. Es soll mich freuen u. wundern, sehr wundern, wenn du mit Deinem Hagen [= Kann] zusammen bis zur Boardsitzung einen Präliminarantrag der Debe fertig kriegst. Ich glaube es keinen Augenblick ... Herzlich grüsst Dein Benjamin"
  • 15. Oktober 1901: Brief Herzls, Wien-Währing, an Israel Zangwill in London: "Mein guter Zangwill, Sie müssen mir verzeihen, dass ich Ihren Brief 14 Tage liegen liess. Ich habe immer Viermännerwerk zu thun, in diesen Tagen sind noch 1 bis 1½ Männerarbeiten dazu gekommen. Die Article-Club-Sache ist interessant, verspricht aber doch keine so unmittelbare Förderung unserer Sache, dass ich das Opfer der Reise bringen sollte. Ich würde nur kommen, wenn ich sicher wäre, bei dieser Gelegenheit mit Cecil Rhodes zusammenzukommen. Dieser ist mir wichtig, wichtiger als die Lords u. der König Himself. Natürlich will ich ihn nicht wissen lassen, dass er mir so wichtig ist, weil das wol das sicherste Mittel wäre, ihn unnahbar zu machen. Nun denke ich mir die Sache so - und bitte Sie ausdrücklich, mit keinem Anderen als mit unserem Joë [= Joseph Cowen] davon zu sprechen - dass ich die Einladung des Article Club zunächst mit Dank annehme. Ich werde, wenn es mir irgend möglich ist, am 20. Nov. zur Debatte in London erscheinen. Dann möge Joë auf seinen Wegen Cecil Rhodes wissen lassen, dass ich "auf die Einladung des Article Club" nach London komme, aber am Tag vorher mit ihm, Cecil, eine Unterredung haben möchte. Wird dies festgemacht, so komme ich thatsächlich nach London. Wird es nicht festgemacht, so komme ich wahrscheinlich nicht (es müsste denn inzwischen noch ein anderer heute nicht vorhandener Beweggrund hinzukommen) u. ich werde mich dann beim Article Club mit meiner Arbeitsüberhäufung entschuldigen, was keine Lüge sein wird, es wäre denn, dass mich die Zionisten bis dahin fortjagen oder die Zeitung, die ich redigire, mich entlässt. Der Bischof von Ripon [William Boyd Carpenter] - ich wollte, wir hätten solche Rabbiner - ein edler und feiner Mensch, sagte mir seine freundschaftliche Hilfe zu, in Allem insbesondere bezüglich der Audienz beim König. Er wird Lord Suffield [Charles Harbord Suffield] gern unterstützen. Wenn ich dann wirklich nach Sicherung der Cecil-Unterredung nach London komme, kann ich ja Edward VII mitnehmen. Es wird wegen der Snobs gewiss nur nützlich sein. Sie sind ja alle aufs Hoffähige erpicht, die Idioten. Sie würden dann vielleicht sogar Geld hergeben. Und schon um des weltgeschichtlichen Humors willen, müsste man den Versuch machen. Mit herzlichen Grüssen und Ihre Nachricht erwartend bleibe ich Ihr getreuer Th. Herzl"
  • 10.11.1901-30.3.1983: Lisette Model, geb. in Wien als Elise Amelie Felicie Stern, römisch-katholisch getauft (ihr Vater, der sie später auch sexuell belästigte, war italienisch-österreichischer Arzt jüdischer Herkunft, ihre Mutter war römisch-katholische Französin), gest. in New York, US-amerikanische Fotografin, die mit ihren unsentimentalen, unretuschierten Eitelkeit, Unsicherheit und Einsamkeit thematisierenden close-up Bildern Aufsehen erregte; nachdem sie ab 1920 Harmonielehre und Kontrapunkt bei Schönberg und ab 1926 Gesang studiert hatte, wandte sie sich 1933 völlig von der Musik ab und widmete sich der Fotografie; bei einer Reise nach Nizza lernte sie ihren Mann, den französisch-jüdischen Maler Evsa Model, kennen; sie fotografierte die „reichen Nichtstuer“ in Nizza; diese Bilder wurden von einem kommunistischen Magazin gedruckt; sie nahm Unterricht bei Florence Henri; 1938 emigrierte sie mit ihrem Mann in die Vereinigten Staaten; schnell bekam sie Kontakt zu einflussreichen Persönlichkeiten wie Alexey Brodovitch, dem legendären Art Director von Harper's Bazaar und den Fotografen Ansel Adams und Berenice Abbott (sie wurde ihre langjährige Freundin); auf den Strassen New Yorks fotografierte sie Spiegelungen in Schaufensterscheiben und laufende Beine; zu den bekannten Persönlichkeiten, die sie portraitierte, gehören Frank Sinatra und Georges Simenon; 1952 begann sie eine Serie über Jazz, fotografierte unter anderem Louis Armstrong und Ella Fitzgerald; ab 1957 unterrichtete sie Fotografie; ihr Arbeitsmotto war: "Fotografiere niemals etwas, das dich gleichgültig lässt"; ihre bekannteste Schülerin wurde Diane Arbus
  • 15. November 1901 - 19. Februar 1982: Gerhard Leibholz
  • 17.11.1901-17.2.1982: Lee Strasberg (gebürtig Israel Strasberg), geb. in Budzanów, Österreich-Ungarn (heute Budaniw, Ukraine), gest. in New York, Schauspieler und Schauspiellehrer, der weltweit wohl berühmteste Schauspiel-Pädagoge ("Schauspiel ist die Fähigkeit, absolute Realität auf der Bühne zu erzeugen"); er wurde im Jahr 1901 im früheren Österreich-Ungarn als Sohn von Baruch Meyer Strasberg und Chaia Dina geboren und hatte drei Geschwister; 1909 emigrierte die Familie nach New York; er besuchte dort die hebräische High School; 1920 wurde er eingeladen, der Schauspielgruppe Students of Arts and Drama beizutreten; 1923 sah Strasberg Aufführungen von Stanislawskis Moskauer Künstlertheater während dessen Tournee in Amerika und war tief beeindruckt; im Folgejahr begann er eine Schauspielausbildung bei zwei der Moskauer Schauspieler am American Laboratory Theatre in New York; 1931 gründete er zusammen mit Harold Clurman und Cheryl Crawford das legendäre Group Theatre; 1933 führte er Regie bei dem Stück Men in White, für das die Gruppe den Pulitzer-Preis erhielt; 1936 war er der Regisseur von Johnny Johnson, einem der ersten in Amerika produzierten Anti-Kriegsstücke; kurze Zeit später wurde er amerikanischer Staatsbürger; 1948 übernahm Strasberg als Intendant die künstlerische Leitung des New Yorker Actors Studio, die er bis zu seinem Tode innehatte; er entwickelte das Method Acting, das die Eindringlichkeit der schauspielerischen Darstellung steigern soll, indem der Schauspieler sich möglichst vollkommen mit der Rolle identifiziert; berühmte Schüler Strasbergs sind u. a. Marilyn Monroe, Nico, Rod Steiger, James Dean, Dustin Hoffman, Paul Newman, Harvey Keitel, Robert De Niro und Al Pacino; auch nach seinem Tod gilt das Method Acting immer noch als erfolgreiche Methode für einen Schauspieler, ein Höchstmass an Identifikation mit der darzustellenden Rollenfigur zu erreichen, und wird auch weiterhin am Actors Studio gelehrt; auch nachfolgende Schauspielergenerationen und so bekannte Vertreter wie Johnny Depp, Angelina Jolie, Jack Nicholson und Anthony Hopkins machen sich die Methode für ihre Rollenarbeiten zu eigen; Strasberg wirkte selbst als Darsteller in einigen Filmen mit, so z. B. in der Rolle des Hyman Roth im zweiten Teil von Coppolas Pate-Trilogie; für diese Leistungen erhielt er Nominierungen für den Oscar und den Golden Globe Award als Bester Nachwuchsdarsteller
  • 1901–1963: Lester Cohen, US-amerikanisch-jüdischer Schriftsteller

Bücher

  • M. Sachs, Die religiöse Poesie der Juden in Spanien, 21901 (zahlreiche Übersetzungen)
  • Ginzburg/Marek, erste jüdische Volksliedsammlung, 1901
  • P. D. Hartmann, Das Buch Ruth in der Midrasch-Literatur, Frankfurt/M. 1901
  • Protokolle jüdischer Geheimsitzungen in Frankreich, 1901
  • Markus Horovitz, Avne Zikkaron. Die Inschriften des alten Friedhofes der israelitischen Gemeinde zu Frankfurt a. M., Frankfurt/M. 1901
  • Samson Rothschild, Aus Vergangenheit und Gegenwart der israelitischen Gemeinde Worms, 2. Auflage 1901
  • Markus Hirsch Friedländer, Das Talmudstudium in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Jeschibot zu Nikolsburg, Posen und Pressburg, Wien 1901
  • Heinrich Grünau, Exil. Drama aus dem jüdischen Leben, Dresden 1901

Zeitungen und Zeitschriften

  • 1901–1904: Jeschurun, in Pleschen und Posen erschienen

1901 in Wikipedia


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