Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzyklopädie zum Judentum.
Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ... Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten) |
How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida |
Leptospirose
Klassifikation nach ICD-10 | ||
---|---|---|
A27.0 | Leptospirosis icterohaemorrhagica (Weil-Krankheit) | |
A27.8 | Sonstige Formen der Leptospirose | |
ICD-10 online (WHO-Version 2013) |
Eine Leptospirose ist eine Infektionskrankheit, die durch bestimmte Krankheitserreger der Gattung Leptospira (aus der Ordnung der Spirochäten) verursacht wird.
Es handelt sich dabei um eine meldepflichtige Zoonose, deren natürliche Wirte vor allem Ratten und Mäuse, im Falle der Schweinehüterkrankheit auch Schweine und Rinder sind. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt durch Kontakt mit Urin, Blut oder Gewebe infizierter Tiere bzw. verunreinigtem Wasser.
Leptospirosen des Menschen
Auf der Grundlage seiner Antigen-Eigenschaften wird der den Menschen befallende Erreger Leptospira interrogans in 24 Serogruppen mit über 200 Serovaren unterteilt. Zu erwähnen sind hierbei:
- die Weil-Krankheit, ICD-10: A27.0; die häufiger als andere Leptospirosen einen schweren Verlauf nehmen kann; verursacht durch L. interrogans serovar icterohaemorrhagiae (erstmals beschrieben 1915[1] durch I. Inada und Y. Ido)
- Weil-ähnliche Krankheiten (oder „andere Leptospirosen“), ICD-10: A27.8; wie
- das Batavia-Fieber, in Italien als „Reisfeldfieber“ bekannt, durch L. Bataviae verursacht
- die Schweinehüterkrankheit oder „Bouget-Gsell-Krankheit“, durch L. Pomona
- das Zuckerrohrfieber (die Zuckerplantagenleptospirose) durch L. interrogans Serovar australis oder pyrogenes.
- das Canicola-Fieber durch L. Canicola
Leptospira biflexa ist, im Gegensatz zu Leptospira interrogans, für den Menschen apathogen.
Die Leptospirose kann als Berufskrankheit (BK 3102) bei Personen, die berufsbedingt engen Umgang mit Tieren und Tierabfällen haben (Schlachthofpersonal, Metzger, Veterinäre, Tierwärter, Fischer, Kanalarbeiter), entschädigt werden.
Übertragungsweg
Leptospiren gelangen über den Urin infizierter Säugetiere (Ratten, Hunde, Mäuse, Igel) in die Umwelt. Durch kleine Hautverletzungen oder über die Schleimhaut kann der Mensch sich mit dem Erreger anstecken.
Häufigkeit
2011 erkrankten in Deutschland 51 Menschen an Leptospirose, was einer Inzidenz von 1 auf ca. 1.600.000 entspricht. Damit ist die Leptospirose eine sehr seltene Krankheit in Deutschland, die in der Regel nur in Einzelfällen aus anderen Ländern eingeschleppt wird. Gelegentlich tritt die Leptospirose aber auch hier epidemieartig auf.[2] 2014 wurden 160 Fälle verzeichnet, 2015 wurden 85 Erkrankungen und 2016 93 Fälle nachgewiesen, 2017 hingegen 126.[3]
Der letzte Ausbruch fand im Juli 2007 unter Erntehelfern auf einem Erdbeerfeld bei Düren statt. Dabei erkrankten etwa 30 Arbeiter am Feldfieber. Dies war der erste dokumentierte derartige Vorfall seit über 40 Jahren.[4]
Verlauf
In etwa 90 % der Fälle verläuft die Leptospirose ähnlich wie eine Grippe. Den klassischen Verlauf findet man vor allem beim Morbus Weil, aber auch andere Leptospiren können einen schweren Verlauf hervorrufen. Im Blut des Wirtes vermehren sich die Leptospiren ein bis zwei Wochen, gelegentlich auch bis zu 26 Tage, bevor sich Symptome entwickeln. Diese bestehen aus Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen. Eine Bindehautentzündung sowie Waden- und Schienbeinschmerzen werden häufig beobachtet. Dieses Stadium dauert etwa 3–7 Tage. Daraufhin folgt eine kurze Phase von 2–3 Tagen, in der es dem Patienten etwas besser geht.
Es schließt sich eine zweite, fieberhafte Krankheitsphase an, die bis zu 30 Tage dauert. Dieser Zeitraum ist am ehesten Ausdruck einer Immunreaktion mit zirkulierenden Immunkomplexen, ausgelöst durch die Endothelschädigung. Bei der schweren Verlaufsform, dem Morbus Weil, kann es in dieser Zeit zu Schädigungen der Leber kommen. Beim Canicolafieber, das mittelschwer verläuft, steht eine Meningitis im Vordergrund, ebenso beim eher gutartig verlaufenden Feldfieber.
Komplikationen
Schwerste Verlaufsformen findet man beim Morbus Weil, der mit Leber- und Nierenversagen einhergehen und bis zum Tod führen kann.
Die Bindehautentzündung kann bis zu 4 Wochen andauern.
Diagnose
In der ersten Krankheitsphase kann ein Erregernachweis aus der Blutkultur gelingen. Häufig sind allerdings die Kulturen zu langsam, so dass keine erfolgreiche antibiotische Behandlung mehr erfolgen kann. Daher wird vermehrt Antikörperdiagnostik eingesetzt, die einen schnelleren Nachweis der Leptospiren-Infektion ermöglicht.
In der zweiten Krankheitsphase ist diagnostisch ausschließlich die Serologie erfolgversprechend. IgM- und später auch IgG-Antikörper sind über längere Zeit nachweisbar. Der Erregernachweis gelingt am ehesten direkt durch Dunkelfeldmikroskopie.
Therapie
Therapie der Wahl ist Penicillin i.v., das allerdings nur in den ersten 5 Tagen der Erkrankung wirksam ist. Wie auch bei anderen Spirochäten kann beim Einsatz von Penicillin eine Jarisch-Herxheimer-Reaktion auftreten. Auch Doxycyclin und Cephalosporine der 3. Generation wirken gut gegen Leptospiren.
In der zweiten Phase der Erkrankung ist der Einsatz von Antibiotika nicht mehr sinnvoll, da es sich um eine Immunreaktion handelt. In dieser Phase können nur der Flüssigkeitsverlust, das Fieber und eventuelle Organschädigungen symptomatisch behandelt werden.
Prognose
Insgesamt ist die Prognose bei leichten Verlaufsformen gut.
Schwere Verlaufsformen, insbesondere der Morbus Weil, können allerdings unbehandelt mit einer Sterblichkeitsrate (Letalität) von bis zu 30 % einhergehen.
Leptospirosen der Tiere
- Leptospirose der Hunde
- Leptospirose der Wiederkäuer
- Leptospirose des Schweins
- Mondblindheit (Leptospirose-assoziierte Augenerkrankung bei Pferden)
In Deutschland zählen Infektionen von Tieren mit Leptospiren zu den meldepflichtigen Tierkrankheiten.[5]
Einzelnachweise
- ↑ Werner Köhler: Weilsche Krankheit. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 1470.
- ↑ Robert Koch Institut: Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2011.
- ↑ Epidemiologisches Bulletin des Robert-Koch-Instituts Nr. 3, 18. Januar 2018
- ↑ Die Rückkehr des Feldfiebers in Deutschland: Leptospira-Grippotyphosa-Ausbruch unter Erdbeerpflückern. In: Robert Koch Institut: Epidemiologisches Bulletin. 14. März 2008.
- ↑ Anlage zu § 1 der Verordnung über meldepflichtige Tierkrankheiten (TKrMeldpflV) in der Fassung der Bekanntmachung vom 11. Februar 2011 (BGBl. I S. 252), zuletzt geändert durch Artikel 381 der Verordnung vom 31. August 2015 (BGBl. I S. 1474).
Literatur
- Hanns-Wolf Baenkler, U. Clement: Innere Medizin. (= Duale Reihe Innere Medizin). Thieme, 2001, ISBN 3-13-128751-9, S. 1225–1226.
- Ulrike Wagner, Christina Hohmann: Reise- und Infektionskrankheiten. Govi-Verlag, Eschborn 2004, ISBN 3-7741-0987-7, S. 154–157.
- Peter Georgi, Elvira Bierbach: Infektionskrankheiten und Infektionsschutzgesetz: Allgemeine und spezielle Infektiologie, kommentierte Gesetzestexte, Prüfungsfragen. Elsevier, Urban & Fischer-Verlag, 2006, ISBN 3-437-56771-3, S. 127–129.
- E. R. Cachay, J. M. Vinetz: A global research agenda for leptospirosis. In: J Postgrad Med. 2005 Jul-Sep;51(3), S. 174–178. Review. PMID 16333188
- S. N. Ahmad, S. Shah, F. M. Ahmad: Laboratory diagnosis of leptospirosis. In: J Postgrad Med. 2005 Jul-Sep;51(3), S. 195–200. Review. PMID 16333192
- Y. Kobayashi: Human leptospirosis: management and prognosis. In: J Postgrad Med. 2005 Jul-Sep;51(3), S. 201–204. Review. PMID 16333193
Weblinks
- Leptospirose – Informationen des Robert-Koch-Instituts
- Die Leptospirose bei der WHO (englisch)
- RKI: Leptospirosen in Deutschland, 1962–2003 (Centers for Disease Control and Prevention, englisch)
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten! |
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Leptospirose aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |