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Liste der Stolpersteine in Stegen
Die Liste der Stolpersteine in Stegen führt die vom Künstler Gunter Demnig verlegten Stolpersteine in Stegen auf, einer Gemeinde im Südschwarzwald. Stolpersteine erinnern an das Schicksal der Menschen, die von den Nationalsozialisten ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Sie liegen im Regelfall vor dem letzten selbstgewählten Wohnsitz des Opfers.
Rettung von neun Juden in Stegen
Pater Heinrich Middendorf war der erste deutsche katholische Priester, der vom Staat Israel in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem für seinen mutigen Einsatz als „Gerechter unter den Völkern“ geehrt wurde.
„Die von Pater Middendorf aufgenommenen Menschen wussten vereinzelt gar nicht, dass sie nicht die einzigen versteckten Juden im Kloster waren. Gerhard Zacharias kannte Lotte Paepcke, die in der Gärtnerei untergebracht war, zwar dem Namen nach, dass sie sich allerdings das gleiche Schicksal teilten, wussten beide nicht. Pater Bernd Bothe ist es zu verdanken, dass der große Mut Pater Heinrich Middendorfs bekannt wurde.“
Pater Bernd Bothe, sein Mitbruder, recherchierte in den 1990er Jahren das Wirken von Pater Middendorf. Er sprach mit den Überlebenden und recherchierte deren Schicksale. Er beschrieb die Person Heinrich Middendorp und deren Rettungsbemühungen auf einer Website, siehe unter Weblinks.
Gedenkarbeit in Stegen
Gunter Demnig erweiterte im Jahr 2003 das ursprüngliche Konzept, welches alle Opfergruppen umfasst hatte, und weitete es aus auf die sogenannten „stille Helfer“ oder „unbesungene Helden“. In der Folge wurden Stolpersteine auch verlegt für Gerechte unter den Völkern, beispielsweise Gertrud Luckner in Freiburg und Heinrich Middendorf in Stegen. Gemeinsam mit dem Stolperstein für den Retter wurden in Stegen auch Stolpersteine für die neun geretteten Juden gesetzt. Die Initiative dazu ging vom evangelische Religionslehrer Klaus Storck und seiner damaligen zehnten Klasse aus. Das Kolleg St. Sebastian wird – mittels der Stolpersteine – auch künftigen Schülergenerationen, die "selbst nicht einmal mehr über ihre Großeltern eine biographische Verbindung zur dunklen Zeit des Nationalsozialismus haben können", die Tragweite dieser Mordtaten vermitteln können. Oberstudiendirektor Eberhard Breckel sprach bei der Verlegung der Stolperseitevon der Umkehrung eines alt bekannten Sprichwortes: statt Aus den Augen, aus dem Sinn nunmehr In den Augen und im Sinn.[1][2][3]
Liste der Stolpersteine
Die Tabelle ist teilweise sortierbar; die Grundsortierung erfolgt alphabetisch nach dem Familiennamen des Opfers. Die Verlegedaten finden sich in einem eigenen Absatz unterhalb der Liste.
Bild | Inschrift | Standort | Leben |
---|---|---|---|
HIER
ÜBERLEBTEN 1933-1944 |
Stegen, Kolleg St. Sebastian ⊙47.9841237.960995 |
Dieser Stolperstein beschreibt das Kolleg St. Sebastian, in dem P. Heinrich Middendorf während des NS-Regimes und während des Holocaust neun jüdische Mitbürger aufgenommen und versteckt hatte. Dadurch rettete er sie vor dem sicheren Tod. Pater Middendorf beherbergte zahlreiche Menschen, die aufgrund der Luftangriffe in Norddeutschland evakuiert worden waren. Er konnte Juden und Jüdinnen in diesen Gruppen verstecken. Auf Lebensmittelkarten war er nicht angewiesen, weil das Kloster ausreichend Feldfrüchte anbaute. Einen jüdischen Jungen, Peter Paepcke, setzte er gemeinsam mit christlichen Jungen als Messdiener ein. Dieser machte seine Sache so gut, dass niemand auf den Gedanken kam, er wäre nicht katholisch und getauft.[4] | |
DIETER
BACHENHEIMER EVA BACHENHEIMER |
Stegen, Kolleg St. Sebastian ⊙47.9841237.960995 |
Dieter Bachenheimer | |
Eva Bachenheimer | |||
IRMGARD
GIESSLER URSULA GIESSLER |
Stegen, Kolleg St. Sebastian ⊙47.9841237.960995 |
Irmgard Gießler geb. Freytag stammte aus einer war jüdischen Familie, konvertierte jedoch vor ihrer Hochzeit mit einem katholischen Journalisten 1928 zum Katholizismus. Ihr Mann war Rupert Gießler (1896-1980), der spätere Vorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbandes (DJV). Das Paar hatte eine Tochter, Ursula, geboren 1936. Nach der Stabilisierung des Regimes von Adolf Hitlers waren Frau und Tochter aufgrund der nationalsozialistischen Rassenideologie massiv gefährdet. Daher wurde zuerst im Hochsommer 1944 die Tochter, in der Folge auch Irmgard Giessler selbst im Ordenshaus der Herz-Jesu-Priester in Stegen in Sicherheit gebracht. Um als Angestellte des Ordenshauses zu gelten, fungierte Irmgard Gießler in Middendorfs Büro als Sekretärin. Ihr Ehemann besuchte sie regelmäßig, er kam im Regelfall mit dem Fahrrad. Als Freiburg, sein Wohnsitz, am 27. November 1944 bombardiert wurde, entkam er nur deshalb, weil er die Andacht der Klostergemeinschaft abgewartet hatte um sich zu verabschieden. Irmgard Gießler und ihre Tochter konnten das NS-Regime in Stegen überleben.[5][6] | |
Ursula Giessler | |||
HEINZ-KASIMIR
KARMIOL HELGA KARMIOL |
Stegen, Kolleg St. Sebastian ⊙47.9841237.960995 |
Heinz-Kasimir Karmiol | |
Helga Karmiol | |||
LOTTE
PAEPCKE PETER PAEPCKE |
Stegen, Kolleg St. Sebastian ⊙47.9841237.960995 |
Lotte Paepcke | |
Peter Paepcke | |||
GERHARD
ZACHARIAS |
Stegen, Kolleg St. Sebastian ⊙47.9841237.960995 |
Gerhard Zacharias | |
VERSTECKT/GERETTET
VOR DEPORTATION UND TOD VON PATER HEINRICH MIDDENDORF SCJ |
Stegen, Kolleg St. Sebastian ⊙47.9841237.960995 |
Heinrich Middendorf SCj wurde am 41. August 1898 in Aschendorf geboren. Er besuchte Volks- und Rektoratsschule in seinem Geburtsort und wechselte 1912 an die Humanistische Lehranstalt der Ordensgemeinschaft der Herz-Jesu-Priester in Sittard, Niederlande. Nach Ende der Schulzeit trat er in den Orden ein. Sein Noviziat absolvierte er in Fünfbrunnen; Luxemburg. Er studierte Philosophie, Theologie, Orientalistik und Bibelwissenschaften unter anderem an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, weiters in Münster und Berlin. 1923 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1927 war er Kaplan in verschiedenen Gemeinden Südbadens, ab 1932 nahm er Aufgaben im Ordenshaus in Bendorf wahr, ab 1936 als Rektor. 1934 promovierte er im Fach Bibelwissenschaften. Von 1938 bis 1946 war er Rektor des Ordenshauses Kolleg St. Sebastian in Stegen, versteckte neun jüdische Bürger und rettete sie so vor der Shoah. Ab 1946 fungierte er als Rektor im Freiburger Ordenshaus, ab 1949 war er Mitglied der Generalleitung des Ordens in Rom. 1956 ging er als Missionar in den Kongo und war bis zu seinem Tod am 10. August 1972 in Osnabrück Mitglied der Ordensprovinz Zaire.
Postum, 1994, wurde er mit dem Titel Gerechter unter den Völkern ausgezeichnet. |
Verlegedatum
Die Steine müssen zweimal verlegt worden sein, denn es gibt Abbildungen von zwei verschiedene Anordnungen.
Einzelnachweise
- ↑ FORUM SCHULSTIFTUNG: Stolpersteine in Stegen, von Dietfried Scherer
- ↑ Paul Thoben: Stolpersteine in Aschendorf und Stegen, abgerufen 2019-08-08. Dieser Text bietet einen soliden Überblick über die Genese des Demnig'schen Erinnerungsprojekts.
- ↑ Paul Thoben: Stolpersteine erinnern an Pater Heinrich Middendorf, abgerufen 2019-08-08
- ↑ Israel Gutman, Daniel Fraenkel, Jacob Borut (Hg.): Lexikon der Gerechten unter den Völkern, Deutsche und Österreicher, Wallenstein Verlag 2005, S. 198f, online: Middendorf, Heinrich; Akte 5837
- ↑ Israel Gutman, Daniel Fraenkel, Jacob Borut (Hg.): Lexikon der Gerechten unter den Völkern, Deutsche und Österreicher, Wallenstein Verlag 2005, S. 199, online: Middendorf, Heinrich; Akte 5837
- ↑ http://www.freiburger-rundbrief.de/de/?item=283
Weblink
- Pater Heinrich Middendorf, Gerechter unter den Völkern (Waisen, Juden, Menschen in Bedrängnis - Lebensschicksale in Stegen von 1942 bis 1945), verfasst von Bernd Bothe, Februar 1998
- Middendorf, Heinrich; Akte 5837, Biographie aus dem Lexikon der Gerechten unter den Völkern, Deutsche und Österreicher, hg. von Israel Gutman, Daniel Fraenkel, Jacob Borut, Wallenstein Verlag 2005, S. 198f
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Liste der Stolpersteine in Stegen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar. |