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Luise Rainer

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Luise Rainer auf einem Porträt von Carl van Vechten (September 1937)

Luise Rainer (geb. 12. Januar 1910 in Düsseldorf; gest. 30. Dezember 2014 in London) war eine deutsche Schauspielerin jüdischer Herkunft. 1935 nahm sie ein Angebot für einen Siebenjahresvertrag der Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) an und zog in die Vereinigten Staaten, wo sie schnell populär wurde.[1] 1937 gewann sie einen Oscar als beste Hauptdarstellerin in dem Film Der große Ziegfeld, 1938 einen weiteren in der gleichen Kategorie für den Film Die gute Erde. Ihre Karriere in Hollywood endete nach einem Streit mit Louis B. Mayer von MGM im Jahr 1938. Luise Rainer zählte zuletzt zu den wenigen noch lebenden Stars ihrer Generation und war im Jahre 2014 die älteste noch lebende Oscargewinnerin.

Leben und Werk

Frühes Leben und Anfänge als Schauspielerin

Luise Rainer wurde als Tochter des erfolgreichen Geschäftsmannes Heinrich Rainer und seiner Ehefrau Emilie in eine jüdische Familie geboren. Im Laufe ihrer Kindheit zog sie nach Hamburg und später nach Wien. Sie hatte zwei Brüder. Schon früh interessierte sie sich für das Showbusiness und galt als sehr sportlich. Ihren Vater beschrieb Rainer später als „tyrannisch“ und „besitzergreifend“, während sie ihre Mutter, eine Pianistin, als „liebend“, aber sehr abhängig von ihrem Vater beschrieb. Luise Rainer kehrte unter einem Vorwand in ihre Heimatstadt Düsseldorf zurück und absolvierte dort zwischen 1927 bis 1928 eine Ausbildung zur Theaterschauspielerin an der 'Hochschule für Bühnenkunst', die dem Schauspielhaus Düsseldorf von Louise Dumont und Gustav Lindemann angeschlossen war. Ihr Vater war gegen eine Arbeit als Schauspielerin und nannte Rainer eine „Hure“.[1] Ein erstes Engagement hatte sie von 1928 bis 1931 am Schauspielhaus in Düsseldorf. In den folgenden Jahren drehte sie ihre ersten Filme, darunter 1932 Sehnsucht 202 und Madame hat Besuch und wurde von Max Reinhardt für das Wiener Theater in der Josefstadt engagiert.

Kurze Karriere in Hollywood

In Wien wurde ein Talentsucher auf sie aufmerksam[1] und 1935 nahm Louis B. Mayer sie für MGM unter Vertrag. Die Studiopublicity lancierte Rainer als Österreicherin. Sie wurde als neue Greta Garbo vermarktet; die gleiche Methode wandte Mayer auch bei Hedwig Kiesler an, die er in Hedy Lamarr umbenannte.

Ihre erste Hollywood-Rolle hatte Luise Rainer 1935 an der Seite von William Powell in Escapade, nachdem Myrna Loy für mehr Geld gestreikt und die Rolle abgelehnt hatte. Neben Powell agierte die Rainer in zwei weiteren Filmen. Schon mit ihrer zweiten Rolle als Anna Held in dem aufwändig produzierten Musical Der große Ziegfeld aus dem Jahr 1936 bekam sie den Oscar als beste Hauptdarstellerin. Berühmt wurde die Szene, in der Anna Held, frisch geschieden von Ziegfeld, diesem am Telefon zu seiner neuen Hochzeit gratuliert und dabei ihre Tränen hinter einem Lächeln verbirgt. Sie wurde somit zur einzigen deutschen Schauspielerin, die je einen Oscar gewann. Solche dramatischen Szenen wurden danach zu einem Markenzeichen von Rainer, die für die Darstellung auch den New York Film Critics Circle Award gewann. Wegen ihrer emotionsgeladenen Filmauftritte bekam sie sogar den Spitznamen „die Wiener Träne“ – „the Viennese Teardrop“. 1937 wurde Rainer in Die gute Erde als chinesische Bäuerin eingesetzt, die Hungersnot und Revolution erlebte und sich für Mann und Familie aufopferte. Die Rolle der O-Lan hatte zwar nur wenig Text, doch Luise Rainer überzeugte die Kritiker durch Mimik und Gestik, was ihr zum zweiten Mal den Oscar als beste Hauptdarstellerin einbrachte.

Anschließend spielte Rainer Hauptrollen in teuren Produktionen wie Dramatic School und The Great Waltz, jedoch waren viele ihrer Filme beim Publikum nur mittelmäßig erfolgreich. Ende 1937 kündigte sie ihren laufenden Vertrag und verließ Hollywood. Im Studio galt die Schauspielerin als schwierig, weil sie bessere und vielfältigere Rollentypen forderte. Zudem soll ihr damaliger Ehemann Clifford Odets regelmäßig in die Karriereplanung hineingeredet haben. Studioboss Louis B. Mayer rief ihr bei der Kündigung hinterher: „Wir haben Sie erschaffen, wir werden Sie vernichten!“, woraufhin Rainer angeblich antwortete: „Gott hat mich erschaffen – in 20 Jahren sind Sie tot, ich aber werde eine berühmte Schauspielerin sein.“[1]

Späteres Leben

Am 10. März 1940 hatte sie in George Bernard Shaws Saint Joan am Belasco Theatre in Washington, D.C. einen großen Theatererfolg. Regie führte der deutsche Emigrant Erwin Piscator, der seit seinem Fortgang aus Deutschland 1931 nicht mehr am Theater gearbeitet hatte und damals in Washington auf die Gründung eines US-amerikanischen Nationaltheaters hinwirkte. Nach weiteren Auftritten am Theater drehte Rainer 1943 ihren letzten Film in den USA und zog sich danach dauerhaft nach London zurück, wo sie bis zu ihrem Tod lebte. Pläne für ein Comeback zerschlugen sich. Federico Fellini wollte die Schauspielerin in La Dolce Vita einsetzen. Als Rainer feststellte, dass sie eine Bettszene mit Marcello Mastroianni drehen sollte, reiste sie überstürzt von den Dreharbeiten aus Rom wieder ab. Danach zog sich die Schauspielerin zurück und kehrte nur für zwei Gastauftritte auf die Leinwand zurück. 1997 war Rainer als Großmutter in Der Spieler von Károly Makk nach dem gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewski zu sehen.

Rainer war in zweiter Ehe mit dem Verleger Robert Knittel verheiratet, dem Sohn des Schweizer Schriftstellers John Knittel. Ihre Tochter Francesca Knittel Bowyer ist Schauspielerin und Schriftstellerin.[2]

Luise Rainer bei ihrer Einführung auf dem Boulevard der Stars in Berlin 2011.

Bis zu ihrem Tod blieb Rainer die einzige deutsche Schauspielerin, die einen Oscar als beste Hauptdarstellerin gewann. Vor Spencer Tracy war sie die erste Person, die zwei Jahre hintereinander in einer der wichtigsten Kategorien erfolgreich war. Sie reiste noch zweimal nach Los Angeles zu einer Oscar-Verleihung: 1998 und 2003. Zudem wurde sie mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame, Höhe 6300 Hollywood Boulevard, geehrt. Am 5. September 2011 reiste Rainer nach Berlin, um einen Stern auf dem Boulevard der Stars entgegenzunehmen. Ihr Stern war der 21., der im Jahre 2011 vergeben wurde, nachdem 2010 insgesamt 20 Sterne vergeben wurden. Der Stern wurde als Ausnahme vergeben und das nicht ohne Kontroverse.[3] Rainer war bei der Eröffnung des Boulevard der Stars 2010 vergessen worden, obwohl sie die einzige deutsche Schauspielerin war, die bei den Academy Award's gewonnen hatte.[3] 2011 wurde sie trotz Nominierung durch die Jury (Senta Berger, Gero Gandert, Uwe Kammann, Dieter Kosslick and Hans Helmut Prinzler) abgelehnt.[4]

Im Oktober 2010 startete eine Kampagne, angeführt durch Musik Manager Paul DH Baylay, der die Auslassung von Rainer auf dem Boulevard bemerkte.[5] Baylay initiierte die Kampagne in Deutschland und forderte die Presse und Politiker auf, auf die Schauspielerin und ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Die Kampagne wurde durch den Zentralrat der Juden unterstützt. Im August 2011 gab der Boulevard der Stars nach Kampagnen auf Facebook, email und Briefen, angeführt durch Baylay, der eine Schlüsselfigur dieser Entscheidung war, endgültig nach und zeichnete Rainer mit dem zusätzlichen Stern aus.

Rainer starb am 30. Dezember 2014 im Alter von 104 Jahren in London an den Folgen einer Lungenentzündung.[6][7]

Filmografie

Fernsehen

  • 1949: The Chevrolet Tele-Theatre (1 Episode)
  • 1951: Faith Baldwin Romance Theatre (1 Episode)
  • 1952: Schlitz Playhouse of Stars (1 Episode)
  • 1950/1953: Lux Video Theatre (2 Episoden)
  • 1954: Suspense (1 Episode)
  • 1965: Combat! (1 Episode)
  • 1984: Love Boat (1 Episode)

Auszeichnungen

Rainer zerschneidet mit Klaus Wowereit das goldene Band des Boulevards der Stars (2011)

Literatur

  • Marten Rolff im Gespräch mit Luise Rainer: Die letzte Göttin. In: SZ vom 23. Juli 2009.
  • Prokasky, Judith: Luise Rainer. Ausdruck und Anspruch. Erscheinungsbilder einer Schauspielerin. In: Filmblatt, 12. Jg., Heft 33, Frühjahr 2007, S. 4–18.
  • Prokasky, Judith: Zu deutsch für Hollywood? Die Schauspielerin Luise Rainer. In: Heimat und Exil. Emigration der deutschen Juden nach 1933. Ausstellungskatalog Jüdisches Museum Berlin/Haus der Geschichte der BRD. Frankfurt a. M. 2006, S. 212–217.

Weblinks

 Commons: Luise Rainer – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Luise Rainer aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.