Jewiki unterstützen. Jewiki, die größte Online-Enzy­klo­pädie zum Judentum.

Helfen Sie Jewiki mit einer kleinen oder auch größeren Spende. Einmalig oder regelmäßig, damit die Zukunft von Jewiki gesichert bleibt ...

Vielen Dank für Ihr Engagement! (→ Spendenkonten)

How to read Jewiki in your desired language · Comment lire Jewiki dans votre langue préférée · Cómo leer Jewiki en su idioma preferido · בשפה הרצויה Jewiki כיצד לקרוא · Как читать Jewiki на предпочитаемом вами языке · كيف تقرأ Jewiki باللغة التي تريدها · Como ler o Jewiki na sua língua preferida

Münzfernsprecher

Aus Jewiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Münzfernsprecher (Abkürzung der Deutschen Bundespost: MünzFw) - auch Münztelefon oder kurz Münzer genannt - ist ein Telefonapparat, der es nach Einwurf von Münzgeld ermöglicht, eine Telefonverbindung herzustellen.

Allgemeines

In Deutschland sind zwei unterschiedliche Arten von Münzern gebräuchlich:

  • der öffentliche Münzfernsprecher ist der Öffentlichkeit zugänglich, an Straßen und Plätzen aufgestellt sowie in höherer Dichte an Verkehrsknotenpunkten wie Bahnhöfen und Flugplätzen, siehe Telefonzelle (Deutschland)
  • der private Münzfernsprecher (im Telekom-Jargon: Teilnehmer-Münztelefon). Private Münzfernsprecher findet man zum Beispiel in Gaststätten, Betrieben, Hotels und Vereinsheimen. Die Geräte können gemietet oder käuflich erworben werden. Das Gerät wird an eine Telefonleitung angeschlossen, für die der Betreiber des Gerätes Anschluss- und Verbindungsgebühren zu entrichten hat. Die Münzeinnahmen stehen dem Betreiber zu, siehe Clubtelefon.

Notrufnummern (110, 112) und freeCall-Rufnummern (0800) können bei allen öffentlichen Münzfernsprechern auch ohne Münzeinwurf erreicht werden.

Telefonate über Call-by-Call Vorwahlen anderer Anbieter sind im Regelfall nicht möglich.

Münzfernsprecher sind überwiegend in Telefonhäuschen (TelH) oder Telefonhauben (TelHb) eingebaut. Außerdem können Münzfernsprecher an so genannten Medienträgersystemen (MTS) oder mit Hilfe eines Wandbefestigungsrahmens beziehungsweise einer Adapterplatte an eine Wand montiert werden.

Einige Geräte gibt es als Tischmodell oder kombiniertes Tisch/Wandmodell. Der historische Teilnehmer-Münzfernsprecher 55b (Tln Mü 55b) ist ein Beispiel für ein Tischmodell. Dieser befand sich überwiegend in Gaststätten, Hotels und ähnlichen Einrichtungen, teils auf dem Tresen oder auch in Fernsprechkabinen und wurde umgangssprachlich auch als „Groschengrab“ bezeichnet.

Öffentliche Münzfernsprecher gibt es nur als Wandgeräte.

Die Entwicklung ging vom mechanischen, über den elektromechanischen, teilelektronischen bis zum heutigen elektronischen Münzfernsprecher.

Über einen Zeitraum von mehr als 35 Jahren (ungefähr 1928 bis 1965) wurde der Münzfernsprecher 28 eingesetzt. Dieser Münzfernsprecher war sowohl für selbstgewählte Ortsgespräche als auch für handvermittelte Ferngespräche verwendbar. Es konnten in 4 verschiedene Einwurfschlitze 1 DM-, 50 Pf-, 10 Pf- und 5 Pf-Münzen eingeworfen werden. Bei einem Ortsgespräch, das zeitunabhängig 20 Pf kostete, konnte nach Einwurf von zwei 10 Pf-Münzen die Rufnummer des Teilnehmers im gleichen Ortsnetz gewählt werden. Bei einem Ferngespräch wurde zuerst das Fernamt angerufen. Die vermittelnde Person nahm den Verbindungswunsch auf, fragte, wie lang das Gespräch mindestens dauern wird und nannte die Kosten des Gesprächs (z.B. 95 Pf für ein 3-Minuten-Gespräch über eine Entfernung von 60 km).

Der Anrufende wurde gefragt, in welcher Stückelung und Reihenfolge er die Münzen einwerfen wird. Am Ende des jeweiligen Münzkanals trafen die Münzen auf Klangstäbe. Die vermittelnde Person konnte somit hören, welche Münzen in welcher Anzahl eingeworfen wurden. Die vermittelnde Person hatte in der Zwischenzeit die Verbindung mit Verbindungsschnüren aufgebaut (unter Umständen waren je nach Entfernung weitere Personen daran beteiligt). Der Anrufer wurde aufgefordert, den Zahlknopf zu drücken, wonach die Münzen kassiert wurden. Die Verbindung wurde dann durchgeschaltet. Gegen Ende des Gespräches, wurde der Anrufer gefragt, ob er das Gespräch fortführen will. Gegebenenfalls wurde er aufgefordert, weitere Münzen einzuwerfen.

MünzFw 63 mit Sichtfenster. Drei Einwurfschlitze für 10-Pfennig, 50-Pfennig und 1-DM

Mit der Einführung des Selbstwählferndienstes und des Fernwahlmünzfernsprecher (MünzFw) zwischen ca. 1956 bis 1965 in der Bundesrepublik Deutschland erfolgte die Ablösung des Münzfernsprechers 28.

Der Fernwahlmünzfernsprecher (MünzFw) erlaubte auch Ferngespräche im „Selbstwählferndienst“ und war in der Lage, abhängig vom Preis der Fernverbindung und der Dauer des Gespräches fortlaufend Münzen zu kassieren. Bei den Münzer-Modellen MünzFw 56, 63 und 57 der Deutschen Bundespost konnte der „Sprechgast“ durch ein vorhandenes Sichtfenster sehen, wie die Reihe der eingeworfenen Münzen kürzer und kürzer wurde, und war dadurch in der Lage, rechtzeitig weitere Münzen nachzuwerfen. Diese Geräte hatten einen sehr komplexen, elektromechanischen Innenaufbau.

Münztelefontypen

Münztelefon 23

Münztelefon 23 der Deutschen Telekom

Das Münztelefon 23, 1992 bei der Deutschen Bundespost Telekom eingeführt, ist ein elektronisches softwaregesteuertes Münztelefon für analoge Anschlüsse. Es ist ausgestattet mit Münzprüfer, Münzspeicherwagen, und integriertem Einstell- Prüfprogramm. Es verfügt über eine Fernwartung, die mittels eines integrierten Modems Fehler (zum Beispiel Defekte an Baugruppen, fehlender Hörer), Betriebszustände (zum Beispiel volle Münzkassette) oder Aufbrüche (zum Beispiel Offenstehen der Kassettenanbautür, fehlende Münzkassette) selbstständig an ein Hintergrundsystem meldet, an das alle öffentlichen Münz- und Kartentelefone der Deutschen Telekom AG angeschaltet sind.

Das Münztelefon 23 besteht aus zwei Grundeinheiten, dem Geräteteil mit sämtlichen zum Betrieb notwendigen Baugruppen (BG) und dem unterhalb des Münztelefons befestigten Kassettenanbau mit der Münzkassette. Baugruppen sind:

  • Fernsprechkreis
  • Münzverarbeitung
  • Rechnersteuerung
  • Stromversorgung

Münztelefon 23 im Detail

  • Münzprüfer: Prüft die eingeworfenen Münzen auf Durchmesser, Dicke und Legierung
  • Münzspeicher: Zwischenspeicherung der durch den Münzprüfer für in Ordnung befundenen Münzen während des Gespräches, dabei wird der Wert der darin befindlichen Münzen registriert und gespeichert
  • Hauptplatine: Die Hauptplatine ist praktisch das Gehirn des Münzers, auf ihr befindet sich der EPROM mit der benötigten Geräte-Software, das Modem, der Fernsprechkreis, Rechnersteuerung
  • Mutterplatine: Auf der Mutterplatine sind die Baugruppen Münzprüfer, Münzspeicher sowie die Hauptbaugruppe aufgesteckt, des Weiteren werden alle anderen Baugruppen und die ankommende Telefonleitung an dieser angeschlossen, die Hauptbaugruppe befindet sich auf der Gehäuserückwand
  • Guthabenanzeige/Display: Zweizeiliges LC-Display mit 32 Zeichen je Zeile, hintergrundbeleuchtet
  • Netzteil: Schutzisoliert, 230 V, zur Versorgung der Hintergrundbeleuchtung des Displays (das Münztelefon 23 kann auch ohne Netzteil betrieben werden, es wird aus der Telefonleitung gespeist)
  • Tastenwahlblock (TWB): Tastenwahlblock aus Zinkdruckguss mit 16 Tasten, witterungsbeständig, widerstandsfähig gegen Vandalismus. Bei den älteren Tastwahlblöcken haben die Tasten nur Ziffern. Neuere haben zusätzlich zu den Ziffern noch Buchstaben. Dieser alphanumerische Tastenwahlblock wird bei Geräten mit SMS-Funktion benötigt.
  • überwachte Münzrückgabeschale: Diese meldet dem Rechner eine blockierte oder verklemmte Rückgabeklappe
  • Telefonhörer mit Panzerkabel: Der Telefonhörer ist entweder schwarz oder magentafarben
  • Handapparat-Aufhängung mit Gabelumschalter: Der Gabelumschalter hat einen berührungslos arbeitenden Reedkontakt

Anstelle des Kassettenanbaus wird überwiegend auch die stärker gegen Aufbruch geschützte Version, der Münztresor, angebaut.

Kassettenanbauten und Münztresore gibt es in unterschiedlichen Ausführungen, von älteren aus Stahl geschweißten Modellen, mit bohrgeschütztem Schloss, die weniger sicher sind, über Modelle mit Schlossschutz (Deckel beziehungsweise Verschraubungen, die sich vor dem eigentlichen Schloss befinden und dieses vor Manipulationen, Verstopfen und ähnlichem schützen), verstärkte Modelle aus speziellem bohrresistenten Stahl bis hin zu schweren gegossenen Tresoren die weitgehend aufbruchssicher sind.

Außer Telefonieren ist mit dem Münztelefon 23 bei vielen Standorten auch der Versand von SMS-Nachrichten möglich.

Telestation

Telestation (Langversion) der Deutschen Telekom AG

Alternativen zum reinen Münz- oder Kartengerät bieten Allpayment-Geräte, wie die „Telestation“ der Deutschen Telekom AG. Bei diesem Gerät handelt es sich um ein „Kombigerät“ welches Münzen, Telefonkarten (Chipkarten, sowie bei einigen aber nicht allen Geräten auch Geldkarten) und Kreditkarten annehmen kann. Auch dieses Modell wird zurzeit in unterschiedlichen Versionen (Langversion, Kurzversion, Wandversion) neu aufgebaut beziehungsweise als Ersatz für Telefonhäuschen eingesetzt. Die Telestation ist ein Gerät für ISDN-Anschlüsse.

BluePhone kompakt

BluePhone kompakt der Deutschen Telekom AG

Eine Weiterentwicklung der „Telestation“ ist das „BluePhone kompakt“. Das BluePhone ist ein Telefon für ISDN-Anschlüsse. Im Prinzip ist es eine stark verkürzte Telestation, ohne Fernkennzeichen (beleuchtetes Telekom Logo), welche zum Einbau in Telefonhäuschen vorgesehen ist. Das „BluePhone kompakt“ wird möglicherweise der Nachfolger des Münztelefon 23 werden, da die Produktion von Münztelefon-23-Komplettgeräten vom Hersteller eingestellt wurde. Der Hersteller der BluePhone Geräte ist die Firma IPM-PayPhone Systems GmbH.

Bei den „Telestationen“ und dem „BluePhone kompakt“, sind nur die Gehäuse (Stand- und Wandversionen) unterschiedlich, der eigentliche Geräteteil ist bei allen Modellen identisch und kann untereinander ausgetauscht werden. Dies erleichtert die Störungsbeseitigung und die Servicetechniker müssen weniger Ersatzteile mitführen. Dieses Geräteteil wird als „BluePhone“ bezeichnet. Das BluePhone ist eine Gerätetür an der alle zum Telefonieren benötigten Teile angebaut sind. Außen: Handapparat, Handapparataufhängung, Tastatur, Display, Münzeinwurf- und Kartenleserschlitz sowie die Rückgabeklappe des Münzrückgabebechers für nicht verbrauchte Münzen. Im Innern: Kartenleser, Münzprüfer, Münzspeicher, „Blue Face“ (ein Kasten der das eigentliche Telefonieren und das Kommunizieren mit dem Hintergrundsystem ermöglicht) mit diversen Schnittstellen und Anschlussbuchsen, an denen alle Baugruppen, der Handapparat und die Telefonleitung welche zum NTBA führt, angeschlossen werden.

Zukunft der Münzfernsprecher

Der Trend der letzten Jahre, Münztelefone durch Kartentelefone zu ersetzen oder komplett abzubauen, wird jetzt (Stand Juli 2006) bei der Deutschen Telekom wieder umgekehrt. Verstärkt werden wieder Münztelefone eingesetzt oder neu eingerichtet (wie das Allpayment-Gerät BluePhone kompakt), da der Umsatz an Kartengeräten rückläufig ist.

Weblinks

Wiktionary: Münzfernsprecher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Dieser Artikel basiert ursprünglich auf dem Artikel Münzfernsprecher aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Doppellizenz GNU-Lizenz für freie Dokumentation und Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported. In der Wikipedia ist eine Liste der ursprünglichen Wikipedia-Autoren verfügbar.